Darf ich vorstellen: Das erste Selfie-Video – aus 1967

Heute ist es rund um den Globus das Selbstverständlichste von der Welt, in die Smartphone-Kamera zu lächeln und sich bei alltäglichen Dingen selbst zu fotografieren. Oder zu filmen. Neulich habe ich bei einem Gespräch mit einem erfahrenen Regisseur den entscheidenden Hinweis bekommen: Das erste Selfie-Video ist bereits 1967 entstanden. Da hat der deutsche Filmemacher Adolf Winkelmann einen Spaziergang durch die Innenstadt von Kassel gemacht und sich dabei selbst gefilmt.

Der Kurzfilm ist auf YouTube zu sehen und ein beeindruckendes Zeitdokument. Denn man kann regelrecht sehen, wie anstrengend das gewesen sein muss. Schließlich waren Kameras damals noch richtig schwer. Und ein Display, in das er hätte schauen können, um zu erkennen, was er gerade aufnimmt, gab es selbstverständlich auch noch nicht. Winkelmann hat einen Spiegel benutzt. Viele Passanten beobachten staunend das Geschehen – denn damals war es eben noch nicht Alltag, dass jemand sich-selbst-filmend durch die Straßen wandert.

Gesagt hat Adolf Winkelmann nichts. Das unterscheidet ihn von heutigen Selfie-Wesen. Doch bei Minute 6:31 futtert er eine Bratwurst. Das würde man heute mit den Hashtags #Foodporn und #lecker kennzeichnen. Damals noch nicht.

Trends auf der Gamescom, Google Play startet Online-Videothek und Video zeigt die Zukunft

Die Gamescom in Köln ist die größte Messe für Computer- und Videospiele in Europa. Zwei klare Trends waren auszumachen: Free2Play udn Mobile Gaming. Free2Play ist ein interessantes Konzept, das immer beliebter wird: Die Spiele selbst sind gratis. Man kann sie beliebig häufig und lange spielen, ohne jede Einschränkung – und eben kostenlos. Allerdings kann man für Extras bezahlen. Extras wie Schutzschilder, Outfits für die Spielfigur, Zauberkräfte oder Möbel. Dinge, die für das Spiel nicht relevant sind, aber einen gewissen Komfort bedeuten. Rund 15% aller Spieler zahlen für solche Extras. Genug für die Spieleanbieter, damit sich Free2Play rechnet.

Anderer Trend: Mobile Gaming. Immer mehr Menschen spielen auch unterwegs, auf Smartphones und Tablets. Das Angebot an entsprechenden Spieletiteln wächst rasant. Die meisten Spiele haben eine heitere Grafik zu bieten, setzen auf Humor und Geschicklichkeit. Großer Vorteil der Mobile Games: Man begreift sie schnell, kann jederzeit ein- und aussteugen und muss auch nicht allzu tief in die Tasche greifen. Die meisten Games kosten zwischen 0,79 und 4,99 EUR.

Google hat diese Woche in Google Play auch für deutsche Benutzer den Online-Filmverleih eröffnet. Zwischen 3 und 5 Euro muss man für einen Film bezahlen, den kann man dann 48 Stunden lang anschauen – auf Smartphones, Tablets, dem PC oder im Fernseher, wenn der entsprechend ausgestattet ist. Für ein Filmvergnügen in HD-Qualität zahlt man einen Euro mehr und braucht zwingend ein Android-Gerät. Den Online-Videotheken gehört eindeutig die Zukunft. Die Frage ist, wieso Google in Deutschland mit einer derart kleinen Titelauswahl gestartet ist. Enttäuschend. So kann man Apple iTunes nicht das Wasser abgraben.

Apropos Filme: Ich möchte jedem den wirklich exzellent gemachten Kurzfilm Sight ans Herz legen. Der acht-minütige Kurzfilm ist ein kleines Meisterwerk. In der Abschlussarbeit einiger Studenten aus Israel wird eindrucksvoll gezeigt, wie das Thema Vernetzung in Zukunft aussehen könnte. Da tragen die Menschen keine Datenbrillen, sondern spezielle Kontaktlinsen, die Daten aus dem Netz holen und dem Träger ins Auge projezieren. Ständig werden Infos aus dem Netz geladen und angezeigt. Der Film ist bedrückend und faszinierend zugleich – und auf jeden Fall sehenswert.

Kurzfilm „Half“: Wenn man mit Foto-Kameras Filme dreht …

Heute kann man mit jeder Knipse auch Filme drehen. Selbst mit dem Handy. Mit hervorragenden Kameras wie der Canon 7D oder der Nikon 7000 ist das auch möglich – und die Ergebnisse sehen wirklich bemerkenswert aus. Wenn jemand filmt, der sein Handywerk beherrscht.

Das kann man im Fall des Kurzfilms „Half“ wohl sagen. Wir sehen zwei junge Frauen, wie in ihren Appartmens wach werden und ihren Tag leben. Beide gleichzeitig, links und rechts, allerdings in zwei Bildern. Mit zwei unterschiedlichen Kameras gedreht, dadurch ist auch der optische Effekt, das Farbklima anders. Beeindruckend. Am Ende treffen sich die beiden.

Half from Alex Bohs on Vimeo.

«Sintel»: Drachenbaby-Story in 3D-Animation als Open Source Film

«Sintel»: Drachenbaby-Story in 3D-Animation als Open Source Film

Es braucht keineswegs immer die Millionenbudgets von Hollywood, um einen beeindruckenden Animationsfilm zu machen. In der Welt der Animationsfilme gibt es eine OpenSource-Bewegung, die mit kleinem Budget und kostenlos erhältlicher Software beeindruckende Filme herstellt. Das Ergebnis ihrer Arbeit, technisch hervorragend gemachte Kurzfilme, können kostenlos angeschaut und verteilt werden.

Filme wie «Sintel». Rund 15 Minuten braucht die Heldin einer gleichnamigen Fantasy-Geschichte, um ihren Freund zu retten, den kleinen Drachen Scales. Durch Sturm, Eis und Schnee, vorbei an diversen Schurken und Feuer speienden Großdrachen kämpft sich das schmale Mädchen, um dem Entführten beizustehen. Das ist die Kerngeschichte des Films, erstellt mit der freien 3D-Grafik-Software Blender. Premiere feierte der Kurzstreifen auf dem Filmfest in Den Haag, der inzwischen unter www.sintel.org als Download verfügbar ist.

Sintel steht unter einer Creative Commons Attribution License, darf also frei verbreitet und bearbeitet werden. Jeder kann den Film in verschiedenen Formaten von der Seite des Projekts herunterladen, zwar englischsprachig, aber es stehen Untertitel für acht Sprachen bereit, darunter auch Deutsch.

Wie bei seinen Vorgängern «Elephants Dream» und «Big Buck Bunny» soll der emotionsgeladene Animationsfilm neben Werbung für das Open-Source-Projekt Blender dazu dienen, die Software zu verbessern. Diesmal liegt der Schwerpunkt auf der Darstellung von Feuer und Flammen. Neben dem 3D-Animationsprogramm Blender haben die Macher auch die quelloffenen Anwendungen Gimp, Inkscape, Krita und Mypaint verwendet. Aus Zuschauersicht beeindruckt der Film durch das typische Erscheinungsbild eines Spieletrailers, veredelt mit einem ein Hauch Hollywood-Blockbuster. Das Drehbuch stammt vom niederländischen Comicautor Martin Lodewijk. Weil das Projekt finanziert werden muss, gibt es DVDs zu kaufen, die Trailer, Videotutorials sowie Materialien, Drehbuch und Storyboard enthalten.

https://www.sintel.org/

Spot an für Frischfilm: Plattform für talentierte Kurzfilm-Frischlinge

Spot an für Frischfilm: Plattform für talentierte Kurzfilm-Frischlinge

Junge Filmemacher und Videoproduzenten haben es nicht leicht: Wie schafft man den Sprung ins Licht der Öffentlichkeit? Einen Film einfach in den zahlreichen Videoplattformen zu veröffentlichen, ist heute keine Option mehr – zu groß ist das Angebot.

Deshalb wurde Frischfilm gegründet: Auf der Kurzfilmplattform, ein Special-Interest-Angebot des Schweizer Fernsehens, können Filmemacher ihre Arbeiten veröffentlichen. Die aktuelle Genre-Palette reicht von der aufwändig gedrehten Soap über experimentelle Handy-Videos bis hin zur Nacherzählung eines ganzen Kinofilms. Alle Streifen bestechen durch ihr künstlerisches Niveau, einige liefen sogar schon im Fernsehen.

Beeindruckend auch das grafische Outfit der Webseite. Es bietet dem Zuschauer ein buntes Menü, angerichtet als Video-Kachelwand, aus der er Filme auswählen kann. Wer andere Einstiegsmöglichkeiten bevorzugt, geht über «Genre» oder schaut, was es unter Sortierungen wie «Neuste» oder «Bestbewertet» gibt. Oder er sieht sich in der Rubrik «Frischfilm aktuell» die Favoriten der Woche an.

Alle Produktionen lassen sich kommentieren und jeder kann voten, welche davon im Fernsehen gesendet werden sollen. Eine gelungene Casting-Aktion unter realen Bedingungen, die mithelfen soll, die besonders talentierten unter den Film-Frischlingen ins Rampenlicht zu chippen. Auf die ambitioniertesten unter warten mitunter Wettbewerbe. Beim letzen Mal war ein Studiobesuch bei den «Sternstunden» von SF 1 zu gewinnen.

Fazit: Durch die künstlerisch hochwertige Qualität der Videos, die ansehnliche grafische Gestaltung und das professionelle Feedback-Procedere hebt sich «Frischfilm» ausgesprochen positiv aus dem Angebot der Videoplattformen hervor.

www.frischfilm.sf.tv

Actionszene – wie im Computerspiel

Computerspiele bieten erstaunliche Möglichkeiten: Da kann man selbst in der brenzligsten Situation anhalten – und nach einer kleinen Pause weiter spielen. Im echten Leben geht das natürlich nicht. Wie das aussehen würde, wenn es doch möglich wäre, zeigt ein recht gut gemachter Kurzfilm, den man sich jetzt auf Youtube anschauen an.

Eine typische Actionsszene: Drei bewaffnete Vermummte treffen auf eine andere bewaffnete Person. So wie in einem Egoshooter eben… Witzig: Ein Protoganist nimmt sich eine Auszeit, um sich besser aufzustellen. Witzige Idee und auch technisch gut umgesetzt.

httpv://www.youtube.com/watch?v=6nQzs48Tt9U

Panic Attack: Ein Kurzfilm auf Youtube als Bewerbungsvideo in Hollywood

Man muss sich wahrlich keine Casting-Shows im Fernsehen anschauen, um zu erkennen: Es gibt eine Menge Menschen mit Talent. Das Web ist voll davon. Die einen machen klasse Musik, die anderen können exzellent fotografieren, wieder andere beeindruckende Filme machen.

Ein Filmemacher aus Uruguay hat einen rund 5-minütigen Kurzfilm geschaffen, „Panic Attack“ heißt er, im Original: „Ataque de Panico!“

Eine Art Weltuntergangsfilmchen, der voll ist von Spezialeffekten und aussieht, als wäre er dem jüngsten Roland Emmerich Katastropfenfilm entnommen (na, eigentlich sieht dieser Film von Federico Almarez sogar besser aus). Da erscheinen plötzlich böse Roboterwesen und zerstören mit viel Getöse eine komplette Stadt, legen sie in Schutt und Asche. Sicher kein geniales Drehbuch (deswegen der Vergleich mit Emmerich), aber gute Bilder (ich sag ja: Emmerich).

httpv://www.youtube.com/watch?v=-dadPWhEhVk

Allerdings soll der fünfminütige Film auf Youtube nur 500 Dollar in der Produktion gekostet haben. 500 Dollar – so viel gibt ein Filmstudio bei einem Blockbuster ansonsten vermutlich schon für den Frischobst-Teller auf dem Set aus – pro Tag!

Aber die Mühe hat sich offensichtlich gelohnt. Hollywood ist auf den Filmemacher und Special-Effects-Spezialisten aufmerksam geworden und hat ihm laut Medienberichten wohl die Regie über einen Science-fiction-Film angeboten, der ein Budget von 30 bis 40 Millionen Dollar haben soll.

Was zwei Dinge beweist: a) Auf Youtube gibt es nicht nur Schrott und süße Kätzchenfilme zu sehen. Und b): Das Internet ist in der Tat eine gute Plattform, um auf sich aufmerksam zu machen.

PS: Die Sache mit den 500 Dollar glaube ich trotzdem nicht. Allein die Software, die nötig ist, um derartige Spezialeffekte herzustellen, kostet ein Mehrfaches. Und selbst wenn Federico Almarez diese Software bereits besitzt und alles selbst gemacht hat, so dürften die Kosten für Statisten oder Material deutlich höher liegen. Aber egal – ich will die Legende nicht zerstören, denn zum einen ist der Kurzfilm auch dann noch beeindruckend, wenn er 5.000 Dollar gekostet hat und zum anderen ist es in der Medienwelt ja üblich, Legenden zu schaffen.