Snapchat: Daten-Klau im großen Stil

Snapchat: Daten-Klau im großen Stil

Immer wieder werden Daten von Kunden und Benutzern geklaut. Auch jetzt wieder: In der Neujahrsnacht haben Hacker die Daten von 4,6 Millionen Snapchat-Usern veröffentlicht. Neben den Benutzernamen kursieren nun auch die Telefonnummern der Betroffenen im Netz.

Das ist deshalb für viele eine Überraschung, weil Snapchat Datenschutz eigentlich großschreibt. Experten sind hingegen nicht erstaunt, dass das passiert ist, denn seit Monaten ist die Sicherheitslücke bekannt, die jetzt ausgenutzt wurde. Leider kein Einzelfall.

  • Für alle, die Snapchat (noch) nicht kennen: Was ist so besonders an der App, wieso ist sie bei Jugendlichen so populär?

Snapchat ist eine kostenlos erhältliche Messenger-App für Smartphones und Tablets. Messenger-App bedeutet: Mit der Software lassen sich Nachrichten und Fotos austauschen. Kostenlos. Im Grunde so ähnlich wie bei Whatsapp. Allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Bei Snapchat werden laut Betreiber keinerlei Daten gespeichert, weder von den Usern, noch die verschickten Texte und Fotos.

Was Snapchat von anderen Messengern definitiv unterscheidet: Mit Snapchat verteilte Fotos lösen sich nach einer Weile von alleine wieder auf. Wenn man ein Foto per Snapchat von Freunden bekommt, kann man es sich maximal 10 Sekunden lang anschauen. Danach verschwindet es wieder. Es löst sich sozusagen auf, von ganz alleine.

Das Konzept kommt gut an, vor allem bei jugendlichen Benutzern. Es gibt Millionen Nutzer weltweit. Jeden Tag werden über 350 Millionen Nachrichten über Snapchat ausgetauscht. Tendenz: Steigend.

  • Snapchat betont immer wieder, dass Datenschutz groß geschrieben wird und einem nichts passieren kann. Jetzt sind aber 4,6 Millionen Datensätze von Snapchat-Kunden veröffentlicht worden. Eine ganze Menge. Was ist da passiert?

In der Tat speichert Snapchat nicht besonders viele Daten. Aber dann doch Name, Alias und Telefonnummer. Man muss nicht seinen richtigen Namen angeben, aber eine gültige Mobilfunknummer. Ohne geht es nicht. Seit vier Monaten ist ein Sicherheitsleck bekannt: Snapchat bietet die Möglichkeit, mit einem Trick einzelne Rufnummern zu ermitteln. Und zwar über eine sogenannte Schnittstelle: Snapchat verrät die Daten selbst. Wer diese Schwachstelle konsequent ausnutzt, kann mühelos Tausende von Benutzerdaten pro Minute ermitteln – durch Ausprobieren.

Seit Monaten warnen Experten vor dem Leck. Doch bis jetzt hat Snapchat nicht reagiert, das Leck nicht gestopft, das Risiko kleingeredet. Deshalb haben Hacker jetzt kurzen Prozess gemacht und bewiesen, dass das Sicherheitsleck sehr wohl bedenklich ist. Jetzt kursieren die Rufnummern von 4,6 Millionen vor allem amerikanischer User im Netz. Die letzten zwei Stellen der Rufnummern sind geschwärzt, um Missbrauch zu verhindern. Denn die Hacker wollen lediglich dokumentieren, was möglich ist.

 

  • Wäre es denn viel Aufwand, die Sicherheitslücke zu stopfen?

Nein, der Aufwand wäre denkbar gering. Die Entwickler hätten lediglich den Zugriff auf die Schnittstelle beschränken müssen. Eigentlich eine Sache von wenigen Minuten, mehr Arbeit macht das nicht. Snapchat hat einfach auf stur geschaltet, trotz der Warnungen. Mir völlig unverständlich warum.

  • Ist das ein Einzelfall, dass eine IT-Firma ein bekanntes Sicherheitsleck nicht stopft?

Nein, leider ist das kein Einzelfall. Viele Unternehmen ignorieren begründete Warnungen aus Expertenkreisen – und reagieren erst, wenn es viel zu spät ist, dann nämlich, wenn etwas passiert ist. Das ist weit verbreitet, bei kleinen Startups wie bei großen Firmen.

Einige IT-Unternehmen sind schlauer. Firmen wie Microsoft, Google oder Mozilla zahlen Prämien für entdeckte Sicherheitslecks. Findet jemand ein bisher unbekanntes Sicherheitsproblem, kann er es melden – und bekommt dann Geld dafür. Die Experten können das Leck dann stopfen. Eine gute Methode, die sich bewährt hat.

  • Kann man sich denn als Benutzer schützen?

Das ist nicht wirklich möglich. Niemand kann wissen, wie ernsthaft sich Unternehmen oder Onlinedienste bemühen, gespeicherte Daten zu schützen. Generell kann man aber sagen, dass es sich immer empfiehlt, datensparsam zu sein, also so wenige Daten von sich preiszugeben wie möglich. Wichtig ist auch, für das eigene E-Mail-Postfach ein anderes, möglichst sicheres Passwort zu verwenden. Ein anderes Passwort als in anderen Diensten, um sicherzustellen, dass das eigene E-Mail-Postfach selbst dann sicher bleibt, wenn woanders das Passwort mal entwenden werden sollte.

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Das Internet der Dinge: Fragen und Antworten

Das Internet der Dinge: Fragen und Antworten

Eine Welt ohne Internet ist für viele heute kaum noch vorstellbar. Man kann praktisch überall und jederzeit online gehen, mit PC, Notebook, Tablet oder Smartphone. Doch damit ist das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht. Auch ganz gewöhnliche Geräte, etwa Gegenstände oder Haushaltsgeräte, werden heute immer öfter mit dem Internet verbunden. „Internet of Things“ nennt sich das.

  • „Internet of Things“: Die meisten dürften diesen Begriff wohl noch nie bewusst gehört haben. Trotzdem scheint das ein unaufhaltsamer Trend zu sein. Was verbirgt sich konkret dahinter?

„Internet of Things“ ist ein Konzept. Alle möglichen Geräte aus dem Alltag sollen mit dem Internet verbunden werden. Beispiel aus dem Alltag: Pakete, die man per Post verschickt. Jedes Paket hat eine eindeutige Paketnummer und man kann im Internet nachverfolgen, live, wo sich das Paket gerade befindet. Es gibt sozusagen eine virtuelle Repräsentanz des Pakets im Netz und man kann überall Informationen über den Aufenthaltsort abrufen.

Nächste Stufe sind Gegenstände, die mit einem RFID-Chip ausgestattet sein und mit speziellen Lesegeräten ausgelesen werden können, sie versorgen also von sich aus andere mit Informationen. Solche RFID-Chips gibt es zum Beispiel in Kleidungsstücken, aber auch in vielen anderen Gegenständen.

Aber auch moderne Tintenpatronen im Tintenstrahldrucker sind heute indirekt mit dem Internet verbunden. Chips in der Patrone messen den Verbrauch und melden sich rechtzeitig bei einer Software oder Webseite, wenn der Füllstand zur Neige geht. Theoretisch denkbar sind Patronen, die eigenständig für Nachschub sorgen, bevor sie komplett leer sind. Andere Beispiele sind mitdenkende Kühlschränke, die darauf achten, was im Kühlschrank liegt – und was zur Neige geht und neue Milch ordern, wenn die verbraucht ist.

Man könnte es auch so sagen: Gegenstände werden vernetzt – und auf eine gewisse Weise auch schlauer. Vom Fernseher über die Smartwatch bis hin zur Heizungsanlage.

 

  • Aber wozu sind einzelne Gegenstände oder Geräte mit dem Internet verbunden – was ist Sinn und Zweck, wo kann das sinnvoll sein?

Beim Internet-tauglichen Fernseher, SmartTV, erschließt sich der Sinn direkt: Man kann über den Fernseher aufs Internet zugreifen. Aber warum nicht auch über das Internet, von unterwegs, eine Sendung aufzeichnen oder später ansehen?

Beispiel: Heizungsanlage oder Alarmanlage. Kann man ebenfalls von unterwegs abrufen, kontrollieren und steuern, etwa die Temperatur in einem Raum erhöhen oder die Alarmanlage deaktivieren. Oder die Sauna anschalten.

Auch die Beleuchtung kann von unterwegs kontrolliert werden: Einzelne Lampen ein- und ausschalten, das Lichtklima bestimmen, alles gar kein Problem, mit der passenden App. Dazu müssen es keineswegs immer sündhaft teuren Licht-Anlagen sein, man kann mittlerweile sogar einzelne Glühbirnen kaufen, die Philips Hue zum Beispiel, die sich per App steuern lässt. All das sind Beispiele für „Internet of Things“.

 

  • Klimaanlage, Heizung, Lampen, Fernseher: Alles kann man also theoretisch von unterwegs oder auch zu Hause mit Smartphone oder Tablet steuern. Aber für jeden Bereich braucht man dann aber wohl eine eigene App, oder etwa nicht?

Das ist leider richtig. In der Tat kocht jeder Hersteller bislang sein eigenes Süppchen, für jede Anwendung gibt es eine eigene App. Das kann natürlich schnell recht unübersichtlich werden. Deswegen gibt es eine neue Initiative, die sich AllJoyn nennt. Das ist so eine Art Universalsprache für „Internet of Things“: Alle Geräte, die mit der Open Source Software AllJoyn ausgerüstet sind, können sich untereinander erkennen und unterhalten. Hier sind in Zukunft universelle Apps denkbar. Mit einer App alle Geräte im Haushalt steuern und kontrollieren können, das ist durchaus denkbar. Aber da befinden wir uns erst am Anfang.

 

  • Wenn alle Geräte online gehen, dann bedeutet das ja auch ein größeres Risiko: Fremde könnten Daten abrufen oder auch Geräte manipulieren. Außerdem wächst der Stress: Wenn der Kühlschrank sich beschwert, weil die Milch alle ist – soll das wirklich vorteilhaft sein?

Das ist eine gute Frage. Es gibt zweifellos Bereiche, wo es sinnvoll oder nützlich sein kann, wenn Geräte mit dem Internet verbunden sind. Beispiel: Paketverfolgung im Internet. SmartTV. Selbst die Beleuchtung per App steuern zu können, ist nicht verkehrt. Wie oft hat man sich gefragt, ob man das Licht ausgemacht hat… Hier sehe ich durchaus eine Menge sinnvoller Möglickeiten. Und das Risiko, dass sich jemand ins System hackt und das Licht in der Küche abschaltet, ist gering.

Vom mitteilsamen Kühlschrank, der mitbekommt, was man hereinstellt oder herausnimmt und mit dem Grill spricht oder uns informiert, wenn Milch oder Käse alle ist, davon wurde schon oft spekuliert und berichtet. Tatsächlich können solche Hitech-Kühlschränke heute schon einiges, zumindest theoretisch. Aber so etwas will keiner haben. Wir stehen halt erst am Anfang dieser Entwicklung und wir werden noch sehen, wo sich Internet of Things als sinnvoll erweist und wo weniger.

 

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Windows 8.1 steht bereit: Fragen und Antworten

Windows 8.1 steht bereit: Fragen und Antworten

Es ist wohl das wichtigste Update seit Veröffentlichung von Windows 8 vor einem Jahr: Mit Windows 8.1 steht der Nachfolger in den Startlöchern. Jetzt soll alles besser werden, verspricht Microsoft. Stimmt das? Wir beantworten die wichtigsten Fragen. (mehr …)

Fragen und Antworten zu iOS7

Fragen und Antworten zu iOS7

Apple hat diese Woche eine neue Version seines Betriebssystems für Mobilgeräte bereitgestellt: iOS7 heißt es und läuft auf iPhone und iPad. Schon vor Monaten wurde iOS7 angekündigt. Jetzt, wo die neuen Apple-Smartphones iPhone 5C und iPhone 5S in den Läden verfügbar sind, steht pünktlich auch das neue iOS zur Verfügung. Aber was kann das Betriebssystem, wieso sprechen alle darüber, was bedeutet es für den Markt?

  • Jörg: Du hast das neue iOS 7 natürlich gleich ausprobiert. Was sind die wesentlichen und markantesten Neuerungen?

Fangen wir mit dem Augenscheinlichen an: iOS 7 ist bunt, knallbunt – zu bunt, sagen manche. Die Icons erscheinen wirklich in kräftigen Farben, alles wirkt etwas moderner, schlanker, heller. Die Icons fliegen ins Display. Und wenn man das Smartphone oder Tablet kippt, verschiebt sich das Hintergrundbild ein wenig, das gibt dem Ganzen eine 3D-Atmosphäre.

Aber das ist die pure Optik. Auch an der Bedienung hat sich eine Menge getan. Endlich ist es komfortabler, mehrere Apps gleichzeitig zu benutzen, zwischen ihnen zu wechseln und einzelne Apps zu beenden. Das war bislang eher eine Qual, jetzt ist es komfortabler. Praktisch ist auch das neue Kontrollzentrum. Das lässt sich aus jeder App heraus bequem per Wischen von unten hochziehen. Hier kann man die wichtigsten Funktionen steuern: Lautstärke, Bildhelligkeit, außerdem lassen sich WLAN oder Bluetooth an- oder ausschalten. Und über Airdrop kann man mal eben Fotos, Videos oder Kontaktadressen austauschen. Drahtlos, per Funk.

  • Auch die Fotofunktion wurde offensichtlich deutlich verbessert. Alle Smartphone-Hersteller arbeiten daran, denn die Fotofunktion ist vielen Usern wichtig. Was hat sich dort getan?

In iOS7 ist jetzt serienmäßig eingebaut, was man vorher mit Apps erledigen  musste. Ein paar Effekte und Filter, um Fotos zu bearbeiten. Auf Wunsch werden die Fotos auch optimiert. Wer Fotoserien machen möchte, hält einfach den Finger auf dem Auslöser, und iOS speichert mehrere Fotos pro Sekunde. Aber auch der Zugriff auf die gespeicherten Fotos ist besser geworden. Es gibt praktische Übersichten mit winzigen Vorschauen, so kann man schneller das gewünschte Bild finden.

 

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  • Viele wollten das iOS 7 möglichst schnell haben. Aber offensichtlich hat nicht alles reibungslos funktioniert. Viele Benutzer hatten Schwierigkeiten, sich die neue Version zu besorgen. Was ist schief gelaufen?

Richtig: Als iOS7 pünktlich um 19.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit zum Download bereit stand, zeitgleich mit USA und vielen anderen Ländern, wollten gleich Millionen User gleichzeitig das Paket auf ihre mobilen Geräte runterladen. Das Update ist recht umfangreich: rund 750 Mbyte, das ist nicht wenig.

Wenn mehrere Millionen User gleichzeitig so große Datenmengen laden wollen, und manche sind wirklich eher von der Arbeit nach Hause gefahren, um sich mit dem neuen iOS eindecken zu können, dann kommen Server schon mal ins Stocken, dann kann es auch in Netzwerken eng werden. Die Folge: Der Download hat bei vielen deutlich länger gedauert als nötig gewesen wäre. Manche mussten etliche Stunden warten. Bei nicht wenigen ist der Download auch immer wieder mit merkwürdigen Fehlermeldungen abgebrochen worden. Das ist wirklich alles andere als rund gelaufen.

  • Kann man denn sagen, wie viele User sich bereits mit der neuen Version der Software eingedeckt haben?

Ganz genau kann man das nicht sagen, die exakten Zahlen kennt nur Apple. Allerdings gibt es durchaus Indizien. Denn es gibt Anbieter, die ermitteln, mit welchen Betriebssystemen die Menschen im Netz unterwegs sind. Ein Tag, nachdem Apple sein iOS7 freigegeben hat, war bereits auf über 40% aller Apple-Geräte das neue iOS7 installiert. Das ist ungewöhnlich viel.

  • Wo steht das iOS7 jetzt? Google entwickelt sein Android schließlich auch immer weiter und Microsoft wird für sein Windows Phone durchaus gelobt.

Richtig: Andere machen auch gute Betriebssysteme für Mobilgeräte. Microsoft ist mit seinem Windows Phone wirklich ein großer Wurf gelungen. Eine deutlich frischere, modernere Art der Bedienung. Im direkten Vergleich sah das alte iOS von Apple wirklich angestaubt aus. Da musste dringend etwas passieren. Man kann eindeutig erkennen, dass sich die Apple-Designer von Windows haben inspirieren lassen – bislang war es immer umgekehrt.

Android punktet nicht so sehr mit einer ansprechenden Optik, sondern mit guten Ideen im Funktionsumfang. So manches, was iOS7 jetzt bietet, gibt es auch in Android schon länger, etwa was die Möglichkeiten zum Datenaustausch betrifft. Hier hat Apple bei iOS7 bestenfalls aufgeholt. Dafür bietet iOS7 mehr Möglichkeiten zu kontrollieren, was eine App darf und was nicht. Das ist vorbildlich. Insgesamt macht iOS7 einen guten Eindruck.

 

Streit um Internet-Sende-Rechte von Bundes-Liga-Spielen: Fragen und Antworten

Streit um Internet-Sende-Rechte von Bundes-Liga-Spielen: Fragen und Antworten

Wenn es um die angeblich schönste Nebensache der Welt geht, den Fußball, hört für viele der Spaß auf. Die einen verteidigen ihren Verein, die anderen ihre Rechte, andere mit Bildern vom Fußball zu versorgen. Senderechte für Fußball sind heiß begehrt – und teuer. Entsprechend groß ist der Streit, wenn man sich gegenseitig ins Gehege kommt. So auch diese Woche: Springer Verlag und der TV-Sender Sky haben sich über die Frage in die Haare gekriegt, wer, wann, wie viel Bundesliga im Internet und in Apps auf Smartphone und Tablet zeigen darf.

  • Erst mal für alle, die nicht so tief im Thema drin: Woran entfacht sich der Streit eigentlich?

Es geht sozusagen um die Senderechte im Internet. Oder besser gesagt: um die Frage, wer eigentlich wann welche Bilder von der Bundesliga im Internet und in Apps für Smartphone oder Tablet zeigen darf. Der Axel Springer Verlag hat für die neue Bundesligasaison das Recht erworben, eine Stunde nach Abpfiff die Highlights der Bundesligaspiele im Internet zeigen zu dürfen, und zwar auf der Homepage von bild.de. Dafür hat Springer geschätzt 20 Millionen Euro bezahlt.

Eine Stunde nach Abpfiff – das ist nach den Liveberichten beim Bezahlsender Sky, aber noch vor der Sportschau im Ersten, die natürlich auch in dieser Saison verlässlich über die Bundesliga berichtet. Der Springer Verlag vermarktet diese neue Form der Fußballbericht-Erstattung intensiv auf seiner Homepage.

Streit gab es, weil der private Fernsehsender Sky die Fußballspiele nicht nur live auf seinem Bezahl-Kanal zeigt, sondern auch im Internet. Auch Sky will nach den Spielen die Highlights und die wichtigsten Tore in seinen Apps zeigen, ganz ähnlich wie Springer. Da befürchtet der Springer Verlag natürlich Konkurrenz, vor allem, weil Sky noch vor bild.de mit den Inhalten auf Smartphone und Tablet zu sehen wäre. Deshalb hat Springer versucht, das Internet-Angebot von Sky zu unterbinden.

 

  • Konnten sich Spring und Sky denn rechtzeitig einigen?

Es gibt eine Einigung, an der auch die Deutsche Fußball Liga DFL beteiligt war. Die Einigung sieht konkret so aus: Sky darf bereits zehn Minuten nach Abpfiff des letzten Spiels Zusammenfassungen der Bundesligaspiele als Mobil-Video anbieten, auch in der App für Smartphone und Tablet, also zeitlich noch vor Springer – aber nicht so umfassend, wie ursprünglich geplant. Die Berichte müssen mindestens vier Minuten lang sein – und parallel im Fernsehsender Sky Sport News ausgestrahlt werden. Es gibt also keine kurzen Torsequenzen mehr zu sehen, sondern ausschließlich längere Berichte. Bei Bild gibt es Berichte von 90 Sekunden bis sechs Minuten Länge. Bild nennt diese Videos „Highlight-Videos“.

  • Fußball im Internet: Das klingt, als wären die Angebote kostenlos. Doch in Wahrheit verlangen Sky und Spring Geld, wenn man die Bundesliga im Internet anschauen möchte. Welche Kosten entstehen?

Wer das Angebot des Spring Verlags wahrnehmen möchte, muss Mitglied von BILDplus sein. BILDplus ist ein kostenpflichtiger Zusatzdienst des Webangebots, hinter der Bezahlschranke von Bild.de. Im ersten Monat kostet das Paket pauschal 99 Cent, zum Ausprobieren. Wer nicht kündigt, verlängert sein Abo automatisch. Ab da zahlt man mindestens 4,99 EUR im Monat. Für die Bundesliga-Inhalte zahlt man noch mal 2,99 EUR im Monat zusätzlich, es entstehen also Kosten von mindestens 7,98 EUR im Monat. Dafür kann sich aber jeder User gezielt die Berichte anschauen, die ihn interessieren.

Das funktioniert bei Sky etwas anders. Sky verlangt 4,99 EUR im Monat. Allerdings fungiert die App wie ein mobiles Fernsehgerät: Die User können bei Sky keine beliebigen Beiträge abrufen, also nicht selbst entscheiden, was sie sehen wollen, sondern bekommen eine Art Stream präsentiert. Wer sich mit der App zu spät einklinkt, verpasst womöglich genau das, was er sehen wollte.

  • Welche Bedeutung haben denn Apps für Smartphone und Tablet heute, wenn es um Sportberichterstattung geht?

Eine immer größere, immer mehr Menschen informieren sich auf ihren Mobilgeräten über die sportlichen Ereignisse des Tages, nicht nur in Textform, sondern auch, indem sie Videos abrufen und anschauen – eben auch mobil. Es ist ja kein Zufall, dass Springer und Sky Apps anbieten, und auch die Sportschau-App ist unglaublich beliebt.

  • Wie sieht es denn mit der Sportschau aus? Die berichtet doch nach wie vor über die Bundesliga.

Natürlich berichtet die Sportschau im Ersten weiterhin verlässlich über die Bundesliga, im Fernsehen, aber auch in der Sportschau App, ohne irgendwelche Bezahlschranken oder Zusatzkosten. Die Sportschau App bietet alles, was Sportfans lieben: Vorberichte, Live-Ticker, Blitztabellen, Hintergrundinfos und vieles mehr, auch die Sportschau als Livestream.

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Schnüffel-Software Xkeyscore: Fragen und Antworten

Schnüffel-Software Xkeyscore: Fragen und Antworten

Es vergeht eigentlich kaum eine Woche, in der nicht neue Details über die Schnüffelaktionen der amerikanischen und britischen Geheimdienste ans Tageslicht dringen. Whistle-Blower Edward Snowden versorgt den britischen Guardian unentwegt mit Informationen. Der wiederum veröffentlicht diese Informationen Stück für Stück. Und immer, wenn man denkt, es geht nicht noch dicker, kommt eine neues Detail, ein neuer Vorwurf. Diese Woche wurden Details über ein Analyse-Tool namens Xkeyscore bekannt, das Prism und Tempore locker in den Schatten stellt.

  • Was ist Xkeyscore eigentlich konkret?

Xkeyscore ist im Grunde genommen eine speziell auf die Bedürfnisse des Geheimdienstes zugeschnittene Software, die es erlaubt, riesige Datenmengen zu analysieren und auszuwerten, Daten, die aus unterschiedichen Quellen und Datenbanken kommen. Die Software ist darauf spezialisiert, auch komplexe Suchanfragen zu verarbeiten und zeitnah entsprechende Informationen zu liefern.

Es ist aber offensichtlich auch möglich, mit Xkeyscore Personen im Internet nicht nur auszukundschaften, sondern auch dauerhaft zu beobachten: Die Personen werden dann vom System „markiert“, und wenn sich neue Ereignisse ergeben, etwa wenn die Person Nachrichten verschickt oder an einem Chat teilnimmt, werden die Daten gezielt ausspioniert, gespeichert und ausgewertet.

 

  • Ist Xkeyscore also etwas komplett anderes als Prism oder haben Prism und Xkeyscore etwas miteinander zu tun?

Xkeyscore könnte es ohne Prism nicht geben. Mit Prism sammeln die Amerikaner Daten im großen Stil, etwa bei den Onlinediensten von Apple, Microsoft, Google, Yahoo und Co. Sie greifen die Daten ab und speichern sie. Neben E-Mails, Chats und Kommunikationsprotokollen schnüffeln die Geheimdienste auch Passwörter oder gespeicherte Dokumente aus, sofern diese nicht verschlüsselt übertragen oder gespeichert werden. Auf diese Weise entstehen gigantische Datenmengen, die allerdings auch irgendwie ausgewertet werden müssen.

Hier kommt Xkeyscore ins Spiel: Xkeyscore ist eine speziell für diesen Zweck entwickelte Software, das Auswertungswerkzeug für all die angehäuften Daten. Mit Xkeyscore können Agenten die Datenberge gezielt durchsuchen und auswerten. Sie können nach bestimmten Personen suchen, nach Informationen fahnden oder die Daten auch analysieren und Statistiken anfertigen.

Xkeyscore ist ungeheuer leistungsfähig, es stehen offensichtlich unfassbar viele Möglichkeiten zur Verfügung, das vorhandene Datenmaterial zu durchforsten und analysieren. Xkeyscore durchsucht dabei nicht nur das durch Prism erfasste Datenmaterial, sondern offensichtlich noch mehr. Xkeyscore kann auch auf ganz allgemeinen Internet-Traffic zugreifen, der an über 150 Standorten weltweit abgehört wird. Der Umfang der Spionage und Auswertungsmöglichkeiten ist aus technischer Sicht beeindruckend – aber gleichzeitig beängstigend.

 

  • Wie muss man sich das konkret vorstellen? Was können die Agenten, die Zugriff auf Xkeyscore haben, mit diesem Werkzeug anstellen, welche Daten können sie anfordern oder abrufen?

Laut den veröffentlichten Geheim-Unterlagen ist eine Menge möglich. Agenten können offensichtlich sowohl nach sogenannten harten Kriterien wie E-Mail-Adressen oder Personennamen suchen, aber sie können auch nach weichen Kriterien suchen. Weiche Kriterien sind etwas abstrakter. Es ist zum Beispiel möglich, nur Dokumente oder Chat-Protokolle in einer bestimmten Sprache zu suchen – oder nach bestimmten Suchbegriffen zu recherchieren.

Xkeyscore ist sehr leistungsfähig. Man kann zum Beispiel alle Word-Dokumente anfordern, die aus dem Iran kommen und an einem bestimmten Tag erstellt oder verschickt wurden. Es ist aber auch möglich, ausschließlich verschlüsselte Kommunikation in einem bestimmten Land wie Pakistan herauszusuchen. Xkeyscore kann aber auch User finden, die sich in einem Land aufhalten und eine andere Sprache verwenden als die Mehrheit dort. Das Schnüffel-Tool kann auch den Weg eines verschickten Dokuments nachverfolgen: Wer hat es erstellt, wer hat es verschickt, wer hat es empfangen? Die Möglichkeiten scheinen endlos und übertreffen jeden Hollywood-Film.

 

  • Aus welchen Quellen kommen die Daten?

Xkeyscore greift auf Daten aus unterschiedlichsten Quellen zurück. Die von Prism eingesammelten Daten sind nur ein Teil, auch von NSA und CIA ermittelte Daten, etwa durch gezieltes Abhören von Gebäuden oder Institutionen, steht Xkeyscore zur Verfügung. Außerdem wird auch der allgemeine Internet-Traffic abgehört und von Xkeyscore ausgewertet, ebenso Satellitenkommunikation und viele andere Quellen. Auch Internet-Verbindungsdaten stehen dem Analyse-Tool zur Verfügung.

Doch Xkeyscore wertet nicht nur aus, was sowieso schon in den Datenbanken gespeichert ist, sondern kann auch Anfragen an die über 150 Standorte weltweit senden, wenn etwas interessant zu sein scheint. Dann wird gezielter überwacht und ausgewertet und bei Bedarf der entsprechende Internet-Traffic an die Zentrale geschickt, etwa wenn das Surfverhalten einer Person in einem Land ausgewertet werden soll.

 

  • Können auch die deutschen Geheimdienste auf dieses Tool zugreifen?

Dazu gibt es keine oder kaum offizielle Angaben. Aber offensichtlich können auch der Auslandsgeheimdienst BND und das Bundesamt für Verfassungsschutz auf Xkeyscore zugreifen. Was bedeutet, dass die Politik schlecht behaupten kann, von nichts gewusst zu haben. Allerdings dürften BND und Verfassungsschutz keinen uneingeschränkten Zugriff auf alle Datenbestände haben, sondern nur auf einen vergleichsweise kleinen Teil.

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Google Chromecast: Fragen und Antworten

Google Chromecast: Fragen und Antworten

Der Onlinekonzern Google hat diese Woche die Fachwelt überrascht: Auf einer Pressekonferenz in kleinem Kreis in San Francisco haben Google-Manager ein neues Stück Hardware präsentiert, das nicht viel größer als ein Daumen ist, aber unsere Wohnzimmer verändern könnte. Denn das Chromecast genannte Minigerät macht aus einem ganz einfachen Fernseher im Handumdrehen einen Google-Fernseher.

  • Wie genau muss man sich diesen neuen Stick von Google vorstellen. Wie funktioniert Google Chromecast?

Man kennt Google ja in erster Linie als Suchmaschine und Onlinedienst, aber Google baut durchaus auch Hardware, Tablets zum Beispiel oder Smartphones. Chromecast ist ebenfalls Hardware: Ein Stick, der aussieht wie ein etwas zu fett geratener USB-Stick, den aber steckt man nicht auf einen PC auf, sondern auf die HDMI-Schnittstelle des Fernsehers, also dort, wo man sonst den BluRay-Player oder die Settop-Box anschließt. Schon wird aus einem handelsüblichen Fernseher ein internettaugliches Smart-TV, ein Fernseher mit Internetzugang also.

Technisch gesehen ist der Stick eine Art Minirechner. Nachdem man ihn an den Fernseher gestöpselt hat, stellt er per WLAN Zugang zum Internet her und streamt Fotos, Musik, Videos oder Leihfilme aus dem Internet direkt aufs Gerät. Alles, was man dazu braucht, ist ein Google-Konto. Bemerkenswert ist der Preis: Der Stick kostet lediglich 35 Dollar und ist damit deutlich günstiger als alles andere, was es auf dem Markt gibt.

  • Funktioniert das wirklich mit jedem Fernseher?

Nicht mit jedem, aber mit Geräten, die man in den letzten Jahren gekauft hat. Man braucht dafür eine HDMI-Schnittstelle. Ganz alte Fernseher haben das nicht, da kann man Chromecast dann nicht nutzen. Aber jeder Flachbildschirm hat heute auch eine HDMI-Schnittstelle, bei alten Röhrengeräten ist die Chance kleiner.

  • Wie wird der Stick denn bedient? Fernseher verfügen schließlich nicht über Maus und Tastatur – und über die normale Fernbedienung ist doch eine Bedienung des Sticks schwer vorstellbar.

Man könnte so einen Stick natürlich mit einer eigenen Fernbedienung ausliefern, so wie Apple das bei seinem Apple-TV macht. Aber das würde den Preis nach oben treiben – und man hätte noch eine weitere Fernbedienung auf dem Couchtisch rumfliegen. Die Ingenieure haben sich deshalb etwas wirklich Schlaues einfallen lassen: Man bedient den Chromecast-Stick mit Smartphone oder Tablet.

Die Mobilgeräte fungieren als Fernsteuerung. Interessanterweise hat Google keinerlei Berührungsängste, was die Welten anderer Hersteller betrifft. Man kann auch ein iPhone oder iPod Touch nehmen, um Chromecast zu steuern – und natürlich jedes Android-Gerät. Auch ein PC mit Chrome als Browser kann zur Fernsteuerung benutzt werden. Der Benutzer hat da jede Freiheit, das ist gut so. Es wird sogar Apps geben, die speziell für Chromecast entwickelt werden.

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  • Der Preis von 35 Dollar scheint ein Kampfpreis zu sein. Kann Google damit Geld verdienen?

Am Stick selbst wird Google nichts oder nicht viel verdienen. Das ist wirklich ein Kampfpreis. Google will Apple angreifen, denn Apple hat mit AirPlay und Apple TV durchaus vergleichbare Produkte im Angebot. Aber Apple TV kostet 109 Euro, ist also drei Mal so teuer wie Chromecast. Apple dürfte also am meisten Probleme bekommen… Verdient wird auf lange Sicht. Dadurch, dass man über das Gerät zu Onlinediensten gelenkt wird und sich Inhalte aus dem Internet besorgt, wird Umsatz gemacht. Die Benutzer werden Musik kaufen, Filme in Online-Videotheken ausleihen, vielleicht auch für Apps bezahlen. Dass so etwas klappt, hat Apple vorgemacht, das könnte bei Chromecast ganz genauso sein.

  • Apple, Microsoft, Google: Alle großen IT-Unternehmen stürzen sich aufs Wohnzimmer und versuchen hier Fuß zu fassen. Warum eigentlich?

Der Grund ist klar: Wir verbringen recht viel Zeit im Wohnzimmer, auf der Couch sitzend – und nutzen dann elektronische Medien, etwa das Fernsehen. Hier spielen Apple, Microsoft, Google und Co. bislang keine so große Rolle. Das wollen die Unternehmen ändern. Sie wollen einen Teil der medialen Aufmerksamkeit, sie wollen uns mit Spielen oder eigenen Videoangeboten unterhalten – und natürlich auf die ein oder andere Weise Geld verdienen. Direkt, indem sie uns Inhalte wie Musik oder Filme verkaufen. Oder indirekt, durch Werbung und indem wir ihre Onlinedienste nutzen.

Es gibt schon lange das Gerücht, dass Apple ein eigenes Fernsehgerät entwickeln will. Bislang hat sich das noch nichts Konkretes ergeben. Durch Erweiterungen wie Chromecast gibt es aber auch kaum noch einen guten Grund, so ein Gerät zu entwickeln oder zu kaufen, weil ja jeder Fernseher internettauglich gemacht werden  kann.

Für Google ist Chromecast auch eine feine Sache, denn das Unternehmen muss keine strategischen Partnerschaften mit Fernsehherstellern mehr eingehen, jeder Kunde kann selbst entscheiden, ob er seinen Fernseher zum Google-Fernseher macht. Durch Chromecast kommt meiner Meinung nach Bewegung in die Sache. Wir werden in Zukunft viel öfter Apple, Microsoft und Google in unseren Wohnzimmern sehen.