EU-Prozess: Microsoft muss Schlappe einstecken

Vista VersionenWas für ein Tag! Ein EU-Gericht hat nach jahrelanger Bedenkzeit endlich über die Frage entschieden, ob die 497 Millionen Euro Strafe, die Microsoft wegen „Ausnutzen einer marktbeherrschenden Stellung“ zahlen musste (was wird mit dem Geld eigentlich angestellt?) rechtens war oder nicht. Das Urteil der Luxemburger Richter: Es war rechtens, so wie auch die vielen Auflagen der EU-Wettbewerbskommission. Ehrlich gesagt: Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte ein etwas milderes Urteil erwartet. Aber was bedeutet das Urteil für uns Verbraucher?

Das ist vielleicht die entscheidende Frage. Und darüber habe ich nicht nur im DeutschlandRadio Kultur berichtet, sondern auch im Schieb der Woche bei wdr.de. Und abends in der SendungDer Tag“ bei Phoenix auch noch mal (mein erster „Auftritt“ bei Phoenix überhaupt). Ein aufregender Tag also. 😉 Microsoft dürfte sich ganz schön geärgert haben. Die knapp 500 Millionen Euro Bußgeld sind dabei nicht der entscheidende Punkt, sondern die Tatsache, dass die recht regiden Auflagen der EU-Kommission erst mal bestätigt wurden. Am meisten dürfte es Microsoft „stinken“, dazu gezwungen zu werden, andere Leute in den Quellcode schauen zu lassen. Für OpenSource-Programmierer mag das völlig normal sein, für ein gewinnorientiert arbeitendes Unternehmen aber nicht. Der Quellcode ist wie eine Geheimformel. Da lässt man sich nicht gerne über die Schulter schauen. Auf der anderen Seite: Niemand hat verlangt, dass Microsoft den gesamten Quellcode offen legt. Es geht vielmehr darum, die wichtigsten Schnittstellen offen zu legen, damit Wettbewerber ihre Software besser ins Betriebssystem „einklinken“ können, und das ist durchaus sinnvoll.

Abgesehen davon hat Microsoft schon längst damit begonnen, mit Regierungen und Universitäten zu kooperieren. Einblicke in den Quellcode sind heute durchaus üblich. Freilich ist das auch dem zunehmenden Druck zu verdanken, den es in USA und nun in Europa gibt. Aber nicht nur. Auch Microsoft lernt dazu, denke ich.

Bleibt also die Auflage, auch ein Windows ohne Mediaplayer anzubieten. Eine solche „kastrierte“ Version gibt es. Will aber laut Heise niemand haben. Eigentlih klar, denn wenn die Sparversion ohne Mediaplayer dasselbe kostet, aber weniger bietet, dann wirkt das nicht gerade sexy. Aber auch das hat die Richter nicht beeindruckt: Die Auflage der EU-Kommission wurde bestätigt. Microsoft muss auch künftig sein Windows vom Mediaplayer entkoppeln, zumindest optional.

Für uns Konsumenten ist die Entscheidung trotzdem gut. Denn sie zeigt Microsoft klare Grenzen auf. Das stärkt den Wettbewerb, und Wettbewerb ist gut. Denn mehr Wettbewerb bedeutet: Mehr Auswahl, günstigere Preise und bessere Qualität. Denn nur, wenn es in einem Marktsegment mehrere Anbieter gibt, strengen sich alle Beteiligten an, um ein besonders gutes Produkt anbieten zu können.

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