LTE: Long Term Evolution – schneller Surfen mit dem UMTS-Nachfolger

Im sauerländischen Herscheid startet am 09.11.09 der Testbetrieb eines völlig neuen Mobilfunksystems: Die „Long Term Evolution“ (LTE) genannte Technologie soll schon bald ländliche Gebiete mit Internet im DSL-Tempo versorgen. Dabei werden europaweit erstmalig Frequenzen genutzt, die durch das digitale Fernsehen freigeworden sind.

Hürtgenwald, Marienmünster, Hallenberg, Anröchte: Nur einige von vielen Gemeinden in Nordrhein-Westfalen, die von Turbo-Internet bislang nur träumen können. Rund drei Prozent der NRW-Haushalte warten sehnsüchtig auf eine Internetverbindung mit wenigstens ein MBit/Sekunde. Damit steht NRW besser da als viele andere Bundesländer. Dennoch ein Missstand, der dringend beseitigt werden muss. Bundes- und Landesregierung haben sich deshalb zum Ziel gesetzt, die weißen Flecken auf der Landkarte zu tilgen, um möglichst bald überall schnelles Internet anbieten zu können.

LTE auf dem Land fast die einzige Hoffnung

Gerade auf dem Land ist das aber schwierig – oder besser: mit hohen Kosten verbunden. Eine mögliche Lösung, viele sagen sogar die einzige Hoffnung ist eine Technologie namens „Long Term Evolution“ (LTE). Ein neuer Mobilfunkstandard, der schon bald UMTS ablösen soll und als Mobilfunksystem der vierten Generation gilt. LTE nutzt ein Frequenzspektrum, das durch die Umstellung auf das digitale Fernsehen freigeworden ist, Fachleute sagen „Digitalen Dividende“ dazu. Mit der Technik lassen sich zu vergleichsweise günstigen Kosten auch ländliche Gebiete mit schnellem Internet versorgen. Es reichen wenige Antennen, um einen kompletten Ort abzudecken.

Im Sauerland wird diese neue Technik nun europaweit zum ersten Mal getestet. Das Pilotprojekt ist eine Kooperation zwischen der Landesregierung Nordrhein-Westfalen, der Landesanstalt für Medien (LfM), dem Westdeutschen Rundfunk (WDR) und Vodafone, die auf Initiative des Medienministers zustande gekommen ist. Bei dem Feldversuch kommt der WDR-Sender Nordhelle zum Einsatz, der auch zum Ausstrahlen von Radio- und Fernsehprogrammen genutzt wird.

Zunächst nur ein Pilotversuch für Techniker und Ingenieure

Im Pilotprojekt werden allerdings noch keine konkreten Haushalte ans Internet angebunden, sondern es wird lediglich überprüft, wie zuverlässig sich die Frequenzen nutzen lassen, welche Flächen damit abgedeckt werden können und ob andere Frequenzen gestört werden. Heinz-Joachim Weber, WDR-Direktor Produktion und Technik: „Uns ist wichtig, dass die neue Technik bei unserem Publikum den Fernsehempfang nicht stört.“ Gleichzeitig wird das Internet aber auch ein immer wichtigerer Verbreitungsweg, auch für die Berichterstattung des WDR vor Ort. Die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten sollen einige Monate lang getestet werden.

LTE ist der mobile Datenfunk der Zukunft

LTE ist eine neue Methode von mobilem Datenfunk, vergleichbar mit UMTS, allerdings viel schneller: Hier sind Downloadraten von bis zu 100 MBit/Sekunde möglich, 10 Mal schneller als UMTS und ausreichend, um sogar mobile hochauflösendes Fernsehen (HDTV) anbieten. LTE wird nicht nur zur Anbindung ländlicher Gebiete ans Internet genutzt, sondern künftig auch ganz allgemein als neuer mobiler Datenfunkstandard angeboten, als Nachfolger von UMTS. Wer dann mit entsprechenden Datenfunkkarten oder Handys ausgestattet ist, wird den Datenturbo nutzen können. Man wird unterwegs Videos oder Fernsehen anschauen können – nicht mehr nur im Briefmarkengröße. Experten träumen davon, Rettungswagen mit hoch aufgelösten Röntgenbildern versorgen zu können, alle werden mobil schneller surfen.

Ende 2010, Anfang 2011 werden die nötigen Frequenzen bundesweit versteigert. Alle Mobilfunkanbieter werden mitbieten, sie wittern ein großes Geschäft. Experten rechnen mit einem relativ schnellen Ausbau des Netzes. Schon 2010 sollen erste LTE-Geräte, 2011 erste LTE-Handys auf den Markt kommen.