Leistungs-Schutz-Recht: Deutsche Verlage verklagen Google

Leistungs-Schutz-Recht: Deutsche Verlage verklagen Google

Zwölf deutsche Verlage, darunter Axel Springer, Burda, DuMont Schauberg und Funke, fordern konkret Geld von Google. Die Verlage haben zusammen mit der Verwertungsgesellschaft VG Media Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht. Sie beziehen sich auf das vom Bundestag verabschiedete Leistungsschutzrecht. Demnach dürfen Suchmaschinen zwar einzelne Wörter oder kurze Textausschnitte (Snippets) kostenlos liefern und auflisten, längere Ausschnitte sind kostenpflichtig.

Google listet in seiner auf Artikel spezialisierten Suchmaschine Google News Artikel auf, die Verlage in ihren Onlineportalen anbieten. Über die Suchmaschine kommt man direkt in die Artikel der Verlage. Die Suchmaschine Google News ist – anders als die reguläre Suchmaschine von Google – werbefrei. Trotzdem verlangen die Verlage nun Lizenzzahlungen im Sinne des Leistungsschutzrechts.

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Ein merkwürdiger Vorgang. Denn zum einen haben die Verlage die Möglichkeit, nicht in Google News gelistet zu sein. Jeder Verlag, jedes Portal kann den Suchdienst ausschließen und wird dann nicht gelistet. Doch die Verlage wollen gelistet sein, denn sie wollen keineswegs auf den umsatzträchtigen Traffic verzichten, den Google News kostenlos bereitstellt. Google schickt den Verlagen unzählige User. Den Service nehmen die Verlage gerne, doch sie wollen dafür auch noch bezahlt werden. Das ist absolut unlogisch und inkonsequent. Wenn man in einer Suchmaschine nicht gelistet sein möchte, dann sollte man das verhindern. Dort vertreten zu sein ist freiwillig – viele Portale wollen in Google News aufgenommen werden und beantragen sogar, dort gelistet zu werden. Geld zu verlangen, zumal Google ausschließlich kurze Textausschnitte präsentiert, die keinesfalls das Lesen des Gesamttexts ersetzen können, ist völlig absurd.

Das Leistungs-Schutz-Recht kommt – warum eigentlich?

Jetzt hat die Regierungskoalition das umstrittene Leistungsschutzrecht also doch durch den Bundestag gebracht. Zwar wurden einige Passagen verändert und auch abgeschwächt. Verlage wie Springer und Burda wollen, dass selbst kürzeste Zitate und Textausschnitte, die in Suchmaschinen präsentiert werden, lizenzpflichtig und damit kostenpflichtig werden. Gemeint sind die Überschriften samt kurzen Vorspann, „Snippet“ genannt. Eigentlich nicht mehr als ein Teaser, der Lust macht auf mehr, auf die Lektüre des Artikels – auf den Webseiten der Verlage.

Jetzt sieht das Gesetz vor, dass kurze Textausschnitte weiterhin kostenlos bleiben. Denn vor allem Google hat klargemacht, erst gar nicht über Lizenzen verhandeln zu wollen. Dann würden die Inhalte halt aus dem Web verschwinden. Jetzt gibt es ein Gesetz, das unpräzise und damit missverständlich formuliert ist. Niemand weiß so Recht, welche Texte nun geschützt sind und welche nicht, welche lizenzpflichtig sind und welche nicht, wie hoch die Lizenzen ausfallen und wer sie bezahlen muss.

Die Folge: Eine desaströse Verunsicherung, die sich durch das komplette deutschsprachige Netz zieht. Garantiert wird es Abmahnungen, Drohgebärden und überflüssige Gerichtsprozesse geben, mit kleinen und mit großen Anbietern im Netz. Die Großen können sich so etwas leisten – kleinere Anbieter kann so etwas schnell den Kopf kosten. Es ist bedauerlich, dass die Regierungskoalition dem Druck der Verlagslobby nachgegeben hat. Von dem neuen Leistungsschutzrecht profitiert niemand. Es ist ein Beschäftigungsprogramm für Juristen.

Digitale Bücher-Welt: Wie das Netz das Buch verändert – und die Autoren

Seitdem es das Internet gibt, wird weniger gelesen und haben Bücher keine Chance mehr? Im Gegenteil: Immer mehr Verlage und Autoren nutzen das Netz, vor allem die sozialen Netzwerke, um mit ihren Lesern in Kontakt zu treten, ihre Werke zu vermarkten und zu verkaufen. Teilweise schon Wochen, bevor das Buch fertig geschrieben ist. Das verändert die Verlagslandschaft radikal.

Viele kaufen Bücher mit allen Sinnen ein: Bevor sie ein Buch mit nach Hause nehmen, blättern sie erst mal in aller Ruhe darin herum, um sich einen Eindruck davon zu machen. Zwar bieten auch viele Onlineshops eine Preview-Funktion an, die es erlaubt, sich einen Teil des Buchs anzuschauen, aber in der Regel nicht für alle Bücher und auch technisch nicht unbedingt überzeugend.

Deshalb wurde Book2look auf den Weg gebracht. Eine Plattform, auf der Internetbenutzer bequem in Bücher stöbern können – und noch viel mehr. Bei Book2look stehen bereits Tausende von Büchern im virtuellen Regal. Der Besucher kann in die Bücher reinschauen, virtuell durchblättern, Details heran zoomen und natürlich auch Texte lesen.

Biblets bieten ein Leseerlebnis im Web –und mehr

Hier veröffentlichen Autoren und Verlage Auszüge aus ihren Büchern, als Leseprobe. „Biblets“ nennt Book2look-Gründer Ralph Möllers diese virtuellen digitalen Bücher, weil man damit noch viel mehr anstellen kann. Das virtuelle Blättern ist nur ein kleiner Teil der Möglichkeiten. Die Verlage können die digitalen Bücher auch multimedial anreichern, zum Beispiel mit Audios oder Videos, in denen Autor oder Buch vorgestellt werden.

Wem ein Buch gefällt, kann es auch kaufen: Book2Look bietet verschiedene Einkaufsmöglichkeiten an, etwa die verschiedenen Onlineshops, in denen man gedruckte Bücher bekommt. Oder auch direkt beim Verlag oder Autor, falls das Buch nicht über den normalen Vertrieb verkauft wird. Und das ist kein Randphänomen mehr: Von den rund 90.000 Neuerscheinungen im Jahr in Deutschland werden mittlerweile bereits rund 10.000 über Book2look verbreitet.

Community für Bücherfreunde: Lesen, Bewerten, Kommentieren und Empfehlen

Book2look versteht sich als Plattform für eine Community rund um Bücher. Jeder Leser kann dort die Bücher bewerten, mit Sternen zum Beispiel, er kann sie aber auch kommentieren, mit anderen Lesern und auch mit Verlagen und Autoren in Kontakt treten, so sie denn Interesse daran haben – was sie haben sollten, heutzutage. Denn Leser habe eine Menge zu sagen.

Das Schöne an den Book2Look-Büchern ist: Man kann sie nicht nur per Link weiterempfehlen, sondern auch in die eigene Webseite einbauen, wenn man möchte und so für eine virale Verbreitung sorgen. Auch die sozialen Netzwerke sind berücksichtigt: Per Knopfdruck lassen sich einzelne Bücher oder auch bestimmte Seiten über Facebook, Twitter, Google+ und Co. weiterempfehlen und so bei Freunden, Bekannten oder in der ganzen Welt bekannt machen. Kostenloses Marketing für die Bücher, davon profitieren alle.

Autoren bieten Einblicke in ihre noch nicht veröffentlichten Bücher

Einige Verlage und Autoren nutzen diese neuen Möglichkeiten nicht erst, wenn ein Buch fertig ist, sondern bereits vor der Veröffentlichung, mitunter sogar noch während das Buch geschrieben wird – das ist dann besonders spannend.
Autor und Leser kommen in Kontakt, tauschen Gedanken aus, und so können Leser mitunter tatsächlich bei der Entstehung eines Buches dabei sein, wenn Autor und Verlag regelmäßig neue Auszüge online stellen. Leser und Autor können diskutieren, die Leser mitgestalten. Es entsteht eine ganz andere Bindung. Früher haben Autoren ausschließlich gesendet – heute können sie auch empfangen, die Ideen und Gedanken ihrer Leser mitbekommen und auch aufgreifen, natürlich nur, wenn sie das wollen.

Leser sind live bei der Entstehung der Bücher dabei

Auf modernen Plattformen wie Euryclia, eine unabhängige Literaturplattform, sind Leser live bei der Entstehung eines Buches dabei. Das funktioniert vor allem bei Nischenthemen ganz gut. So haben bei Euryclia 700 Menschen für ein Buch bezahlt, noch bevor es fertiggestellt war – „Crowd Funding“, nennt sich so etwas. Das kann vor allem für kleinere Autoren interessant sein: Sie können nicht nur herausfinden, ob sich die Menschen für ihre Themen interessieren, sie können ihre Leser schon früh begeistern und sogar vorab ihre Werke verkaufen. Durch die vielen Möglichkeiten, die Biblets bieten, ist es einfach, interessante Projekte im Web bekannt zu machen und viral zu verbreiten und so für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen.

Dadurch verändert sich die Verlagslandschaft: Es wird immer unwichtiger, in welchem Verlag ein Buch erscheint, weil die Menschen immer öfter nach Autoren oder Titeln suchen und online bestellen, der Verlag, der das Buch druckt, ist nicht mehr so wichtig.

Die Verlagslandschaft verändert sich

Dieses Prinzip wird zunehmend populär – und auch manche großen Verlage machen mit. Bereits seit 2006 gibt es zum Beispiel Lovelybooks, eine Literatur-Plattform aus dem Holtzbrinck-Verlag, ein digitaler Schwarm aus Autoren, Buchhandlungen und Lesern. Über 42.000 registrierten User zählt die Webpräsenz mittlerweile, eine Art Facebook für Bücherwürmer. Hier kommunizieren mehr als 1.000 Autoren mit rund 320.000 Lesern im Monat.

Abgesehen davon verändert sich eben die Vermarktung. Es entscheidet sich immer öfter im Netz, ob ein Thema, ein Autor, ein Titel funktioniert. Die Community diskutiert Inhalte, nicht die Herkunft eines Buchs, den Verlag, oder die Farbe des Covers. Solche Aspekte verlieren mehr und mehr an Bedeutung.

Das ist eine Chance für kleinere Verlage, die sich große Marketingaktionen nicht leisten können. Im Web ist Marketing günstig, Biblets kosten kaum etwas – und wenn es gelingt, viele „Fans“ für ein Buch, das noch im Entstehen ist, zu finden, dann sind Druck und Vertrieb auch kein Risiko mehr, dann spielt es aber auch keine so große Rolle mehr, welcher Verlag das Buch druckt. Deshalb stärkt dieser Trend auch die Bedeutung und die Macht der Autoren, wenn sie von diesen Möglichkeiten geschickt Gebrauch machen.

Google schmeisst französischsprachige Zeitungen aus Belgien (vorerst) aus dem Index

Google hat in Belgien die meisten französischsprachigen Webseiten aus dem Index entfernt. Man kann keine Artikel mehr finden, weder in der regulären Suche, noch in der News-Suche. Die Zeitungsverleger regen sich jetzt auf – so wie sie sich vorher aufgeregt haben, dass sie zu finden waren.

Der französchsprachige Verlegerverband Copiepress hat in Belgien gegen Google geklagt. Weil der Suchmaschinenriese Zeitungsartikel scannt und in Google News anpreist. Die Klicks führen zu den Webseiten der Verlage, doch die Verleger werfen Google vor, mit ihren Inhalten Geld zu verdienen.

Solche Diskussionen gibt es auch hier. Das Gejammer, Google würde Geld verdienen, während die Verlage leer ausgingen.

Dazu stelle ich fest: Dafür kann Google nichts. Google hat ein Geschäftskonzept, das offensichtlich ganz hervorragend funktioniert. Wir alle benutzen Google (und andere Suchmaschinen), um uns im Internet zurechtzufinden. Google stellt uns diese Dienste kostenlos zur Verfügung. Davon profitieren wir als User, weil wir sonst niemals wüssten, was wir im Internet finden können. Und davon profitieren auch alle, die etwas im Internet anzubieten haben, weil sie gefunden werden. Ich denke, dass sollte jedem Grund genug geben, sich zu freuen, dass Google (und andere Suchmaschinen) indirekt auch etwas Geld verdienen.

Wir man selbst Geld verdient, mit Inhalten!, muss jeder selbst herausfinden.

Es ist ja nicht so, dass Google komplette Artikel 1:1 übernimmt und zu neuen virtuellen Zeitungen zusammensetzt. Diesen Eindruck erwecken die larmoyanten Verleger mitunter. Google präsentiert stattdessen Headlines und eine Zusammenfassung. Wer mehr wissen will, landet auf den Onlineseiten der Verlage – und das sollte in deren Interesse sein.

Last not least: Wer bei Google News überhaupt gelistet sein möchte, muss das beantragen!! Es ist keineswegs so, dasss Google für die News-Übersicht ungefragt Webseiten scant. Nein, man muss zu Google gehen und ihnen sagen, sie mögen einen doch bitte in den Index aufnehmen.

Und wer das irgendwann nicht mehr möchte: Einfach dicht machen. Ein IT-Techniker braucht keine 60 Sekunden, um die Server so zu konfigurieren, dass Google die Inhalte nicht mehr sieht, ob nun alle oder ausgewählte, und schon ist man nicht mehr im Index. Problem gelöst.

Dieses Gejammer und Geklage (auch juristisch) ist mir deshalb ein Rätsel – und soll wohl davon ablenken, dass man selbst nicht in der Lage ist, Konzepte zu erarbeiten, wie man denn jetzt und künftig an Leser kommen und Geld verdienen möchte. So geht es aber nicht.

Die Zukunft der Zeitung liegt im iPad – oder?

Am Freitag (28.05.10) ist der Verkauf des neuen Minicomputers iPad in Deutschland gestartet. Der neue „Tablet-PC“ dient vor allem der Unterhaltung: Musik hören, Filme schauen … und Zeitung lesen. Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner sieht deshalb Apple-Gründer Steve Jobs schon als Retter des Journalismus in der Internet-Ära: Jeder Verleger sollte ihn einmal am Tag in sein Gebet einschließen und ihm für sein segensreiches Wirken für die Medienindustrie danken, hatte Döpfner unlängst in einer US-Talkshow gesagt. Allerdings warten viele Verlage mit eigenen Angeboten für die digitale Schiefertafel erst einmal ab.

Ein ganzes Zeitungskiosk im DIN-A4-Format
Dabei verheißt der Minicomputer mit berührungsempfindlichem Bildschirm (Touchscreen) den Nutzern eine neue, schöne Welt an Lese- Erfahrungen und den Zeitungen die Aussicht, im Netz endlich Geld zu verdienen. Die Leservorteile sind vor allem Bequemlichkeit und Übersichtlichkeit: Man kann mit dem Zeigefinger blättern oder ein Video starten, in der U-Bahn Zeitung lesen, ohne beim Nachbar anzuecken oder nach Lust und Laune die Zeitung wechseln. Den Verlagen ermöglicht das spezielle iPad-Software-Format „App“ (für „application“, also Anwendung), Inhalte nur gegen Gebühr anzubieten und auch der Werbewirtschaft neue Offerten zu machen – auf einer immerhin DIN-A4-großen Oberfläche.

Limitierter Konsum im „App“-Universum
Doch bei aller Euphorie gibt es auch starke Zweifel. Grund für die Zurückhaltung einiger Verlage gegenüber dem iPad sind unter anderem Apples Geschäftsbedingungen. Der US-Riese knöpft den Anbietern von „Apps“ 30 Prozent des Umsatzes ab und schreibt strenge Benimmregeln vor. Nacktfotos etwa sind untersagt, was schon zu Sperrungen von Inhalten auf Apples iPhone führte. Außerdem läuft die Beziehung zum Kunden nur indirekt über Apple, die Verlage liefern nur noch Inhalte ab. Auch die Rolle der Kunden ist beschränkt: sie können nur noch konsumieren und sich nur innerhalb der von Apple kontrollierten Anwendungen bewegen: Nachrichten zu kommentieren, zu verlinken oder zu mailen, ist direkt mit „Apps“ nicht möglich.

WDR2 Morgenmagazin, 28.05.2010:
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WDR2 Westzeit 28.05.2010:
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