Apple Vision Pro: Die ganze Welt auf der Nase

Apple Vision Pro: Die ganze Welt auf der Nase

Apples Hightech-Brille ist nun auch in Deutschland erhältlich: Echte und virtuelle Welt verschmelzen auf ungewöhnliche Weise. Es ergeben sich völlig neue Perspektiven und Möglichkeiten.

Wir haben zwei Augen, und die erlauben uns räumliches Sehen. Drei Dimensionen. Doch wenn wir auf ein Smartphone-Display gucken, ist Schluss mit 3D. Auch im Fernseher gibt es das nicht – oder auf dem PC-Monitor.

Nur einige Kinos bieten 3D-Genuss, und da muss man sich eine farbige Brille aufsetzen. Gut möglich, dass sich künftig viele Menschen eine ganz andere Brille aufsetzen, die deutlich teurer ist.

Denn Apple hat mit der Vision Pro eine Hightech-Brille am Start, die das Arbeiten und die Unterhaltung gleichermaßen revolutionieren will. Vision Pro heißt diese Brille, die bereits seit Februar in den USA verkauft wird – und jetzt auch in Deutschland zu haben ist.

Die Apple Vision Pro kostet ab 4000 EUR: Es gibt eines an Zubehör
Die Apple Vision Pro kostet ab 4000 EUR: Es gibt eines an Zubehör

Innovation oder überflüssig?

Technische Innovationen wirken anfangs oft so, als bräuchte man sie nicht wirklich. Das war beim Smartphone so, beim Tablet, bei Chatbots – und selbst bei der Einführung des PC. Doch erst später stellt sich heraus, ob sich die erste Einschätzung tatsächlich bewahrheitet – oder nicht doch als arges Fehlurteil entpuppt.

Möglicherweise ist jetzt wieder so ein Moment: Mit der Vision Pro hat Apple ein neues Gerät vorgestellt, das eine völlig neue Art der Bedienung anbietet – und eine revolutionäre Art der Mediennutzung.

Bereits seit Februar in den USA erhältlich

Ab Freitag (12.07.2024) ist die Luxus-Brille auch in Deutschland zu haben. In den USA wird sie bereits seit Februar verkauft – und macht doch keineswegs nur Gamer neugierig.

Die Vision Pro lässt echte und virtuelle Welt miteinander verschmelzen: Wer sie aufsetzt, sieht weiterhin seine Umgebung, allerdings angereichert mit virtuellen Elementen. Das können Fotos sein oder Filme, das können aber auch Icons sein, ein Video-Call oder auch komplett simuliert Wesen, die sich durch den Raum bewegen.

Das Gerät dient der Unterhaltung, bietet aber auch eine ganz neue Möglichkeit zu arbeiten – mit virtuellen Bildschirmen, die im Raum schweben.

Wer mag, öffnet virtuelle Displays, die sich wie ein normaler Mac bedienen lassen
Wer mag, öffnet virtuelle Displays, die sich wie ein normaler Mac bedienen lassen

Virtuell, aber nicht vollständig

Die Vision Pro unterscheidet sich entscheidend von VR-Brillen: Während VR-Brillen einen vollständig von der Außenwelt isolieren, ist das bei der Vision Pro anders. Hier hat man die Wahl, ob die Außenwelt ganz oder teilweise zu sehen ist – oder ob man komplett in die virtuelle Welt eintauchen möchte. Ein Drehregler an der vorderen rechten Seite erlaubt, das zu steuern.

Anders als in VR-Brillen wie die von Meta, die VR-Welten und „Metaverse“ bieten, erlaubt Apples Brille aber ein Eintauchen in die Wirklichkeit. Wenn Fotos oder Videos entsprechend aufgenommen wurden, entsteht in der Brille der Eindruck, als wäre man da. Die Aufnahmen oder Videos haben Tiefe, teilweise kann man sich sogar umschauen. Das Gehirn akzeptiert das schnell als die neue Wirklichkeit.

Apples neues Gerät ist eigentlich keine Brille (jedenfalls nicht nur), sondern ein kompletter Computer, der blitzschnell all die Dinge errechnet, die in den beiden Displays getrennt für linkes und rechtes Auge gezeigt werden – eine völlig neue Art der Handhabung und Bedienung.

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Spatial Computing: Bedienen mit Blick und Gesten

Eben dieser Aspekt darf nicht unterschätzt werden: „Spatial Computing” ist der Fachbegriff dafür. Der Nutzer bedient die Vision Pro nicht etwa mit Controllern oder Knöpfen (wie bei Spielekonsolen und den meisten VR-Brillen), sondern durch Blickkontakt und mit den eigenen Händen – und mit Sprachanweisungen (Siri).

Einmal auf den Button schauen, den man anklicken möchte (die Brille erkennt präzise jede Augenbewegung), und dann per Handgeste angetippt – schon wird die Aktion ausgeführt.

Nach Tastatur, Maus und Touchscreen ist das eine völlig neue Art, einen Computer zu bedienen. Was sich vielleicht merkwürdig anhört, ist jedoch blitzschnell erlernt und trainiert. Handgesten wie Wischen oder Tippen kennen die meisten heute ohnehin schon durch Bedienen des Touchscreens; beim Spatial Computing funktioniert es sehr ähnlich, nur eben ohne tatsächliche Berührung eines Bildschirms.

Derjenige, der die Brille aufhat, sieht seine Hände – für alle Umstehenden wirkt die Bedienung irritierend, da sie nicht sehen, was gerade vor sich geht. Immerhin lässt sich in der Brille die Umgebung sehen – und so auch die Menschen, die sich im Raum befinden. Wenn man das möchte.

Hohe Bildauflösung

Wer bereits Erfahrungen mit VR-Brillen wie der Meta Quest hat, kennt den Vorgang: So eine Brille will aufgesetzt, festgezurrt und dann justiert werden, damit nichts rutscht, nichts kneift. Nur dann bekommen die Augen ein klares Bild, und die Ohren einen 3D-Sound zu hören.

Die Bildqualität der Vision Pro lässt sich mit keiner VR-Brille am Markt vergleichen: Beide Augen bekommen jeweils 4K-Auflösung mit Oled-Technologie; das ermöglicht Bilder, die von der Realität praktisch nicht zu unterscheiden sind.

Apple Vision Pro ist kostspielig

Der Preis allerdings lässt allen, die unvorbereitet aufs Preisschild schauen, erst mal den Atem stocken: Apple verlangt ab 4.000 EUR, ohne Zubehör. Allerdings ist die Vision Pro nicht nur Anzeigegerät (wie praktisch alle AR- und VR-Brillen am Markt), sondern eigenständiger Computer. Im Inneren ist jede Menge moderne Technik verbaut.

Die ist nötig, um die hochwertigen Bilder herstellen zu können. Es braucht keinen Computer, um die Vision Pro zu benutzen. Wer mag, kann aber die Inhalte seines tatsächlichen Computers in der Vision Pro anschauen und bearbeiten.

Ein Massenprodukt wird die Vision Pro daher wohl eher nicht. Doch es soll auch Leute geben, die für Fernseher oder Entertainment-Center so viel (oder mehr) ausgeben – insgesamt also eher etwas für Technik-Enthusiasten. Im beruflichen Kontext ergeben sich jedoch interessante Einsatzmöglichkeiten.