Klarnamenpflicht im Netz: Sinnvoll – oder ein Papiertiger?

Klarnamenpflicht im Netz: Sinnvoll – oder ein Papiertiger?

Im Netz läuft nicht alles rund – das wissen wir. Hass und Hetze nehmen zu, vor allem in den Sozialen Netzwerken. Da wird gepöbelt, beleidigt, ja auch bedroht und gedroht. Immer unverfrorener. Im Schatten der Anonymität ist das auch leicht, sagen viele. Und einige fordern, auf die Anonymität zu verzichten. Zum Beispiel Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble gerade erst. Aber ist das der richtige Weg?

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Darknet: Gute Seiten, schlechte Seiten

Darknet: Gute Seiten, schlechte Seiten

Die meisten kennen „Darknet“ nur aus den Nachrichten: Vor allem. wenn es um illegale Dinge geht. Tatsächlich sind viele Bereiche im Darknet bedenklich bis höchst kriminell. Aber nicht alle. Das Darknet bietet auch nützliche Funktionen an – etwa für Journalisten.

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Google weiß alles: Wo kann man sonst suchen?

Google weiß alles: Wo kann man sonst suchen?

Wenn wir im Internet etwas suchen, sprechen wir von „googeln“. Das liegt daran, dass die meisten von uns Google nutzen, um im Web zu forschen. Doch es gibt andere Suchmaschinen wie DuckDuckGo oder Qwant, die Anonymität und Datenschutz versprechen.

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Anonym und sicher surfen mit einem VPN

Anonym und sicher surfen mit einem VPN

Wer einigermaßen sicher im Web unterwegs sein will, braucht ein Virtual Private Network (VPN). In einem VPN wird der Datenverkehr komplett verschlüsselt, was ihn abhörsicher macht – sogar in einem offenen WLAN. Zudem wird die eigene Identität verschleiert, weil die eigene IP-Adresse verschwindet. Darüber hinaus lassen sich in einem VPN Inhalte nutzen, die sonst geblockt sind. Eine Menge Vorteile – und einfach handhabbar sind VPNs heute auch.

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BGH stärkt Anonymität im Netz

Bewertungsportale können sehr nützlich sein: Wir schauen nach, welche Erfahrungen andere mit einem Produkt, einem Service, einem Hotel, einem Restaurant oder einem Arzt gemacht haben. Kann aufschlussreich sein – aber auch Betroffene in die Verzweiflung treiben, weil Kommentare als unfair oder sogar falsch betrachtet werden. Ein Arzt aus Schwäbisch-Gmünd hat sich besonders geärgert über die Beurteilungen eines Patienten. Der hat fälschlicherweise behauptet, mehr als drei Stunden im Wartezimmer gesessen zu haben – und die Patientenakten würden im Wäschekorb gelagert.

Der Arzt wollte den anonymen Kommentator auf Schadenersatz verklagen. Verständlich, denn solche Kommentare können tatsächlich finanziellen Schaden bedeuten. Wenn aufgrund von Postings die Patienten ausbleiben, dann bedeutet das konkret Umsatzeinbußen. Der Arzt wollte vom Bewertungsportal Sanego wissen, wer die Beurteilungen geschrieben hat. Doch das Portal hat die Daten nicht rausgegeben. Sanego hat sich auf Paragraf 13 des Telemediengesetz (TMG) berufen. Das Gesetz sieht vor, dass Anbieter von Bewertungsportalen und Diskussionsforen ihre Nutzer wirkungsvoll schützen und eine anonyme Nutzung oder unter Pseudonym ermöglichen müssen. Was soll man sagen: Gesetz ist Gesetz, der BGH hat also vollkommen konsequent entschieden.

Ich muss zugeben, dass ich zwiegespalten bin, was Bewertungsportale anbelangt. Zum einen lassen sie sich kinderleicht manipulieren, zum anderen können sie aufschlussreich sein. Es gibt keine objektiven Kriterien – und manchmal ist gerade die subjektive Beurteilung interessant. Jeder bewertet, wie er will. Subjektiv. Nach eigenen Kriterien. Und oft genug wird einfach nur Dampf abgelassen.

Die möglichen Folgen interessieren viele nicht. Und das alles sogar ohne jemals Verantwortung übernehmen zu müssen, wie das aktuelle Urteil zeigt. Das ist problematisch, da sich jeder hinter dem Privileg der Anonymität verstecken kann. Da gehen mit dem ein oder anderen schon mal die Pferde durch – und das ist eigentlich unzumutbar. Auf der anderen Seite ist Anonymität oft auch sehr wichtig. Bedauerlich, dass manche dieses Privileg schamlos missbrauchen. Man kennt das auch aus Internetforen und Kommentarspalten.

 

Anonym oder mit offenem Visier online unterwegs? Das Web diskutiert die Verwendung von Pseudonymen und Klarnamen

Überall im Leben gibt es Spielregeln. Im „echten Leben“ gehört es zweifellos zum guten Ton, sich mit seinem Namen vorzustellen. Im Internet ist das allerdings nicht unbedingt üblich. Im Gegenteil: Ob in Blogs, Foren oder sozialen Netzwerken, viele verwenden lieber Pseudonyme und vermeiden Klarnamen. Das will Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich ändern. Er forderte in einem Interview ein Ende der Anonymität im Netz und hat damit eine heftige Diskussion losgetreten.

Was für ein Pseudonym spricht und was dagegen, wird im Internet derzeit eifrig diskutiert. Auf der extra eingerichteten Webseite my.nameis.me („Mein Name ist ich“) erklären Onlineuser aus aller Welt, warum sie ein Pseudonym verwenden und bevorzugen. Viele berichten hier sehr persönliche Dinge, was sie erlebt haben und weshalb der Entschluss gereift ist, selbst ein Pseudonym zu verwenden. Andere setzen sich schlicht dafür ein, anonym im Internet unterwegs zu sein, im Interesse anderer.

Gute Gründe für ein Pseudonym

Es gibt viele gute Gründe, nicht mit dem echten Namen online zu gehen. Lehrer wollen nicht von ihren Schülern enttarnt werden, Menschen mit Krankheiten, Behinderungen oder Sorgen wollen sich in Foren austauschen, ohne eindeutig identifiziert werden zu können. Andere sind bereits Opfer von Stalkern geworden oder wollen ganz generell ihren richtigen Namen nicht im Netz verwenden, etwa um sich vor Werbung zu schützen. Vor allem Frauen bevorzugen es, im Netz ein Pseudonym zu verwenden. User mit weiblich klingende Nutzernamen sind in Chaträumen 25 Mal häufiger verbalen Drohungen und sexuellen Anmachen ausgesetzt als Personen mit männlich klingenden Namen, das hat die Universität von Maryland bereits 2006 wissenschaftlich in einer Studie ermittelt.

Sich einfach das Leben einfacher zu machen, wenn man online geht, ist zweifellos auch ein legitimer Grund, ein Pseudonym zu wählen. Aber auch die vermeintliche Herkunft kann eine Rolle spielen. Wer in einem Blog oder Forum wiederholt als Islamist beschimpft wird, nur weil er Mohammed heißt, entscheidet sich irgendwann für einen anderen Namen, ein Pseudonym. Die Liste möglicher Gründe ist lang.

Proteste gegen Klarnamenzwang

Oft soll auch nicht jeder mitbekommen, was wir in unserer Freizeit machen. Als der Hersteller des Onlinerollenspiels „World of Warcraft“ („WoW“) vergangenes Jahr auf Klarnamen umstellen wollte, gab es einen Sturm der Entrüstung. Klar, ein User namens „Horst Müller“ klingt nicht besonders magisch oder kraftvoll. Außerdem wollen viele Spieler auch nicht, dass Freunde, Nachbarn oder Kollegen mitbekommen, dass sie gerne spielen. Auch das muss man respektieren. Hersteller Blizzard hat am Ende von seinem Vorhaben Abstand genommen.

Selbst wenn sich ein Land wie Deutschland tatsächlich dazu entschließen sollte, in Blogs und sozialen Netzwerken grundsätzlich die Verwendung von Klarnamen vorzuschreiben – im Rest der Welt wäre es wohl kaum so. Die Folgen sind klar: Es wäre dann kinderleicht, quasi über den Umweg Ausland auf Klarnamen zu verzichten. Abgesehen würde sich Deutschland als Einzelgänger lächerlich machen.

Schwierig umzusetzen

Kritiker weisen zu Recht darauf hin, dass so eine Vorschrift außerdem schwer zu umzusetzen wäre. Sollen sich Blogger mit Personalausweis registrieren? Wie sollen soziale Netzwerke prüfen, ob ein Name ein Klarname oder ein Pseudonym, echt oder ausgedacht ist? Wie ist es mit Künstlernamen? Die Folge wäre ein schier nicht denkbarer administrativer Aufwand, den niemand betreiben kann. Ganz abgesehen verstößt das gegen den Geist und dem Wesen des Internet.

Natürlich: Auch Kriminelle verstecken sich hinter Pseudonymen – aber daran würde wohl keine Vorschrift, Klarnamen verwenden zu müssen, etwas ändern. Dann würden Kriminelle eben auf Klarnamen ausweichen, auf erdachte oder gestohlene Identitäten.

Google will Profile mit Pseudonymen verbannen

In Gang gekommen ist die Diskussion bei uns in Deutschland nach den Attentaten in Norwegen, da es norwegische Blogger gegeben hat, die sich hinter einem Pseudonym versteckt haben. Doch international wurde das Thema schon vorher diskutiert. Denn Google hat im Juli beschlossen, in seinem neuen sozialen Netzwerk Google+ nur Klarnamen zuzulassen. Die AGBs wurden entsprechend angepasst. Wenig später hat Google einige Profile mit angeblich offensichtlichen Pseudonymen gelöscht. Daraufhin hat der Protest begonnen: Darf ein Onlinedienst das, so etwas vorschreiben, nutzt Google nicht seine Macht aus, wenn es bestimmen können will, wer sich mit Pseudonym oder Künstlernamen anmelden darf und wer nicht?

Mittlerweile ist Google etwas großzügiger, auch Pseudonyme werden zugelassen, sofern sie nicht zu absurd erscheinen. Vorbild ist Facebook: Das Netzwerk hat seine Mitglieder von Anfang an aufgefordert, sich mit echtem Namen anzumelden. Doch konsequent eingehalten wird das auch nicht. Die übliche Begründung: Die Umgangsformen werden besser, die Atmosphäre ist entspannter. Teilweise stimmt das auch. Google+ verfolgt dieselbe Politik und argumentiert, Klarnamen dienten der Bekämpfung von Spam und beugen gefälschten Profilen vor.