Dringend nötig: Sicherheitsnetz für deutsches Internetverzeichnis

Das Internet scheint doch fragiler, als man denkt. Offensichtlich reicht es, wenn ein einzelner Server ausfällt, schon liegt das halbe deutschsprachige Internet lahm. Am Mittwoch war genau das passiert: Viele Webseiten, die auf „.de“ enden, waren plötzlich nicht mehr erreichbar – stundenlang. Auch E-Mails sind im Nirwana verschwunden.

Chaos – und das nur, weil ein einziger Server streikte. Der Server nämlich, der als „Telefonbuch des deutschen Internet“ bezeichnet wird. Hier steht, welche Server für welche Domains verantwortlich sind. Fällt der aus, geht im deutschen Internet offensichtlich gar nichts mehr.

Mit Verlaub: Das darf ja wohl nicht wahr sein. Da muss dringend ein Sicherheitsnetz her, Techniker nennen das „Failover“, eine Art Notstromaggregat für Computerpannen. Warum gibt es das nicht? Diese Frage wird zu klären sein. Denn Ausfälle wie in dieser Woche sind nicht nur nervig, sie kosten heutzutage auch eine Menge Geld.

Wenn das Internet Schluckauf hat: Schwierigkeiten bei .de-Domains

Waren es die Taliban, die das deutschsprachige Internet in die Knie zwingen wollten? Oder hat der Iran versucht, die Nameserver der Denic zu knacken? Haben chinesische Hacker den Schluckauf im .de-Universum hervorgerufen? Oder vielleicht verärgerte Griechen, die den Deutschen mal zeigen wollten, wer in Europa das Sagen hat?

Für Verschwörungstheoretiker gibt es genügend Interpretationsspielraum. In Wahrheit haben aber wohl einige, zeitweise wohl sogar alle Nameserver der Denic versagt. Die sind dafür verantwortlich, dass aus Domains, die auf „.de“ enden, Internetadressen werden. Aus schieb.de zum Beispiel wird 87.106.214.224, die im Internet einzig relevante Adresse, hinter der sich der Server meiner Webseite verbirgt.

Können die Domains nicht in IP-Adressen aufgelöst werden, dann werden die Server unsichtbar – so, als wären sie gar nicht da (oder überlastet). Besonders unangenehm an der Panne heute (12.05.2010) Nachmittag war, dass die Nameserver der Denic nicht keine Antwort geliefert haben, sondern die Antwort: „Domain gibt’s nicht“. 🙂

Da stellt sich nicht nur der Computerlaie die Frage: Wie kann so etwas passieren? Wieso gibt es kein Backup, kein Sicherheitsnetz?

Eine berechtigte Frage. Eigentlich ist es ein Unding, dass eine so wichtige Komponente einfach ausfallen kann, und kein Sicherheitssystem in die Bresche springt. Klar, jeder Provider legt eine Kopie der .de-Adressregisters an – aber das ist kein wirkliches Sicherheitsnetz, sondern soll lediglich dafür sorgen, dass Domainnamen schneller aufgelöst werden. Hat als Backup heute auch nicht wirklich funktioniert.

Liebe Denic: Bitte ein Failover-Konzept erarbeiten, damit so etwas nicht wieder passieren kann. Wir wären alle dankbar, denn es verunsichert ein Land doch heute enorm, wenn so ein wichtiges Medium wie das Internet plötzlich nicht mehr zuverlässig funktioniert.

Kontaktdaten zu Websites finden

Bei deutschen Webseiten ist das Impressum Pflicht. Hier muss der Betreiber mitteilen, wer für die Seite verantwortlich und wie er per Brief, Telefon und E-Mail erreichbar ist. Doch viele Webseitenbetreiber nehmen die Impressumspflicht nicht ernst. Oft fehlt das Impressum, ist unvollständig oder im Seitenwirrwarr nicht zu finden. An die Adresse der Verantwortlichen kommt man trotzdem leicht.

Wer wissen möchte, wer für eine deutsche Webseite mit der Kennung .de verantwortlich ist, schaut in der Datenbank des DeNic, der zentralen Verwaltungsstelle für .de-Adressen nach. Hier sind die Kontaktdaten aller Besitzer von .de-Domains hinterlegt.

So geht’s: Die Webseite https://denic.de aufrufen und oben rechts ins Formular die Adresse ohne www. und ohne .de-Kürzel eingeben, für www.schieb.de reicht zum Beispiel „schieb“. Dann auf „Abfrage starten“ sowie „Akzeptieren“ klicken. Auf der nächsten Seite steht unter „Domaininhaber“, wer für den Inhalt der Webseite verantwortlich ist.