Die merkwürdige Rache des Kai D.

Im Ausland zu viel mit dem Notebook online gegangen? Das kann einem auch als Chefredakteur einer großen deutschen Tageszeitung passieren. Wenn einem die Telekom dann einige Wochen später eine Mobilfunkrechnung über rund 42.000 Euro präsentiert, Stichwort: Roaminggebühren, hört der Spaß natürlich auf.

Wenn man Kai Diekmann heißt und Chef der Bildzeitung ist, dann spricht man bei solchen Ärgernissen eben Telekom-Chef Obermann mal eben persönlich an – und bittet ihn, die Rechnung zu stornieren. Doch die Telekom wollte nicht. Diekmann musste zahlen – und hat sich auf seine Art gerächt: Mit einem Youtube-Video über das angebliche anonyme Roaming Opfer Kai D. Das Ganze sollte, bei allem Ärger, wohl witzig sein – ist aber nicht witzig, und die Webcommunity spottet über den misslungenen Versuch, sich hier an der Telekom zu rächen.

httpv://www.youtube.com/watch?v=hjSj8eBKQ54

Das Handy als Navigationssystem

Ganz früher waren Navigationssysteme nur etwas für Luxuslimousinen, so teuer waren die elektronischen Routenplaner für unterwegs. Die Zeiten sind gottlob vorbei, heute kann man sich ein Navisystem für kleines Geld kaufen und ins Auto legen… Aber wozu überhaupt noch ein Navisystem kaufen, wenn moderne Handys das doch heute auch drauf haben? Immer mehr Handys können auch als Navisystem genutzt werden.

Der Trend ist eindeutig: Handys werden immer häufiger als Navigationssystem eingesetzt. Laut einer aktuellen Studie soll bereits 2012 rund ein Viertel aller Navigationssysteme in einem Handy stecken. Noch werden Handys in der Regel vor allem von Fußgängern zur Navigation genutzt. Aber das ändert sich allmählich: Moderne Handys werden immer leistungsfähiger und können daher auch als Navisystem im Auto verwendet werden.

Moderne Luxushandys verfügen über GPS, das neue iPhone sogar über einen Kompass. Routenplanung mit Google – kein Problem, zumindest zu Fuß oder mit Fahrrad. Fürs Auto sieht es anders aus, da braucht man Spezialsoftware. Aber auch die wird mittlerweile oft fürs Handy angeboten. Außerdem braucht es eine spezielle Halterung für das Handy, Stromversorgen etc.

Es gibt allerdings auch einige Schwachpunkte. In der Genauigkeit, die eingebauten GPS-Empfänger sind nicht immer so akkurat wie in Navisystemen, erst die hochwertigen, die auch einen Kompass haben. Dann das Displays: Das ist nicht bei allen Handys groß genug, um im Auto zu brillieren. Das iPhone hat allerdings ein recht großes Display. Dritter Schwachpunkt: Sprachausgabe. Nicht alle Handys haben genug Speicher, um die Sprachausgabe zu ermöglichen, die ist aber unabdingbar für ein gutes Navi im Auto. Dann muss es natürlich auch eine Stromversorgung geben und eine Halterung.

Es geht schon kostenlos, denn wenn ich mit Google Maps eine Route plane, kostet das im Grunde nichts, außer den Datenverkehr, und den haben zumindest iPhone-Benutzer in der Regel als Flatrate mit drin. Software ab 50 Euro, Kartenmaterial für ganz Westeuropa inkl. Software: 100 Euro. Aber, nicht vergessen, dann muss man kein extra Gerät erwerben. Und alle Experten sind sich einig, dass die Preise noch fallen werden. Oder man kauft das Kartenmaterial nicht, sondern zahlt „nur“ bei Nutzung, das können dann hier mal ein paar Euro, da mal ein paar Euro sein, nix wird im Gerät gespeichert, alles online geholt. Für Gelegenheitsnutzer sogar die günstigere Alternative. Aber Achtung: Im Ausland Roaminggebühren, das sollte sich niemand antun.

Gespräch über Handys als Navisystem auf Funkhaus Europa:

[audio:https://www.funkhaus-europa.de/audio/suepermercado/2009/08/sueperklick_090826.mp3?dslSrc=/audio/suepermercado/2009/08/sueperklick_090826.mp3]

Handykosten: Günstiger ist noch lange nicht günstig

Wenn Mobilfunkanbieter für ihre Handytarife werben, könnte man den Eindruck gewinnen, mobil zu telefonieren wäre praktisch umsonst. Denn natürlich werden nur die jeweils günstigsten Aspekte eines Tarifs genannt, etwa das kostenlose Telefonieren im eigenen Netz.

Was aber wirklich teuer ist, das verstecken die Provider gerne im Kleingedruckten oder in den üppigen Tarifübersichten, die man in der Regel als PDF-Dokument von ihren Webseiten laden kann. Besonders hoch sind bekanntlich die Kosten für Gespräche im Ausland, „Roaminggebühren“ genannt.

Es macht einen erheblichen Unterschied, ob man mit einem deutschen Handy-Vertrag in Aachen telefoniert – oder im nur wenige Kilometer entfernten Vaals. Die Kosten können locker tausendprozentig höher ausfallen – und das ist jetzt keine Übertreibung. Roaming macht’s möglich.

Immerhin hat die EU dafür gesorgt, dass diese Roaminggebühren in der EU nach und nach fallen müssen. Sie sind außerdem gedeckelt, dürfen also ein gewisses Niveau nicht überschreiten. Seit zwei Jahren haben wir in Europa diese Maximalpreise. Am 1. Juli 2009, also noch rechtzeitig vor Ferienbeginn, fallen die Roaminggebühren für Telefongespräche und SMS erneut. Die Provider müssen ihre Preise senken, teilweise kräftig bis zu 60 Prozent.

Der derzeitige Höchstpreis für einen im Ausland getätigten Anruf sinkt von 0,46 Euro pro Minute auf 0,43 Euro pro Minute. Einen Anruf in der EU anzunehmen kostet auch weniger, die Kosten fallen von 0,22 Euro auf 0,19 Euro pro Minute. Im kommenden Jahr, wieder am 1. Juli, werden die Tarife erneut gesenkt, dann auf 0,39 Euro und 0,15 Euro und schließlich am 1. Juli 2011 auf 0,35 Euro und 0,11 Euro (jeweils pro Minute, allerdings ohne Mehrwertsteuer).

Auch bei der Taktung kann dann nicht mehr getrickst werden: Nach den ersten 30 Sekunden müssen die Anbieter alle ausgehenden Gespräche sekundengenau abrechnen und eingehende Gespräche ab der ersten Sekunde.

Die SMS wird ebenfalls günstiger. Der Preis für eine SMS-Nachricht aus dem Ausland wird auf 0,11 Euro (ohne Mehrwertsteuer) gesenkt. Bisher gilt ein Durchschnittspreis von 0,28 Euro pro SMS.

Erfreulich, dass die EU die Preise für Telefongespräche und SMS beschränkt – bei den Kosten für mobilen Datentransfer hätte ich mir allerdings ein beherzteres Eingreifen gewünscht. Da sind die Kosten immer noch astronomisch. Mit dem Handy im Ausland ein Youtube-Video anschauen? Garantiert teurer als ein Kinobesuch mit der ganzen Familie, Popcorn und Parkplatzgebühren inklusive.

Es sind wirklich absurde Preise, die die Mobilfunkanbieter ihren Kunden für Datenroaming abknöpfen. Dabei haben doch heute viele ein Handy in der Tasche, das E-Mails austauschen, Webseiten ansteuern, Onlinekarten abrufen oder auch Fotos und Videos verschicken kann. Im Ausland kann das zur Kostenfalle werden.

Hier ist keine wirkliche Kostenbremse für die Konsumenten in Sicht. Zwar reguliert die EU mittlerweile die Großhandelspreise für den Datentransfer, also jene Kosten, die sich die Provider untereinander berechnen: Statt wie bisher 1,68 Euro pro MByte dürfen sich die Provider in Europa ab 1. Juli maximal ein Euro pro MByte in Rechnung stellen. Ab 2010 darf ein MByte nur noch 0,80 Euro und ein Jahr später maximal 0,50 Euro pro MByte kosten.

Doch das sind nicht die Endpreise für den Handykunden. Es besteht lediglich die Hoffnung, dass die Provider auch die offiziellen Preise für die Endkunden senken – vorgeschriebeben ist das hingegen nicht, was kaum nachzuvollziehen ist.

Die Roaminggebühren für Daten sind immer noch viel zu hoch – eine Lizenz zum Gelddrucken für die Provider.

Unverständlich, denn im Inland sind die Preise für Telefongespräche, SMS und auch mobilen Datenfunk im freien Fall und mittlerweile auf einem angenehmen Niveau angekommen. Eine ähnliche Preisentwicklung würde ich mir für Auslandstarife wünschen, zumindest in der EU. Doch ohne Druck wird das wohl nicht passieren. Von alleine kommt leider kein Provider auf die Idee, günstige Auslandspreise als Wettbewerbsvorteil zu sehen – und entsprechend anzubieten.

Was bleibt? Auf jeden Fall ein unangenehmer Beigeschmack, wenn im Ausland das Handy klingelt oder man telefonieren möchte – denn es wird zwar günstiger, ist deswegen aber noch lange nicht günstig. Mobile Kommunikation im Ausland bleibt also ein relativ teurer Spaß. Erst mal.