Facebook Places: Wo bist Du gerade?

Wo bist Du gerade? Sicher eine der am häufigsten gestellten Fragen am Telefon, vor allem am Mobiltelefon. Eine Frage, die man künftig nicht mehr so häufig stellen muss. Denn Facebook hat jetzt auch in Deutschland einen neuen Dienst gestartet: Facebook Places – und der verrät den eigenen Freunden, wo man gerade ist. Und einem selbst, wo die Freunde sich wiederum gerade aufhalten. Wieder wissen wir ein bisschen mehr voneinander – aber wollen wir das eigentlich?

Eigentlich ist Facebook Places ganz schnell erklärt: Egal, wo man gerade ist, ob man auf einer berühmten Brücke steht und die Aussicht genießt, ob in seinem Lieblingscafé einen Espresso, oder zum Einkaufen in der Stadt unterwegs ist: Ein Knopfdruck auf dem Handy genügt – schon wissen die eigenen Freunde Bescheid, wo man gerade ist.

Hier bin ich! So könnte man Facebook Places oder Facebook Orte, wie der neue Dienst in Deutschland heißt, wohl auch übersetzen oder umschreiben. Noch nie war es so einfach, seine Freunde oder Familie wissen zu lassen, wo man gerade ist.

Ortung per Handy

Man meldet sich mit dem Handy bei Facebook – und wenig später erscheint der aktuelle Aufenthaltsort dann im Profil. Auf der eigenen Facebook-Seite. Das sieht dann zum Beispiel so aus wie hier bei mir.

Ein paar Beispiele. Mein Besuch im Sender, im Funkhaus Düsseldorf des WDR. Man sieht genau, wann ich da war – und wo, der Kartenausschnitt lässt sich vergrößern. Danach im Büro. Und später am Abend: Pizza gegessen. Kann man auch sehen. Und die Freunde: Sie kommentieren das sogar.

Wer weiß: Wenn jemand gerade in der Nähe ist, dann kann man sich natürlich spontan treffen. Auf einen Kaffee, auf ein Bier, zum Quatschen. Und genau das ist die Idee hinter Facebook Places. Dass man sieht, wenn Freunde in der Nähe sind und man sich dann spontan verabreden kann.

Wo sind die eigenen Freunde gerade?

Aber wo sind die eigenen Freunde gerade? Das erfährt man nicht nur im Web, sondern auch im Handy. Das zeigt mir nämlich ganz genau an, welche meiner Freunde sich gerade in der Nähe aufhalten – und wo. Und dann reicht eigentlich ein Knopfdruck, um Kontakt aufzunehmen oder sich eben zu verabreden.

Eine Komplettüberwachung muss dennoch niemand befürchten: Das Handy meldet nicht etwa von sich aus den aktuellen Aufenthaltsorts. Man muss schon selbst aktiv werden. Klickt auf das Orte-Logo. Schon werden Orte der näheren Umgebung angezeigt, etwa Restaurants, Bars, Geschäfte. Einfach Ort auswählen und bestätigen. Erst dann wissen alle Bescheid.

Wenn man schon Facebook Places benutzt, dann sollte man allerdings penibel die Einstellungen kontrollieren. Damit auch wirklich nur Freunde oder Familienangehörige mitbekommen, wo man sich gerade befindet. Lässt sich alles in den Privatsphäreeinstellungen festlegen – und das sollte man eben unbedingt auch kontrollieren.

Datenschützer machen sich Sorgen

Datenschützer haben bei diesem neuen Dienst allerdings Magenschmerzen. Klar, denn wer ständig mitteilt, wo er sich gerade aufhält, der gibt natürlich ohne Not viel von sich preis. Deswegen ist es so wichtig, die Datenschutzeinstellungen genauestens im Auge zu behalten.

Aber noch was ist bedenklich: Man kann nämlich per Handy nicht nur mitteilen, wo man selbst gerade ist, sondern auch gleich noch Freunde mit „einchecken“, wie das heißt, also mitteilen, wer sonst noch da ist. Und da wird es dann wirklich heikel, weil man eben nicht nur für sich entscheidet, den aktuellen Aufenthaltsort zu verraten, sondern auch gleich für Freunde oder Kollegen – die davon nicht mal was wissen oder mitkriegen müssen. Das ist dann schon recht bedenklich.

Es entsteht ein Bewegungs- und Konsumprofil

Man gibt als Benutzer also eine Menge von sich und schlimmstenfalls auch über andere preis. Nach einer Weile weiß Facebook dann, wo wir am liebsten Cappuccino trinken oder Pizza essen. Auf diese Weise entsteht ein Bewegungsprofil – und sogar ein Konsumprofil. Trotzdem nutzen viele gerne diese Geolocation-Dienste, denn es gibt nicht nur Facebook Places.

Einige andere Dienste, die ganz ähnlich funktionieren und die es auch schon länger gibt, sind Foursquare, Gowalla und Google Lattitude. Foursquare ist Facebook Places noch am ähnlichsten. Einmal im eigenen Handy eingestellt, reicht ein Knopfdruck auf dem Handy, um zu sagen, in welchem Café oder Restaurant man gerade ist.

Andere Geo Locationdienste

Noch bekannter und beliebter ist Google Latitude. Wer diesen Service in seinem Handy nutzt, kann die ganze Welt wissen lassen, wo er sich gerade aufhält – und was er gerade tut. Einmal eingestellt, macht das Handy das sogar komplett automatisch – in regelmäßigen Abständen. Jeder kann in einer Onlinekarte sehen, wo man gerade ist.

Also: Solche Funktionen haben durchaus ihren Reiz, aber auch ihre Schattenseiten. Deswegen ist es sehr wichtig, dass man weiß, was man tut – und die Einstellungen immer genau im Blick behält.

Wenn Handys spionieren

Das iPhone ist populär, es gilt als schick und vielseitig. Doch nun gerät Apples Wunderhandy plötzlich ins Visier der Kritik: Datenschützer kritisieren, dass Apple sich vom iPhone diverse Daten schicken lässt und diese Daten dauerhaft speichert und verarbeitet. Selbst Bundes-Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger hat sich eingeschaltet und kritisiert die Datensammelei.

Neue Datenschutzregeln bei Apple

Stein des Anstoßes sind neue Datenschutzregeln, die Apple seit einigen Tagen allen iPhone-Benutzern vorlegt. Darin heißt es: „Um standortbezogene Dienste auf Apple-Produkten anzubieten, können Apple und unsere Partner und Lizenznehmer präzise Standortdaten erheben, nutzen und weitergeben, einschließlich des geografischen Standorts Ihres Apple-Computers oder Geräts in Echtzeit. Diese Standortdaten werden in anonymisierter Weise erhoben, durch die Sie nicht persönlich identifiziert werden.“

Konkret: Apple lässt sich offensichtlich mit Standortdaten versorgen. Das iPhone weiß jederzeit, wo es sich befindet, dafür sorgt nicht nur der eingebaute GPS-Empfänger, der zu- und abschaltbar sind, sondern auch weitere Techniken. So kann auch der Mobilfunkprovider zumindest den ungefähren Aufenthaltsort ermitteln – auch der Onlinezugang lässt Rückschlüsse über den Aufenthaltsort zu. Diese Daten kennt das iPhone – und überträgt sie offensichtlich in regelmäßigen Abständen an Apple

Bislang unbekannt, welche Daten Apple konkret erhebt

Welche Daten genau ermittelt und übertragen werden, welche Daten Apple speichert, wie lange und zu welchem Zweck, ist bislang unbekannt – und Grund für die Anfragen der Datenschützer. Sie verlangen Auskunft, wozu die Daten überhaupt erhoben werden, außerdem wird auch Einblick in die Datenbanken von Apple verlangt, um überprüfen zu können, ob die Aussage zutrifft, dass die Daten anonymisiert übertragen und gespeichert werden. Bislang verweigert Apple jede Auskunft.

Es drohen durchaus konkrete Gefahren: Wenn Apple Standortdaten erhebt und diese speichert, lassen sich mühelos Bewegungsprofile anfertigen, zumindest wenn diese Daten an einzelne Geräte gebunden werden. Denkbar ist auch, dass diese Ortsangaben für gezielte Werbung herangezogen wird. Apple führt ein eigenes Online-Werbesystem namens iAd ein, das auf iPhone und iPod Touch möglichst relevante Anzeigen präsentieren soll. Je mehr Informationen über den Besitzer eines Handys bekannt sind, desto bessere Anzeigen lassen sich ausliefern.

Auch andere Smartphones stellen Ortungsdaten zur Verfügung

Doch nicht nur Apples Handy kennt den aktuellen Standort und kann die Daten speichern, übertragen oder verwerten. Praktisch alle hochwertigen Smartphones sind dazu heute in der Lage, ob Android oder Symbian. Onlinedienste, die sich auf den aktuellen Standort beziehen („Location Based Services“), liegen voll im Trend: Das nächste Kino finden, den Italiener in der näheren Umgebung, die lokale Zeitung lesen – alles heute kein Problem mehr.

Deshalb muss sichergestellt sein, dass diese Daten auch nur dann erhoben und Anwendungen oder Webseiten zur Verfügung gestellt werden, etwa um Onlinekarten zu zeigen, wenn der Benutzer das ausdrücklich wünscht und genehmigt. Darum fragen aktuelle mobile Betriebssysteme heute nach, wenn solche Daten benutzt und verarbeitet werden. Die Frage ist, ob das auch wirklich in jedem Fall passiert.

Konsequenzen schwer zu überblicken

Außerdem kann nicht jeder Handybenutzer in jedem Fall die Konsequenzen überblicken. Wer einmal eine Software wie Foursquare oder Google Lattitude installiert, um Freunde oder Kollegen über den aktuellen Aufenthaltsort zu informieren, vergisst womöglich irgendwann, dass die Software im Hintergrund des Smartphones aktiv ist – und funkt immer noch unbemerkt und ungewollt diese Ortsdaten an Server im Internet, die diese Daten speichern oder mitunter sogar direkt öffentlich verfügbar machen.

Ein sensibles Thema, mit dem sich Benutzer moderner Smartphones heute auseinandersetzen müssen.

Geeignete Gegenmaßnahmen

iPhone-Benutzer sollten darauf achten, dass die Ortungsdienste nur dann eingeschaltet sind und genutzt werden, wenn man sie wirklich braucht. In den Einstellungen lässt sich das unter „Ortungsdienste“ sehen und nötigenfalls ändern. Hier lässt sich auch nachsehen, welche Anwendungen derzeit in jüngster Zeit die Ortungsdienste genutzt haben.

Ähnliches gilt für andere Handymodelle: Auch hier lässt sich in der Regel der Ortungsdienst gezielt abschalten. Außerdem erscheinen Warnhinweise, zumindest beim ersten Mal, wenn Ortungsdaten genutzt werden. Hier sollte regelmäßig überprüft werden, ob aufgeführte Anwendungen tatsächlich mit Ortungsdaten versorgt werden sollten.