Glasfaser: Schneller, nachhaltiger und vielseitiger als Kupferkabel

von | 02.11.2022 | Internet

Glasfaser: Die beste Art und Weise, mit dem Internet verbunden zu sein. Leider sind wir in Deutschland miserabel versorgt – und das hat seinen Grund in der Politik. Doch schauen wir nach vorne: Glafaser ist schnell – und verbraucht deutlich weniger Energie als Kupfer.

Die Bundesrepublik hat in diesem Jahr rund 3 Milliarden Euro investiert für schnelleres Internet, kommendes soll noch einmal der gleiche Betrag investiert werden. Dabei steht der Glafaserausbau im Fokus. Und tatsächlich sieht man derzeit an vielen Stellen im Land, wie die großen meiste orangefarbenen Bündel im Erdreich verlegt werden.

Allerdings: 3 Milliarden sind natürlich auch gerade in diesen Zeiten eine Menge Geld. Brauchen wir da wirklich die Glasfaser oder sollten wir vielleicht auf andere Lösungen setzen?

Brauchen wir Glasfaser wirklich? Ja!

Brauchen wir diese ganzen Glasfaserleitungen? Geht da nicht auch schneller Mobilfunk oder Satelliten-Internet?

Internet per Satellit ist nur in entlegensten Gebieten eine Alternative. Mobilfunk braucht auch Glasfaser, als Backbone – Rückgrat. Aber nichts, aber auch wirklich nichts führt an Glasfaser vorbei: Es ist die überlegene Technologie. Schneller, günstiger und nachhaltiger als alles andere. Glasfaser ist schneller, am Ende günstiger und effizienter als Kupfer, Mobilfunk und erst Recht Satellit.

Wir alle wissen, wie wichtig heute schnelles Internet ist. Nicht, damit die Online-Games möglichst ruckelfrei ablaufen – aber das vielleicht auch. Schnelles Internet ist auch und vor allem für Schule, Ausbildung und Arbeit wichtig. Dokumente schnell übertragen, Video-Konferenzen in gute Qualität, Baupläne verschicken. In der Pandemie haben wir bemerkt: Wir brauchen schnelles Internet. Der Bedarf nach Bandbreite wächst. Da ist in Deutschland allerdings noch extrem viel Luft nach oben.

Aber wir sind doch ein modernes Industrieland und verlegen doch jetzt auch Glasfaserleitungen, sind andere da so viel weiter?

Versorgung in Deutschland mit Glasfaser

😉 Die meisten sind deutlich weiter.

Das Industrieland Deutschland ist in punkto Digitalisierung extrem schlecht aufgestellt. Insbesondere beim Glasfaserausbau.: Nicht einmal 7% der stationären Breitbandanschlüsse sind heute Glasfaser. Und das bei einer Technik, die es seit 1981 gibt und seit gut zwei Jahrzehnten auch praxistauglich ist.

Obwohl Experten unstrittig in der Glasfaser die Zukunft der Datenübertragung sehen, gibt Deutschland im internationalen Vergleich nach wie vor ein miserables Bild ab. Laut Ranking des „FTTH-Council“ (FTTH steht für Fiber To The Home) von Ende 2021, rangiert Deutschland im weltweiten Vergleich nur auf Platz 34 bzw. Vor uns liegen sogar teils Länder wie Peru, Jordanien, Jamaika oder die Phillipinen!

Das Versagen der Politik – vor allem der CDU

In Deutschland wurde der Glasfaserausbau nicht verschlafen, er wurde verhindert. Bundeskanzler Helmut Schmidt wollte schon sehr früh, nämlich bereits 1981 Glasfaserausbau. Er hat darin die Zukunft gesehen und Pläne entwickelt, ganz Deutschland mit Glasfaser auszustatten. Der Spiegel hatte seinerzeit mehrfach darüber berichtet.

Wären die Pläne umgesetzt worden, schreibt der Fachdienst Golem.de, hätte Deutschland heute das beste Glasfasernetz der Welt. Denn es war geplant: 100% Glasfaser in Deutschland bis im Jahr 2015. Aber dann kam 1982 ein Regierungswechsel. Helmut Kohl wurde Bundeskanzler, jedoch hat er die Pläne des Glasfaserausbaus auf Eis gelegt – und stattdessen in Deutschland Kupferkabel verlegen lassen.

Glasfaserausbau in Deutschland wurde nicht verschlafen, sondern verhindert

Glasfaserausbau in Deutschland wurde nicht verschlafen, sondern verhindert

Kupferkabel stoßen an ihre Grenzen

Und damit sind die meisten von uns derzeit im Netz? Warum denn Kupferkabel, wenn die Wissenschaft damals schon sagte, Glasfaser ist die Zukunft. Wusste er es nicht besser, wollte auf altbewährte Technik setzen?

Altbewährt sind Kupferkabel für Kommunikation wirklich, seit den 1930er Jahren. In der Bundesrepublik nicht nur für Telefon und Beginn des Internets, sondern auch für Fernsehen per Kabel. Böse Zungen behaupten, Kohl habe um seinem Freund und Trauzeugen Leo Kirch zu helfen. Der hatte Sat.1 gegründet und wollte seine Lizenzen für Serien und Filme vermarkten können.

Kupferkabel hat da geholfen – denn Fernsehsendung werden bis heute noch vor allem analog übertragen. Da half und hilft Glasfaser nicht. Dann wurde 1989 auch noch die Telekom privatisiert: Sie musste Gewinne machen. Und das geht besser, indem alte Kupferkabel genutzt werden, statt neue Glasfaser teuer zu verlegen. Und so kam es, dass in Deutschland keine Glasfaser verlegt wurde.

So funktioniert Glasfaser

Eine einzelne Glasfaser ist nur etwa so dick wie ein Haar, etwa neun Mikrometer. Umgeben aus einem Mantel aus Glas von etwa 125 Mikrometer. Dieser Mantel schützt nicht nur, sondern ist für die Übertragung wichtig: Das Lichtsignal wird an der Glaswand im Kern reflektiert, bis es am Ziel ankommt. Es ist also kein Lichtsignal, das quasi wie in einem Teleskop von A nach B durchscheint. Es wird viel mehr extrem oft an der Wand reflektiert. Glasfaser sind Lichtwellenleiter.

Der schnellste Weg, um Daten von A nach B zu übertragen – aber nicht mit Strom wie im Kupferkabel, sondern mit Lichtimpulsen. Dazu müssen elektrische Signale – im Computer, , im Router – in Licht umgewandelt werden. Und beim Empfänger genau wieder umgekehrt. Licht verbreitet sich übrigens mit 300.000 km/Sekunde.

Strom fließt mit 200.000 km/Sekunde. Die Lichtleiter sind nicht nur schnell, sie können auch sehr viele Informationen gleichzeitig übertragen, viel mehr als in einem Kupferkabel.

So schnell ist Glasfaser

Klingt beeindruckend. Und wie viele Daten lassen sich da pro Sekunde übertragen? Kann man das mal verbildlichen?

Es lassen sich große Datenmengen parallel transportieren. Mit Datenmengen von mehr als 1 TB/Sekunde – pro einzelner, haardünner Glasfaser. Das entspricht der Datenmenge von 40.000 Videostreams in 4k-Qualität! Ein typisches Glasfaserkabel besteht aber nicht nur aus einem, sondern aus vielen haardünnen Glasfasern.

Ein typisches Kupferkabel schafft rd gerade mal auf maximal 250 Mbit/Sekunde, unter allerbesten Bedingungen. Das wären dann 10 Sendungen in 4k (mit 25 Mbit/Sekunde)) Glasfaser ist günstig in der Herstellung, nicht so dick wie ein Kupferkabel und unempfindlich gegen elektrische Störungen. Glasfaser ist in wirklich so jeder denkbaren Disziplin überlegen.

Glasfaser ist nachhaltig

Wir reden ja derzeit auch viel über Energieverbrauch und Nachhaltigkeit. Wo steht die Glasfaser denn da?

Eine wichtige Frage: Wir transportieren immer mehr Daten. Nicht zuletzt, weil wir immer mehr Videos anschauen und streamen… Die Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) hat gerade (2022) im Auftrag des Bundesverbands Breitbandkommunikation (BREKO) die Nachhaltigkeit der verschiedenen Internet-Zugangstechnologien untersucht.

Klares Ergebnis: Die Glasfaser ist in jedem Szenario – deutschlandweit, städtische, halbstädtische und ländliche Gebiete – die nachhaltigsten aller verglichenen Internet-Zugangstechnologien. Um es deutlich zu sagen: Glasfaser verbraucht drei Mal weniger Strom als kupferbasiertes DSL – wie die meisten es heute haben – und sogar sechs Mal weniger Strom als Koaxialkabel, also das von Helmut Kohl besonders intensiv ausgebaute Fernsehkabelnetz.

Hochgerechnet auf die flächendeckende Versorgung Deutschlands bräuchten reine kupferbasierte Netze (FTTC)  350 Megawatt und TV-Kabelnetze 650 Megawatt. Ein reines Glasfasernetze (FTTH) hätte dagegen nur einen Stromverbrauch von 154 Megawatt. Ein Glasfasernetz wäre doppelt so effizient wie unser bisheriges System

Glasfaser

Ausbau muss schneller werden

Wir brauchen also die Glasfaser, der Ausbau scheint ja auch langsam ins Rollen zu kommen. Ist da so oder wird sie immer noch verhindert?

Nun, es werden mittlerweile drei Milliarden pro Jahr bereitgestellt. Aber die sind schnell aufgebraucht. Ich denke, um einen wirklichen Durchbruch zu schaffen, müsste deutlich mehr investiert werden. Allerdings: Es gibt kaum Facharbeiter…

Es gibt leider keine zentrale Stelle, wo man das nachschauen könnte (wie bei den Mobilfunkkarten). Da muss man schon auf die Webseiten der Anbieter gehen, also vor allem Telekom, Deutsche Glasfaser, Vodafone, Versatel etc. Das wäre natürlich auch eine schöne Idee, wenn die Bundesnetzagentur zB so etwas anbieten würde. Wer auf schnelles Internet steht, sollte sich jedenfalls freuen, wenn er Wagen mit großen Kabelrollen im Gepäck in der Nähe parken. Das ist ein gutes Zeichen.