BP kauft Aufmerksamkeit in Suchmaschinen

Der Ölkonzern BP versucht Schadensbegrenzung in Sachen Imageverlust – und zwar auf eine ganz neue Art und Weise: Weil sich immer mehr Menschen im Internet über die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko informieren, hat BP Anzeigen in führenden Suchmaschinen wie Google, Bing und Co. geschaltet.

Gibt ein Internetbenutzer Begriffe wie „Oil Spill“ ein, also Ölpest, erscheinen Anzeigen des Konzerns. Viele User halten diese Anzeigen für reguläre Treffer, klicken darauf, um sich zu informieren – und landen so auf den PR-Seiten von BP.

Dort wird natürlich nicht das Ausmaß der Katastrophe gezeigt. Hier ist vor allem von den Bemühungen des Unternehmens die Rede, das Leck zu stopfen und die Öko-Schäden zu beseitigen.
PR-Experten halten diesen Schachzug für einen genialen Coup, denn diese Art der PR ist effektiv und vergleichsweise günstig. Im Web das eigene Image aufpolieren und in Suchmaschinen gezielt dafür werben – BP hat ein neues Zeitalter der PR eingeläutet.

Das Web über die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko

Das Web über die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko

Am 22. April 2010 ist im Golf von Mexiko eine Bohrinsel von BP gesunken. Seitdem strömen täglich hunderttausende Liter Rohöl ins Meer. Bisher ist es nicht gelungen, das Leck zu stopfen – mit katastrophalen Folgen für die Umwelt.

Eine von BP betriebene Livecam zeigt das Leck unter Wasser, das ausströmende Öl ist gut zu erkennen. Auf der Webseite kann jeder Internetbenutzer die Livebilder der Unterwasserkameras verfolgen. Allerdings ist ein spezielles Plugin nötig, um die Livebilder zu verfolgen, eine Erweiterung für den Browser.

BP hat eine eigene Webseite zur Katastrophe eingerichtet, auf der das Unternehmen über die Entwicklung der Arbeiten informiert. Hier werden die verschiedenen Techniken erklärt, die angewendet werden, um das Bohrloch wieder zu verschließen. Grafiken erläutern die Techniken. Die Hauptseite ist in Englisch, es gibt aber auch Infoseiten in Deutsch. Natürlich wird hier die Sicht des Unternehmens eingenommen, alles eher beschönigend dargestellt. Aber immerhin: BP informiert die Öffentlichkeit. Einen Twitter-Kanal gibt es auch, für alle, die auf diesem Wege auf dem Laufenden gehalten werden wollen.

In den nächsten Wochen und Monaten stehen Reinigungsarbeiten an, vor allem an den US-Küsten. Die Hilfen werden unter anderem über das Internet organisiert, etwa über Facebook-Gruppen. Hier gibt es aktuelle Infos über die Katastrophe, aber auch Hinweise, wo sich Freiwillige melden können, welche Arbeiten zu erledigen sind. Die Facebook-Gruppe bietet aber auch die Möglichkeit zu diskutieren. Davon wird intensiv Gebrauch gemacht. Es gibt auch jede Menge Fotos zu sehen, von vor Ort, aber auch von Demos gegen den BP-Konzern.

Eine „Boykottiert BP“ getaufte Gruppe auf Facebook zählt bereits über 260.000 Mitglieder. Ziel der Initiatoren: Weltweit BP-Tankstellen zu boykottieren, bis alle Folgen und Schäden durch den Unfall beseitigt werden, was indes Jahre dauern kann. Die Facebook-Gruppe ist ein geeigneter Ort für den Austausch, ein Ventil für alle, die sich ärgern und aufregen.

Angesichts dieser Katastrophe, der größte Ölunfall in der US-Geschichte, meldet sich bei manch einem das Gewissen wieder – beim Autofahren, beim Fliegen. All das belastet auch ohne Unfall die Umwelt. Es gibt Projekte wie www.co2ol.de, www.greenmiles.de oder www.compense.de, da kann jeder einen Teil der durch Reisen entstandenen CO2-Belastung ausgleichen. Der Besucher rechnet mit Hilfe von Online-Rechnern aus, welchen CO2-Ausstoß zum Beispiel eine lange Autofahrt, ein Kurz- oder Mittelstreckenflug erzeugt. Wer das wieder gutmachen möchte, kann einen Betrag zahlen und sorgt so für Aufforstung, teilweise hierzulande, in der Regel aber in Regenwäldern. Eine Kurzstreckenflug schlägt mit wenigen Euro zu Buche, ein Langstreckenflug mit 80€ und mehr.

Darüber hinaus gibt es auf diesen Seiten aber auch jede Menge interessanter Informationen zum Thema sowie natürlich Hinweise, wie man seinen CO2-Ausstoß sinnvoll reduzieren kann, dann muss man erst gar nichts ausgleichen.

Bericht in Funkhaus Europa, 02.06.2010:
[audio:https://www.funkhauseuropa.de/audio/suepermercado/2010/06/sueperklick_100602.mp3?dslSrc=/audio/suepermercado/2010/06/sueperklick_100602.mp3]