Digitale Wahlen

Digitale Wahlen mit VoteBase

Ein Wählen per Handzeichen oder – bei öffentlichen Wahlen – per Stimmzettel oder Briefwahl – ist das noch zeitgemäß? Nicht unbedingt, meint das Start-up VoteBase – und entwickelt an einem System (samt App), um Wahlen jeder Art sicher und digital abzuwickeln. Vermutlich keine schlechte Idee – aber ist sie auch praktisch umsetzbar?

Wenn Torwart Manuel Neuer eine Immobilie kauft, um sie zu vermieten, ist das keine Meldung wert. Investiert der Goalkeeper aus München aber in ein Start-up namens VoteBase, berichten die Medien darüber – sogar das ehrwürdige Handelsblatt. Natürlich ist es ein Vorteil für ein Start-up, wenn prominente Köpfe investieren. Auch die Start-ups, in die Schauspieler Ashton Kutcher sein Geld investiert, sind automatisch ein Hingucker. So ist es auch in diesem Fall.

Torwart Manuel Neuer hat in das Start-up VoteBase investiert

App will Wahlen digital ermöglichen

VoteBase will Wahlen „sicher digitalisieren“, wie es auf der Webseite heißt. Es prangt ein „Ethereum“-Logo auf der Startseite. Blockchain also, absolutes Hype-Thema – weil Krypto-Währungen durch die Decke gehen. Nur macht das das digitale Wählen mit einer App deswegen nicht automatisch sicher, aber dazu später mehr.

Viel sagen kann ich nicht über die Wahl-App von VoteBase – einer Firma mit Sitz in Bergisch-Gladbach. Denn die App gibt es noch nicht – und besonders auskunftsfreudig ist die Webseite auch nicht. Aber die Idee, digital wählen zu können, die ist zumindest interessant – und deshalb eine paar Überlegungen wert.

In einer idealen Welt eine gute Idee

Die Macher stellen klar: Mit VoteBase sollen sich nicht etwa nur Bundes- oder Landtagswahlen abhalten lassen, sondern Wahlen im Allgemeinen. Etwa in Unternehmen, Vereinen, Konzernen, Parteien. Das ist ein guter Anfang, denn auch hier wird häufig gewählt – und Wahlen sind ein logistisch aufwändiger Prozess, keine Frage.

Aber überspringen wir all das und kommen zur entscheidenden Frage – schließlich wird in vier Wochen in Deutschland gewählt: Wäre es klug, wenn wir digital wählen könnten – mit Smartphone?

In einer idealen Welt möglicherweise. In einer Welt, in der jede/r ein Smartphone hat, das nicht gehackt oder geknackt werden kann, in der flächendeckende Versorgung mit Mobilfunk garantiert ist (was Deutschland schon mal direkt ausschließt) und in der niemand auf die Idee käme, Opa Carlos oder Tante Gerda vorzuschlagen, für ihn/sie die Wahl zu übernehmen und „das mit der Wahl auf dem Handy mal eben schnell zu erledigen“, da ganz bestimmt nicht.

VoteBase

Es mangelt an Sicherheit – und vor allem an Vertrauen

Es kann einfach zu viel schiefgehen. Es gibt zu viele Kräfte, die ein vitales Interesse daran haben, westliche Wahlen zu beeinflussen und zu manipulieren – im In- wie im Ausland. Jedes digitale System hat Schwächen, also Angriffsflächen. Und die würden auch ausgenutzt. Und was vielleicht noch schlimmer ist: Selbst wenn das nicht passiert, würde genau das immer angenommen oder behauptet. Donald Trump ist es auch gelungen, Zweifel zu säen. Und wenn sich Briefwahlen manipulieren lassen, dann doch wohl erst recht digitale Wahlen – oder?

In einer Welt, in der erschreckend viele Menschen befürchten, mit einer Corona-Warn-App ausgespäht oder mit einer Luca-App in eine Diktatur gezwängt zu werden, in der wird es wohl nie Vertrauen in eine digital abgewickelte Wahl geben können. So weit sind wir einfach nicht – weder technisch, noch gesellschaftlich.

Das sind keine KO-Kriterien gegen die App. Die ist vielleicht super gemacht – und kann möglicherweise viele Wahlen stilvoll und effizient erledigen helfen. Aber politische Wahlen wohl eher nicht.

Zahl der Angriffe nimmt dramatisch zu

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