Mehr digitale Teilhabe

Mehr digitale Teilhabe

Wir leben in einer Welt der Widersprüche. Die einen beklagen, dass in Sachen Digitalisierung in Deutschland nicht genug vorangeht – vor allem in Behörden und Verwaltung. Wenn Digitalisierung da ist, befürchten viele aber Datenschutzprobleme.

Trotzdem geht immer mehr online – und oft ist es ja auch bequem. Das führt dazu, so das Ergebnis einer aktuellen Studie, die diese Woche vom Branchenverband Bitkom vorgestellt wurde, dass selbst jene, die mit Digitalisierung bislang nicht so viel am Hut hatten privat, nachrüsten wollen.

Studie: Mehrheit will mehr digitale Teilhabe

Es hat sich offensichtlich herumgesprochen, dass man online eine Menge machen und erledigen kann: Online mit anderen kommunizieren, Ticket für die Abendveranstaltung per App buchen, mal mit ChatGPT chatten – das geht nur mit Smartphone und/oder online am Computer. Drei von fünf Deutschen (60 Prozent) wollen mehr und intensiver am digitalen Leben teilhaben, hat die Studie herausgefunden.

Bei den Ältere über 75 Jahren ist der Wunsch besonders groß: Hier wünschen es sich sogar 69 Prozent, mehr online zu machen – hier ist aber auch der Nachholbedarf am größten. Doch wer nun denkt, bei den Jungen ginge nicht mehr online, der täuscht sich:

In der Altersklasse 16 bis 29 Jahren wünscht sich über die Hälfte mehr digitale Teilhabe (55 Prozent) – das hat mich ein wenig überrascht. Aber das ist zumindest das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Initiative „Digital für alle“ des Branchenverband Bitkom unter mehr als 1.000 Personen in Deutschland ab 16 Jahren. Es gibt also noch Nachholbedarf.

DSL und Mobilfunk sind in Deutschland häufig lagsam und teuer

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Die Gründe für Zurückhaltung

Laut Umfrage gibt es drei Hauptgründe, die Menschen abschrecken: Zu unsicher, zu kompliziert, zu teuer. Weit oben auf der Liste steht – wenig überraschend – die Sorge um die Sicherheit der eigenen Daten, das sagen 64 Prozent. Kein Wunder, schließlich vergeht kaum m ein Tag ohne Hiobsbotschaften. Knapp vier von zehn Menschen (38 Prozent) ist die Nutzung zu kompliziert und drei von zehn (29 Prozent) fehlt das technische Wissen, um sich im Netz zu orientieren.

Ein Fünftel der Menschen hat Angst, etwas falsch zu machen (20 Prozent), oder weiß nicht, wo man bei Fragen oder Problemen Unterstützung bekommen kann (22 Prozent). Verständlich, denn wo gibt es heute noch Support? Aber es werden auch Kostengründe genannt. Jeder Achte (12 Prozent) kann sich die Nutzung der Geräte und Anwendungen nach eigenen Angaben nicht leisten.

Glasfaser: Schnell und klimafreundlich - aber nicht ausreichend vorhanden

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Das muss passieren

Wir machen alle gerne Witze über das berühmte Fax im Amt und Funklöcher… Wie sind wir aufgestellt in Deutschland in Sachen Digitalisierung?

Es ist ja kein Geheimnis, dass die Herausforderungen der Digitalisierung in Deutschland alles andere als gut bewältigt werden. Das fängt bei der immer noch vergleichsweise schlechten Versorgung mit Breitband – ob per Glasfaser oder Mobilfunk an – und hört bei der Ausbildung nicht auf.

DSL und Glasfaser sind bei uns in Deutschland deutlich teurer als in anderen EU-Ländern. Dasselbe gilt für den Mobilfunk. Kein Wunder also, dass viele Menschen meinen, sie könnten sich Onlinegehen nicht leisten.

Und es ist nicht immer ein Problem der Regierung. Vodafone zum Beispiel hat allein im letzten Jahr 122.000 Breitband-Kunden verloren – wegen schlechter Qualität und häufig miserablem Service. Ich habe diese Erfahrungen selbst gemacht.

Es braucht mehr Auswahl, mehr Wettbewerb, mehr Druck. Schulen und Hochschulen müssen ans Netz. Da sind wir dann doch wieder bei der Bundesregierung: Es ist ihre Aufgabe, für Infrastruktur zu sorgen.

Mein Buch der Digitalschock: Alles, was Ihr über ChatGPT wissen müsst

Aktionstag Digitaltag

Ein Argument, nicht online zu gehen, was ja auch: Sorge um die eigenen Daten und Unkenntnis.

Was wäre da aus Sicht des Netzdenkers erforderlich?

Erstmal: Am 16. Juni gibt es einen Aktionstag Digitaltag mit Hunderten Aktionen in Volkshochschulen, Museen, öffentlichen Einrichtungen, mit jeder Menge Vorträge und Schulungen. Unter digitaltag.eu gibt es eine prima Übersicht, wo, wann, was stattfindet. Aber das ist nur eine einmalige Aktion.

Digitalisierung gehört endlich an die Schulen und Hochschulen, nicht als Informatik, sondern um Digitalkompetenz zu vermitteln: IT-Sicherheit, Datenschutz, Medienkompetenz. Das muss alles vermittelt werden. Nicht nur, damit Bürger kompetent sind, sondern auch, damit mehr Menschen Lust bekommen, kompetent in diesem Bereich zu arbeiten.

Es braucht ja Fachkräfte, die Apps entwickeln, Support machen, für IT-Sicherheit sorgen oder KI-Systeme aufsetzen. Es gibt viel zu tun!