Hin und Weg: Online-Karten bieten immer mehr

Google Maps kennt jeder, Bing Maps schon kaum jemand – aber dass auch Nokia Onlinekarten anbietet, wissen selbst viele Insider nicht. Dabei sind die Alternativen zu Google Maps durchaus interessant. Man kann für jeden Zweck die passende Karte verwenden. Google bietet mittlerweile auch Verkehrsinformationen in seinen Karten an, Bing spannende Luftbildaufnahmen und Nokia ist auf Restaurantempfehlungen spezialisiert.

Aus dem All lässig jeden Fleck der Erde anfliegen – etwa die Hauptstadt des Vereinigten Königsreich und dort eine virtuelle Sightseeing Tour machen? Mit den immer besser werdenden Onlinekarten Google Maps, Bing Maps und Nokia Maps kein Problem. Computerbenutzer können heute nicht nur jede Stadt anfliegen, sie können sich auch online Karten anschauen, Luftbildaufnahmen auf sich wirken lassen oder sich regelrecht in fremden Städten umschauen, in 3D.

Kaum zu glauben, was sich die Anbieter alles einfal-len lassen, um uns Internetbenutzern zu gefallen. Google Maps ist zwar der mit Abstand bekannteste Kartendienst im Netz – aber auch Microsofts Kartendienst Bing Maps kann sich sehen lassen.
Große Stärke von Bing Maps: Aufgeräumte Karten und vor allem: Richtig gute Luftbildaufnahmen und auch Aufnahmen in der Vogel-perspektive. Das lohnt sich vor allem, um eine Stadt zu erkunden. So etwas hat Google nicht zu bieten.

Aber auch Google rüstet seine Onlinekarten ununterbrochen auf. Ganz neu ist bei Google Maps die Verkehrsübersicht. Google kennt die aktuelle Verkehrslage von Autobahnen und Bundesstraßen sowie in Ballungsgebieten auch von den größeren Straßen. Man kann genau sehen, wo es sich gerade in einer Stadt knubbelt. Rot bedeutet: Stau. Gelb: Zähfließender Verkehr. Grün: Hier fließt der Verkehr.

Google aktualisiert die Daten alle paar Minuten. Die Informationen sind erstaunlich präzise. Google zieht dazu nicht nur die üblichen offiziellen Verkehrsdaten heran, sondern ermittelt wohl auch, wie schnell sich die Handys auf den Straßen bewegen. Das lässt ja auch Rückschlüsse zu, wie die aktuelle Verkehrssituation ist.

Wer die aktuellen Verkehrsinfos sehen will, muss in Google Maps einfach den Layer „Verkehr“ aktivieren. Schon färbt Google die Straßen entsprechend ein. Funktioniert übrigens auch im Handy wunderbar: Auch hier ist zu sehen, wo der Verkehr fließt oder steht. In Zukunft soll die aktuelle Verkehrslage auch bei der Routenplanung berücksichtigt werden.

Ebenfalls interessant: Die Funktion „Öffentliche Verkehrsmittel“. Von einigen Städten kennt Google die wichtigsten Verkehrsmittel, etwa U-Bahn oder Züge. Auf Wunsch blendet Google die Linien in den Stadtplan ein. Klickt man auf eine Station, erhält man zusätzliche Infos: Welche Linien halten hier, wie kann man umsteigen. Praktisch.

Solche Infos sind natürlich vor allem unterwegs interessant. Aber da muss man auf die Kosten achten: Wer eine Inter-net-Flatrate hat, muss sich keine Gedanken machen. Im Ausland aber, wo solche Karten besonders nützlich sind, im Ausland kann das ein teurer Spaß werden, denn es werden sehr große Datenmengen übertragen. Also im Ausland solche Funktionen mit Vorsicht genießen.

Wer einen Urlaub plant, vor allem wenn es sich um einen Städtetrip handelt, sollte auch mal Nokia Maps ausprobieren. Das ist ein Onli-nekartendienst vom Handyhersteller Nokia. Kennen Sie nicht? Dann geht es Ihnen wie den meisten. Das sollten Sie aber mal ändern, denn Nokia Maps ist wirklich gut, eine schöne Alternative zu Google Maps. Denn: Nokia Maps bietet beeindruckende 3D-Ansichten von Städten.

Beispiel: Kopenhagen. Mit Nokia Maps kann man die Stadt wunderbar erkunden. Man fliegt quer über die Stadt. Wenn man dann den Winkel neigt, nehmen die wichtigsten Gebäude und auch einige Grünanlagen regelrecht Gestalt an. Sie bekommen Tiefe, erscheinen als detaillierte 3D-Modelle. So lässt sich ein Städtetrip prima planen.

Nokia bietet diesen 3D-Service bislang nur für eine Handvoll Städte an, da sind die Ergebnisse aber wirklich beeindruckend. Von den meisten Orten bietet Nokia dann gleichzeitig auch noch Streetview-ähnliche Ansichten, man kann sich also nicht nur alles von oben oder als 3D-Modell anschauen, sondern auch im Panoramaanblick. Beeindruckend.

Online-Karten: Es muss nicht immer Google Maps sein

Der klassische Stadtplan ist heute eigentlich mehr oder weniger überflüssig: Schließlich gibt es praktische Karten im Internet. Die meisten verwenden Google Maps, Google Earth und Google Streetview, um sich in einem fremden Ort zu orientieren. Dabei gibt es durchaus Alternativen.

Microsofts Kartendienst Bing Maps bietet ebenfalls hervorragendes Kartenmaterial an. Im Unterschied zu Google Maps gibt es bei Microsoft vereinzelt auch Luftbildaufnahmen von größeren Städten. Hier lassen sich mühelos Häuserblöcke, Plätze, Einkaufsstraßen oder wichtige öffentliche Gebäude erkennen. Ideal, um sich eine Umgebung anzuschauen.

Microsoft macht Google Konkurrenz

Microsoft will außerdem Google Streetview Konkurrenz machen. Mit Bing Maps Streetside, ein Dienst, der ganz ähnliche Ansichten wie Streetview bieten soll. Panoramaansichten von Straßen und Plätzen, man kann sich virtuell umschauen, virtuell durch die Straßen flanieren. Diese Woche hat Microsoft damit begonnen, Aufnahmen von deutschen Städten zu machen, ab Spätsommer sollen die Aufnahmen online sein. Wer nicht möchte, dass sein Haus, seine Wohnung online zu sehen ist, kann sich online melden und das Haus wird dann laut Microsoft innerhalb von 48 Stunden verpixelt.

Microsoft erweitert seine Panoramaansichten mit Fotos, die auf flickr gespeichert sind und zum jeweiligen Straßenzug passen. Wenn nur genügend Fotos von einem Ort oder einem Gebäude verfügbar sind, entstehen automatisch interessante 3D-Ansichten. Man kann regelrecht um ein Gebäude herum gehen, es von allen Seiten betrachten. Eine Technologie, die sich Photosynth nennt und nur Microsoft bietet.

Bei OpenStreetmap können alle mitmachen

Die Onlinekarten von Google und Microsoft sind kommerzielle Angebote – es gibt aber noch eine Alternative: OpenStreetMap. Ein nicht-kommerzieller Kartendienst, den es bereits seit 2004 gibt. Die Idee des Projekts ist, eine freie Weltkarte zu schaffen, die jeder ohne Einschränkungen kostenlos nutzen darf. Das ist bei den Karten von Google und Microsoft anders, die darf man zwar auch kostenlos auf der eigenen Webseite einbinden, streng genommen darf man aber zum Beispiel keinen Ausdruck machen, zumindest darf man die Karten nicht selbst weiter wirtschaftlich verwerten. Das ist bei OpenStreetMap anders: Dieses Kartenmaterial kann jeder beliebig verwenden.

OpenStreetMap sammelt weltweit Daten über Straßen, Eisenbahnen, Flüsse, Wälder, Häuser und alles andere, was gemeinhin auf Karten zu sehen ist. Weil OpenStreetMap die Daten selbst erhebt und nicht aus existierenden Karten übernimmt, hält der Verein die Rechte daran. Die OpenStreetMap-Daten darf jeder lizenzkostenfrei einsetzen und beliebig weiterverarbeiten.

OpenStreetMap stellt nicht nur die Karten zur Verfügung

Es gibt einen weiteren Unterschied: Google und Microsoft stellen zwar online Karten zur Verfügung, nicht jedoch die zugrundeliegenden Geodaten. Man kann die Karten also nur so nutzen, wie sie angeboten werden. Will man die Karten in einem anderen Stil anzeigen oder in eigener Software verwenden, so kommt man nicht weiter. OpenStreetMap bietet auch die „rohen“ Geodaten an, damit jeder sie so nutzen kann, wie er möchte.

OpenStreetMap beendet die Abhängigkeit von den Anbietern der Geodaten und setzt dem reinen Konsumieren kreative Aktivität entgegen. Durch die Zusammenarbeit der Projektmitglieder entsteht eine freie Geodatenbank, die weltweit allen Menschen zur Verfügung steht.
Die meisten Mitglieder der Community beteiligen sich durch so genanntes Mapping daran, das Kartenmaterial von OpenStreetMap zu erweitern oder zu verbessern. Mapping bedeutet, mit einem GPS-Gerät Kartendaten zu sammeln und bei OpenStreetMap einzugeben. Das machen viele sehr gerne, sie laufen oder fahren Straßen ab und zeichnen mit einem GPS-Gerät die Daten auf und übertragen sie später. Auch eine Fahrradtour kann man aufzeichnen und bei OSM hochladen.

Jeder kann mit seinem GPS-Gerät Daten sammeln

Jeder kann mitmachen, auch Postboten, die jede Straße kennen, jede Hausnummer – und so wertvollen Input liefern können, etwa wenn sich etwas in einer Straße ändert. Auf diese Weise wird das Kartenmaterial immer aktuell gehalten. Wer einen Fehler findet, kann ihn in OSM auch korrigieren. Wer programmieren kann, der kann bei OpenStreetMap auch mitmachen. Es gibt jede Menge zu tun – an der zentralen Datenbank, an den Editoren, an der Software, die die Karten zeichet, und an allen möglichen Hilfsprogrammen.

OpenStreetMap ist von der Präsentation her nicht ganz so edel wie Google Maps oder Bing Maps. Das Kartenmaterial selbst kann sich aber durchaus sehen lassen, ist teilweise sogar aktueller als das von Google oder Bing. Allerdings nicht überall: Während Städte sehr gut in OSM abgebildet sind, gilt das für ländliche Gebiete nicht immer… Auch ist nicht jedes Haus bei OSM zu finden…

Die 3D-Stadtpläne kommen

Derzeit fahren Google-Autos durch Deutschland und machen Aufnahmen von jeder Straße, von jedem Gebäude, damit demnächst in Google Streetview die gesamte Republik virtuell auf dem Monitor erscheint. Dagegen regt sich Widerstand, viele wollen nicht, dass ihr Haus im Internet zu sehen ist. Dabei sind Onlinedienste wie Google und Microsoft längst einen Schritt weiter: Auf der Cebit kann man sich Prototypen der nächsten Generation ansehen, hier werden Onlinekarten dreidimensional.

Microsoft hat diese neue Art der Präsentation zuerst gezeigt, Photosynth heißt die Technik. Die idee: Wenn nur genügend Fotos von einem Gebäude oder einem Objekt vorliegen, etwa von einer Sehenswürdigkeit, können Computer aus den vielen Fotos ein 3D-Objekt berechnen. Dann kann der Betrachter sich das Haus, das Gebäude, die Brücke in 3D am eigenen Rechner anschauen, man kann drum herum laufen, hindurch schreiten oder auch dahinter blicken. Am PC erscheinen jeweils die passenden Fotos, jedes Detail kann angeschaut werden – wenn die passenden Fotos vorliegen, sogar bei Tag und bei Nacht.

Google und Microsoft setzen darauf, dass die Community die Fotos zur Verfügung stellt, indem die User die Bilder in Online-Bilderdiensten wie flickr oder Panorama hochladen. Wenn die Fotos geografisch verortet sind (Geotagging), können Dienste wie Google Streetview oder Bing Maps die Fotos nutzen. Sie können die Bilder nicht nur zeigen, sondern auch beeindruckende 3D-Ansichten erzeugen.

Die neue Technik von Microsoft ist sogar in der Lage, Livebilder, etwa von Webcams einzufangen und in die Straßenansichten einzubauen, dann erscheinen sogar Livebilder von einem Geschäft, einem Konzert, einer Straßenecke auf der Webseite, die Livebilder werden nahtlos in die Fotos verzahnt.

Es sind allerdings viele Fotos nötig, um wirklich gute 3D-Ansichten von Gebäuden oder Plätzen zu bekommen. Deswegen funktioniert diese neue Form der Präsentation erst mal bei bekannten Sehenswürdigkeiten und beliebten Städten wie Paris, Berlin oder New York, weil es da einfach mehr Fotos gibt, die öffentlich zugänglich sind. Wenn sich die neuen Dienste etablieren, werden aber sicher mehr Leute bereit sein, ihre Fotos dafür zur Verfügung zu stellen. Der große Unterschied zu bisher ist also definitiv: Es werden keine Fotos verwendet, die Google oder Microsoft selbst machen, sondern Fotos, die wir alle machen.

Noch befinden sich diese 3D-Ansichten in der Entwicklungsphase, aber sowohl Microsoft wie Google sind schon recht weit. Lange wird es wohl nicht mehr dauern. Ein offizielles Startdatum gibt es allerdings nicht.

Sorgen von Datenschützern und Bürgern, die befürchten, dass etwas auf den Fotos zu sehen ist, was sie nicht wollen, bekommen dadurch allerdings eine ganz neue Dimension. Schließlich werden bei den neuen 3D-Ansichten Fotos verwendet, die Privatleute machen und ins Netz stellen. Die lassen sich schlechter kontrollieren – oder sogar gar nicht. Während verlangt wird, dass Microsoft und Google Autokennzeichen und Gesichter auf ihren Fotos verfremden, wird das von Privatleuten nicht erwartet. Wenn aber nun diese Fotos von Privatleuten verwendet werden, um 3D-Ansichten von der Welt online anzubieten, müssten eigentlich auch diese Bider verfremdet und Gesichter verpixelt werden; außerdem könnten Details fotografiert werden, übrigens sogar auch das Innere von Gebäuden, wie soll man damit umgehen? Es entstehen weitere Frage zum Thema Datenschutz.

Bericht über die neuen Onlinedienste auf Funkhaus Europa, 02.03.2010:
[audio:https://www.funkhauseuropa.de/audio/suepermercado/2010/02/sueperklick_100224.mp3?dslSrc=/audio/suepermercado/2010/02/sueperklick_100302.mp3]