Apple Vision Pro: „Brauchen“ wir eine Mixed Reality Brille?

Apple Vision Pro: „Brauchen“ wir eine Mixed Reality Brille?

Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Apple hat seine Mixed-Reality-Brille alias „Vision Pro“ vorgestellt. Wieder einmal sollte die – gerade bei Apple-Produkten eifrig brodelnde – Gerüchteküche recht behalten: Insider hatten schon lange eine Datenbrille vorausgesagt – und nun ist sie also da.

Vor 2024 wird es nix mit der Mixed Reality

Moment, Korrektur: Sie ist nicht da – wir wissen lediglich, wie sie aussieht, was sie kostet, wann sie kommt und dass sie ein eigenes Betriebssystem hat. Doch was sonst üblich ist bei Apple, dass innovationshungrige Menschen direkt nach einer Ankündigung  – oder wenigstens zwei Tage später – in den Laden stürmen und sich die neue Hardware-Beute nach besorgen können, das ist diesmal nicht der Fall.

Der Geduldshorizont ist maximal: Ein Jahr. Die Vision Pro soll erst 2024 auf den Markt kommen. In Europa gar erst in der zweiten Jahreshälfte 2024.

Apple stellt seine Datenbrille VisionPro vor

Apple stellt seine Datenbrille VisionPro vor

Auf der Suche nach der Killer-App

Das ist eine Menge Zeit. Warum nur, könnte man sich fragen – das gute Stück scheint doch schon ausentwickelt zu sein.

Doch Apple braucht Zeit, um noch eine Killer-App zu finden. Eine Anwendung, die derart ausgefallen, sensationell, einzigartig und überzeugend ist, dass mögliche viele Menschen (und nicht nur die Early-alles-Adaptor) ein „Must have“-Feeling entwickeln.

Diese Killer-App sehe ich noch nicht.

Apple wohl auch nicht. Es reicht nicht, die Vision Pro – so wie Tim Cook es gemacht hat – zum ersten tragbaren Computer zu erklären, der – wahrlich beeindruckend – virtuelle Leinwände in die echte Welt zaubert oder selbst den kleinsten Raum mit einer überdimensionalen Leinwand ausstattet.

Es braucht noch einen Kick. Anderenfalls hätten sie diese Killer App natürlich präsentiert. Ein Steve Jobs hätte sich ohne eine solche Killer-App – als „last one thing“ – wohl nicht auf die Bühne gewagt. Denn so zündet die Rakete nicht, jedenfalls nicht restlos. Es fehlt die Kraft fürs Orbit, sozusagen.

Apple hat die Vision Pro nur aus einem Grund so ungewöhnlich früh vorgestellt: Damit sich nun möglichst viele Entwickler damit beschäftigen und lustig Anwendungen dafür entwickeln. Anwendungen womöglich, an die Apple noch gar nicht gedacht hat. Zum großen Durchbruch verholfen hat dem iPhone damals die Flut an interessanten Apps.

Fenster und Bilder "schweben" im Raum

Fenster und Bilder „schweben“ im Raum

Stolzer Preis: 3.500 Dollar und mehr

Der angesetzte Preis von 3.500 Dollar, in Europa vielleicht sogar 4.000 EUR, ist zweifellos stolz – und für viele unbezahlbar. Das ist ein Hemmnis, denn so taugt die Mixed-Reality-Brille nicht zum Massenprodukt. Zwar liegen auch eBike-Lastenräder mittlerweile in dieser Preis-Range. Aber ich sehe nicht, dass sich Heerscharen von Teenies so etwas leisten (lassen).

Anders als bei so mancher Luxus-Handtasche zu absurden Preisen ist der Preis bei dieser „Brille“, die eigentlich ein Hightech-Computer zum „Anziehen“ ist, absolut gerechtfertigt. Zumindest nachvollziehbar. Denn die verbaute Technik ist der Knaller. Aber der Formfaktor überzeugt dann doch noch nicht: Wie eine fette Skibrille sähe die Vision Pro aus, sagen manche spöttisch – und haben recht.

Formfaktor: Brille eignet sich nur für zu Hause

Die ersten Mobiltelefone waren auch eher Köfferchen als Handys. In ein paar Jahren sieht so eine Brille womöglich ganz anders aus: Eher wie eine Sonnenbrille – die Technik mag dann woanders verbaut sein (vielleicht eine schicke Gürtelschleife…). Das würde Menschen dann vermutlich sogar motivieren, eine solche Brille außerhalb der eigenen vier Wände zu tragen. Denn dafür – seien wir ehrlich – kommt Apples Mixed-Reality-Brille (noch) nicht in Frage.

Brauchen wir so etwas? Vielleicht erschließen sich die Einsatzmöglichkeiten noch nicht richtig. Mich überzeugt Augmented Reality jedenfalls deutlich mehr als Virtual Realiy. VR macht in Games absolut Sinn. Vielleicht noch bei Architekten – oder um geschichtliche Aspekte abzubilden (Dinosaurier in ihrer echten Größe, Rom zu Zeiten der Römer…). Aber sonst? Meetings in VR zum Beispiel halte ich für absolut hirnverbrannt – ebenso virtuelle Treffpunkte zum Anbandeln.

 

Time Traveler: Virtuelle Zeitreise ins geteilte Berlin

Time Traveler: Virtuelle Zeitreise ins geteilte Berlin

Bis vor 25 Jahren war sie Realität: die Berliner Mauer trennte nicht nur eine Stadt in zwei Hälften, sondern ein ganzes Land. Mit der Time-Traveler-App wird die Geschichte der deutschen Hauptstadt vor Ihren Augen lebendig.

Blicken Sie durch den Bildschirm Ihres Smartphones oder Tablets, und sehen Sie, wie Menschen aus Ost-Berlin fliehen wollten, wie die Mauer gebaut wurde, und was damals in Berlin geschah. Alles, was Sie brauchen, ist die App Time Traveler, und Ihr Mobilgerät. Die App erkennt dann den Ort, an dem Sie sich befinden, und blendet ihre Infos direkt in das Kamerabild ein – „Augmented Reality“. So erleben Sie die Geschichte der Berliner Mauer, als wären Sie selbst dabei.

Time Traveler wird von der Berliner Morgenpost und dem Medieninnovationszentrum Babelsberg unterstützt und steht für die iOS– und die Android-Plattform zur Verfügung. Ähnliche Apps stehen auch für andere Städte zur Verfügung und lassen Geschichte lebendig machen.

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Online-Spiel Twinkomplex: Wenn echte und virtuelle Welt verschmelzen

Ein neues Onlinespiel versteht es, geschickt echte und virtuelle Welt zu verbinden: Wer bei Twinkomplex mitmacht, wird zum Geheimagenten und sucht eine verschwundene Person. User müssen unter anderem geschickt Livemedien wie Onlinekarten nutzen.

Twinkomplex ein interaktives Onlinespiel. Der Spieler wird Agent und soll eine Aufgabe lösen. Bevor es losgeht, ist ein Stresstest zu bewältigen, aber der ist nicht ganz ernst gemeint. Dann geht es auch schon los: Man trifft auf seinen Vorgesetzen, der wirkt etwas zerstreut und erzählt, was man zu tun hat.

httpv://www.youtube.com/watch?v=lN0fyFlEAIU

Man merkt gleich: Anspruchsvoll. Hier wird einem nicht alles vorgekaut, hier muss man genau hinhören, mitdenken, entscheiden, was passiert. Der Spieler wird also Agent in der DIA, der Decentral Intelligence Agency. Die Aufgabe: Einen verschwundenen Agenten aufspüren, den geheimnisvollen Max van der Graaf. Wo er steckt? Es gibt keine konkreten Hinweise, aber irgendwo in Berlin, im Berlin von heute. Was der Vermisste gemacht hat? Alles ein großes Geheimnis – und darum geht es in diesem mysteriösen Spiel.

Was mir dabei gefällt: Es gibt bei Twinkomplex keinen plumpen Spielablauf, den jeder durchspielen müsste – und dann ist das Spiel am Ende und geschafft. Jeder kann seine eigene Geschichte stricken. Während des Spiels bekommt man immer wieder Videos zu sehen – mit echten Schauspielern. Einige sind Kollegen, also auch Agenten, andere sind Zeugen, wieder andere können Verdächtige sein. Das zu unterscheiden ist eine der vielen Aufgaben im Spiel. Der Spieler taucht also in die virtuelle Welt ein. Am Computer werden Beweise gesichtet, DNA-Tests in Auftrag gegeben, Fundstücke analysiert und vieles andere mehr.

httpv://www.youtube.com/watch?v=8QYB0myf0Z8

Die Macher von Twinkomplex sprechen von einer „Living Novel“, von einem lebendigen Roman, weil man als Spieler regelrecht in die Geschichte eintaucht. Darüber hinaus müssen die Spieler Kontakt mit anderen Spielern aufnehmen. Es werden zufällig zusammen gewürftelte Teams gebildet. Allein kommt man nicht weiter: Gemeinsam nach Lösungen suchen, darum geht es hier. Twinkomplex ist ein Social Game. Und es ist das beste Social Game, das ich bisher gesehen habe. Anspruchsvoll, einfallsreich, grafisch opulent gemacht. Alle Achtung.

Das Spiel vermengt geschickt echte und virtuelle Welt. Es müssen zum Beispiel Onlinemedien wie Google Maps genutzt werden, um im Spiel weiterzukommen.. Hier sucht man im echten Berlin nach einem Vermissten Die Macher von Twinkomplex haben am Flughafen Tempelhof in Berlin gedreht. Die ideale Kulisse für eine Agentengeschichte: Verlassene Räume, lange Korridore, große Büros. Hier wurde mit diversen Schauspielern gedreht, die teilweise auch improvisieren. Die Szenen kommen im Spiel selbst vor.

Twinkomplex hat 500.000 EUR in der Herstellung gekostet und ist trotzdem kostenlos zu spielen. So etwas ist heute durchaus üblich und wird „free to play“ (free2play) genannt. Jeder kann das Spiel kostenlos spielen, nicht nur kurzfristig, sondern dauerhaft. Wer nichts bezahlen möchte, der muss auch nicht. Doch im Laufe des Spiels werden sich Situationen ergeben, da kann man sich dann einen Vorteil erkaufen: Man erwirbt virtuelle Gegenstände, einen Status, beschleunigt einen Prozess, kann seinen Status im Spiel aufwerten – und dafür zahlt man dann, mit echten Euros.

In der Regel machen zwischen 10 und 20 Prozent der Spieler von solchen Möglichkeiten Gebrauch. Das reicht dann, um das Spiel komplett zu finanzieren. Aber niemand ist gezwungen, etwas zu bezahlen, man kommt im Spiel genauso gut, aber vielleicht nicht genauso schnell und elegant weiter, wenn man nichts bezahlt – aber es geht.

Wenn die Rechnung für die Macher aufgeht, wird es Fortsetzungen von dem Spiel geben, denn theoretisch lässt sich das Spielgeschehen beliebig erweitern.

Die etwas andere Sightseeing Tour: City-Bummel mit berühmten Schauspielern

Es soll sie durchaus geben: Touristen, die aufregende Städte besuchen und dabei ganz gezielt auf den Spuren berühmter Kinofilme oder TV-Serien durch die Stadt bummeln. Einmal die schicksten Bars und Restaurants aus „Sex and the City“ in New York besuchen, einmal den Platz in Notting Hill anschauen, an dem Hugh Grant mit Julia Roberts zusammenstößt. Es gibt Tourguides, die davon leben, Touristen an solche Orte zu führen.

In Zukunft führt einen das Smartphone an berühmte Plätze und Orte in den Städten. Eine amerikanische Softwarefirma entwickelt an einer App fürs iPhone, mit der man sich unterwegs Filmausschnitte anschauen kann, Filmszenen, die genau an der Stelle spielen, an der man sich gerade befindet.

Wer in Paris auf der Pont Neuf steht, zückt sein iPhone, startet die Cinema-App und sieht die berühmte Brücke im Handydisplay – und wenige Sekunden später einen Ausschnitt aus „Die Liebenden von Pont Neuf“, eine Szene, die genau an dieser Stelle gedreht wurde. Echte und virtuelle Realität verschmelzen. Wer durch Londons Stadtteil Notting Hill flaniert, bekommt besonders viele Filmausschnitte zu sehen. Die Software erkennt das Gebäude, vor dem man steht, sucht eine passende Szene aus dem Kinofilm „Notting Hill“ mit Julia Roberts und Hugh Grant heraus und zeigt sie im Display – genau die Szene, die an dieser Stelle gedreht wurde.

Vor allem in Metropolen gibt es viele Plätze, Orte oder Gebäude, die in Kinofilmen oder Fernsehserien zu sehen sind. Die Cinema App soll die passenden Ausschnitte finden und im Display zeigen. Eine ganz neue Art von Reiseführer also, einer, der den gerade besuchten Ort mit berühmten Filmszenen kombiniert und unterwegs im Handy zeigt.
Das Verschmelzen von echter und virtueller Realität nennt sich „Augmented Reality“ (erweiterte Realität). Voraussetzung ist ein modernes Smartphone wie das iPhone oder ein Android-Handy. Augmented Reality präsentiert Daten und Informationen aus dem Netz im Handydisplay. Beispiel: Wer vor einem Gebäude steht und es mit der Fotokamera seines Smartphones erfasst, kann wenig später im Display nützliche Infos sehen, etwa über das Baujahr, was im Gebäude zu sehen ist und vieles andere mehr.

Das Smartphone ermittelt den aktuellen Aufenthaltsort und erkennt sogar, auf welches Gebäude oder Platz man gerade mit dem Handy schaut. In Sekundenbruchteilen werden Informationen aus dem Netz geholt und angezeigt, mit dem Live-Bild im Display verschmolzen. Nach demselben Prinzip soll auch die Cinema-App funktioniert, die sich derzeit noch in der Entwicklung befindet. Die App ermittelt ebenfalls den aktuellen Aufenthaltsort und schaut dann in einer riesigen Datenbank nach, welche Filmausschnitte dazu passen.

Damit das funktioniert, muss die Firma aber nicht nur die Rechte an den entsprechenden Filmen und Filmausschnitten erwerben, um sie zeigen zu können, sondern auch jede einzelne Szene „verorten“, also speichern, um welchen Drehort es sich handelt. Das dürfte eines an Mühe und Kosten verursachen, deswegen ist es nicht wahrscheinlich, dass schnell viele Filme auf diese Weise aufbereitet und abrufbereit sind.

Die Idee aber ist klasse. Auf der Webseite des Projekts unter augmentedrealitycinema.com gibt es bislang keine Informationen, wann die App fertig wird und was sie kosten soll. Im Ausland sollte Augmented Reality allerdings mit Vorsicht genutzt werden, denn Videos aufs Handy zu holen bedeutet im Ausland hohe Kosten (Roaminggebühren). Videos verbrauchen viel Bandbreite – und erzeugen so im Ausland hohe Kosten, zumindest, wenn man ein Mobilfunknetz nutzt, im WLAN lassen sich Augmented Reality Anwendungen bedenkenlos nutzen.

www.augmentedrealitycinema.com

Augmented Reality: Mit dem iPhone sieht man besser

Es ist schon verdammt spannend zu sehen, wie sich Mobiltelefone entwickeln. Zuerst waren Sie nur zum Telefonieren gedacht, dann kamen SMS und die weniger beliebten MMS dazu. Irgendwann wurde das Handy dann zu Digitalkamera und mittlerweile dient es auch als PC-Ersatz für unterwegs, mit dem man E-Mails versenden und im Internet surfen kann.

Doch damit ist noch lange nicht Schluss – wenn man zumindest an das Potenzial von Augmented Reality glaubt. Zugegeben diese Technik steckt noch im Anfangs- und Erprobungsstadium und ist noch weit weit weg vom Mainstream, aber erste Handy-Anwendungen und Konzepte können schon begeistern. Ganz kurz: Augmented Reality erweitert die Wirklichkeit um virtuelle Elemente, die sich als Ebene zwischen unsere Augen und die Umwelt legen, wenn wir etwa durch die Handy-Kamera schauen.

Wem das zu abstrakt klingt, sollte sich ein konkretes Beispiel anschauen: Das iPhone-3GS-Programm „Metro Paris Subway“. Wer es auf dem iPhone installiert und gerade in Paris unterwegs ist, sieht auf dem Display in welche Richtung die nächste U-Bahn-Station liegt, wenn er die Handy-Kamera anschaltet. Die Informationen werden direkt auf dem Display zusammen mit dem Videobild der Umgebung angezeigt. Richtet man die Kamera auf den Boden, erscheinen dort Pfeile, die zur U-Bahn führen (siehe Video). Neben Haltestellen zeigt die App auch, in welcher Richtung sich die nächsten Points of Interest wie etwa Restaurants oder Hotels befinden – und da in bis zu einem Kilometer Entfernung. Fahr- und Liniennetzpläne gehören auch zur Ausstattung des Programms.

Erhältlich ist „Metro Paris Subway“ im App Store für 79 Cent. Wer die Augmented-Reality-Features nutzen will, braucht zwingend ein iPhone 3GS. Mit älteren iPhone-Modellen geht das nicht.

httpv://www.youtube.com/watch?v=UMEnIRvAOoY