Lesetagebu.ch: Rettung für Leseratten

Lesetagebu.ch: Rettung für Leseratten

Wer viele Bücher liest, kann sich nicht jeden Titel merken. Deshalb gibt es jetzt ein persönliches Lesetagebuch: Da kann sich jeder notieren, was er bereits gelesen hat – und wie das Buch gefallen hat.

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Alles über Mac OS X El Capitan

Alles über Mac OS X El Capitan

Ein Hinweis in eigener Sache: Das neueste Buch/eBook ist da – diesmal zum Thema Mac OS X El Capitan. Ein Buch/eBook für alle, die auf dem Mac mit dem neuesten Mac OS X arbeiten. Egal ob Einsteiger oder Umsteiger: Dieses eBook liefert die nötigen Hintergrunde, damit alles gelingt. Tipps und Tricks aus der Profiredaktion sind Ehrensache.

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Present Shock: Wenn alles jetzt passiert (Douglas Rushkoff)

Eigentlich sollen uns Maschinen das Leben erleichtern. Wir sollten mehr Zeit haben, nicht weniger. Doch die Realität sieht anders aus: Längst sind wir Sklaven von E-Mail, Twitter, Facebook und Co. geworden. Wir erfahren alles sofort – und erkennen doch nichts. Zu viele Informationen im Hier und Jetzt: Present Shock, so lautet die Diagnose des Autos David Rushkoff.

Dem Medientheoretiker Douglas Rushkoff haben wir bereits Begriffe wie „Digitale Native“ und „virale Medien“ zu verdanken. Schon lange setzt sich der Autor aus New York kritisch mit den Folgen der neuen Medien auseinander. Er hat bereits ein Dutzend Bücher über Technologie und Gesellschaft geschrieben. Jetzt hat er sich ein neues Phänomen vorgeknöpft, das er „Echtzeit-Schock“ nennt – Present Shock.

Wir haben den Augenblick verloren, meint Rushkoff. Anstatt einen Moment zu genießen, machen wir Aufnahmen mit dem Smartphone und stellen die Bilder online – und Menschen in aller Welt sehen sich diese Bilder womöglich direkt an, anstatt sich wiederum mit ihrer Realität zu beschäftigen. Nur ein Beispiel, das aber für einen radikalen Umbruch steht, für eine ganz neue Definition von Raum und Zeit. In jedem Moment passiert so viel, meinen wir, weil wir mit Informationen überschüttet werden.

Das Buch ist in fünf Abschnitte unterteilt. In jedem beschäftigt sich Rushkoff mit einem charakteristischen Merkmal des Gegenwartsschocks. „Narrativer Kollaps“ stellt die Frage, wie sich Geschichten erzählen lassen sollen, wenn wir nicht mehr gewohnt sind, einem linearen Handlungsstrang zu folgen – wozu das Internet in der Tat geradezu einlädt. Die Folgen können erheblich sein.

Interessant auch die „Digiphrenie“: Die digitalen Medien geben uns die Möglichkeit, mit Leichtigkeit an mehreren Orten gleichzeitig präsent zu sein. Wir können mailen, chatten, skypen, wir können Fotos posten und Videos von Freunden anschauen, wir können Liveticker im Web verfolgen und dabei im Zug sitzen. Alle anderen, die wiederum uns dabei verfolgen, haben keinen blassen Schimmer, wo wir uns gerade aufhalten. Die digitalen Medien machen es möglich. Wir können jederzeit überall sein.

Wie Recht Rushkoff mit seinen Beobachtungen hat. Fernsehreporter stellen sich vor Live-Kameras, um über Ereignissen zu berichten, die gerade erst passiert sind – ohne jeden Faktenlage. Live-Ticker im Web füttern die Leser unentwegt mit Informationsbrocken, niemand prüft den Gehalt der Informationen. Twitter-Nachrichten bilden alles ab, von der Banalität bis zum Ereignis. Es gibt keine Filter, die Wichtiges und Unwichtiges trennen.

Der Medienwissenschaftler Rushkoff untersucht in seinem Buch „Present Shock“ die Folgen der Echtzeit und wie Menschen darauf reagieren. Ein lesenswertes Buch, geistreiche Gedanken, anschauliche Beispiele, unterhaltsam zu lesen. Selbst um die die bevorstehende Herrschaft der Maschinen und die Lust an der Apokalypse geht es. Man denke nur an selbstfahrende Autos oder ferngesteuerte Drohnen. Die Wirklichkeit verändert sich rasant. Rushkoff regt zum Innehalten und Nachdenken an, ohne die Entwicklungen an sich zu verteufeln – und das lohnt sich.

Zeit-Bombe Internet: Eine Rezension

Das Internet hat längst seinen festen Platz in unserem Alltag erobert. Bei allem Komfort, der damit verbunden ist, gibt es auch diverse Risiken. Daten können verloren gehen oder manipuliert werden, sicherheitsrelevante Systeme können ausfallen oder der Sabotage zum Opfer fallen, es drohen wirtschaftlicher Schaden durch Identitätsdiebstahl oder Hackangriffe. Der einzelne scheint machtlos ausgeliefert. Wir müssen die Kontrolle zurückgewinnen – meinen deshalb die Autoren Thomas Fischermann und Götz Hamann. Sie plädieren wortgewaltig für weniger Internet und mehr Vorsicht im Netz.

Warum tickt die Bombe? So fängt das Buch über die „Zeitbombe Internet“ an, die Autoren machen so gleich klar, dass es ihnen ernst ist. Sie beschäftigen sich intensiv mit den Risiken, die die zunehmende Vernetzung der Gesellschaft mit sich bringt, etwa durch unkontrolliertes Ansammeln von Daten in sozialen Netzwerken oder internationalen Onlinediensten, durch Hackangriffe oder Datenmissbrauch. Auch die zunehmende Abhängigkeit vom Computer an sich und der zunehmenden Vernetzung bereitet den beiden Autoren Sorge.

Thomas Fischermann und Götz Hamann sind ZEIT-Redakteure – und schreiben auch so. Wortgewaltig und häufig im Stile einer Reportage. Sie beschreiben ausführlich die Personen, die sie im Zuge ihrer Recherche getroffen und gesprochen haben, darunter Datenschützer und jede Menge Netzexperten und wichtige Personen aus der Branche. Das erhöht zwar mitunter den Lesespaß, lenkt allerdings auch vom Wesentlichen ab, lässt weniger Raum für wichtige Gedanken. Im Zweifel ist es nicht wichtig, welche Krawatte ein Gesprächspartner an hat oder ob er beim Reden ausladend mit den Händen gestikuliert, denn in einem solchen Buch geht es um das, was er sagt.

Thematisch lassen Fischermann und Hartmann nichts aus, was derzeit in Zusammenhang mit dem Internet diskutiert wird. Sie erklären verständlich und nachvollziehbar die Gefahren des Netzes, etwa beim Online-Banking oder Online-Shopping, bei der alltäglichen Computernutzung bis hin zum Einsatz von vernetzten Rechnern in Industrie und Medizin. Auch Identitätsdiebstahl und Datenmissbrauch sind ein allgegenwärtiges Thema im Buch. Die Vorzüge des neuen Mediums geraten dabei allerdings allzu oft in den Hintergrund.

Titel, Untertitel und auch die einzelnen Kapitel klingen alarmistisch: „Warum es heute gefährlich ist, den Computer einzuschalten“ oder „Wenn Hacker unseren Alltag ruinieren“. Da hat man als Leser nicht den Eindruck, den Autoren läge daran, das Internet sicherer zu machen, es klingt eigentlich so, als wollten sie es lieber abschaffen, weil nahezu ausschließlich Gefahr aus dem Netz droht.

Wenn man sich auf diese Rhetorik und die daraus resultierende Schlussfolgerung nicht einlässt, ist die Lektüre des Buches durchaus gewinnbringend. Es gibt jede Menge Anregungen und auch richtiger Gedanken, auch konkrete Forderungen, etwa nach einer EU-Richtlinie, die die Lagerung gespeicherter Daten auf Rechnern im jeweiligen Land fordert, um die Durchsetzbarkeit von Datenschutzgesetzen zu gewährleisten.

Das Buch liefert einen guten Überblick über die aktuellen Datenskandale und die Rolle der wichtigsten Player im Markt, von Google, über Apple bis Microsoft und Facebook. Wer nicht vom Fach ist, versteht nach der Lektüre die Zusammenhänge besser und kann die möglichen Konsequenzen von Missbrauch besser einschätzen. Auch den Kontrollverlust der Politik beklagen die Autoren, allerdings ohne allzu konkrete Ideen zu entwickeln, wie die Politik die Kontrolle zurückgewinnen könnte.

Mehr konkrete Ideen und Vorschläge, wie man es besser machen könnte, als Benutzer, als Anbieter im Internet, als in der Politik Verantwortlicher, das wünscht man sich als Leser. Vielleicht will das Buch aber auch nur erreichen, dass der Leser selbst auf passende Einfälle kommt.

Thomas Fischermann, Götz Hamann
Zeitbombe Internet
Gütersloher Verlagshaus 2011
252 Seiten, 19,99 Euro

Digitale Bücher-Welt: Wie das Netz das Buch verändert – und die Autoren

Seitdem es das Internet gibt, wird weniger gelesen und haben Bücher keine Chance mehr? Im Gegenteil: Immer mehr Verlage und Autoren nutzen das Netz, vor allem die sozialen Netzwerke, um mit ihren Lesern in Kontakt zu treten, ihre Werke zu vermarkten und zu verkaufen. Teilweise schon Wochen, bevor das Buch fertig geschrieben ist. Das verändert die Verlagslandschaft radikal.

Viele kaufen Bücher mit allen Sinnen ein: Bevor sie ein Buch mit nach Hause nehmen, blättern sie erst mal in aller Ruhe darin herum, um sich einen Eindruck davon zu machen. Zwar bieten auch viele Onlineshops eine Preview-Funktion an, die es erlaubt, sich einen Teil des Buchs anzuschauen, aber in der Regel nicht für alle Bücher und auch technisch nicht unbedingt überzeugend.

Deshalb wurde Book2look auf den Weg gebracht. Eine Plattform, auf der Internetbenutzer bequem in Bücher stöbern können – und noch viel mehr. Bei Book2look stehen bereits Tausende von Büchern im virtuellen Regal. Der Besucher kann in die Bücher reinschauen, virtuell durchblättern, Details heran zoomen und natürlich auch Texte lesen.

Biblets bieten ein Leseerlebnis im Web –und mehr

Hier veröffentlichen Autoren und Verlage Auszüge aus ihren Büchern, als Leseprobe. „Biblets“ nennt Book2look-Gründer Ralph Möllers diese virtuellen digitalen Bücher, weil man damit noch viel mehr anstellen kann. Das virtuelle Blättern ist nur ein kleiner Teil der Möglichkeiten. Die Verlage können die digitalen Bücher auch multimedial anreichern, zum Beispiel mit Audios oder Videos, in denen Autor oder Buch vorgestellt werden.

Wem ein Buch gefällt, kann es auch kaufen: Book2Look bietet verschiedene Einkaufsmöglichkeiten an, etwa die verschiedenen Onlineshops, in denen man gedruckte Bücher bekommt. Oder auch direkt beim Verlag oder Autor, falls das Buch nicht über den normalen Vertrieb verkauft wird. Und das ist kein Randphänomen mehr: Von den rund 90.000 Neuerscheinungen im Jahr in Deutschland werden mittlerweile bereits rund 10.000 über Book2look verbreitet.

Community für Bücherfreunde: Lesen, Bewerten, Kommentieren und Empfehlen

Book2look versteht sich als Plattform für eine Community rund um Bücher. Jeder Leser kann dort die Bücher bewerten, mit Sternen zum Beispiel, er kann sie aber auch kommentieren, mit anderen Lesern und auch mit Verlagen und Autoren in Kontakt treten, so sie denn Interesse daran haben – was sie haben sollten, heutzutage. Denn Leser habe eine Menge zu sagen.

Das Schöne an den Book2Look-Büchern ist: Man kann sie nicht nur per Link weiterempfehlen, sondern auch in die eigene Webseite einbauen, wenn man möchte und so für eine virale Verbreitung sorgen. Auch die sozialen Netzwerke sind berücksichtigt: Per Knopfdruck lassen sich einzelne Bücher oder auch bestimmte Seiten über Facebook, Twitter, Google+ und Co. weiterempfehlen und so bei Freunden, Bekannten oder in der ganzen Welt bekannt machen. Kostenloses Marketing für die Bücher, davon profitieren alle.

Autoren bieten Einblicke in ihre noch nicht veröffentlichten Bücher

Einige Verlage und Autoren nutzen diese neuen Möglichkeiten nicht erst, wenn ein Buch fertig ist, sondern bereits vor der Veröffentlichung, mitunter sogar noch während das Buch geschrieben wird – das ist dann besonders spannend.
Autor und Leser kommen in Kontakt, tauschen Gedanken aus, und so können Leser mitunter tatsächlich bei der Entstehung eines Buches dabei sein, wenn Autor und Verlag regelmäßig neue Auszüge online stellen. Leser und Autor können diskutieren, die Leser mitgestalten. Es entsteht eine ganz andere Bindung. Früher haben Autoren ausschließlich gesendet – heute können sie auch empfangen, die Ideen und Gedanken ihrer Leser mitbekommen und auch aufgreifen, natürlich nur, wenn sie das wollen.

Leser sind live bei der Entstehung der Bücher dabei

Auf modernen Plattformen wie Euryclia, eine unabhängige Literaturplattform, sind Leser live bei der Entstehung eines Buches dabei. Das funktioniert vor allem bei Nischenthemen ganz gut. So haben bei Euryclia 700 Menschen für ein Buch bezahlt, noch bevor es fertiggestellt war – „Crowd Funding“, nennt sich so etwas. Das kann vor allem für kleinere Autoren interessant sein: Sie können nicht nur herausfinden, ob sich die Menschen für ihre Themen interessieren, sie können ihre Leser schon früh begeistern und sogar vorab ihre Werke verkaufen. Durch die vielen Möglichkeiten, die Biblets bieten, ist es einfach, interessante Projekte im Web bekannt zu machen und viral zu verbreiten und so für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen.

Dadurch verändert sich die Verlagslandschaft: Es wird immer unwichtiger, in welchem Verlag ein Buch erscheint, weil die Menschen immer öfter nach Autoren oder Titeln suchen und online bestellen, der Verlag, der das Buch druckt, ist nicht mehr so wichtig.

Die Verlagslandschaft verändert sich

Dieses Prinzip wird zunehmend populär – und auch manche großen Verlage machen mit. Bereits seit 2006 gibt es zum Beispiel Lovelybooks, eine Literatur-Plattform aus dem Holtzbrinck-Verlag, ein digitaler Schwarm aus Autoren, Buchhandlungen und Lesern. Über 42.000 registrierten User zählt die Webpräsenz mittlerweile, eine Art Facebook für Bücherwürmer. Hier kommunizieren mehr als 1.000 Autoren mit rund 320.000 Lesern im Monat.

Abgesehen davon verändert sich eben die Vermarktung. Es entscheidet sich immer öfter im Netz, ob ein Thema, ein Autor, ein Titel funktioniert. Die Community diskutiert Inhalte, nicht die Herkunft eines Buchs, den Verlag, oder die Farbe des Covers. Solche Aspekte verlieren mehr und mehr an Bedeutung.

Das ist eine Chance für kleinere Verlage, die sich große Marketingaktionen nicht leisten können. Im Web ist Marketing günstig, Biblets kosten kaum etwas – und wenn es gelingt, viele „Fans“ für ein Buch, das noch im Entstehen ist, zu finden, dann sind Druck und Vertrieb auch kein Risiko mehr, dann spielt es aber auch keine so große Rolle mehr, welcher Verlag das Buch druckt. Deshalb stärkt dieser Trend auch die Bedeutung und die Macht der Autoren, wenn sie von diesen Möglichkeiten geschickt Gebrauch machen.

Wie eine Webseite unser Leben auf den Kopf stellt Phänomen Facebook

Über 500 Millionen Menschen weltweit nutzen bereits Facebook, davon über 12 Millionen in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Facebook ist allgegenwärtig. Auf der Strecke bleiben nicht nur Alternativen wie Myspace und StudiVZ, sondern häufig auch die Privatsphäre der Mitglieder. Wie sehr hat das Social Network bereits unsere Gesellschaft vereinnahmt? Was passiert eigentlich mit den persönlichen Daten der Mitglieder? Solche Fragen beantwortet Jakob Steinschaden in Experten-Interviews, Analysen und anschaulichen Reportagen.

Facebook ist längst kein simpler Onlinedienst mehr, sondern zu einer Institution im Web geworden. Alle werden mit Facebook konfrontiert, selbst wenn man dort nicht Mitglied ist. Wer im Web surft, stolpert immer häufiger über das kleine blaue „F“-Logo. Klickt man den „Gefällt mir“-Button an, lässt man die Welt wissen, auf welcher Webseite man gewesen ist und was einem gefällt – und so liefert man der Firma kostenlos jede Menge verwertbarer Daten und Besucher frei Haus.

Ein genialer Trick, denn auf diese Weise ist es Facebook gelungen, ohne Marketingkosten fast überall im Web präsent zu sein. Kaum ein Onlineangebot will noch auf eine Verknüpfung zu dem Netzwerk verzichten, die meisten versprechen sich mehr Aufmerksamkeit und mehr Besucher, ohne sich Gedanken darüber zu machen, welche Daten bei Facebook erhoben, gespeichert und ausgewertet werden.

Der Technik-Journalist Jakob Steinschaden setzt sich kritisch mit dem Phänomen Facebook auseinander. Als erstes beantwortet er die Frage: Wie konnte es dem Unternehmen überhaupt gelingen, in so kurzer Zeit eine derartige Bedeutung zu erlangen? Wie so viele Mitglieder einsammeln? Zeitgleich sind auch andere soziale Netzwerke gestartet, denen nicht mal ansatzweise ein vergleichbarer Erfolg beschieden gewesen ist. Was hat Facebook also anders gemacht?

Facebook ist es gelungen, das Mitteilungsbedürfnis der Menschen zu bündeln – und an einer zentralen Stelle online verfügbar zu machen. Die Menschen präsentieren sich heute nicht nur auf Facebook, zeigen auch ihre Urlaubsfotos her und suchen im sozialen Netzwerk nach Freunden oder Kollegen, sie diskutieren, besorgen sich Informationen oder engagieren sich in thematischen Gruppen. Facebook deckt immer mehr Bedürfnisse und Interessengebiete ab.
Der User soll das Portal im Idealfall gar nicht mehr verlassen. Da der Service kostenlos ist und über Werbung refinanziert wird, ist das Unternehmen bemüht, möglichst viel von seinen Benutzern in Erfahrung zu bringen. Auf diese Weise lässt sich konkretere Werbung platzieren, die optimal zu den Interessen des Benutzers passt – und teurer bezahlt wird.

Jakob Steinschaden versucht die Unternehmensgeschichte von Facebook nachzuzeichnen. Er stützt sich dabei nicht nur auf bereits veröffentlichte Bücher sondern auch auf Vorort-Recherchen. Der Journalist hat eine Woche lang das Unternehmen besucht und diverse Interview geführt.

Das Buch beschäftigt sich natürlich auch intensiv mit der Frage, ob die Firma den Datenschutz ernst genug nimmt – und welche Möglichkeiten sich durch die angehäuften Daten ergeben. Da beispielsweise viele Menschen ihre Privatfotos und Videos bei Facebook veröffentlichen und sich Personen in Fotos und Videos markieren lassen, entstehen gewisse Befürchtungen. Etwa, dass Facebook irgendwann eine Gesichtserkennung anbieten könnte: Auf Knopfdruck herausfinden, auf welchen Fotos und in welchen Videos jemand zu sehen ist – technisch eigentlich kein großes Problem mehr.

Jakob Steinschaden schreibt verständlich und erlaubt einen interessanten Blick hinter die Kulissen von Facebook. Entstehungsgeschichte und Zukunftsperspektiven werden kenntnisreich präsentiert, Möglichkeiten und Risiken ausgewogen gegenübergestellt. Das macht die Lektüre spannend, es ist keine Werbebroschüre für Facebook dabei herausgekommen, der Autor hält die nötige Distanz.

Rezensiert von Jörg Schieb
Jakob Steinschaden: Phänomen Facebook
Ueberreuter Verlag, 2010
208 Seiten, 19,95 Euro

Buchrezension: Der Google-Effekt – Strukturiert Denken im digitalen Zeitalter

E-Mail, Internet, Smartphone: Es prasseln immer mehr auf uns ein, immer schneller. Viele sind mit der Informationsflut in Beruf und Alltag überfordert. Der Organisations-Guru und ehemalige Google-Informationsvorstand Douglas C. Merrill meint: Unsere Gehirne sind einfach nicht für den Informationsdruck im digitalen Zeitalter konzipiert. Merrill gibt Ratschläge, wie jeder seinen Alltag und Job besser organisieren und so Freiräume schaffen kann. Wer technische Hilfemittel wie PC, Organizer oder Handy intelligent nutzt, kann sich besser organisieren und hat so mehr Zeit für wesentliche Aufgaben.

Als Kind war Douglas C. Merrill Legastheniker: Das hat ihm nicht nur das Lesen erschwert, sondern auch den Zugang zur Mathematik. Doch die Krankheit hatte ihr Gutes: Merrill hat gelernt, sich besser als andere zu organisieren, um die Lernschwäche auszugleichen. Am Ende hat er es doch zu einem Doktortitel in Mathematik gebracht – und später sogar zum „Chief Information Office“ (CIO) von Google, verantwortlich für die Frage, wie man das Wissen der Welt so ordnet und strukturiert, dass jeder darauf schnell und effektiv zugreifen kann. Lange Jahre hat Merrill die Google-Ingenieure mit seinen Ideen angetrieben.

Jetzt hat er nützliche Tipps aufgeschrieben, wie jeder seinen Alltag und Job besser in den Griff bekommen kann, wie sich Aufgaben und Daten besser organisieren und strukturieren lassen. Und das fängt schon bei grundsätzlichen Dingen an, denn laut Merrill sind viele altbekannte Organisationsprinzipien schlichtweg überholt. Nur wer neue Ordnungsstrategien entwickelt und akzeptiert, kann die Herausforderungen der modernen Welt meistern. Technische Hilfsmitte wie PC, Organizer oder Smartphone können, intelligent eingesetzt, dabei helfen, mehr Struktur in den Alltag zu bekommen und somit mehr Zeit für die wesentlichen Aufgaben zu haben.

Das Buch liefert keine Anleitungen für einen leeren Schreibtisch, ein arbeitsfreies Wochenende, sondern motiviert jeden Leser, sich eine eigene, individuelle Selbstorganisation zu erarbeiten und auch mal Dinge in Frage zu stellen. Als Technikfan setzt Merrill dabei durchaus auf Technik, denn richtig eingesetzt kann Technik tatsächlich nützlich sein.

Eine zentrale der Thesen von Merrill lautet: Weil wir heute so bequem, schnell und vor allem effektiv am Computer suchen können, müssen wir Daten nicht mehr zwingend penibel organisieren und strukturieren. Die Suchfunktion findet alles – egal ob E-Mails, Texte, Bilder oder Videos, unabhängig von der vorhandenen Datenmenge. Deshalb reicht es, eine grobe Organisation für die eigenen Daten vorzusehen und alle Informationen und Dokumente auf der Festplatte abzulegen. Die Suchfunktion fördert das Gewünschte zutage, wenn man denn richtig sucht.
In der Tat ist das eine der Hauptaufgaben von Google: Ungeheure Wissensmengen schnell und effektiv durchsuchbar zu machen. Was für die ungeheuren Weiten und Informationstiefen des Internet gilt, das gilt auch für den Mikrokosmos eigener PC. Wer sich darauf verlässt und die Suchfunktionen sinnvoll nutzt, kann eine Menge Zeit sparen – eben, weil die Daten nicht mehr aufwändig geordnet und sortiert werden müssen. Diese Arbeit kann der Computer übernehmen.

Aber was nützen Daten oder Dokumente, die auf einer Festplatte schlummern, wenn man gerade unterwegs ist? Auch dafür gibt es eine Lösung: „Cloud Computing“. Merrill erklärt das aktuelle Schlagwort der IT-Branche anschaulich und an konkreten Beispielen. Denn wer seinen Kalender, seine Kontakte und auch wichtige Dokumente nicht auf dem eigenen Computer speichert, sondern „in der Cloud“, auf Servern im Internet, kann jederzeit und von überall darauf zugreifen. Ein großer Vorteil, der einem die Organisation erleichtern kann – wenn man diese Möglichkeiten richtig zu nutzen weiß. PCs, Notebooks, Organizer und Handys synchronisieren ihren Wissensstand, gleichen die Daten automatisch regelmäßig ab – dann muss man sich keine Gedanken mehr darüber machen, wo man etwas speichert. Es ist einfach immer da, immer verfügbar.

Douglas Merrill schreibt flüssig und süffisant, erklärt technische Hintergründe verständlich und anschaulich – aber mitunter auch etwas unkritisch.

Dass nahezu ausnahmslos Onlinedienste von Google als Lösung für Organisationprobleme genannt werden, erklärt vielleicht den Titel des Buchs, der so mehr Aufmerksamkeit garantiert, nützt aber dem Leser wenig. Der hätte sich zweifellos auch für die ein oder andere Alternative interessiert. Dass Merrill Musikfan ist und seine Kapitel mit Zitaten aus Songs anreichert, hat einen jugendlichen Charme, wirkt aber etwas verspielt und bringt dem Leser rein gar nichts. Hier hätte sich Merrill gerne besser organisieren dürfen: Er hätte darauf besser verzichtet.

Douglas C. Merrill und James A. Martin: Der Google-Effekt
Südwest Verlag, 2010
320 Seiten, 19,95 Euro