Interaktiver Web-Film „In Situ“ stellt Künstler aus ganz Europa vor – und lädt zum Erkunden von Kunst und Städten ein

In vielen Kinos sind derzeit 3D-Filme zu sehen, wirklich innovativ ist aber etwas ganz anderes: Interaktive Filme zum Entdecken und Mitmachen. So etwas gibt es ausschließlich im Internet. Beispielsweise eine interaktive Web-Dokumentation über Künstler und Kunstprojekte in ganz Europa.

Die interaktive Web-Doku In Situ, eine Produktion von Arte-TV unter insitu.arte.tv, bietet erstaunliche Erlebnisse. „in situ“ ist lateinisch für „an Ort und Stelle“, „am Ursprungsort“ – und das ist auch das Konzept der interaktiven Webdoku. Der französische Regisseur Antoine Viviani begegnet Künstlern dort, wo sie aktiv sind, mitten in der Stadt, direkt auf der Straße, vor Ort. Die mit der Kamera eingefangen Aktionen wurden zu einer Webdoku verwoben. Der Besucher kann nicht nur nach Belieben von Ort zu Ort springen, sondern auch von Künstler zu Künstler, von Ereignis zu Ereignis.

Beeindruckende Bilder von Kunstprojekten aus ganz Europa

Es wird eine Menge geboten, etwa eine Art Baggerballett, hier tanzen Mensch und Maschine miteinander. In einem anderen Projekt stapfen riesenhafte Marionetten durch die Straßen. Schritt für Schritt schieben sich die gigantischen Puppen durch die Innenstadt. Eine Figur sieht ein bisschen aus wie Pinocchio, eine andere ist ein Taucher. Die Straßentheatergruppe „Royal de Luxe“ aus dem französischen Nantes arbeitet mit überlebensgroßen Marionettenfiguren. Die Menschen bleiben stehen, können es kaum fassen, sie diskutieren, ob die Figuren menschlich aussehen, ob man die Figuren emotional wahrnimmt, obwohl sie sich durch riesige Kräne begleitet durch die Stadt bewegen. Beeindruckende Bilder – und man kommt ins Grübeln: Sehen wir die Dinge wirklich, wie sie sind, sehen wir uns, wie wir wirklich sind?

„In Situ“ bietet jede Menge solcher Momente. Es gibt reichlich zu sehen und zu hören. Unter der Leitung des Musikers Llorenç Barber wird eine ganze Stadt, das südspanische Marbella zum Orchester gemacht, vom Glockenturm über den Laienchor bis zur Polizeisirene. In den Filmkapiteln selbst kann sich der interaktive Zuschauer in die Kopfhörer und stellenweise bis in die Gedanken der Passanten hineinklicken. In die Filmkapitel integrierte Links führen mitten aus dem Filmgeschehen zu Bonus-Filmchen und Fotos bis in einen Urbanismus-Blog hinein.

Eine völlig neuartige, interaktive Webdoku für Internet und Smartphones

In Situ ist eine völlig neuartige, interaktive Webdoku für Internet und Smartphones. Man braucht etwa 90 bis120 Minuten, um sich alle Filmteile anzusehen – die Reihenfolge bestimmt jeder selbst. Wer nach dem Betrachten der Filme mehr Infos möchte, bekommt sie: Auf der Webseite gibt es Hintergrundinfos zu den einzelnen Künstlern und ihren Kunstwerken, die in der interaktiven Doku vorgestellt werden.

Auch wenn einzelnen Filme laufen, ist es oft möglich, zu interagieren, etwas zu unternehmen, mehr aus den Filmen herauszuholen. Ein besonders schönes, besonders eindrucksvolles Beispiel, was bei dieser Web-Doku so anders ist, ist ein Besuch in der Pariser Metro. Die Kamera läuft durch die endlosen Gänge, Rolltreppen, Fahrsteige, U-Bahnen. Das Besondere: Wir können auf den Kopf jedes einzelnen Passanten klicken – und hören dann die Gedanken der angeklickten Person. Immer dann, wenn ein rotes Signal zu sehen ist, geht das. Die meisten Menschen denken Belangloses, manche zählen, manche denken an ein Backrezept, an die letzte Nacht oder bewundern den schönen blauen Rock der Frau auf dem Sitz gegenüber.

Mitmachen: Die Gedanken der Passanten anhören – per Mausklick

Es handelt sich dabei natürlich nicht um die wirklichen Gedanken, aber die Künstlerin will deutlich machen, dass wir zwar nicht miteinander reden, wenn wir U-Bahn fahren, dass aber jeden etwas bewegt, Kleinigkeiten, Wichtigkeiten, unterschiedlich.

Ein weiteres Beispiel. Man sieht eine staunende Menge in einer kleinen französischen Stadt. Die Menschen halten inne – und schauen nach oben, unterhalten sich über einen Mann, der an der Wand eines Hauses anlehnt, aber er schwebt über dem Boden. Gut zwei, drei Meter. Alle schauen und fragen sich: Wie ist das möglich? Die Menschen kommen in Kontakt, manche fragen den Mann, ob sie seine Füße berühren dürfen. Auch hier gibt es stellenweise interaktive Elemente, da kann man mit der Maus den Bildschirm teilen. Links sind die Passanten zu sehen, rechts der Künstler, wie er über den Leuten schwebt. Wie viel man von den Leuten sieht und wie viel vom Künstler, das kann jeder selbst bestimmen.

Jeder kann das Projekt ergänzen – mit eigenen Kunstprojekten

Dadurch, dass man nicht nur zuschaut, sondern auch eingreift, wenn auch in kleinem Rahmen, nimmt man den Film viel bewusster wahr. Das Projekt ist aber in anderer Hinsicht interaktiv: Man kann nicht nur beim Anschauen des Films interaktiv eingreifen, sondern das Projekt auch ergänzen, jeder kann mitmachen, sich selbst betätigen und eigene Kunstwerke zum In-Situ-Projekt hinzufügen. Es gibt eine interaktive Europa-Karte, die Besucher erkunden können. Hier sind etliche Kunstprojekte eingetragen, zunächst mal die in der Doku vorgestellten Kunstprojekte. Aber auch jede Menge weiterer Projekte, eingereicht und in die Karte eingefügt von Usern. Da sind Fotos darunter, aber auch kurze Videos, in denen die lokalen Kunstprojekte gezeigt oder vorgestellt werden. Die Projekte sind auf der Karte genau verortet.

Auch Blogs und Blogeinträge gibt es, die mit den gezeigten Kunstprojekten, aber auch mit denen von weiteren Künstlern vernetzt sind und sich damit beschäftigen.

Insitu Projekt von Arte TV:
Insitu.arte.tv

Webseite generiert Synthesizer-Musik per Maus-Klick

Webseite generiert Synthesizer-Musik per Maus-Klick

Kaum ein Musikprofi kommt ohne Synthesizer aus. Im Web gibt es einen Synthesizer, den wirklich jeder bedienen kann: Mit ein paar Mausklicks lassen sich durchaus wohlklingende Rhythmen erzeugen. «Everyone can create Music», so lautet der Slogan der interaktiven Webseite des interaktiven Musikportals I nudge.

Jeder kann Musik machen – und in diesem Fall stimmt es auch. Unter www.inudge.net startet der virtuelle Synthesizer. Auf dem Bildschirm erscheint eine rechteckige Box, in der man mit der Maus herumklicken kann. Jedes angeklickte Feld in der Matrix lässt sich ein- oder ausschalten, und so erzeugt man Töne.

Letztlich programmiert der Benutzer durch die Klickerei tatsächlich einen Synthesizer. Drum, Harfe, Orgel, Klatschen: Es gibt verschiedene Ebenen von Geräuschen, die sich auf diese Weise aktivieren lassen. Für den Rest sorgt die kleine Webseite von ganz alleine: Durch automatisches Abspielen und Wiederholen entstehen durchaus wohlklingende Rhythmen.

Schwierig ist es nicht, ganz ordentliche Rhythmen hinzubekommen. Selbst bei zufälligem Herumgeklicke klingt das, was am Ende dabei rauskommt, gar nicht mal schlecht. Natürlich lassen sich gelungene Musikstücke dauerhaft speichern und der Allgemeinheit zugänglich machen – oder an Freunde verschicken. Klasse für alle, die gerne ein bisschen experimentieren und bei künstlich klingender Synthesizer-Musik entspannen.

www.inudge.net