Bereits zum 34. Mal findet der „Chaos Communication Congress“ statt. Die Veranstaltung wird 34C3 abgekürzt. Eine außerordentlich interessante und sinnvolle Veranstaltung. Doch man fragt sich: Wieso kommt die Politik nicht auf die idee, etwas Vergleichbares auszurichten?
In den letzten Dezembertagen treffen sich Netzexperten, Netzaktivisten, Hacker und Netzpolitiker auf dem „Chaos Communication Congress“, diesmal in Leipzig, nicht in Hamburg. Hier wird über IT-Themen gefachsimpelt und über gesellschaftliche Themen debattiert.
Wer sich als Laie den 34C3-Kongress so vorstellt, dass jeder zweite Besucher einen Lötkolben dabei und ein Hackdiplom in der Tasche hat, der täuscht sich. Es geht auf dem Kongress zwar um technische Themen, aber keineswegs ausschließlich. Auf vielerlei Art – hier das Programm.
Hacken im Interesse von uns allen
Was mir gefällt: Auf dem Kongress werden immer wieder Sicherheitslücken und Sicherheitsmängel öffentlich gemacht. Hier zeigen Experten immer wieder öffentlich, wie sich Sicherheitsbarrieren knacken lassen. Aber nicht, damit ihnen das jeder nachmacht, sondern um darüber (a) zu diskutieren, (b) neue Wege für mehr Sicherheit aufzuzeigen und (c) die Verantwortlichen wachzurütteln, damit sie etwas dagegen unternehmen. Oft klappt das auch, denn wer möchte schon Thema auf so einem Kongress sein und sich vorhalten lassen, das Thema Sicherheit nicht ernst zu nehmen?
Eine Berufsgattung leistet sich allerdings den Luxus, den Kongress links liegen zu lassen – und konsequent jede Weiterbildung in diesem komplexen und schnelllebigen Themengebiet zu verweigern: Richtig, die Politiker. Vereinzelt kommen auch schon mal Politiker zu Besuch, schauen auf dem Chaos Communications Congress vorbei. Das ist löblich – aber selten mehr als eine Show-Veranstaltung.
Wieso drücken sich die Verantwortlichen?
Denn im Jahr 2017 muss man sich doch fragen: Wieso werden solche oder wenigstens vergleichbare Veranstaltungen nicht vom Staat initiiert oder durchgeführt? Es gäbe eine Menge zu lernen, denn noch hat man den Eindruck, dass in der Politik absolute Ahnungslosigkeit herrscht. Zwar ist immer wieder von der „Digitalen Agenda“ die Rede und manche Partei hat mit dem Wahlslogan „Digital First“ geworben, aber mehr als vollmundige Versprechungen gab und gibt es nicht.
Dabei ist das Thema Digitalisierung längst bei uns allen angekommen – ob in der Arbeitswelt oder im Privatbereich. Trotzdem geht es nur im Schneckentempo voran, was den Breitbandausbau anbelangt. Von ernstzunehmenden Konzepten ist weit und breit nichts zu sehen. Von Visionen, wie zum Beispiel das Thema Datenschutz mit Leben gefüllt werden soll, schon mal gar nicht.
Man muss den Veranstaltern des 34C3 unglaublich dankbar sein, denn sie tun etwas mit gesellschaftlicher Bedeutung, da, wo die Verantwortlichen ungerührt ein Vakuum entstehen lassen. Ein Vakuum, das leider immer größer und damit gefährlicher wird.