Trotz aller Bedenken, was den Datenschutz betrifft, ist Facebook ausgesprochen erfolgreich: Die User-Zahlen explodieren, die Umsätze florieren, der Aktienkurs steigt. Mark Zuckerberg kann also mehr als zufrieden sein. Trotzdem tüftelt das Unternehmen an einem „Gefällt mir nicht!“-Button – und das hat einen Grund. Allerdings keinen guten.
Gerüchten zufolge tüftelt Facebook derzeit an einem „Dis-Like“-Knopf. Angeblich fordern den viele User schon lange, denn wer da eine Nachricht unterstützen oder unterschreiben möchte, die ihm wichtig ist, muss selbst dann auf „Gefällt mir“ klicken, wenn der Hintergrund gar keinen Anlass zum Gefallen gibt. Etwa bei Tragödien, bei Todesfällen oder wenn etwas anderes Schlimmes passiert. Da ist ein Klick auf „Gefällt mir“ purer Hohn.
Mark Zuckerberg hat in einer internen Runde angekündigt, dass Facebook nun also an einer Lösung arbeitet, um solche Situationen angemessen bedienen zu können. Damit User Gelegenheit bekommen, ein Posting zu unterstützen, ohne das als spaßiges Gefallen auszudrücken.
Facebook plötzlich gereift? Bestimmt nicht!
Ich höre viel Beifall für diesen Ansatz. Aber man sollte nicht zu früh applaudieren. Manche scheinen es als Reife-Prozess zu verstehen, dass Facebook sich Gedanken darüber macht, ob das Netzwerk mit allen Situationen richtig umgeht. Ich denke aber: Der Dis-Like-Button ist ein perfider Trick, um die bei Facebook allgegenwärtige Verachtung für Werte und Anstand zu kaschieren.
Feigenblatt für alle, die sich gerne was vormachen
Der neue Dis-Like-Button ist ein Feigenblatt,. Zuckerberg will uns mitteilen: „Wir kümmern uns. Wir hören zu.“ Denn eins will Zuckerberg nach wie vor nicht: Einen Dis-Like-Button einführen, der auch so gemeint ist. Dass man bei jedem Posting die Wahl hat, ob man es mag – oder eben nicht. So etwas verbreite „schlechte Stimmung“, meinte Zuckerberg mal.
Und das wollen wir ja nicht: Schlechte Stimmung. Wem alles nur gefallen kann, was er bei Facebook und im Web sieht, weil Facebook in seinem Universum eben nur genau diese eine Option vorsieht, dem muss am Ende wohl auch Facebook selbst gefallen. Nicht zuletzt deswegen ist der „Gefällt mir!“-Button das Sinnbild für Zuckerbergs Netzwerk geworden.
Die wahren Probleme liegen lassen
Dass Facebook jetzt einen „Dis-Like“-Button einführt, der derart beschränkt Einsatz findet, ist ein pures Ablenkungs-Manöver. Wie ernst es Facebook damit ist, sich um vernünftige Inhalte zu kümmern, haben wir ja diese Woche erleben dürfen: Selbst nach Druck durch unseren Bundesjustizminister bewegt sich Facebook nur im Schneckentempo, was Hasskommentare und Hetze unter dem Dach des „f“-Logos betrifft.
Daran kann man erkennen, wie man in der Facebook-Zentrale wirklich tickt. Der geplante Dis-Like-Button ist daher dasselbe wie die vollkommen absurde Einführung von 60 Geschlechtern bei Facebook: Bestenfalls Entertainment. Schlimmstenfalls Schwachsinn.