Was ist besser: KI-Inhalte kennzeichnen oder die echten?

Was ist besser: KI-Inhalte kennzeichnen oder die echten?

Elon Musk provoziert gerne: Zuletzt hat ein Fake-Video gepostet, das mit KI erstellt wurde und die demokratische Präsidentschaftskandidatin kompromittiert. Das ist selbst nach X-Nutzungsregeln nicht erlaubt.

Wenn einer wie Elon Musk auf Twitter, heute X etwas postet, ist Aufmerksamkeit garantiert: Der Multimilliardär hat keineswegs nur Feinde, sondern auch viele Fans, auf X alleine jedenfalls 192 Mio. Follower.

Vor einer Weile postet der Mann dann ein Video, das aussieht wie eins dieser Kampagnen-Videos für die Präsidentschaftswahl für Kamala Harris – und überschreibt es nur mit einem „This is amazing“.

Das Problem: Das Video enthält viele KI-Elemente wie Stimmen oder Bilder. Ein Fake, in der die Kandidatin der Demokraten lächerlich gemacht wird. Ohne Kennzeichnung. Die große Gefahr, dass mit solchen Inhalten auch Stimmung gemacht wird, ist spätestens damit eingetreten. Was kann man tun?

Inszenierung: Elon Musk schleppt ein Becken ins Hauptquartier
Inszenierung: Elon Musk schleppt ein Becken ins Hauptquartier

Was ist im Spot zu sehen und was davon ist KI?

Wir sehen einen Clip, nicht ganz zwei Minuten, der schnell geschnitten ist, viele öffentliche Auftritte von Kamala Harris auch mit Joe Biden zeigt. Es sieht aus, wie einer dieser typischen amerikanischen Wahlwerbespots, wie sie im US-Fernsehen üblich sind: Die eigenen Leistungen loben, den Gegner niedermachen.

Man hört eine Erzählstimme, die wie die von Kamala Harris klingt. Die wurde jedoch teilweise aus anderen Clips genommen, teilweise aber mit KI erzeugt. Der Unterschied ist praktisch nicht zu hören.

Doch sie sagt Dinge, die sie nie sagen würde: „Ich, Kamala Harris, bin eure demokratische Präsidentschaftskandidatin, weil Joe Biden in der Debatte endlich seine Senilität offengelegt hat.“

Sie sei nur aufgestellt worden, weil sie eine Frau sei und eine Person of Color. Also eher etwas für eine Comedy-Sendung – im Post wird es von Elon Musk aber weder als Satire, noch als KI-generiert angekündigt. Das Video verfügt auch über keine solchen Hinweise.

Seitdem Elon Musk bei Twitter/X das Sagen hat, hat sich eine Menge verändert
Seitdem Elon Musk bei Twitter/X das Sagen hat, hat sich eine Menge verändert

KI-Fakes im politischen Kontext auf X verboten

Die laute Kritik an dem Post richtet sich vor allem an die Tatsache, dass der Post eigentlich selbst nach X-Richtlinien verboten gehört.

Genau: Eigentlich ist es laut Nutzungsbedingungen ausdrücklich verboten, „synthetische, manipulierte oder aus dem Zusammenhang gerissene Medien zu teilen, die Menschen täuschen oder verwirren und zu Schäden führen können“. Beiträge, die irreführende Medien enthalten, kann X löschen oder zumindest kennzeichnen, „damit ihre Authentizität verdeutlicht und zusätzlicher Kontext geliefert wird“.

Nur gut gekennzeichnete Satire oder Memes sind erlaubt; aber auch nur, wenn sie entsprechend gekennzeichnet sind und nicht zu Verwirrungen führen. Man darf davon ausgehen, dass ein normaler User wahrscheinlich nicht damit weggekommen wäre. Ein Elon Musk darf alles, scheint er sagen zu wollen.

Neben der Tatsache, dass Musk die Verwirrung in diesem konkreten Fall zulässt, macht er sie in meinen Augen sogar hoffähig – jeder kann sagen: Musk macht es doch auch. Das ist schon ein erhebliches Problem.

KI-Fakes können dramatische Folgen haben

Welche Rolle aber spielt es, dass hier mit KI hantiert wurde?

Man muss ja sagen, dass sich die politischen Gegner ohnehin nichts schenken in den USA. Und auch die Medien lassen keine Gelegenheit aus, sich über Trump oder Biden lustig zu machen, mit Zuspitzungen und auch unlauteren Verkürzungen.

Der eine ein Idiot, der andere senil – auch bei uns ist das oft so. Das bedeutet: Die Menschen sind doch sowieso schon gewohnt, keine Argumente und sachlichen Auseinandersetzungen zu hören, sondern nur Persönliches.

Wenn nun noch mit Hilfe von KI Stimmen, Bilder und vermehrt auch Videos erstellt werden können, die absolut echt wirken, wie sollen sich da noch Echt und Fake auseinanderhalten lassen? Völlig unmöglich, vor allem in erhitzten Debatten.

Deshalb ist es ein zwingendes Minimum, dass Satire, Memes und vor allem KI-generierte Inhalte gekennzeichnet sein müssen. Eindeutig. Auch wenn das längst nicht ausreicht.

WDR setzt auf Kennzeichnung echter Inhalte

Der WDR geht einen anderen Weg, er will echte Inhalte kennzeichnen, um sie leichter von Fakes unterscheiden zu können – etwas, was ich immer gefordert habe.

Denn niemals wird man schaffen, dass immer und überall KI-Fakes ausreichend gekennzeichnet. Wenn jedoch die seriösen Inhalte und Quellen verlässlich für jeden überprüfbar sind, ist das ein großer Fortschritt.

Der WDR ist zwei Initiativen zur Kennzeichnung vertrauenswürdiger Inhalte beigetreten: der „Content Authenticity Initiative“ (CAI) und der damit verbundenen „Coalition for Content Provenance and Authenticity“ (C2PA), zu der auch Sony, Adobe, BBC, Microsoft, Intel und wie andere gehören.

Die gesamte Produktion, von der Aufnahme mit Kamera oder Mikro, über den Schnitt bis zur Sendung oder dem Onlinestellen muss sicherstellen, dass Manipulationen ausgeschlossen sind.

So lässt sich später überprüfen: Das kommt wirklich von der Tagesschau, vom WDR, aus einer Behörde oder Firmenzentrale. Das ist ein guter und wichtiger Anfang, für mehr Vertrauenswürdigkeit von Medien zu sorgen. 

Wieso Elon Musk auf X jetzt explizit pornografische Inhalte erlaubt

Wieso Elon Musk auf X jetzt explizit pornografische Inhalte erlaubt

Der Kurznachrichtendienst X hat seine Nutzungsregeln geändert: Ab sofort sind auf der Plattform bestimmte pornografische Inhalte ausdrücklich erlaubt.

Multimilliardär Elon Musk ist bekannt für Provokation und Überraschungen, und auch dafür, dass er für eine prinzipiell uneingeschränkte Redefreiheit auf seiner Plattform eintritt – das betrifft jetzt sogar Inhalte und Bilder, die explizite Inhalte zeigen, selbst einige Pornografie.

Schon in den letzten Wochen und Monaten war zu beobachten, dass Twitter/X vermehrt direkte oder indirekte Werbung für sogenannte erotische oder sogar pornografische Inhalte toleriert hat. Inhalte, die auf anderen öffentlichen Plattformen (zu Recht!) völlig undenkbar sind.

Doch auf Twitter/X sieht es eben anders aus: Nicht wenige „Stars“ auf der Bezahlplattform „Onlyfans“ (auf der auch und vor allem erotische Inhalte angeboten werden) werben seit einigen Monaten auf X.

platform x

„Inhalte für Erwachsene“ ausdrücklich erlaubt

Was viele User vermehrt irritiert oder sogar stört, wird in Zukunft noch häufiger vorkommen. Denn Elon Musks Kurznachrichtendienst hat jetzt seine Regeln geändert. Demnach sind nunmehr „Erwachseneninhalte“ ganz offiziell auf der Plattform X zugelassen.

In der Regel heißt es: „Du darfst in gegenseitigem Einvernehmen produzierte und verbreitete Darstellungen von nicht jugendfreier Nacktheit oder sexuellem Verhalten teilen, sofern diese Inhalte angemessen gekennzeichnet und nicht besonders hervorgehoben sind.“

Nutzer fragt unterhalb der Meldung bereits, ob „X“ nun in „XXX“ umbenannt werde – in den USA sind damit erotische Inhalte und Pornografie gemeint.

Die meisten Pornoseiten haben keine Altersverifikation
Die meisten Pornoseiten haben keine Altersverifikation

Explizite Inhalte werden gekennzeichnet

Einzige Bedingung: Die Inhalte müssen einvernehmlich entstanden sein, sie dürfen nur Nacktheit oder Sexualität erwachsener Menschen zeigen – außerdem müssen sie markiert werden. Die nötige Kennzeichnung erfolgt über die Medieneinstellung im Profil des Uploaders.

Die Kennzeichnung sorge dafür, dass Bildern oder Videos eine Inhaltswarnung vorgeschaltet werde, erklärt das Unternehmen. Erst nach ausdrücklicher Bestätigung – und das jedes Mal –, werden Fotos oder Videos gezeigt. Eine Regel, die ausdrücklich für mit generativer KI generierte Inhalte und auch Comics gelten soll.

Jugendschutz ausgehebelt

Stellt sich zwingend die Frage nach dem Jugendschutz. Auf X sollen Benutzer unter 18 Jahren die markierten Inhalte überhaupt nicht sehen. Dasselbe gilt für Accounts, die über kein hinterlegtes Geburtsdatum verfügen, erklärt das Unternehmen in einem X-Eintrag im Hilfe-Center.

In Deutschland regelt der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) den Umgang mit pornografischen Inhalten im Internet. Grundsätzlich ist es verboten, Pornografie im Internet zugänglich zu machen, wenn Minderjährige darauf zugreifen können.

Anbieter müssen sicherstellen, dass nur Erwachsene Zugang erhalten, z.B. durch eine Altersprüfung mittels Personalausweis oder Kreditkarte. Verstöße können mit Bußgeldern bis zu 500.000 Euro geahndet werden. Außerdem ist die Verbreitung harter Pornografie, die Gewaltdarstellungen, Sodomie oder Minderjährige involviert, generell verboten. Soziale Netzwerke und Suchmaschinen sind verpflichtet, gemeldete

pornografische Inhalte unverzüglich zu löschen. Eltern sollten zusätzlich Jugendschutzsoftware und Kindersicherungen auf Geräten aktivieren und mit ihren Kindern offen über die Risiken im Internet sprechen.

Allerdings gibt es auf X (wie auf praktisch allen Plattformen) keinerlei valide Altersverifikation. Welches Geburtsdatum jemand bei der Registrierung angibt, ist praktisch beliebig – niemand kontrolliert die Daten darauf, ob sie stimmen. Jugendliche können sich mühelos älter machen.

Elon Musk und Twitter
Elon Musk und Twitter

Neue Einnahmequelle für Twitter/X

Einige Beobachter in den USA vermuten, dass sich Elon Musk mit dieser Maßnahme neue Einnahmequellen sichern will. User mit Premium-Accounts können auf X bestimmte Inhalte nur der zahlenden Kundschaft vorbehalten, etwa hochwertige Informationen, Dokumente oder Podcasts.

Wer die für die Allgemeinheit blockierten Inhalte sehen will, muss dafür bezahlen. Die Preise lassen sich in Premium-Accounts nahezu beliebig festlegen, und X verdient an jeder Einnahme mit. Das könnte ein Versuch sein, die rückgängigen Werbeeinnahmen zu kompensieren, vermuten Insider.

Immer für eine Kontroverse gut: Elon Musk

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Gerade erst ist mal wieder eine Biografie über Elon Musk erschienen – und die sorgt für heftige Diskussionen. Nicht zuletzt, weil dem Firmenlenker darin vorgeworfen wird, der ukrainischen Armee zeitweise den Zugriff auf das Satellitennetzwerk Starlink verweigert zu haben.

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