Eugene Kaspersky: Malware | Über Computer-Viren und andere Schädlinge

von | 14.04.2008 | Tipps

Eugene Kaspersky: „Malware: Von Viren, Würmern, Hackern und Trojanern und wie man sich vor ihnen schützt“, Hanser Verlag, München, S. 244

Computerviren, Würmer, Trojaner und all die anderen virtuellen Schädlinge aus dem Internet sind lästig – teilweise sogar gefährlich. Eugene Kaspersky gewährt in seinem Buch intime Einblicke in eine Welt, die den meisten Computerbenutzern eher fremd sein dürfte. Plötzlich versteht man, wieso virtuelle Schädlinge nicht einfach nur lästig sind, sondern längst ein einträgliches Geschäft. Für die Organisierte Kriminalität.

Eugene Kaspersky ist eigentlich kein Autor, sondern in erster Linie Unternehmer und IT-Insider. Der 42-jährige Russe hat 1997 in Moskau die „Kaspersky Labs“ gegründet. Dort kämpft er gemeinsam mit seinem Team gegen Computerviren, Würmer, Trojaner und andere virtuelle Schädlinge. Viele Computerbenutzer aus aller Welt schützen ihre Rechner mit Hilfe von Kasperskys Software vor Eindringlingen aus dem Internet.

Jetzt will der charismatische IT-Experte auch mal die Hintergründe ausleuchten und einem breiten Publikum die Zusammenhänge verdeutlichen: In seinem Sachbuch „Malware“ geht Kaspersky auf die Frage ein, warum überhaupt Programme entwickelt werden, die Schaden anrichten. Wer macht sich eigentlich die Mühe – und geht letztlich auch das Risiko ein, erwischt zu werden?

Die Frager kann Kaspersky eindeutig beantworten und deckt sich weitgehend mit den Beobachtungen anderer Experten: Während bis vor wenigen Jahren vor allem übereifrige Schüler und Studenten, die so genannten „Script Kids“, für die Mehrzahl der Viren und Würmer verantwortlich waren, ist dieser Bereich heute in der Hand der Organisierten Kriminalität. Es gibt regelrecht mafiöse Stukruren.

Das Schreiben und Verteilen von Schadprogrammen ist ein eigener Industriezweig geworden. Allein im Jahr 2005 wurde weltweit ein Schaden von 11,4 Milliarden Euro angerichtet. Ein großer Teil dieser Summe ist in den Taschen der Cyberkriminellen gelandet.

Eugene Kaspersky erläutert verständlich, wie alles zusammenhängt. Er schreibt kenntnisreich, aber auch immer wieder eher fachmännisch. Ein unterhaltsames Sachbuch, das schon allein aufgrund der Sprache oder des gelungenen Spannungsbogens Freude bei der Lektüre macht, ist „Malware“ ganz sicher nicht. Zwar gelingt es Kaspersky, mit seinem populär geschriebenen Werk die Lücke zwischen Computerbuch für Einsteiger und Fachliteratur zu schließen. Aber über die Menschen, über Täter wie Opfer, erfährt man nur in groben Skizzen und Statistiken etwas. Da wäre mehr möglich gewesen, allerdings ist Kaspersky eben kein Journalist und auch kein Autor. Das macht Malware am Ende dann doch eher zum Fachbuch als zum kurzweiligen Sachbuch.

„… und wie man sich vor ihnen schützt“, heißt es im Untertitel des Buches. Deshalb erläutert Eugene Kaspersky auch in einem eigenen Kapitel, wie sich Computerbenutzer gegen virtuelle Schädlinge und Angriffe aus dem Internet zur Wehr setzen können. Geeignete Schutzprogramme zu benutzen ist eine Sache, aber nicht auf jeden noch so dummen Trick hereinzufallen eine ganz andere. Wer die Hintergründe und Mechanismen kennt, wird nicht so leicht zum Opfer. Von daher ist die Lektüre des Buches auch schon eine Art von Vorsorge, ein Schutz gegen Bedrohungen jeder Art, die im Internet nun mal lauern. Positiv: Kaspersky hat nun aus seinem Buch keine aufwändig gelayoutete Werbefibel für seine eigenen Produkte gemacht. Die Verlockung war sicher groß, aber das hat sich der Autor verkniffen. Kaspersky Labs wird zwei einige Male erwähnt, aber nicht aufdringlich.

Wer sich für Hintergründe interessiert und gerne mitreden möchte, wenn es ums Thema Cybercrime geht, wer die Zusammenhänge verstehen und Einblicke in die Abwehr von virtuellen Schädlingen erhalten will, der findet im Buch eine Menge – und wir es wohl verschlingen. Kleine Anekdoten aus der Welt des Cybercrime lockern die Lektüre auf, allerdings nur in der ersten Hälfte des Buches. Der zweite Teil ist eher ein nüchternes Nachschlagewerk. Im dritten Teil werden sogar mehrere Dutzend Schadprogramm im Detail vorgestellt. So etwas finden dann wirklich nur noch Techniker sexy. Dafür muss man aber kein Papier bedrucken, denn das kann das Internet viel besser leisten. Der interessierte Laie gibt sich ohnehin damit zufrieden, Grundprinzipien zu verstehen und Trends zu erkennen. Das bietet das Buch „Malware“ auch, aber eben nur im ersten Drittel. Danach wird die Lektüre für Laien anstrengend.

{list|Eugene Kaspersky: Malware

Verlag Hanser, München 2008

245 Seiten, 24,90 Euro}