Viele befürchten, 2009 könne ein tristes IT-Jahr werden. Zum einen, weil man sich natürlich auch in der erfolgverwöhnten IT-Branche Gedanken macht, wie denn wohl „die Krise“ wirken wird. Bislang sind hier zwar noch nicht allzu viele Bremsgeräusche zu hören – aber wer weiß. Obwohl: Auf der „Consumer Electronics Show“ (CES), die am 8. Januar in Las Vegas startet, immerhin der größten Messe für Hightech und Unterhaltungselektronik in den USA, verdunkelt sich die Stimmung im Vorfeld.
So haben sich deutlich weniger Aussteller angekündigt als sonst, viele große Namen fehlen. Außerdem kommen weniger Journalisten. Weniger Besucher werden erwartet. Allerdings ist das nicht gleichbedeutend mit weniger Interesse an Hightech an sich. Im Gegenteil. Man muss heute nur nicht mehr unbedingt eine Messe besuchen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Das geht auch im Web ganz gut.
Apple hat sogar angekündigt, künftig der MacWorld fernzubleiben, der größten und wichtigsten Mac-Messe der Welt, dem Mekka für Apple-Jünger. Die MacWorld findet ebenfalls traditionell im Januar statt, in San Francisco. Diesmal ist Apple noch mit dabei, 2010 aber nicht mehr. Eine Apple-Messe ohne Apple? Das klingt fast schon absurd.
Und eine MacWorld ohne Apple-Chef Steve Jobs, das klingt für viele sogar unvorstellbar. Doch so wird es kommen: Steve Jobs wird die nächste MacWorld nicht mehr beehren. Er bleibt fern. Viele fürchten, Jobs wäre zu krank, zu schwach. Doch das sind bislang nur unbestätigte Gerüchte.
Der Marke Apple jedenfalls bekommen solche Gerüchte nicht. Der Aktienkurs fällt, denn eins ist klar: Jobs ist zwar ein arroganter Schnösel, aber ein prima Präsentator, ein klasse Verkäufer und zweifellos der Motor der Company. Apples Vize-Präsidenten Philip Schiller, der im Januar das MacWorld-Publikum begeistern soll, kennt niemand – und er kann deshalb auch nur schwer in Jobs Fußstapfen treten.
Meine Prognose: Das Interesse an der MacWorld wird schwinden – vielleicht sogar das Interesse an Apple?
Auch Jobs Rivale Bill Gates steht nicht mehr im Rampenlicht der IT-Welt. Im Sommer hat Bill Gates Microsoft verlassen. Zum ersten Mal seit gefühlt zweihundert Jahren ist es nicht William H. Gates, der die CES eröffnet, sondern der neue Microsoft-Chef Steve Ballmer. Der ist zwar deutlich charismatischer, aber eben nicht so bekannt wie Gates – und auch kein Technik-Guru, sondern Vertriebsmensch. Die Folge: Deutlich weniger Aufmerksamkeit für die Keynote, die Eröffnungsveranstaltung der CES. Und damit weniger Aufmerksamkeit für die Messe an sich.
Oh je, es könnte also tatsächlich ein tristes IT-Jahr 2009 werden.
Glaube ich aber trotzdem nicht. Denn es verändert sich nur etwas – in einer Branche, die von Veränderungen lebt. Eigentlich also eine gute Nachricht. Denn eine junge Branche mit jungen Produkten braucht auch junge Gesichter, junge Köpfe, neue Ideen. Darum bin ich gespannt, was 2009 bringen wird. Langweilig wird es sicher nicht. Auch ohne Jobs und Gates nicht.