Netzgemeinde verulkt Wahlplakat von Wolfgang Schäuble

von | 12.08.2009 | Tipps

In Zeiten, in denen ein Horst Schlämmer ungestraft „Isch will Ihr Bundeskanzler werden“ sagen darf – und es damit auch noch in alle Medien schafft -, in solchen Zeiten wird es immer schwieriger, reale Politik und Parodie zu unterscheiden. Wer sich die Plakatsammlung auf dieser flickr-Seite anschaut, wird so seine liebe Mühe haben zu sagen, welches der Plakate mit Wolfgang Schäuble denn nun echte Wahlwerbung ist und welche Parodie.

Um es vorwegzunehmen: Auf dem echten Plakat steht neben dem Bundesinnenminister „Wir haben die Kraft für Sicherheit und Freiheit“. Ein typischer Wahlkampszeitenspruch eben.

Nun ist der Bundesinnenminister in Teilen der Netzgemeinde nicht unbedingt populär, um es ganz vorsichtig auszudrücken. Wolfgang Schäuble und Ursula von der Leyen gelten als Symbolfiguren für zunehmende Kontrolle und Gängelei im Netz. Genau das hat das Politikportal netzpolitik.org ermuntert, zu einem Remix-Wettbewerb aufzurufen. Die User sollten sich eine Variante des Wahlplakats einfallen lassen, die ihrer Meinung nach besser zum Motiv passt, also zu Wolfgang Schäuble.

Innerhalb kürzester Zeit wurden die Macher von netzpolitik.org mit Vorschlägen regelrecht überhäuft. Die vollständige Übersicht gibt es als Bildergalerie auf flickr. Aus Sicht des Portals ein riesiger Erfolg. Mittlerweile gibt es sogar einen Remix-Automaten, der auf Knopfdruck ein neues Plakat generiert – mit jedem beliebigen Text. Damit kommt jeder klar.

Die Netzgemeinde reagiert immer schneller auf aktuelle politische Ereignisse und Themen. Das Plakat selbst wurde erst am Montag der Öffentlichkeit präsentiert. Heute ist es das Gespött der Netzgemeinde. Besonders schön finde ich den Spruch: „Ich weiß was Du letzten Sommer getan hast!“ Eine Anspielung auf die umstrittene Vorratsdatenspeicherung, die Schäuble auf den Weg gebracht hat.

Auch Streit gibt es bereits: DIe Fotografin Laurence Chaperon hat sich bei den Bloggern beschwert, weil ihr Bild zweckentfremdet worden sei. Das Motiv selbst wird in der Aktion allerdings gar nicht verfremdet, lediglich der Schriftzug – was nach Auffassung der Betreiber zum Zwecke der politischen Satire erlaubt sein sollte.

Die Bilder gänzlich aus dem Netz entfernen zu wollen, das dürfte ab heute sowieso aussichtslos sein. Sie sind mittlerweile auf unzähligen Blogseiten, in Online-Fotoalben und Videos zu sehen. Ein typischer viraler Effekt.

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