Blogger haben mitunter einen etwas schnoddrigen Stil. Völlig OK, schließlich sind Blogger keine Journalisten. Sie müssen nicht auf Ausgewogenheit achten und dürfen auch gerne mal etwas zackiger texten. Ich finde, gerade das macht ihren Reiz aus.
Aber das kann ganz schön viel Ärger bedeuten. Das musste jetzt René Walter erfahren. Ein schnoddriger Blogger, den man in der Bloggerszene gut kennt. Sein Blog nerdcore.de hat rund 20.000 Besucher am Tag – und gehört damit zu den bekanntesten deutschsprachigen Blogs überhaupt.
Doch seit einigen Tagen ist nerdcore.de nicht mehr zu erreichen. Stattdessen erscheint die Webseite einer Webfirma aus Düsseldorf. Keine technische Panne, sondern die letzte Eskalationsstufe eines Rechtsstreits. Die Webfirma hat die Domain nerdcore.de im Rahmen einer Zwangsvollstreckung übernommen.
Hintergrund: Blogger Walter hat sich kritisch und auch ein bisschen polemisch über die Webfirma ausgelassen, sie, na ja, nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst. Die Firma hat geklagt – und Recht bekommen. Weil Blogger Walter danach die Gerichtskosten nicht bezahlt hat, hat die Firma am Ende die Domain übernommen.
Ein Skandal, findet man in der Blogosphäre. Alle regen sich auf. Darüber, dass Blogger nicht sagen dürfen, was sie denken. Und darüber, dass deutsche Gerichte einfach so eine Domain pfänden können. Und überhaupt. Ehrlich gesagt: Ich kann die Aufregung verstehen. Domain pfänden geht gar nicht. Und Firmen sollten lernen, mit Kritik umzugehen – auch wenn sie schnoddrig formuliert ist.
Was wohl die meisten immernoch nicht verstanden haben ist das Euroweb nicht daran interessiert ist den Streitbetrag zu kassieren sondern die Domain komplett zu verwerten.
Beispiel:
Streitwert: 2.500 €
Domain nerdcore.de: mind. 30.000 €
Euroweb ist der Meinung das Sie die 27.500 € spenden dürfen. Damit wird den ehemaligen Inhaber der Domain trotz seiner eigenen “Blödheit” die Lebensgrundlage bewußt entzogen. Traurig ist das !
Ich stimme meinem Vorposter in allen belangen zu. Wenn der Nachbar einen wüst beschimpft zeigt man Ihn an – im Internet soll es aber erlaubt sein ?
Vor unzähligen Jahren (Jahrzehnten) gab es mal eine große Diskussion um Netikette und natürlich kann man sagen was man denkt, aber Schimpfworte kann man durchaus vermeiden. Wenn man sich (gedanklich) als Journalist sieht, sollte man sich auch an die Gepflogenheiten halten.
Die Pfändung einer Domain ist sehr unschön, aber laut Gesetz ein Mittel damit der Gegner zu seinem Recht (bzw. Geld) kommt. Man sollte sich eher einmal fragen was eigentlich alles erst schiefgehen musste, damit es soweit gekommen ist. Somit kann ich die Aufregung nicht verstehen – Blogger sollten auch lernen mit dem Gesetz umzugehen und so zu handeln wie Sie es anderen vorwerfen nicht zu tun, anstatt eine Lawine loszutreten weil angebliches Unrecht geschieht.
Unrecht ist ein Urteil zu ignorieren und die Strafe nicht zu zahlen – so bitter die Konsquenz in diesem Fall auch ist und so gerne ich Nerdcore auch besucht habe (und vielleicht wieder werde), aber sich gegen das Gesetz zu stellen und dann auch noch die Blogszene zu mobilisieren und andere dafür an den Pranger zu stellen ist einfach nur noch pervers !
Wurde die Domain wegen schnoddriger Kritik gepfändet oder weil der Blogger seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nach kam?
Ach wenn der Anlass des Rechtsstreits die Kritiken waren.
Er wurde von einem deutschen Gericht zur Zahlung der Gerichtskosten verurteilt.
Das hat er nicht getan – also hat er die Folgen zu tragen.
Mich erinnert diese Bloggerszene ein wenig an Radfahrer.
Die denken auch immer: Wir sind die Guten – Gesetze gelten nur für die Bösen.