Heute ist es rund um den Globus das Selbstverständlichste von der Welt, in die Smartphone-Kamera zu lächeln und sich bei alltäglichen Dingen selbst zu fotografieren. Oder zu filmen. Neulich habe ich bei einem Gespräch mit einem erfahrenen Regisseur den entscheidenden Hinweis bekommen: Das erste Selfie-Video ist bereits 1967 entstanden. Da hat der deutsche Filmemacher Adolf Winkelmann einen Spaziergang durch die Innenstadt von Kassel gemacht und sich dabei selbst gefilmt.
Der Kurzfilm ist auf YouTube zu sehen und ein beeindruckendes Zeitdokument. Denn man kann regelrecht sehen, wie anstrengend das gewesen sein muss. Schließlich waren Kameras damals noch richtig schwer. Und ein Display, in das er hätte schauen können, um zu erkennen, was er gerade aufnimmt, gab es selbstverständlich auch noch nicht. Winkelmann hat einen Spiegel benutzt. Viele Passanten beobachten staunend das Geschehen – denn damals war es eben noch nicht Alltag, dass jemand sich-selbst-filmend durch die Straßen wandert.
Gesagt hat Adolf Winkelmann nichts. Das unterscheidet ihn von heutigen Selfie-Wesen. Doch bei Minute 6:31 futtert er eine Bratwurst. Das würde man heute mit den Hashtags #Foodporn und #lecker kennzeichnen. Damals noch nicht.