Der Zwitscherdienst Twitter ist derzeit in aller Munde. Es gibt einen regelrechten Hype um den Microblogging-Service, der bekanntlich erlaubt, bis zu 140 Zeichen lange Nachrichten in die Welt zu pusten. Immer mehr Menschen twittern selbst oder lesen, was andere so twittern.
Das macht Twitter interessant für Weltkonzerne. So viele treue, zufriedene User. In den vergangenen Wochen gab es deshalb mehrfach Gerüchte, dass Twitter möglicherweise verkauft werden könnte. Apple wurde als Käufer gehandelt. Auch Google.
Doch nun ist es offiziell: Twitter steht nicht zum Verkauf, das zumindest verrät Vice President Santosh Jayaram in einem Cnet-Interview. Im Gegenteil: Wie zu erfahren ist, will Twitter jetzt sogar Google angreifen. Twitter möchte eine schlauere Suchmaschine werden als Google.
Wie das? Ganz einfach: Immer mehr Menschen nutzen Twitter, um gezielt nach Infos zu suchen, um herauszufinden, was andere gerade über ein aktuelles Thema denken, das gerade durch die Nachrichten geistert. Wenn nun sozusagen „allle Welt“ twittert, sich über aktuelle Themen austauscht, kommt in der Tat so einiges an Gedanken, Meinungen und auch Nachrichten zusammen. In diesem Zusammenhang besonders interessant: Die Links, die Twitter-User in ihrem Kurznachrichten verzwitschern.
Denn diese Links sind durchaus hochwertige Referenzen. Jeder erwähnte Link in einer Twitter-Nachricht ist ein Hinweis darauf, dass sich hinter der verlinkten Seite ein interessantes Webangebot verbirgt, das prima zum jeweiligen Thema passt. Anderenfalls wäre es wohl kaum getwittert worden.
So etwas könnte durchaus helfen, schneller interessante Webseiten zu bestimmten Themen aufzuspüren. Man setzt also, mal wieder, auf die Weisheit der Masse. Zumindest bei aktuellen Themen kann das auch klappen. Twitter Search erlaubt heute schon herauszufinden, worüber gerade getwittert wird.
Allerdings macht das alleine einen Twitter-Suchdienst nicht besser als Google, auch nicht überlegen. Meiner Meinung nach wäre die Analyse der in den Twitter-Nachrichten enthaltenen Links auf Webseiten bestenfalls eine interessante Ergänzung, vor allem bei aktuellen Themen.
Google bekommt aber ungleich mehr „Traffic“ ab. Rund 80 Prozent aller Suchanfragen der Welt laufen über Google. Darüber hinaus wertet der Suchmaschinenriese aktuelle Blogs, Nachrichten und Feeds (RSS) aus – und bekommt so schnell jedes Räuspern im Web mit.
Ich kann mir deshalb nicht vorstellen, dass der ungleich kleinere Dienst Twitter auch nur annähernd so gut darüber informiert sein kann, was gerade im Web los ist. Für Google könnten die Erkenntnisse von Twitter sehr wohl interessant sein, als weiterer Hinweis auf aktuelle Themen, als zusätzliches Instrument zur Gewichtung von Inhalten und Webseiten. Aber eine Twitter-Suchmaschine als Ersatz für Google? Keine Chance!