Twitter Stories: Wie 140 Zeichen die Welt verändern können

von | 08.11.2011 | Tipps

In Deutschland ist der Nachrichtendienst Twitter bei weitem nicht so bekannt und beliebt wie in den USA. Dennoch: Twitter hat auch bei uns zahlreiche Fans – und es werden immer mehr. Länger als 140 Zeichen darf eine Twitter-Nachricht bekanntlich nicht sein, weniger Text als in einer SMS. Trotzdem kann ein Tweet einiges bewegen. Gerne werden Beispiele wie die erfolgreiche Kommunikation in Iran, Ägypten oder Lybien genannt. In solchen Gebieten hilft Twitter immer wieder, dass sich die Menschen mobil austauschen und organisieren.

Das ist gut und wichtig, aber Twitter spielt auch im weniger turbulenten Leben schon mal eine Rolle. Das wollen die „Twitter Stories“ unter stories.twitter.com erzählen. Hier gibt es Beispiele, wie mitunter eine einzige Twitter-Nachricht ein ganzes Leben verändert hat. Die Geschichten werden teilweise auch in gut gemachten, kurzen Einspielfilmen erzählt.

Beispiel: Ein Film erzählt von einer kleinen Buchhandlung namens „Broadway Books“ in Portland, Oregon, in den USA. Klein, fein, von einer älteren Dame betrieben. Doch wie das mit kleinen, feinen Buchläden so ist: Sie laufen nicht mehr so gut. Die großen Ketten walzen alles nieder, und dann kommt auch noch die allgegenwärtige Wirtschaftskrise. Doch der Sohn hat eine Idee: Er schreibt einen Blogeintrag, der die Leute auffordert, den Buchladen zu retten und dort Bücher zu kaufen.

Das Ganze hat er dann noch getwittert. Das hat dann eine Lawine in Gang gesetzt, der Buchladen war gerettet, weil Menschen aus dem ganzen Land gekommen sind und bei Broadway Books Bücher gekauft haben. Buchladen gerettet – bis heute.

Zugegeben: Eine recht kitschige Geschichte, die man glatt mit Tom Hanks und Meg Ryan verfilmen könnte, aber trotzdem: Die Geschichte ist wahr, und sie ist ein Beispiel, wie Twitter tatsächlich einiges bewegen kann.

Solche Reaktionen sind durchaus realistisch, allerdings nicht planbar. Denn die Menschen, die Twitter benutzen, entscheiden, was spannend und interessant genug ist, um im Schneeballeffekt bekannt zu werden. Wenn einem etwas gefällt, was man gelesen hat, dann re-twittert man das, man schickt es erneut raus, an seine eigenen Twitter-Leser. Wenn das genügend Leute machen, kann es einen Schneeballeffekt geben – und dann kann eine Nachricht mühelos hunderttausende von Lesern erreichen, zumindest in den USA. Da haben manche Twitterer, allen voran Ashton Kutcher, weit über acht Millionen Leser.

Twitter Stories erzählt solche Geschichten, einige im Filmen, einige zum Nachlesen. Die Filme sind in englischer Sprache, die Begleittexte aber in Deutsch, man bekommt also auf jeden Fall mit, worum es geht.

Da wird zum Beispiel auch die Geschichte von Chad Ochocinco erzählt, einem bekannten Football-Star aus den USA. Viele bekannte Sportler twittern in den USA. Chad Ochocinco hat sage und schreibe 2,8 Millionen Follower, also 2,8 Millionen Menschen, die regelmäßig lesen, was er so schreibt. Und er hat verrückte Einfälle. Er lädt immer wieder auf seinem Twitter-Kanal zum Abendessen ein: Wer schnell genug ist und in der Stadt, in der Chad Ochocinco sich gerade aufhält, der wird schon mal zum Steak oder Schrimps-Essen eingeladen, einfach so, auf Twitter.

Oder da gibt es Maureen Evans. Sie verschickt regelmäßig komplette Rezepte als Tweet. Das bedeutet: Sie muss sich auf 140 Zeichen beschränken, was mitunter schon recht schwierig ist. Beinahe jeden Tag twittert Maureen Evans ein neues Rezept. Ihre Haiku-Begeisterung und ihr Talent, Rezepte auf deren essentielle Elemente zu reduzieren, erlauben es ihr, Rezepte per Twitter mit anderen zu teilen. Ihre Follower antworten mit eigenen Kreationen und Kommentaren und tragen somit zu einer globalen Konversation über Rezepte der Welt bei. Kürzlich twitterte sie über Biscoitos de Canela, Broccolini alla Romana, Himbeer Cranachan, Croquetes D’Espinacs und Waffeln.

Es gibt viele schöne Beispiele, auch die ersten Tweets aus dem All kann man nachlesen – von Kosmonauten, die halt twittern. Recht unterhaltsam – und es macht neugierig auf diesen Nachrichtendienst, den viele bei uns ja nicht so recht verstehen und deshalb links liegen lassen.

So viele treue Leser zu bekommen, gelingt nicht aus dem Stand. Wer sich bei Twitter anmeldet und loslegt, hat erst mal keinen einzigen Leser, Follower. Aber man folgt anderen, die folgen dann wieder einem selbst, und wenn man spannende Dinge schreibt, die andere interessieren oder bewegen, dann tritt der erwähnte Schneeballeffekt ein und man bekommt mehr Follower.

Was einem klar sein muss: Wer bei Twitter etwas verschickt, der macht das gewöhnlich öffentlich. Jeder kann lesen was man schreibt. Auch Suchmaschinen, sie durchforsten das Gezwitscher auf Twitter und bilden das immer öfter auch in den Suchmaschinen ab. Man kann auch genau sehen, was ein Twitterer in der Vergangenheit geschrieben hat und wann. Deshalb wird Twitter auch als „Microblogging-Dienst“ bezeichnet, weil mit der Zeit eine Chronologie, eine Geschichte, ein Profil entsteht. Es ist also nicht so wie bei der SMS, dass man mit ausgewählten Personen diskret kommuniziert, sondern man kommuniziert schon öffentlich.

Übrigens kann man nicht nur 140 Zeichen lange Nachrichten verschicken, sondern auch Fotos. Die werden dann auf Servern zwischengespeichert und kurze Internetadressen generiert, die auf diese Fotos verweisen – und die kann man sich dann so in Twitternachrichten anschauen.

Twitter entwickelt sich nicht zum Massenphänomen, aber ist doch mittlerweile ein relevantes Medium im Internet geworden, das nicht mehr wegzudenken ist. Und wer es geschickt einzusetzen versteht, der kann eben durchaus etwas bewegen, das zeigen die Twitter-Stories.

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