Dorothee Bär will definitiv keine Klarnamenpflicht

Dorothee Bär will definitiv keine Klarnamenpflicht

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat jetzt – nicht zum ersten Mal – eine Klarnamenpflicht im Netz gefordert. Jeder soll sich mit seinem richtigen Namen im Netz aufhalten. Das Ziel: Weniger Drohungen, Hass und Hetze im Netz. Das Problem ist allerdings: Es würde nichts bringen. Die Staatsministerin für Digitialisierung Dorothee Bär ist deshalb entschieden dagegen.

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Google verzichtet auf Klarnamen

Google verzichtet auf Klarnamen

So wie Facebook hat auch Google bei seinem sozialen Netzwerk Google+ lange Zeit auf Klarnamen bestanden. Nur in Ausnahmefällen konnte man ein Plus-Konto mit Pseudonym einrichten, etwa als Künstler oder für eine Marke. Doch diese Zeiten sind vorbei. Google verzichtet ab sofort auf Klarnamen bei Google+. Wer mag, kann sich auch mit einem Pseudonym bei Google+ anmelden und so seine Identität auch offiziell verbergen. In der Realität war das ohnehin jederzeit möglich. Viele User haben Phantasienamen verwendet und nicht ihren eigenen, wirklichen Namen.

Anfangs hatte Google+ gar keine Pseudonyme erlaubt, später – im Jahr 2012 – dann zumindest in Ausnahmefällen. Doch wer ein Pseudonym verwenden wollte, der musste das beim Onlinekonzern beantragen und begründen. Jetzt nicht mehr. Die Entscheidung zur Abschaffung des Klarnamenzwangs begründet Google damit, dass allen Menschen ein Ort im Internet angeboten werden soll, selbst wenn sie ein Pseudonym verwenden wollen.

Das Unternehmen entschuldigt sich sogar bei allen Personen, die sich bislang durch den Zwang zur Angabe ihres vollen Namens ausgegrenzt fühlten. Ein Strategiewechsel: Google will nicht mehr mit aller Macht die namentliche Identität eines Users in Erfahrung bringen – anders als Hauptkonkurrent Facebook, der nach wie vor auf Klarnamen besteht, zumindest offiziell.

Google+-logo

Deeplink: Klarnamen und Pseudonyme

Wer sich in einem Onlinedienst anmeldet, hat im Grunde genommen zwei Möglichkeiten: Er kann seinen richtigen Namen benutzen – den sogenannten Klarnamen. Oder er kann ein Pseudonym verwenden. Einen erfundenen Namen wie Snoopy oder Wichtel123 zum Beispiel.

Klarname oder Pseudonym? Beides hat Vor- und Nachteile.

Wenn alle Klarnamen benutzen, wissen auch alle, mit wem sie es zu tun haben. Man kann bequem und schnell nach der Person suchen. Wenn der Klarname stimmt. Falls sich jemand in einem Chat daneben benimmt, weiß man gleich, wer es gewesen ist und an wen man sich wenden muss. Wer mit seinem Klarnamen im Netz unterwegs ist, benimmt sich in der Regel auch besser, weil er nicht so leicht im Schatten der Anonymität verschwinden kann.

Doch auch für Pseudonyme gibt es gute Argumente. Denn viele wollen sich im Netz ganz bewusst nicht zu erkennen geben. Sie können dafür viele gute Gründe haben, etwa weil sie schlicht nicht möchten, dass man etwas über sie im Netz erfährt. Außerdem erschweren Pseudonyme, dass im Netz ein Gesamtprofil entsteht. Wer überall denselben Namen verwendet wird leichter zum gläsernen Datensurfer als jemand, der überall ein anderes Pseudonym benutzt.

Klarname oder Pseudonym? Die meisten sind heute eher dafür, Pseudonyme zuzulassen. Klarname bedeutet Zwang – und Zwang ist im Netz selten gerne gesehen. Doch Facebook besteht in letzter Zeit auf Klarnamen. User, die sich nur mit Pseudonym registrieren und nicht mit Klarnamen, werden immer öfter abgemahnt, manche Accounts wurden schon geschlossen. Facebook will in seinem Netzwerk Klarnamen durchsetzen. Dagegen protestieren Datenschützer.

Auch Google+ wollte anfangs keine Pseudonyme, hat auf Klarnamen bestanden. Doch mittlerweile sind in Google+ Pseudonyme zugelassen.

 

Google+ führt Pseudonyme ein

Bislang hat Google in seinem sozialen Netzwerk Google+ vehement auf Klarnamen bestanden. Wer Google+ nutzen wollte, durfte kein Pseudonym verwenden, selbst Firmennamen waren tabu. Doch es hat eine Menge Kritik an dieser Haltung gegeben. Einige Netzaktivisten haben dem Branchenprimus sogar Arroganz vorgeworfen.

Kritiker wie die angesehene Electronic Frontier Foundation haben argumentiert: Niemand könne einen zwingen, im Internet den echten Namen zu benutzen. In einigen Ländern sei es sogar gefährlich, im Internet den echten Namen zu verwenden. Aber auch ansonsten wäre es vielen Menschen einfach unangenehm, mit dem richtigen Namen online zu gehen – etwa wenn sie sich über Krankheiten, Traumata oder allzu persönliche Dinge austauschen wollen. Dieses Bedürfnis habe man zu respektieren.

Google und andere Gegner von Pseudonymen im Web argumentieren hingegen, mit echtem Namen im Netz unterwegs zu sein, führe praktisch automatisch zu einer besseren Diskussionskultur. Außerdem sei es einfacher, Personen im Netz zu identifizieren, sollte das mal nötig sein. Da bei Google+ jedoch zwar Klarnamen eingefordert wurden, aber bislang niemand kontrolliert hat, ob es sich dabei auch um reale Namen handelt, fällt dieser Vorteil ohnehin weg.

Diese Kritik hat nun offensichtlich Früchte getragen: Wie gestern bekannt wurde, schafft Google den Klarnamenzwang nun überraschend ab. Auf dem Web 2.0 Summit in San Francisco erklärte Google-Vorstand Vic Gundotra deshalb, dass Google+ in Zukunft Pseudonyme und „andere Formen der Identität“ erlauben werde. Vermutlich auch Firmen- und Künstlernamen. Ab wann genau, wollte der Manager noch nicht verraten.

Ich finde: Eine begrüßenswerte Entscheidung.

Mehr Privatsphäre bei Facebook – und auch Google+?

Wie viel Privatsphäre soll sein, wie viel muss sein? Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, vor allem nicht in sozialen Netzwerken. Denn hier gehen die Bedürfnisse weit auseinander: Die einen wollen gut gefunden werden und sind sehr freizügig mit Fotos und Informationen, andere sind lieber zurückhaltend und wollen ganz genau kontrollieren, wer was sehen darf.

Datenschützer haben sowieso immer Magenschmerzen, sobald überhaupt Daten um die Welt gehen. Darum muss jeder selbst entscheiden, was über ihn online steht. Bei Facebook ist es jetzt einfacher geworden, die eigene Privatsphäre zu schützen, bei Google+ war es von Anfang an einfach. Aber auch an Google+ gibt es Kritik. Unser Internetexperte Jörg Schieb erklärt uns, wie wir in den sozialen Netzwerken unsere persönlichen Daten verwalten.

Einfache Handhabung bei Google+

Wie gut, dass Facebook endlich Konkurrenz bekommen hat. Denn bei Google+ ist vieles deutlich einfacher als bei Facebook. Zum Beispiel festzulegen, mit wem man im Internet eigentlich etwas teilen möchte: Bei Google+ legt man dazu Kreise an. Diese Circles zu verwalten ist wirklich einfach, das kapiert jeder. Freunde lassen sich einfach mit der Maus in die passenden Kreise ziehen. Fertig. Bei Facebook hingegen muss man mit sperrigen Listen operieren…

Der Wettbewerb zwischen Google+ und Facebook, der ist anscheinend für alle gut. Google hat sich schon Gedanken gemacht, wie User ihre Daten besser schützen und kontrollieren können – und es auch umgesetzt. Facebook muss sich diese Gedanken jetzt machen, durch den Konkurrenzdruck, ist also quasi gezwungen, in diesem Punkt besser zu werden.
Verbesserungen bei Facebook

Und siehe da: Facebook hat tatsächlich nachgebessert und nun vieles einfacher und besser gestaltet. Facebook-Benutzer können jetzt einfacher kontrollieren, welche Fotos von ihnen veröffentlich werden, in welchen Fotos sie markiert sind und wer was über sie in Facebook lesen darf.

Mehr Kontrolle über die eigenen Inhalte

Dadurch wird vieles besser, man hat als Benutzer mehr Kontrolle über die eigenen Inhalte. Auch die Standardeinstellungen sind besser geworden, zurückhaltender: Dadurch landen deutlich weniger Infos und Fotos im Netz als vorher, zumindest ungewollt. Beispiel: Wenn ich nicht möchte, dass mich jeder in einem Foto markieren kann, damit andere wissen, dass ich darauf zu sehen bin, kann ich das in den Einstellungen abschalten.

Ich kann auch eine vorhandene Markierung jederzeit entfernen. Außerdem kann ich auch festlegen, dass jedes Foto von mir erst genehmigt werden muss… Nicht schlecht: Macht mehr Arbeit, ist aber sinnvoll.

Die neuen Einstellungen sind gut versteckt

Wie immer verbergen sich diese wichtigen Einstellungen im Menü „Privatsphäreeinstellungen“. Es lohnt sich, sich mit den neuen Möglichkeiten vertraut zu machen. Praktisch: Ich kann hier sehen, wer mich in Fotos oder Videos markiert hat und im Einzelfall entscheiden, ob ich das möchte oder nicht. Ich kann auch problematische Fälle melden.

Auch beim Posten, beim Schreiben von Nachrichten und Infos haben Facebook-Benutzer jetzt mehr Möglichkeiten. Es lässt sich einfacher festlegen, wer die Nachrichten und Postings sehen kann. Großer Vorteil zu früher: Man kann auch nachträglich korrigieren, wer eine Information in Facebook zu Gesicht bekommt. Das war vorher nicht möglich.
Kritik an Google

Klarname oder Pseudonym?

Es ist also vieles besser geworden in Facebook, muss man deutlich sagen. Viele Datenschützer sind zwar immer noch nicht zufrieden, vor allem was die Verwaltung von Fotos anbelangt, aber man hat definitiv mehr Kontrollmöglichkeiten als vorher. Die Handhabung finde ich bei Google+ trotzdem nach wie vor besser. Einfacher. Aber auch an Google+ gibt es Kritik. Und zwar, weil Google verlangt, dass sich jeder mit seinem richtigen Namen bei Google+ anmeldet.

Eine weitere Diskussion ist die um Klarnamen und Pseudonyme. Google+ schreibt vor: Wer mitmachen will, der muss sich schon beim richtigen Namen nennen lassen. Eine Regel, die durchaus umstritten ist. Einige Netzaktivisten und Politiker fordern Google gemeinsam in einem offenen Brief dazu auf, sich von diesem Klarnamenzwang zu trennen. Die Begründung: Wenn ausnahmslos der echte Name verwendet werden muss, kann das auch Nachteile haben. Denn es gibt Situationen, da möchte man nicht von anderen gefunden oder erkannt werden.

Die Diskussion ist im Grunde genommen uralt. Auf der einen Seite ist es gut, wenn man mit seinem richtigen Namen einsteht und jeder weiß, mit wem er es zu tun hat. Doch nicht überall auf der Welt kann man frei seine Meinung sagen. Oder man möchte einfach nicht erkannt werden – auch ein gutes Recht. Google+ erlaubt das derzeit nicht – Facebook schon.

Es gibt klare Argumente für und gegen die Klarnamenregelung. Wir wollen wissen: Wir finden Sie das? Sollte man mit Klarnamen im Internet unterwegs sein – oder eher nicht? Oder mal so, mal so? Uns interessiert Ihre Meinung. Diskutieren Sie mit uns, im Facebook-Forum.

Anonym oder mit offenem Visier online unterwegs? Das Web diskutiert die Verwendung von Pseudonymen und Klarnamen

Überall im Leben gibt es Spielregeln. Im „echten Leben“ gehört es zweifellos zum guten Ton, sich mit seinem Namen vorzustellen. Im Internet ist das allerdings nicht unbedingt üblich. Im Gegenteil: Ob in Blogs, Foren oder sozialen Netzwerken, viele verwenden lieber Pseudonyme und vermeiden Klarnamen. Das will Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich ändern. Er forderte in einem Interview ein Ende der Anonymität im Netz und hat damit eine heftige Diskussion losgetreten.

Was für ein Pseudonym spricht und was dagegen, wird im Internet derzeit eifrig diskutiert. Auf der extra eingerichteten Webseite my.nameis.me („Mein Name ist ich“) erklären Onlineuser aus aller Welt, warum sie ein Pseudonym verwenden und bevorzugen. Viele berichten hier sehr persönliche Dinge, was sie erlebt haben und weshalb der Entschluss gereift ist, selbst ein Pseudonym zu verwenden. Andere setzen sich schlicht dafür ein, anonym im Internet unterwegs zu sein, im Interesse anderer.

Gute Gründe für ein Pseudonym

Es gibt viele gute Gründe, nicht mit dem echten Namen online zu gehen. Lehrer wollen nicht von ihren Schülern enttarnt werden, Menschen mit Krankheiten, Behinderungen oder Sorgen wollen sich in Foren austauschen, ohne eindeutig identifiziert werden zu können. Andere sind bereits Opfer von Stalkern geworden oder wollen ganz generell ihren richtigen Namen nicht im Netz verwenden, etwa um sich vor Werbung zu schützen. Vor allem Frauen bevorzugen es, im Netz ein Pseudonym zu verwenden. User mit weiblich klingende Nutzernamen sind in Chaträumen 25 Mal häufiger verbalen Drohungen und sexuellen Anmachen ausgesetzt als Personen mit männlich klingenden Namen, das hat die Universität von Maryland bereits 2006 wissenschaftlich in einer Studie ermittelt.

Sich einfach das Leben einfacher zu machen, wenn man online geht, ist zweifellos auch ein legitimer Grund, ein Pseudonym zu wählen. Aber auch die vermeintliche Herkunft kann eine Rolle spielen. Wer in einem Blog oder Forum wiederholt als Islamist beschimpft wird, nur weil er Mohammed heißt, entscheidet sich irgendwann für einen anderen Namen, ein Pseudonym. Die Liste möglicher Gründe ist lang.

Proteste gegen Klarnamenzwang

Oft soll auch nicht jeder mitbekommen, was wir in unserer Freizeit machen. Als der Hersteller des Onlinerollenspiels „World of Warcraft“ („WoW“) vergangenes Jahr auf Klarnamen umstellen wollte, gab es einen Sturm der Entrüstung. Klar, ein User namens „Horst Müller“ klingt nicht besonders magisch oder kraftvoll. Außerdem wollen viele Spieler auch nicht, dass Freunde, Nachbarn oder Kollegen mitbekommen, dass sie gerne spielen. Auch das muss man respektieren. Hersteller Blizzard hat am Ende von seinem Vorhaben Abstand genommen.

Selbst wenn sich ein Land wie Deutschland tatsächlich dazu entschließen sollte, in Blogs und sozialen Netzwerken grundsätzlich die Verwendung von Klarnamen vorzuschreiben – im Rest der Welt wäre es wohl kaum so. Die Folgen sind klar: Es wäre dann kinderleicht, quasi über den Umweg Ausland auf Klarnamen zu verzichten. Abgesehen würde sich Deutschland als Einzelgänger lächerlich machen.

Schwierig umzusetzen

Kritiker weisen zu Recht darauf hin, dass so eine Vorschrift außerdem schwer zu umzusetzen wäre. Sollen sich Blogger mit Personalausweis registrieren? Wie sollen soziale Netzwerke prüfen, ob ein Name ein Klarname oder ein Pseudonym, echt oder ausgedacht ist? Wie ist es mit Künstlernamen? Die Folge wäre ein schier nicht denkbarer administrativer Aufwand, den niemand betreiben kann. Ganz abgesehen verstößt das gegen den Geist und dem Wesen des Internet.

Natürlich: Auch Kriminelle verstecken sich hinter Pseudonymen – aber daran würde wohl keine Vorschrift, Klarnamen verwenden zu müssen, etwas ändern. Dann würden Kriminelle eben auf Klarnamen ausweichen, auf erdachte oder gestohlene Identitäten.

Google will Profile mit Pseudonymen verbannen

In Gang gekommen ist die Diskussion bei uns in Deutschland nach den Attentaten in Norwegen, da es norwegische Blogger gegeben hat, die sich hinter einem Pseudonym versteckt haben. Doch international wurde das Thema schon vorher diskutiert. Denn Google hat im Juli beschlossen, in seinem neuen sozialen Netzwerk Google+ nur Klarnamen zuzulassen. Die AGBs wurden entsprechend angepasst. Wenig später hat Google einige Profile mit angeblich offensichtlichen Pseudonymen gelöscht. Daraufhin hat der Protest begonnen: Darf ein Onlinedienst das, so etwas vorschreiben, nutzt Google nicht seine Macht aus, wenn es bestimmen können will, wer sich mit Pseudonym oder Künstlernamen anmelden darf und wer nicht?

Mittlerweile ist Google etwas großzügiger, auch Pseudonyme werden zugelassen, sofern sie nicht zu absurd erscheinen. Vorbild ist Facebook: Das Netzwerk hat seine Mitglieder von Anfang an aufgefordert, sich mit echtem Namen anzumelden. Doch konsequent eingehalten wird das auch nicht. Die übliche Begründung: Die Umgangsformen werden besser, die Atmosphäre ist entspannter. Teilweise stimmt das auch. Google+ verfolgt dieselbe Politik und argumentiert, Klarnamen dienten der Bekämpfung von Spam und beugen gefälschten Profilen vor.