IFA 2024: KI revolutioniert jetzt auch Haushalt und Alltag

IFA 2024: KI revolutioniert jetzt auch Haushalt und Alltag

Die diesjährige IFA in Berlin präsentiert KI-Innovationen für den Haushalt. Von selbst-denkenden Kühlschränken bis hin zu virtuellen Köchen – die Zukunft hält Einzug in unsere Wohnungen.

Die IFA, die dieses Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum feiert, steht als wichtigste Messe für Konsumerelektronik diesmal ganz im Zeichen der künstlichen Intelligenz (KI) und ihrer Auswirkungen auf unseren Alltag.

Die IFA präsentiert in diesem Jahr unzählige KI-Innovationen, auch und vor allem für den Haushalt. Von selbst-denkenden Kühlschränken bis hin zu virtuellen Köchen: KI hält Einzug in unsere Wohnungen.

KI revolutioniert den Haushalt

Von der Küche bis zum Wohnzimmer: „Smarte“ und durch KI unterstützte Helfer sind eindeutig auf dem Vormarsch. Beispiel Smarte Küchenhelfer: Moderne Backöfen erkennen dank KI-Technologie automatisch, welches Gericht zubereitet wird und passen Temperatur sowie Garzeit entsprechend an. Das verspricht nicht nur perfekte Ergebnisse, sondern auch eine erhebliche Zeitersparnis für Hobbyköche.

Der deutsche Hersteller Siemens hingegen hat seinen „IQ500“-Backöfen eine KI-gesteuerte Dampffunktion spendiert. Die Intensität wird dem Garfortschritt dynamisch angepasst.

Der koreanische Hersteller LG Electronics präsentiert Waschmaschinen mit der „AI DD 2.0“-Technologie, die selbst erkennen kann, wie verschmutzt die Kleidung ist und das passende Waschprogramm auswählt. Die KI-Waschmaschine soll in der Lage sein, eigenständig den Grad der Verschmutzung sowie Materialbeschaffenheit und Ladegewicht zu erkennen und zu analysieren.

Waschmaschinen werden schlauer und optimieren das Waschprogramm je nach Inhalt
Waschmaschinen werden schlauer und optimieren das Waschprogramm je nach Inhalt

Wenn die KI das Waschprogramm bestimmt

Und dann kommt die KI zum Einsatz: Basierend auf den ermittelten Daten entscheidet die Maschine., welches Waschprogramm optimal passt. Sechs verschiedene Arten von Trommelbewegung soll für eine besonders schonende Reinigung der Kleidung sorgen. Tierhaare werden ebenso erkannt wie tiefe Verschmutzungen. Laut Hersteller lässt sich so Wasser und Waschpulver einsparen und Schäden an der Kleidung um bis zu 10% reduzieren.

Aber auch Böden werden mit KI-Hile gereinigt: Saugroboter der neuesten Generation nutzen KI-Funktionen, um Bodenbeschaffenheiten zu unterscheiden, Hindernisse zu erkennen und detaillierte Karten der Räume zu erstellen. Dies ermöglicht eine effizientere und gründlichere Reinigung.

Generative KI
Generative KI

Fernsehen: 8K und schärfere Bilder

Aber auch im klassischen Segment der IFA, den Fernsehgeräten, gibt es noch Neuigkeiten und Weiterentwicklungen. Der koreanische Hersteller Samsung zeigt seine „Neo QLED 8K AI“-TVs, die dank eines KI-Prozessors mit einem scharfen und lebensechten Bild überzeugen.

Dank 8K-Upscaling (also Hochrechnen des meist HD-Bildes) ermöglichen es die Fernsehgeräte, dass selbst konventionelle Inhalte wie im Fernsehen noch üblich ohne Abstriche in 8K-Qualität genossen werden können.

KI spielt auch bei Fernsehern eine zunehmende Rolle. Im Bereich Entertainment präsentiert der koreanische Hersteller LG Electronics seinen neuesten OLED-Fernseher mit der „AI Picture Pro“ Technologie. Diese KI analysiert nicht nur das Bild in Echtzeit für eine optimale Darstellung, sondern lernt auch die Sehgewohnheiten des Nutzers kennen und schlägt personalisierte Inhalte vor.

Alexa kooperiert künftig mit der KI Claude
Alexa kooperiert künftig mit der KI Claude

Sprachassistenten und „smarte“ Lautsprecher waren zuletzt im Vergleich zu ChatGPT und anderen Chatbots immer dümmer geworden. Nun bewegen sich die Geräte von einfachen Sprachbefehlen zu echten Dialogen, indem echte KI in die Smartspeaker einzieht.

Beispiel Amazon: Der Hersteller plant, den „smarten“ Lautsprecher „Echo“ mit Alexa durch den deutlich überlegenen Chatbot Claude von Anthropic zu ersetzen oder erweitern. Damit ziehen die smarten Chatbots auf gewisse Weise ins Wohnzimmer. Sie verstehen künftig Anweisungen wie: „Wenn es regnet und windig ist, bitte die Rollläden einfahren.“

Nachhaltigkeit als zentrales Thema

Neben KI rückt das Thema Nachhaltigkeit immer stärker in den Fokus der IFA 2024. Die Elektronikindustrie reagiert auf die wachsende Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten und ressourcenschonenden Technologien.

Energieeffizienz im Fokus: Diverse Hersteller präsentieren Haushaltsgeräte, die dank innovativer Technologien deutlich weniger Energie verbrauchen. Intelligente Strommanagement-Systeme optimieren den Verbrauch und reduzieren Kosten für die Verbraucher.

Reparierbarkeit und Langlebigkeit: Ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit ist die Verlängerung der Produktlebensdauer. Auf der IFA 2024 werden Geräte vorgestellt, die einfacher zu reparieren und zu warten sind. Miele beispielsweise demonstriert mit „AI-Diagnostics“ ein KI-gesteuertes Programm, das Gerätestörungen in Waschmaschinen und Trocknern live beheben kann.

Herausforderungen und Ausblick

Trotz der vielversprechenden Innovationen steht die Elektronikindustrie vor Herausforderungen. Die Branche kämpft mit rückläufigen Umsätzen, bedingt durch die wirtschaftliche Unsicherheit und die Nachwirkungen der Corona-Pandemie.

Dennoch blicken die Veranstalter optimistisch in die Zukunft. Mit über 1.800 Ausstellern und einem erwarteten Besucherandrang von mehr als 180.000 Menschen verspricht die IFA 2024, ihrem Ruf als Innovationsmotor gerecht zu werden.

Die IFA 2024 unterstreicht einmal mehr ihre Bedeutung als Plattform für zukunftsweisende Technologien. Sie zeigt, wie KI und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können, um unser Leben zu verbessern und gleichzeitig die Umwelt zu schonen. Besucher dürfen sich auf faszinierende Einblicke in die Zukunft des smarten und nachhaltigen Zuhauses freuen

Telegram: Der umstrittene Aufstieg des Messenger-Rebellen

Telegram: Der umstrittene Aufstieg des Messenger-Rebellen

Vom russischen Startup zum globalen Kommunikations-Giganten: Wie Telegram die Messaging-Welt auf den Kopf stellt.

Stell dir vor, du entwickelst eine App, die dir plötzlich richtig Ärger mit dem russischen Geheimdienst einbringt. Was machst du? Klar, du packst deine Koffer und haust ab! So oder so ähnlich beginnt die turbulente Geschichte von Telegram, dem Messenger, der die Tech-Welt spaltet wie kaum ein anderer. Aber von vorne:

Vom Wunderkind zum Digital-Nomaden: Die Durow-Saga

Es war einmal in Russland… Nee, keine Sorge, das wird jetzt kein Märchen. Aber die Story von Pavel Durow liest sich fast wie eins. Der Typ war mit 22 schon Millionär, nachdem er das „russische Facebook“ VKontakte gegründet hatte. Doch 2011 wurde es ihm in der Heimat zu heiß – die Behörden wollten Nutzerdaten, Durow wollte sie nicht rausrücken. Also tat er das einzig Logische: Er gründete mit seinem Bruder Nikolai einen neuen, noch sichereren Messenger. Telegram war geboren!

Aber die russischen Behörden ließen nicht locker. 2014 musste Durow endgültig die Biege machen. Seitdem tingelt er als eine Art Digital-Nomade um die Welt und entwickelt Telegram von wechselnden Standorten aus weiter. Das Hauptquartier? Irgendwo im Nirgendwo. Oder überall. Je nachdem, wen du fragst.

Telegram: Der Messenger ist eine Symbiose zwischen Messenger Social Network
Telegram: Der Messenger ist eine Symbiose zwischen Messenger Social Network

Was Telegram anders macht: Mehr als nur chatten

Klar, mit Telegram kannst du Nachrichten verschicken. Aber das können WhatsApp und Co. ja auch. Was also macht Telegram so besonders? Nun, da wären zum einen die Kanäle. Stell dir vor, du könntest einen eigenen Fernsehsender betreiben, nur eben als Textnachrichten. Genau das sind Telegram-Kanäle: Einseitige Broadcast-Möglichkeiten für alles von News bis Katzenvideos.

Dann wären da noch die Supergruppen. Bis zu 200.000 Mitglieder können hier quatschen. Das ist wie ein Fußballstadion, nur digital und mit weniger „Der Schiri ist blind!“-Rufen. Obwohl… in manchen Gruppen geht’s auch nicht gesitteter zu.

Und nicht zu vergessen: Die Bots. Diese kleinen Helfer können alles Mögliche: Vom Wetter-Update bis zum automatischen Übersetzer ist alles dabei. Es ist, als hätte jeder User seine eigene kleine Armee digitaler Butlers.

Die dunkle Seite der Macht: Warum Kriminelle auf Telegram stehen

Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Und bei Telegram ist der Schatten ziemlich groß. Der Messenger ist bei Kriminellen und rechten Gruppen so beliebt wie ein Freibier-Stand auf einem Festival. Aber warum?

Zum einen ist da die Verschlüsselung. Telegram prahlt gerne damit, dass seine „geheimen Chats“ sicherer sind als Fort Knox. Ob das stimmt? Keine Ahnung, ich bin kein Hacker. Aber das Image reicht schon, um zwielichtige Gestalten anzulocken.

Dann wäre da noch die laxe Moderation. Während Facebook & Co. mittlerweile ganze Armeen von Content-Moderatoren beschäftigen, lässt Telegram seinen Nutzern oft freie Hand. Das Motto scheint zu sein: Solange niemand direkt stirbt, ist alles cool. Nicht gerade beruhigend, oder?

Der Telegram Messenger erlaubt öffentliche Kanäle mit unbegrenzt vielen Empfängern

Behörden vs. Telegram: Das ewige Katz-und-Maus-Spiel

Logisch, dass das den Behörden weltweit nicht schmeckt. In Deutschland zum Beispiel gab’s schon mehrfach Zoff, weil Telegram sich weigerte, strafbare Inhalte zu löschen. Die Antwort des Unternehmens? Meist Schweigen. Oder ein knappes „Nö“.

In anderen Ländern sieht’s nicht besser aus. Russland hat Telegram zeitweise komplett geblockt (mit mäßigem Erfolg). Iran versucht’s immer wieder. Und selbst in der EU steht Telegram unter Beobachtung.

Aber Durow und sein Team bleiben stur. Ihre Argumentation: Privatsphäre geht über alles. Auch über Gesetze? Tja, darüber lässt sich streiten.

Verschlüsselung: Ist Telegram wirklich so sicher?

Kommen wir zum Techie-Teil: Wie sicher ist Telegram wirklich? Die Antwort ist… kompliziert.

Die normalen Chats? Nicht Ende-zu-Ende verschlüsselt. Das heißt, theoretisch könnte Telegram mitlesen. Die geheimen Chats? Die sind schon besser geschützt. Aber Telegram nutzt sein eigenes Verschlüsselungsprotokoll namens MTProto. Und da wird’s haarig.

Kryptografie-Experten sind sich einig: Ein selbstgebasteltes Protokoll ist so eine Sache. Es kann super sein – oder voller Lücken. Und weil Telegram den Code nicht komplett offenlegt, lässt sich das schwer überprüfen.

Im Vergleich dazu nutzt WhatsApp das Signal-Protokoll, das als Goldstandard gilt. Auch Signal selbst und Threema gelten als sicherer. Aber hey, dafür hat Telegram cooler animierte Sticker!

Telegram hat den Kanal von Hildmann blockiert

Fazit: Umstrittener Rebell oder notwendiges Übel?

Am Ende bleibt Telegram das, was es immer war: Ein kontroverser Player im Messaging-Game. Für die einen ist es der letzte Hort der freien Kommunikation. Für andere eine Brutstätte des Bösen.

Die Wahrheit? Liegt wohl irgendwo dazwischen. Telegram bietet Funktionen, die andere Messenger nicht haben. Es gibt Dissidenten eine Stimme in Ländern, wo freie Meinungsäußerung Mangelware ist. Aber es bietet eben auch Kriminellen und Extremisten eine Plattform.

Ob Telegram sein Image aufpolieren kann (oder will)? Die Zukunft wird’s zeigen. Bis dahin bleibt der Messenger das, was er am besten kann: Ein Stachel im Fleisch der Tech-Giganten und Regierungen weltweit. Und wenn wir ehrlich sind: Ein bisschen Rebellion tut der Branche vielleicht ganz gut. Auch wenn’s manchmal wehtut.

Der Telegram-Messenger und die Verhaftung von Parel Durow

Der Telegram-Messenger und die Verhaftung von Parel Durow

Telegram: Freiheit oder Gefahr? Der umstrittene Messenger und die Verhaftung seines Gründers.

Ein russischer Milliardär wird in Frankreich verhaftet, Millionen Nutzer weltweit sind beunruhigt, und Regierungen stehen vor einem Dilemma. Die Geschichte von Telegram ist mehr als nur die eines Messengers – sie ist ein Kampf um Privatsphäre, Sicherheit und die Grenzen der digitalen Freiheit.

Warum Telegram sowohl von Dissidenten als auch von Kriminellen geschätzt wird und welche Rolle sein enigmatischer Gründer Pawel Durow dabei spielt.

Die Magie von Telegram

Telegram: Ein Messenger, den nicht nur in Russland rund 35 Millionen Menschen nutzen, da wo Telegram entwickelt wurde, sondern überall auf der Welt. Der Messenger gilt als Symbolbild für Freiheit und Widerstand, weil der Entwickler und Chef von Telegram, Parel Durow, vergangenen Samstag überraschend bei seiner Einreise in Frankreich festgenommen wurde.

Die französischen Behörden werfen dem 39-Jährigen unter anderem Beihilfe zu Straftaten vor, aber auch und besonders mangelnde Moderation auf seinem Messenger Telegram. Die Verhaftung lässt uns alle genauer hinschauen, was Telegram eigentlich ist, was den Messenger von anderen unterscheidet und warum der Erfinder des Messengers nun in Haft sitzt.

Telegram spielt im Ukraine Konflikt eine große Rolle
Telegram spielt im Ukraine Konflikt eine große Rolle

Wer ist Parel Durow?

Pawel Durow ist ein 39-jähriger russisch-französischer Tech-Unternehmer und Milliardär, der als Gründer des beliebten Messengerdienstes Telegram bekannt ist. Geboren in Leningrad, heute Sankt Petersburg, verbrachte er einen Teil seiner Jugend in Italien und studierte später in Russland. Bevor Durow Telegram gründete, schuf er das soziale Netzwerk VKontakte, man kann sagen das russische Pendant zu Facebook. Damit ist er sehr reich geworden, senn VKontakte ist in Russland ähnlich beliebt wie Facebook hier.

Durow gilt als äußerste umstrittene Figur, die sich in Russland für Datenschutz und Verschlüsselung einsetzt, was Telegram zu einer beliebten, aber auch kontroversen Plattform macht. Seine Verhaftung in Frankreich hängt mit Vorwürfen zusammen, die sich auf die mangelnde Moderation und Kooperation mit Behörden bei Telegram beziehen, was laut den Vorwürfen der Behörden kriminelle Aktivitäten begünstigt hat.

Telegram kommt aus Russland

Telegram kommt aus Russland. Interessant ist ja, dass die russische Regierung es mehrmals verbieten wollte, es dann aber nie durchgezogen haben, weil russische Politiker es selbst benutzt haben.

Eine interessante Ironie bei Telegram. Der russische Staat hat mehrfach versucht, den Messenger zu blockieren, insbesondere im Jahr 2018, als Telegram sich weigerte, den Behörden Zugang zu verschlüsselten Nachrichten zu gewähren. Die Blockade erwies sich jedoch als technisch schwierig und letztlich ineffektiv.

Gleichzeitig nutzten viele russische Politiker und sogar offizielle Stellen Telegram weiterhin für ihre Kommunikation. Selbst der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow gab 2017 zu, dass Telegram für die interne Kommunikation im Kreml verwendet wurde.

Diese Doppelmoral zeigt, wie sehr russische Beamte die Sicherheit und Funktionalität von Telegram schätzen, während sie gleichzeitig versuchen, die Kontrolle über die Plattform zu gewinnen. Letztendlich wurde die Blockade 2020 aufgehoben, nachdem Telegram einer begrenzten Kooperation bei der Untersuchung extremistischer Aktivitäten zugestimmt hatte. Heute ist Telegram mit etwa 30 Millionen Nutzern in Russland sehr populär und wird von beiden Seiten im Ukraine-Konflikt für Mitteilungen genutzt.

Telegram: Der Messenger spielt eine große Rolle bei der Radikalisierung

Telegramm mittlerweile weltweit beliebt

Telegram hat weltweit 800 bis 900 Millionen monatliche Benutzer. Zum einen, weil die Betreiber des Messengers gezeigt haben, dass sie selbst den russischen Behörden keine Daten liefern, aber auch, weil der Messenger schon sehr früh die Möglichkeit eingerichtet hat, sehr große Gruppen-Chats und auch Kanäle einzurichten.

Über Gruppen-Chats lassen sich auf Telegram bis zu 200.000 Menschen erreichen, über Kanäle sogar unbegrenzt viele Menschen; Telegram ist also kein Messenger, sondern ein Massenmedium. Außerdem können auch große Dateien bis zu 1,5 GByte über Telegram verteilt werden.

Was die Kooperation mit deutschen oder französischen Behörden anbelangt: Telegram hat seinen Firmensitz nach Dubai verlegt, um strengeren Regulierungen in Europa zu entgehen. Das Unternehmen kooperiert kaum mit Behörden und weigert sich oft, Nutzerdaten herauszugeben oder illegale Inhalte zu löschen.

In Deutschland und Frankreich wird erwartet, dass Messaging-Dienste bei der Bekämpfung von Kriminalität und Extremismus mitwirken, etwa durch die Herausgabe von Nutzerdaten bei richterlichem Beschluss oder die Löschung illegaler Inhalte. Macht Telegram aber nicht. Genau das macht Telegram insbesondere in extremen Kreisen links und rechts und bei Kriminellen so beliebt.

Telegram müsste Ansprechpartner für Behörden benennen, auf Anfragen reagieren und bei Ermittlungen kooperieren. Bisher lehnt das Unternehmen dies weitgehend ab und beruft sich auf den Schutz der Privatsphäre seiner Nutzer. Genau diese Haltung führt zu wachsendem Druck durch europäische Regierungen, wie die jüngste Verhaftung des Telegram-Gründers in Frankreich zeigt.

Telegram hat den Kanal von Hildmann blockiert

Wie gut ist die Verschlüsselung von Telegram?

Abgesehen davon: Wie sicher ist Telegram aber wirklich im Vergleich zu anderen Messengern, wie gut wird verschlüsselt?

Telegram bietet insgesamt ein zweifellos ordentliches Sicherheitsniveau, liegt aber hinter Messengern wie Signal zurück. Der Hauptgrund dafür ist die Art der Verschlüsselung: Telegram verwendet standardmäßig nur eine Client-Server-Verschlüsselung.

Das bedeutet, Nachrichten werden zwar beim Versand verschlüsselt, aber auf Telegram-Servern gespeichert, wenn auch verschlüsselt. Der Betreiber kann die Nachrichten lesen. Das ist bei WhatsApp und vor allem Signal anders: Hier kommt Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zum Einsatz, die als extrem sicher gilt. Niemand kann mitlesen.

Wer Telegram benutzt und maximale Sicherheit benutzt, muss aktiv „Geheime Chats“ mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung starten.  

Auch relevant: Telegram speichert Nachrichten zentral, also auf Servern. Das erlaubt unter anderem, Telegram von verschiedenen Geräten aus zu benutzen. Pluspunkt sind selbstzerstörende Nachrichten.

Telegram eine Gefahr für die Allgemeinheit?

Redefreiheit und Privatsphäre sind ein extrem hohes Gut bei uns – zu Recht. Und sie werden durch Grundgesetz und dem Verfassungsgericht auch sehr gut geschützt.

Doch kann sich eine Gesellschaft wohl kaum leisten, dass ein massenhaft verfügbares Kommunikationsmittel ununterbrochen gegen geltendes Recht verstößt – und das tut Telegram – und nicht bei der Aufklärung schwerster Straftaten hilft.

Das kann man von den Telegram-Betreibern erwarten, insbesondere eine Moderation, weil durch Kanäle und Gruppen-Chats unzählige Menschen erreicht werden. Das ist kein Eingriff in die Privatsphäre, wo sich ein paar Menschen unterhalten. Telegram ist (auch) ein Massenmedium.

Ein Staat, und der Staat sind am Ende wir alle, kann es sich wohl kaum gefallen lassen, dass geltendes Recht ignoriert wird. Ich finde es daher richtig, dass versucht wird, dem ein Ende zu setzen.

Gamescom 2024: Die größte Community der Welt

Gamescom 2024: Die größte Community der Welt

Von Konsolen zu Kulturen: Wie Videospiele die Welt verändern und verbinden.

Stell dir vor, die Hälfte der Weltbevölkerung würde dieselbe Sprache sprechen. Klingt utopisch? In der Welt der Videospiele ist das schon Wirklichkeit. Tauche ein in die faszinierende Gemeinschaft, die Grenzen überwindet und Menschen weltweit verbindet – und das alles nur durch das Drücken einiger Knöpfe

Mehr als 320.000 Besucher waren auf der Gamescom 2024. Viele kommen sogar verkleidet zur Messe, die sogenannten Cosplayer, angezogen und geschminkt wie ihre Lieblingsfiguren aus einem Game.

Die Gamescom ist ein bunter Platz: Überall Menschen, die sich begeistert Games anschauen und Spaß haben, sich mit Gleichgesinnten zu treffen. Es steckt viel Emotion in Games. Es wird aber auch viel Geld verdient. „Die größte Gemeinschaft der Welt“, das ist das Motto der diesjährigen Gamescom.

Gamescom 2024: Cosplayer ziehen sich an wie ihre Lieblingsfiguren
Gamescom 2024: Cosplayer ziehen sich an wie ihre Lieblingsfiguren

Motto: Die größte Gemeinschaft der Welt

Das Motto hat mehrere Ebenen und Bedeutungen. Besonders wichtig: Mittlerweile spielen geschätzt vier Milliarden Menschen weltweit Computer- oder Videospiele. Die Hälfte der Menschheit. In Deutschland spielen 54% der Menschen ab 16, Frauen und Männer gleichermaßen. An der Konsole, am PC oder Smartphone. Viele davon regelmäßig. Games sind längst keine Sache mehr, die nur junge Männer spielen, wie vor einigen Jahren noch.

Das Motto „Größte Gemeinschaft der Welt“ spiegelt auch die unbestreitbar enorme Reichweite und Vielfalt der Gaming-Szene wider. Videospiele verbinden heute Menschen aller Altersgruppen und Kulturen, weltweit. Games sind nicht mehr nur Unterhaltung, sondern – man kann es so sagen – eine globale Sprache und Plattform für Kreativität, Wettbewerb und soziale Interaktion.

Der Erfolg lässt sich erklären: die weite Verbreitung von Smartphones, die Beliebtheit von Free-to-Play Modellen, der boomende E-Sport Sektor und nicht zuletzt die Pandemie, die viele Menschen zum Gaming gebracht hat.

Es gibt Filme über Games und Games über Filme (Gamescom 2024)
Es gibt Filme über Games und Games über Filme (Gamescom 2024)

Doppelt so groß wie die Filmindustrie

Da kommen wir zu einem wichtigen Punkt, denn immer noch unterschätzen sehr viele Menschen die Games-Branche: Die hat in den letzten Jahren nach einem kurzen Knick ein beeindruckendes Wachstum hingelegt und ist tatsächlich zu einem echten Giganten der Unterhaltungsindustrie geworden.

Aktuellen Schätzungen zufolge erwirtschaftet die globale Gaming-Industrie jährlich bereits über 200 Milliarden Dollar Umsatz. Die weltweite Filmindustrie, die viele immer noch für führend und den absoluten Giganten halten, kommt lediglich auf etwa 100 Milliarden Dollar pro Jahr; also die Hälfte.

Schon länger ist die Gaming-Branche größer als die Filmindustrie – mit steigender Tendenz. Vor allem junge Menschen sind interessiert daran, viel sich Charaktere in Spielen entwickeln, welchen Twist eine Geschichte nimmt und ob sie glaubwürdig ist. Ich habe da auf der Gamescom einige bemerkenswerte Diskussionen belauscht: Menschen unterhalten sich über Games wie früher über die neuesten Blockbuster aus dem Kino.

Gaming und Film stehen aber nicht immer in direkter Konkurrenz. Oft ergänzen sich die Medienwelten und profitieren voneinander. Es gibt Filme über Games und Games über Filme. Dieses Jahr war zum Beispiel „Star Wars Outlaws“ ein großer Publikumsmagnet; und das ist nur ein Beispiel. In Games lassen sich die Geschichten weitererzählen.

Gamescom 2024: Lange Warteschlangen, um neue Spiele ausprobieren zu können
Gamescom 2024: Lange Warteschlangen, um neue Spiele ausprobieren zu können

Mehr Miteinander als Gegeneinander

Mit dem Motto wollen die Gamescom-Betreiber noch einen weiteren Punkt unterstreichen: Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gamer. So wie Biker sich auf der Straße grüßen, weil sie durch ihre Leidenschaft verbunden sind, sind es auch die Gamer. Auf der Gamescom geht es trotz dieser schieren Mengen an Besuchern absolut friedlich zu. Alle sind eine Gemeinschaft, so unterschiedlich auch ihre Vorlieben bei den Games sein mögen. Das spielt kaum eine Rolle.

So viel Harmonie würde man sich bei Fußballspielen wünschen.

Und noch ein weiterer Aspekt ist relevant, finde ich: Während im Internet und vor allem in Social Media immer mehr die Unterschiede herausgestellt werden, Frauen gegen Männer, LGBTQ gegen CIS und zurück, wohlhabend gegen arm und natürlich links gegen rechts, die Unterscheidungen können eigentlich gar nicht bunt und absurd genug sein, mit dem damit unweigerlich verbundenen Wir gegen Die, ist das in der Gaming-Szene komplett anders: Wer spielt, der gehört dazu. Punkt.

Und es wird vor allem online gespielt: Viele lieben vor allem den Aspekt in Gruppen zu spielen. Man muss sich nicht kennen, bildet aber übers Netz eine Gruppe und spielt gegen andere Gruppen. Das verbindet und hilft, kulturelle Barrieren zu überwinden.

Die Games-Branche macht Rekordumsätze
Die Games-Branche macht Rekordumsätze

Warum Förderung für eine Boom-Branche?

Ein Aspekt ist noch relevant: Wenn die Games-Branche doch bereits so erfolgreich ist, wie Du sagst, wieso gibt es dann noch eine Förderung für Games in Deutschland?

Die Frage kann man sich stellen. Aber es gibt auch eine Filmförderung NRW, die Filme fördert, obwohl die Filmindustrie 100 Milliarden Dollar im Jahr umsetzt. Es geht bei der Förderung darum, mehr Games in Deutschland zu entwickeln. Das schafft Arbeitsplätze: 28.000 Menschen hängen in Deutschland direkt und indirekt von Games-Entwicklung ab. Ein Bereich, der sich ausbauen lässt.

Und so, wie die Filmstiftung ein Gegengewicht zu Hollywood schaffen und für mehr Sichtbarkeit von deutschen Inhalten, Themen und Gedanken sorgen will, ist es auch Ziel der Games-Förderung, innovative und förderwürdige Games-Konzepte zu unterstützen. Etwa Themen und Geschichten sichtbar zu machen, die sich für die Blockbuster der Games-Industrie ebenso wenig eignen wie für Hollywood.

Ich halte den Gedanken für sinnvoll, das zu unterstützen.

Nancy Faeser will Polizei mit Fotos im Netz suchen lassen

Nancy Faeser will Polizei mit Fotos im Netz suchen lassen

Bundesinnenministerin Nancy Faeser will der Polizei mehr Möglichkeiten an die Hand geben: Die Polizei soll auch im Netz nach Personen suchen dürfen. Es liegt ein entsprechender Referentenentwurf vor.

Im Kinofilm reicht der Polizei ein verwaschenes Foto eines Verdächtigen, um mit Hilfe von Gesichtserkennung innerhalb von Sekunden die Person zu identifizieren. Deutsche Polizei befindet sich diesbezüglich im Mittelalter.

Dabei müsste das nicht sein: Gesichtserkennung ist heute sehr leistungsfähig. Eine Person anhand ihres Gesichts zu identifizieren, das gelingt mit moderner Technologie und KI leicht.

Das Netz ist voll mit Fotos, eigentlich kann man nahezu jeden leicht identifizieren. Doch ausgerechnet die Polizei macht das nicht – nicht bei Opfern, nicht bei Tätern, nicht bei Zeugen. Weil sie es nicht darf. Sie darf nicht im Netz suchen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser will das ändern. Es liegt ein entsprechender Referentenentwurf vor.

Es ist heute ganz leicht, eine Person im Netz ausfindig zu machen
Es ist heute ganz leicht, eine Person im Netz ausfindig zu machen

Entwurf von Nancy Faeser ist 66 Seiten stark

Es kursiert ein 66-seitiger Gesetzentwurf, der einschneidende Veränderungen vorsieht. Man könnte es so sagen: Die Polizei soll mit der Zeit gehen und künftig Verdächtige, Zeugen und Opfer von Straftaten anhand von Fotos im Internet ermitteln können.

Die Idee ist also: Die Polizei hat ein Foto von einer Person und kann dann gewissermaßen die Social Media Dienste danach durchsuchen, mit Gesichtserkennung. Klar, dass das prinzipiell eine hohe Trefferrate verspricht, schließlich tauchen die meisten Menschen mal auf Foto auf, die auf Instagram, Facebook oder auf Webseiten gepostet werden.

Auch soll die Polizei mit Hilfe von Fotos im Internet den Aufenthaltsort und die Bewegungen von identifizierten Personen ermitteln können.

Als ausdrückliches Beispiel werden Videos von islamistischen Terroristen genannt, die Enthauptungs- oder Foltervideos im Netz teilen. Die Polizei soll den rechtlichen Rahmen bekommen, mit allen verfügbaren Mitteln Täter, Opfer und Zeugen ermitteln zu können. Das ist bislang eben nicht erlaubt.

nancy Faeser will Cyber-Abwehr stärken

Anbieter wie Clearview und Pimeyes können das schon

Es gibt bereits Anbieter wie Clearview oder Pimeyes, die so etwas anbieten.

Die amerikanische Polizei ist Kunde bei Diensten wie Clearview und Pimeyes: Die Anbieter durchforsten das gesamte Internet, vor allem Social Media Dienste, sammeln alle Fotos ein und speichern die biometrischen Daten.

Das ist heute technisch kein großes Problem mehr. Amerikanische Polizeibehörden bezahlen solche Dienste dafür, dass sie ihnen Namen und möglichen Aufenthaltsort von Personen mitteilen. Jeder kann die Dienste nutzen und nach Personen suchen – kostet nicht die Welt.

Doch in der EU ist es verboten, es verstößt gegen die Datenschutzgrundverordnung, die Gesichter von Personen biometrisch zu verarbeiten – ohne Zustimmung. Deshalb ist der Anbieter Pimeyes, der zuerst in Polen gestartet ist, mehrfach zu Strafzahlungen verpflichtet worden. Mittlerweile sitzt Pimeyes in den Seychellen, wo es solche Regeln nicht gibt.

Technisch machbar ist es also. Jetzt muss politisch die Frage beantwortet werden, unter welchen Umständen die Polizei so etwas machen dürfte – und wer den Dienst bereitstellen darf.

Journalisten haben Daniela Klette aufgespürt

Das erinnert an den Fall von Anfang des Jahres: Nach über 30 Jahren Flucht konnte die Polizei die Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette verhaften. Hier hat die Gesichtserkennung auch eine große Rolle gespielt.

Richtig: Es war Journalisten gelungen, mit solchen Tools die Ex-Terroristin aufzuspüren. Die Journalisten haben dazu zu Recherchezwecken eine Bildersuche im Netz gestartet. Die bekannten Fotos der Terroristin Klette waren sehr alt – sie sieht natürlich mittlerweile ganz anders aus. KI macht das aber nichts: Sie sucht nicht nach Gesichtern wie wir sie sehen, sondern nach Gesichtsmerkmalen, Hunderten. Und die ändern sich kaum bis gar nicht.

Jeder von uns hat besondere Eigenschaften: Augenstand, Kopfform, Höhe und Stellung der Wangenknochen, Mundform, Stirn… Das ist wie ein Fingerabdruck. KI ist super darin, Muster zu erkennen und zu unterscheiden. Deswegen kann KI heute mühelos Millionen von Gesichtern unterscheiden und einzelne Personen identifizieren – mit einem sehr hohen Maß an Zuverlässigkeit.

Natürlich wurde die Polizei dadurch düpiert: Die Journalisten schaffen etwas, was eigentlich Aufgabe der Polizei sein sollte. Nicht wenige sagen, das war die Initialzündung für das neue Vorhaben der Innenministerin.

Denn bislang kann die Polizei biometrischen Daten nur mit den biometrischen Daten der polizeilichen Inpol-Foto-Datenbank abgleichen. Dort sind alle Fotos von erkennungsdienstlich behandelten Personen sowie von Asylsuchenden gespeichert. Aber wer noch nicht polizeidienstlich erfasst wurde, den findet man halt so nicht.

PimEyes hat mittlerweile zwei Milliarden Gesichter in der Datenbank
PimEyes hat mittlerweile zwei Milliarden Gesichter in der Datenbank

Faeser will keine Echtzeitüberwachung

Aber was ist mit „Echtzeitüberwachung“ – fragt sich der ein oder andere vermutlich: Wir laufen durch den Bahnhof, bummeln in der Stadt: Werden künftig möglicherweise Kameras unser Gesicht einfangen und checken, ob wir harmlos sind?

Das wäre eine Massenüberwachung mit biometrischen Daten: Etwa die Live-Auswertung von Videoüberwachungskameras auf öffentlichen Plätzen. Es gibt durchaus Politiker, die so etwas fordern. Doch der AI Act verbietet weitgehend die Nutzung von Gesichtserkennungstechnologien zur Echtzeitüberwachung in öffentlichen Räumen.

Dies schließt die automatische Identifizierung von Personen in Echtzeit durch Kameras ein, die auf öffentlichen Plätzen eingesetzt werden. Auch ist es verboten, eine Vorabauswertung vorzunehmen: Das schließt auch eine Überprüfung von Gesichtern ohne akuten Tatverdacht aus.

Einzige Ausnahme: Es liegt eine gerichtliche Genehmigung vor, etwa bei der Suche nach einer vermissten Person wie einem Kind oder bei der Verhinderung schwerwiegender Straftaten. Also nicht komplett verboten, aber nur in sehr engen Grenzen erlaubt. Das ist so angelegt, um eine Massenüberwachung wie in China zu verhindern – im ganzen EU-Raum.

Das plant Nancy Faeser aber ausdrücklich nicht.

Trotzdem regt sich Widerstand. Die Diskussion ist natürlich auch nötig. Ebenso, dass die Polizei nicht mit Werkzeugen aus der Vergangenheit arbeitet.