Wenn Computer falsch rechnen
Viele EC- und Kreditkarten sind mit einem kleinen, goldenen Chip ausgestattet, der eigentlich für mehr Sicherheit sorgen soll. Die sogenannten EMV-Chips sind gut auf der Vorderseite der Karten zu erkennen. Sie speichern und verarbeiten Daten, die vom Lesegerät an die Karte übergeben werden. Die Chips sollen die gespeicherten Daten besser gegen Fälscher und Betrüger schützen und bargeldloses Bezahlen sicherer machen.
Laut Kreditwirtschaft sind rund 60 Prozent der in Deutschland im Umlauf befindlichen Karten bereits mit einem Chip ausgerüstet. Viele dieser Karten haben aber allerdings ein Problem mit der Jahreszahl 2010 – und verweigern seit dem Jahrewechsel die Zusammenarbeit mit den Lesegeräten. Die Folge: Keine Bargeldauszahlung, keine Zahlvorgänge mit der Kreditkarte. Betroffen sind keineswegs alle Karten, sondern lediglich Karten mit einem ganz speziellen Chip-Typ.
Das Problem ist erkannt und auch teilweise bereits behoben. Die Computerprogramme in Automaten und Lesegeräten müssen angepasst werden, um den Bug in den Chip auszugleichen. Bei Geldautomaten im Inland soll das bereits erfolgt sein, es folgen die Zahlungsterminals in Geschäften. Bis alle Automaten und Terminals auch im Ausland umprogrammiert sind, kann durchaus noch eine Weile vergehen.
Auch andere Systeme betroffen
Auch andere Computersysteme haben Probleme mit der Jahreszahl 2010. So kennzeichnet die weit verbreitete Anti-Spam-Software SpamAssassin überraschend neue E-Mails mit dem Eingangsdatum 2016 und weist sie deshalb als Spam zurück, davon sind selbst große Mail-Provider wie GMX betroffen.
Auch Antiviren-Software von Symantec hat Schwierigkeiten mit dem Jahr 2010 und verarbeitet aktuelle Virensignaturen nicht mehr. Andere melden Schwierigkeiten bei Smartphones mit Windows Mobile: Eingehende SMS-Nachrichten werden vereinzelt in die Zukunft (auch hier: das Jahr 2016) verlegt, was zu Verwirrungen führt.
Usachen für die Schwierigkeiten
Was genau zu den unerwarteten Schwierigkeiten führt, ist bislang nicht konkret bekannt. Eigentlich stellt das Jahr 2010 für Computerprogramme keine besondere Herausforderung dar. Anders als seinerzeit der Wechsel von 1999 auf 2000, der als Y2K-Programm (Year 2000) in der Silvesternacht 1000/2000 zu großer Aufregung geführt hat.
Für Laien schwer vorstellbar, aber für Programmierer eine altbekannte Tatsache: Der Umgang mit Datumsangaben ist immer heikel. Es gibt so viele unterschiedliche Schreibweisen, jeder Monat hat eine andere Zahl von Tagen, es gibt Schaltjahre und Sonderfälle – das verursacht immer wieder Schwierigkeiten in Computerprogrammen. Beim Jahr 2010 hat offensichtlich niemand ernsthaft damit gerechnet, anderenfalls wären die Systeme vorher getestet worden.