Immer mehr Cybercrime auf Telegram statt im Darknet

von | 22.09.2021 | Digital

Laut einer Studie nutzern immer mehr Cyberkriminelle den Telegram-Messenger anstelle des Darknet: Das macht Telegram zu einem immer wichtigeren Handelsplatz – und zu einem zunehmenden Problem.

Die meisten haben sicher schon mal vom Darknet gehört, ohne selbst jemals dort gewesen zu sein. Im „Dunkelnetz“ bewegen sich Nutzer anonym. Es ist kaum möglich, Nutzer zu identifizieren oder ihren Weg nachzuverfolgen.

Deshalb wird das Darknet intensiv als Handelsplatz für illegale Geschäfte genutzt (dabei gibt es durchaus auch nützliche Anwendungen im Darknet). Drogen, pornografisches Material, entwendete Login-Daten oder Passwörter – so etwas wird im Darknet gehandelt.

Darknet

Telegram ist bequemer – und genauso sicher

Doch nicht jeder hat Lust, den technischen Aufwand zu betreiben, um ins Darknet abzusteigen. Auch Kriminelle sind bequem – und die haben ein neues Lieblingswerkzeug für sich entdeckt: Telegram. Der Messenger also, den Attila Hildmann nutzt (oder besser: genutzt hat), um mal eben zum „Blitzkrieg“ aufzurufen. Schnell installiert. Verschlüsselte Kommunikation. Check.

Laut einer Studie, die die Financial Times veröffentlicht hat, entwickelt sich Telegram immer mehr zum neuen Lieblingshort für Cybercrime. Demnach werden vor allem erbeutete Zugangsdaten (etwa Login-Daten) oder auch Hacker-Werkzeuge über den verschlüsselten Messenger-Dienst angeboten und verkauft. Laut Studie bietet Telegram „eine immer wichtigere Alternative zum Darknet“. Die meisten denken sich wohl: Warum aufwändig, wenn es auch einfach geht.

Alles, was das kriminelle Herz begehrt

Hacker-Ausbeute, Drogenhandel, Antisemitismus, Pornografie: Auf der russischen Messenger-App scheint alles erlaubt. Ursprünglich gegründet wurde Telegram in Russland. Die Betreiber der App, die mittlerweile offiziell in Dubai sitzen, kooperieren grundsätzlich nicht mit Polizei und Sicherheitsbehörden. Hier unterscheidet sich Telegram offensichtlich deutlich von anderen Anbietern wie Facebook oder Google – und das zieht Kriminelle natürlich an, wie Motten das Licht.

Die Entwicklung kann uns nicht egal sein, denn wir sind alle betroffen. Ein konkretes Beispiel: Geleakte Datenbestände (etwa aus einem Hacker-Angriff erbeutete Zugangsdaten zu einem Portal oder auch persönlich Daten) werden heute auf Telegram-Kanälen mit zehntausenden Abonnenten zum Verkauf angeboten. Der kriminelle Handel geht schneller über die Bühne und erreicht mehr Leute. Bedeutet am Ende: Die Kriminalität nimmt deutlich zu.

Telegram ist nur schwer zu packen

Nur gelegentlich wird Telegram aktiv: Attila Hildmanns Reichweite hat Telegram empfindlich eingeschränkt. Auch dschihadistische Kanäle wurden gelöscht – oder nach dem Sturm aufs Capitol rechte Kanäle. Doch das sind Ausnahmen.

Das Problem hier bei uns: Telegram fällt nur bedingt unter das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG). Telegram ist halt nicht wirklich „öffentlich“. Eine Lücke, die eine neue Bundesregierung unbedingt nachbessern muss.

 

Warum Messenger mehr Sicherheit bei der Kommunikation bieten