Open Source: Warum alle plötzlich jubeln – und was es mit uns allen zu tun hat

von | 06.06.2025 | Digital

Ein Begriff, der häufig verwendet wird, dessen Bedeutung vielen aber gar nicht richtig bewusst ist, ist Open Source. Zeit, Begriff und Bedeutung mal zu erklären.

Wer dieser Tage auf der Digitalmesse re:publica in Berlin war, konnte es mit eigenen Augen (und Ohren) erleben: Kaum fiel der Begriff „Open Source“, brandete Applaus auf. Ausgerechnet ein technischer Fachbegriff sorgt für Euphorie. Warum? Weil „Open Source“ längst mehr ist als ein Nerd-Thema. Es steht für eine neue Hoffnung in der digitalen Welt – und betrifft uns alle.

OpenSource
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Zwei Worte, ein Versprechen

Als Bundesdigitalminister Karsten Wildberger auf der Bühne sagte, man wolle staatliche digitale Infrastruktur künftig bevorzugt mit Open Source realisieren, war das der wohl einzige Moment, in dem sein Auftritt wirklich zündete. Was vorher als technokratischer Vortrag begann, entwickelte sich beim Thema Open Source zur Vision. Denn diese zwei Worte tragen ein großes Versprechen: Mehr Transparenz. Mehr Kontrolle. Mehr Teilhabe.

Doch was genau steckt eigentlich dahinter?

Was bedeutet Open Source?

„Open Source“ heißt wörtlich übersetzt: „Offene Quelle“ – gemeint ist der sogenannte Quellcode, also der Bauplan einer Software. Normalerweise ist dieser Code ein gut gehütetes Geheimnis von Konzernen wie Microsoft, Apple oder Adobe. Wer deren Software nutzt, weiß nicht, was im Inneren passiert. Man kann sie bedienen – aber nicht hinter die Kulissen schauen.

Bei Open-Source-Software ist das anders: Der Code ist öffentlich einsehbar. Jeder kann prüfen, verändern, verbessern, weiterentwickeln – und vor allem: kostenlos nutzen. Es geht also nicht nur um Technik, sondern um eine Philosophie: Offenheit statt Kontrolle, gemeinsames Entwickeln statt Abhängigkeit.

Warum ist das für uns alle wichtig?

Viele denken bei Open Source an IT-Nerds oder Softwareentwickler. Doch das greift zu kurz. Denn fast alle digitalen Dienste, die wir täglich nutzen, basieren unter der Haube auf Open-Source-Komponenten: Router, Cloud-Systeme, Webserver – ohne Open Source wäre das Internet, wie wir es kennen, schlicht nicht möglich.

Und auch bekannte Programme wie der Firefox-Browser, die Bürosoftware LibreOffice oder das Betriebssystem Linux sind Open Source. Selbst moderne KI-Systeme wie Stable Diffusion oder Meta LLaMA folgen inzwischen dem Prinzip offener Software.

Der entscheidende Punkt: Nur bei Open Source lässt sich nachvollziehen, was eine Software tatsächlich tut – ob sie Daten sammelt, Sicherheitslücken hat oder diskriminierende Entscheidungen trifft. Wer also digitale Selbstbestimmung und Datenschutz ernst nimmt, kommt an Open Source nicht vorbei.

Gerade angesichts aktueller Entwicklungen – etwa Metas Plänen, Nutzerdaten für KI-Training zu verwenden – gewinnt dieser Aspekt dramatisch an Bedeutung.

Mistral ist OpenSource und gilt als schneller Chatbot
Mistral ist OpenSource und gilt als schneller Chatbot

Open Source als politisches Signal

Der Applaus auf der re:publica hatte also weniger mit Technik zu tun – und mehr mit einem tiefen Wunsch: Unabhängigkeit von Big Tech. Vielen Menschen ist klar geworden, wie abhängig Behörden, Schulen und Unternehmen von den großen Konzernen geworden sind.

Wenn der Staat nun ankündigt, Open Source bevorzugt einzusetzen, bedeutet das: Weg von teuren Lizenzmodellen und intransparenten Strukturen, hin zu mehr digitaler Souveränität. Ein Hoffnungsschimmer für alle, die sich eine freiere, gerechtere digitale Zukunft wünschen.

Aber: Ist Open Source automatisch besser?

Nein. Auch Open Source hat seine Grenzen. Nicht jede quelloffene Software ist automatisch sicher, benutzerfreundlich oder stabil. Viele Projekte leiden unter Geldmangel, werden von Ehrenamtlichen gepflegt oder sind technisch anspruchsvoll.

Und: Auch Open-Source-Projekte können von Konzernen beeinflusst werden. Wenn ein Unternehmen wie Meta sein KI-Modell „LLaMA“ öffentlich zugänglich macht, heißt das nicht, dass Meta plötzlich für Transparenz steht. Es ist und bleibt ein strategischer Schritt.

Hinzu kommt: Der Wechsel zu Open Source ist kein Selbstläufer. Behörden und Schulen brauchen Ressourcen, Schulungen, Wartung – und politischen Willen. Ohne klares Bekenntnis und langfristige Unterstützung verpufft die Wirkung.

Open Source braucht Rückenwind

Open Source ist kein Allheilmittel. Aber es ist ein mächtiges Werkzeug. Es ermöglicht digitale Teilhabe, Vertrauen in Technik – und vor allem: die Rückeroberung digitaler Kontrolle.

Damit Open Source mehr wird als ein Schlagwort, braucht es:

  • Investitionen in offene Projekte
  • politische Rückendeckung und konkrete Zielvorgaben
  • digitale Bildung, die Open-Source-Kompetenzen fördert
  • und: eine öffentliche Diskussion, in der wir als Gesellschaft entscheiden, wie viel Macht wir den Konzernen überlassen – und wie viel Kontrolle wir zurückhaben wollen

Fazit: Ein Prinzip mit Zukunft

Der Jubel auf der re:publica war nicht naiv, sondern berechtigt. Denn Open Source ist ein Symbol geworden: Für eine digitale Welt, die offen, fair und gestaltbar ist. Für eine Zukunft, in der wir nicht nur Nutzer sind – sondern auch Mitgestalter.

Ob dieses Prinzip eine größere Rolle spielen wird, hängt davon ab, ob wir es einfordern. In der Politik. In der Verwaltung. In unseren Schulen. Und in unserem digitalen Alltag.


Tipp: Wer selbst Open Source erleben möchte, kann z.B. den Browser Firefox ausprobieren, statt Chrome. Oder LibreOffice statt Microsoft Office. Es lohnt sich – nicht nur technisch, sondern auch ideell.


Wenn du möchtest, kann ich auf Wunsch auch noch ein passendes Teaserbild oder einen Social-Media-Text dazu erstellen.