Facebook Slingshot, Snapchat und Yo

Facebook Slingshot, Snapchat und Yo

Mit dem Smartphone oder Tablet Nachrichten posten, verschicken oder verteilen? Gar kein Problem: Das geht heute wirklich ruckzuck. Dauert nur einen Moment – doch was man da schreibt, das bleibt ewig online. Doch es gibt einen neuen Trend. Nachrichten oder Fotos verschicken, die nicht ewig halten, die man sich nur einmal anschauen kann. Mit Snapchat kein Problem – und nun führt auch Facebook so etwas ein. Da heißt es Slingshot – und gibt’s jetzt auch bei uns in Deutschland.

Slingshot ist eine neue Kommunikations-App von Facebook, mit der sich Nachrichten verschicken lassen. Es gibt allerdings einen entscheidenden Unterschied zu anderen Apps: Fotos und Videos erscheinen beim Empfänger zunächst verpixelt. Erst wenn der Empfänger etwas zurück schickt, kann er die Nachricht lesen, das Foto oder Videos anschauen.

Wer mit Slingshot Nachrichten verschickt, der weiß also, ob der Empfänger die Nachricht gelesen oder er sich das Foto oder Video angeschaut hat. Die zurückgeschickte Nachrichte ist so eine Art Lesebestätigung.

slingshot

Slingshot ist eine ganz andere Art zu kommunizieren: Man schreibt einer kleinen, ausgewählten Gruppe von Leuten und weiß auch, ob und wie die darauf reagieren. Mit einer Nachricht Tausende von Leuten erreichen, wie bei Facebook oder Twitter üblich: So etwas klappt bei Slingshot nicht. Hier findet Kommunikation im Ping-Pong-Stil statt.

Das Ziel ist: Eine konkrete, persönlichere Kommunikation. Auch werden verschickte Nachrichten samt Fotos und Videos gelöscht, wenn sie gelesen wurden. Sie bleiben also nicht ewig im Netz oder auf den Geräten der Empfänger. So bekommt man die Kontrolle zurück über seine Daten. Der Moment entscheidet – das Netz vergisst doch. Das ist immer mehr Menschen in Zeiten von NSA-Schnüffelei und Cyber-Mobbing wichtig.

Vor allem junge Menschen nutzen gerne solche Kommunikations-Apps. Snapchat ist ganz ähnlich und vor allem bei Usern zwischen 15 und 25 beliebt. Facebook wollte Snapchat für drei Milliarden Dollar kaufen – Snapchat wollte aber nicht. Deswegen hat Facebook nun mit Slingshot eine eigene Alternative entwickelt.

Snapchat gibt es schon etwas länger. Wer mit Snapchat eine Nachricht verschickt, der wählt nicht nur den oder die Empfänger aus, sondern legt auch fest, wie lange sich die Empfänger die Nachricht anschauen dürfen – maximal 10 Sekunden. Einmal drauf gucken, mehr ist nicht möglich. Danach verschwinden Nachricht und Foto wieder.

Noch beliebter als die sich selbst auflösenden Nachrichten sind die so genannten Snapchat Stories. Das sind Videos, die Snapchat-User aufnehmen und mit ihren Freunden teilen. Die Videos werden nach genau 24 Stunden automatisch gelöscht. Niemand kann sie speichern oder später ansehen. Täglich werden eine Milliarde Stores angeschaut.

Wirklich erstaunlich, wie schnell sich Snapchat bei jungen Usern durchgesetzt hat – und mit Slingshot versucht Facebook immerhin, etwa aufzuholen. Allerdings ist Snapchat dem Konkurrenten immer eine Nasenlänge voraus.

Andere Onlinedienste wie Google oder Microsoft haben diesen Trend noch gar nicht richtig erkannt – und das könnte sich rächen. Whatsapp jedenfalls ist auch nicht mehr bei allen beliebt, seit Whatsapp zu Facebook gehört.

Wie rasant sich die Welt der Kommunikation verändert, zeigt eine andere App, die gerade erst gestartet ist – und rasant von sich Reden macht. Ihr Name: Yo! Damit kann man Nachrichten an Freunde verschicken, aber diese Nachrichten sind erstaunlich kurz…

Sogar sehr kurz, nämlich genau nur zwei Zeichen lang. Yo. Die Yo-App hat wirklich nur zwei Funktionen zu bieten. Man kann seinen Freunden zwischendurch mal ein „Yo“ schicken – und man kann ein „Yo“ von ihnen empfangen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das Yo ist auf dem Smartphone nicht zu nur sehen, sondern auch zu hören.

yo

Und das ist alles? Yo! Es gibt keine Likes, keine Kommentare, keine Chat-Funktion. Alles sehr übersichtlich also. Ein netter Gag. Aber einer, der bei den Leuten gut ankommt. Und witzige Möglichkeiten bietet: Ein spezieller Yo-Account verschickt bei jedem Tor, das während der WM fällt, ein „Yo“. Mehr muss man eigentlich in der Regel auch gar nicht sagen

 

Deeplink: Das Internet vergisst doch: Beispiel Snapchat

Das Internet vergisst nichts. Das sagt man gewöhnlich. Denn was man im Internet irgendwann, irgendwo veröffentlicht, das lässt sich in der Regel nur noch schwer, mitunter gar nicht wieder wegbekommen. Denn allzu schnell ist eine Kopie hergestellt – und dann hat man die Kontrolle darüber verloren. Viele fordern deshalb eine Vergessen-Funktion fürs Netz. Erste Ansätze dafür gibt es bereits, etwa Snapchat. Eine App, mit der man Fotos verschickt – und die ganz schnell wieder verschwinden.
In praktisch jedem modernen Smartphone steckt auch eine Kamera – und damit lassen sich bequem Fotoaufnahmen machen. Motiv auswählen. Auslöser drücken. Fertig. Schon ist ein neues Foto im Gerät, das sich blitzschnell online stellen lässt: Per Twitter, Facebook, flickr – wird alles unterstützt.

Das Problem: Einmal online verteilte Fotos lassen sich nur schwer, manchmal gar nicht zurückholen. Etwa weil Freunde das Foto bereits kopiert und weitergegeben haben.

Das will die neue App Snapchat ändern. Bei Snapchat haben Fotos grundsätzlich ein Verfallsdatum. Auch hier wählt man ein Foto aus und bestimmt den oder die Empfänger. Mit einem entscheidenden Unterschied: Empfänger können das Foto nicht speichern, sondern es nur ein paar Sekunden lang betrachten. Nach spätestens zehn Sekunden Anschauen ist das Foto wieder verschwunden. Die Fotoaufnahme zerstört sich von selbst.

Es gibt keine Kopien der verschickten Fotos: Auf dem Server von Snapchat werden die Fotos nach der Zustellung gelöscht, auf dem Gerät des Empfängers ebenfalls. Der Absender kann sogar festlegen, wie viele Sekunden der Empfänger das Foto sehen darf.

Per Snapchat Fotos zu verschicken bedeutet, dem Empfänger lediglich einen kurzen Blick darauf zu gewähren – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Eine praktische Methode, um Fotoaufnahmen herzuzeigen, ohne sie konkret aus der Hand zu geben.

Mittlerweile hat Snapchat noch eine weitere Möglichkeit eingeführt, Fotos herzuzeigen: Mit „Snapchat Stories“. Eine Art Fotoalbum für ausgewählte Feunde. Hier bleiben die Fotos genau 24 Stunden lang sichtbar. So lange können eingeladene Benutzer sich die Bilder anschauen. Danach werden die Aufnahmen automatisch wieder gelöscht.

Snapchat: Daten-Klau im großen Stil

Snapchat: Daten-Klau im großen Stil

Immer wieder werden Daten von Kunden und Benutzern geklaut. Auch jetzt wieder: In der Neujahrsnacht haben Hacker die Daten von 4,6 Millionen Snapchat-Usern veröffentlicht. Neben den Benutzernamen kursieren nun auch die Telefonnummern der Betroffenen im Netz.

Das ist deshalb für viele eine Überraschung, weil Snapchat Datenschutz eigentlich großschreibt. Experten sind hingegen nicht erstaunt, dass das passiert ist, denn seit Monaten ist die Sicherheitslücke bekannt, die jetzt ausgenutzt wurde. Leider kein Einzelfall.

  • Für alle, die Snapchat (noch) nicht kennen: Was ist so besonders an der App, wieso ist sie bei Jugendlichen so populär?

Snapchat ist eine kostenlos erhältliche Messenger-App für Smartphones und Tablets. Messenger-App bedeutet: Mit der Software lassen sich Nachrichten und Fotos austauschen. Kostenlos. Im Grunde so ähnlich wie bei Whatsapp. Allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Bei Snapchat werden laut Betreiber keinerlei Daten gespeichert, weder von den Usern, noch die verschickten Texte und Fotos.

Was Snapchat von anderen Messengern definitiv unterscheidet: Mit Snapchat verteilte Fotos lösen sich nach einer Weile von alleine wieder auf. Wenn man ein Foto per Snapchat von Freunden bekommt, kann man es sich maximal 10 Sekunden lang anschauen. Danach verschwindet es wieder. Es löst sich sozusagen auf, von ganz alleine.

Das Konzept kommt gut an, vor allem bei jugendlichen Benutzern. Es gibt Millionen Nutzer weltweit. Jeden Tag werden über 350 Millionen Nachrichten über Snapchat ausgetauscht. Tendenz: Steigend.

  • Snapchat betont immer wieder, dass Datenschutz groß geschrieben wird und einem nichts passieren kann. Jetzt sind aber 4,6 Millionen Datensätze von Snapchat-Kunden veröffentlicht worden. Eine ganze Menge. Was ist da passiert?

In der Tat speichert Snapchat nicht besonders viele Daten. Aber dann doch Name, Alias und Telefonnummer. Man muss nicht seinen richtigen Namen angeben, aber eine gültige Mobilfunknummer. Ohne geht es nicht. Seit vier Monaten ist ein Sicherheitsleck bekannt: Snapchat bietet die Möglichkeit, mit einem Trick einzelne Rufnummern zu ermitteln. Und zwar über eine sogenannte Schnittstelle: Snapchat verrät die Daten selbst. Wer diese Schwachstelle konsequent ausnutzt, kann mühelos Tausende von Benutzerdaten pro Minute ermitteln – durch Ausprobieren.

Seit Monaten warnen Experten vor dem Leck. Doch bis jetzt hat Snapchat nicht reagiert, das Leck nicht gestopft, das Risiko kleingeredet. Deshalb haben Hacker jetzt kurzen Prozess gemacht und bewiesen, dass das Sicherheitsleck sehr wohl bedenklich ist. Jetzt kursieren die Rufnummern von 4,6 Millionen vor allem amerikanischer User im Netz. Die letzten zwei Stellen der Rufnummern sind geschwärzt, um Missbrauch zu verhindern. Denn die Hacker wollen lediglich dokumentieren, was möglich ist.

 

  • Wäre es denn viel Aufwand, die Sicherheitslücke zu stopfen?

Nein, der Aufwand wäre denkbar gering. Die Entwickler hätten lediglich den Zugriff auf die Schnittstelle beschränken müssen. Eigentlich eine Sache von wenigen Minuten, mehr Arbeit macht das nicht. Snapchat hat einfach auf stur geschaltet, trotz der Warnungen. Mir völlig unverständlich warum.

  • Ist das ein Einzelfall, dass eine IT-Firma ein bekanntes Sicherheitsleck nicht stopft?

Nein, leider ist das kein Einzelfall. Viele Unternehmen ignorieren begründete Warnungen aus Expertenkreisen – und reagieren erst, wenn es viel zu spät ist, dann nämlich, wenn etwas passiert ist. Das ist weit verbreitet, bei kleinen Startups wie bei großen Firmen.

Einige IT-Unternehmen sind schlauer. Firmen wie Microsoft, Google oder Mozilla zahlen Prämien für entdeckte Sicherheitslecks. Findet jemand ein bisher unbekanntes Sicherheitsproblem, kann er es melden – und bekommt dann Geld dafür. Die Experten können das Leck dann stopfen. Eine gute Methode, die sich bewährt hat.

  • Kann man sich denn als Benutzer schützen?

Das ist nicht wirklich möglich. Niemand kann wissen, wie ernsthaft sich Unternehmen oder Onlinedienste bemühen, gespeicherte Daten zu schützen. Generell kann man aber sagen, dass es sich immer empfiehlt, datensparsam zu sein, also so wenige Daten von sich preiszugeben wie möglich. Wichtig ist auch, für das eigene E-Mail-Postfach ein anderes, möglichst sicheres Passwort zu verwenden. Ein anderes Passwort als in anderen Diensten, um sicherzustellen, dass das eigene E-Mail-Postfach selbst dann sicher bleibt, wenn woanders das Passwort mal entwenden werden sollte.

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Snapchat: Daten-Klau im großen Stil

Sicherheits-Leck in Chat-Software Snapchat

Snapchat ist vor allem bei Jugendlichen beliebt. Mit der kostenlos erhältlichen Messenger-App lassen sich Fotos verschicken, die der Empfänger nur für wenige Sekunden anschauen darf. Nach spätestens zehn Sekunden sind die verschickten Fotos wieder gelöscht. Die Fotos lösen sich gewissermaßen von alleine auf. Die Idee dahinter: Daten sollen vergänglich werden. Der Anbieter der Software verspricht den Nutzern ein Optimum an Datensicherheit. Nichts würde dauerhaft gespeichert, vor allem keine Chat-Verläufe oder Fotos.

Doch so wie in jeder Software gibt es auch in Snapchat Sicherheitslücken. Eine ist besonders relevant – und bereits seit über vier Monaten bekannt. Mit gewissen Tricks lässt sich Snapchat dazu überreden, die Telefonnummern seiner Mitglieder zu verraten, auch das wurde bereits öffentlich dokumentiert. Mit einem Trick lassen sich massenhaft die Chatnamen, Aliase und Telefonnummern der Nutzer einsammeln, auch im ganz großen Stil. Über die Telefonnummern ließen sich dann mit vergleichsweise geringem Aufwand den Nutzern Klarnamen zuweisen. Man wüsste, wer hinter den Snapchat-Pseudonymen steckt.

Monatelang haben die Entwickler von Snapchat die bekannte Sicherheitslücke nicht gestopft, alle Warnungen in den Wind geschlagen. Zwar hat das Unternehmen zugegeben, theoretisch wäre es möglich, über eine Schnittstelle an die Nummern zu gelangen – allerdings sei das nicht sonderlich realistisch. Ein Trugschluss: Jetzt haben Hacker die Telefonnummern von 4,6 Millionen Snapchat-Usern ermittelt und veröffentlicht, allerdings um zwei Stellen gekürzt, um einen Missbrauch zu verhindern. Ein peinlicher Patzer für Snapchat, der vermeidbar gewesen wäre. Das seit Monaten bekannte Sicherheitsleck hätte mit wenig Aufwand gestopft werden können.

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