Was Google über Bettina Wulff weiß

Google fördert mitunter merkwürdige Dinge zutage, das wissen wir spätestens seit dieser Woche. Welche unerfreulichen Begriffe Google präsentiert, wenn man „Bettina Wulff“ in die Suchmaschine eintippt, das weiß dank der Klage gegen Google und der sich anschließenden Medienberichterstattung nun wirklich jeder in Deutschland.

Aber warum diese Aufregung gerade jetzt? Vielleicht, weil ein Buch erscheint, das promotet werden will. Denn die Suchanfragen selbst können es unmöglich sein, die Bettina Wulff stören. Die haben nämlich seit Februar 2012 dramatisch abgenommen. Das belegt Google Trends: Hier kann man nachschauen, wie oft – über die Zeit – ein Begriff bei Google eingegeben wurde. „Bettina Wulff“ war in den letzten Monaten jedenfalls kein Thema mehr. Also eigentlich auch kein Grund, sich zu ärgern.

Erst durch die Klage hat das Abfragevolumen dramatisch zugenommen: Drei Mal mehr Anfragen zum Thema „Wulff“ als zur Hochzeit kurz vor Rücktritt des Ex-Bundespräsidenten Anfang des Jahres. Wenn Frau Wulff weniger Aufmerksamkeit bei Google wollte, ist das misslungen. Wenn sie mehr wollte, hat’s geklappt.

NDR Extra3: Loriot-Sketch mit Christian Wulff

Den Sketch von Loriot kennt wohl jeder: Da muss Erwin Lindemann erzählen, was er mit seinem üppigen Lottogewinn machen will und kommt mächtig in Trudeln, mit jeder neuen Aufnahme des Kamerateams vom Fernsehen wird die Aussage kruder und verrückter.

Jetzt hat das Satiremagazin Extra3 den Sketch bearbeitet – und die Texte im Off neu gesprochen, alles auf die Situation mit Bundespräsident Christian Wull zugeschnitten. Witzig gemacht – und derzeit auf Youtube ein echter Hit!

Wie das Web über Bundespräsident Wulff denkt

Es brummt mächtig im Web. Alle beschäftigen sich mit der Frage: Hat Bundespräsident Christian Wulff Fehler begangen – und wenn ja, wie schlimm sind sie? Man muss es wohl so sagen: Christian Wulff ist für die meisten ein rotes Tuch, zumindest im Web. Man findet hier wirklich nur wenig Unterstützung, in den sozialen Netzwerken oder auf Twitter eigentlich so gut wie überhaupt nicht. Viele verwenden den Hashtag, das Schlagwort #notmypresident. Nicht mein Präsident.

Gerade in den sozialen Netzwerken, wo die meisten Menschen heute am liebsten und eifrigsten diskutieren, sind die Kommentare der User eher vernichtend. Nicht nur bei den Profi-Kommentatoren in den Medien, sondern auch und vor allem bei den ganz normalen Usern. Da gehen im Sekundentakt Kommentare ein. Die breite Unterstützung in der Bevölkerung, von der Christian Wulff spricht: Im Web ist davon jedenfalls nichts zu spüren.

Natürlich: Das Web ist nicht repräsentativ. Aber es lassen sich doch Stimmungen erkennen. Da muss man sich nur mal die Umfrage auf tagesschau.de anschauen: Sollte Christian Wulff zurücktreten, heißt es da? Weit über 85 Prozent meinen mittlerweile: Ja. Und es haben wirklich viele Menschen abgestimmt. Das sah vor wenigen Tagen noch ganz anders aus.

Satire „Der mit dem Wulff“ tanzt

Internet-Nutzer sind in der Regel schonungslos in ihrer Kritik – und auch in ihrer Häme. Kreativ sind sie auf jeden Fall. Sie lassen sich zum Beispiel so etwas einfallen: Eine Werbeanzeige des Autoverleihers Sixt.

So etwas kursiert natürlich blitzschnell im Netz. Die User sorgen für reichlich Satire im Netz. „Der mit dem Wulff tanzt“. Auf englisch: „Dances with Wullfs“. Ein natürlich erfundener Filmtitel, der an: „Der mit dem Wolf tanzt“ erinnern soll. Was sind die besten Filmtitel im Zusammenhang mit Christian Wulff? Das wollte der Blogger Richard Gutjahr wissen und hat damit auf Twitter eine wirklich amüsante Aktion ins Leben gerufen.

Filmtitel-Persiflage

Wer unter Twitter den Hashtag #wulfffilme eingibt, findet die Wulff-Filmtitel-Persiflagen. Darunter sind wirklich schöne Wortspiele. Einer flog übers Eigenheim. Jäger des verlorenen Anrufs. Demisssion im-possible. Ein absoluter Renner ist auch der satirisch nachgestellte Anruf von Christian Wulff bei Bild-Chefredakteur Kai Diekmann. Entstanden bei WDR5 – mittlerweile überall im Web zu finden, überall verlinkt.

Aber es wird natürlich auch eifrig diskutiert und kommentiert, zum Beispiel auf Facebook. Hier hat Bundespräsident Christian Wulff sogar eine eigene, offizielle Seite – und hier sammeln sich mehrere Tausend Kommentare zum Fernseh-Interview. Die meisten kritisch, aber es gibt durchaus auch Unterstützer. Auf Facebook gibt es mittlerweile diverse Gruppen, die sich mit Christian Wulff beschäftigen. Viele fordern ihn zum Rücktritt auf, zum Beispiel in der Facebook-Gruppe „Christian Wulff: Rücktritt jetzt“. Sie hat bereits mehrere Tausend Unterstützer. Unterstützer gibt es bei Facebook auch. Aber sie sind in der Minderheit.

Ist der Bundespräsident noch im Amt oder nicht? Das ist die einzige Frage, auf die diese, recht schlichte Webseite eine Antwort gibt. Un-ter www.istchristianwulffnochimamt.de erfährt man: Ja. Noch ist er im Amt.

Das Web ist für Gauck

Nächste Woche wählt die Bundesversammlung den nächsten Bundespräsidenten und entscheidet, ob Joachim Gauck oder Christian Wulff ins Schloss Bellevue einzieht. Geht es nach der Web-Gemeinde, kann es eigentlich nur der 70-jährige Gauck werden.

Das Netz ist regelrecht im Gauck-Fieber. Die Befürworter rühren auf unterschiedlichsten Plattformen die Werbetrommel für ihre Kandidaten, vor allem auf Facebook. Schon bevor SPD/Grüne Joachim Gauck als Kandidat präsentiert haben, gab es eine Facebook-Gruppe „Joachim Gauck als Bundespräsident“ – eingerichtet von Christoph Giesa, 29, einem FDP-Mann. Die Gruppe hat mittlerweile über 32.000 Mitglieder. Es gibt zwar auch eine Pro-Wulff-Gruppe auf Facebook, aber die hat gerade mal 150 Mitglieder.

Facebook, Twitter, Blogs, Webseiten – überall wird das Thema Bundespräsidentenwahl thematisiert. Zum Beispiel auf der Webseite
www.demos-fuer-gauck.de. Auch hier geht es darum, sich öffentlich zu Gauck zu bekennen. Es sind diverse Veranstaltungen geplant – auch Demos. Allerdings erweist es sich als schwieriger, Menschen zu Veranstaltungen und auf Demos zu locken, als sie online zu Befürwortern einer Sache zu machen. Noch sind die online organisierten Demos keine Massenveranstaltungen.

Online und Offline wird immer weiter vermisch. So gibt es mittlerweile „Gefällt mir“-Buttons mit Gaucks Konterfei: Da werden also Online-Gepflogenheiten, die „Gefällt mir“-Funktion in Facebook, in die Offlinewelt getragen.

Das Netz reagiert immer schneller auf aktuelle politische Ereignisse. Ursula von der Leyen war erst wenige Stunden als Kandidatin für das Bundespräsidentenamt im Gespräch, da hat sich die Netzgemeinde bereits aufgeregt: Ursula von der Leyen ist in der Webcommunity ein rotes Tuch. Sie hat sich mit ihrer Initiative zum Internetsperrgesetz eine Menge Feinde gemacht. Die Community hat schnell deutlich gemacht, dass die Ministerin keine geeignete Repräsentantin für eine moderne, offene Gesellschaft sein könne. Ihr haftet das Image der „Zensursula“ an.

Da stellen sich viele die Frage, welche Macht die Community letztlich hat, ob sie etwas bewegen kann? 32.000 Mitglieder einer Facebook-Gruppe sind beeindruckend, aber global betrachtet eher unbedeutend. Es darf bezweifelt werden, dass sich davon allzu viele Wahlmänner und Wahlfrauen direkt beeinflussen lassen.

Dennoch: Durch das Web werden politische Abläufe transparenter. Die Bürger können alles im Web nachschlagen, können „Faktenchecks“ durchführen, Gegenmeinungen einholen. Das Web hat daher sehr wohl eine Funktion beim politischen Meinungsbildungsprozess. Das Web ergänzt und beeinflusst heute die traditionellen Medien, da diese sich immer öfter auf die Aktivitäten im Netz beziehen.

Die Community kann heute mehr bewegen, als man denkt. Man erinnere sich an die Onlinepetition gegen das Internetsperrgesetz von Ursula von der Leyen: 130.000 Bürgerinnen und Bürger haben hier „unterzeichnet“, mitgemacht, und das Gesetz letztlich gestoppt, da es eine öffentliche Anhörung deswegen gab. Da hat die Öffentlichkeit im Web zweifellos eine Menge bewegt – und verändert.