Videos sind heute ganz leicht gemacht: Jeder mit einem Smartphone in der Tasche kann qualitativ hochwertige Videos erstellen. Doch wo landen die VIdeos? Häufig bei YouTube, immer öfter aber auch bei Facebook. Doch Facebook reicht das nicht: Mark Zuckerbergs soziales Netzwerk will ein größeres Stück von Kuchen – und behindert gezielt die Verbreitung von YouTube-Videos innerhalb von Facebook. Unanständig.
Mit Videos lässt sich wunderbar Geld verdienen: Videos binden die Aufmerksamkeit der Besucher, man kann davor, danach und auch mittendrin Werbung platzieren. Das machen die großen Videoplattformen und Onlinedienste auch. Doch nicht jeder wählt den Weg von Facebook – und behindert gezielt die Konkurrenz.
Das macht Facebook auf eine linke Art. Facebook hat einen geheimen Algorithmus, der darüber entscheidet, welche News in der Timeline auftauchen und welche nicht. Dieser Edgerank genannnte Mechanismus berücksichtigt diverse Parameter. Welche genau und was wie gewichtet ist, das bleibt das Geheimnis von Facebook.
Facebook-Videos bevorzugt
Tatsache ist: Postings, die YouTube-Videos enthalten, passieren deutlich seltener den Edgerank-Filter als Postings, die Facebook-Videos zeigen. Die haben sogar eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit, in der Timeline der potenziellen Empfänger aufzutauchen.
Diese Erfahrung habe ich schon selbst gemacht: Sobald ein Facebook-Video enthalten ist, erreiche ich viele Leute. Alle anderen Posts haben deutlich schlechtere Karten. Doch nun regt sich Widerstand gegen diese Praxis. Mit Hank Green gibt es einen populären Video-Blogger, der es nicht länger hinnehmen will, dass Facebook YouTube-Links spürbar benachteiligt.
Green protestiert in seinem Blog: Theft, Lies, and Facebook Videos. Sein Argument: Bei YouTube-Videos wird er an den Werbeeinnahmen beteiligt – bei Facebook-Videos nicht. Deshalb möchte er seine Videos nicht bei Facebook direkt posten, aber natürlich trotzdem seine Fans und Zuschauer erreichen.
Der geheime Edgerank entscheidet, was jeder Facebook-User zu sehen bekommt
Weniger Umsatz weil Facebook manipuliert
Green betreibt einen YouTube-Kanal mit 2,6 Millionen Abonnenten und hat daher nun wirklich belastbares Zahlenmaterial. Wenn er YouTube-Videos über Facebook verteilt, gucken sich nur wenige Hundert das Video an. Doch lädt er den Content direkt bei Facebook hoch und verteilt das Video, kommt er auf mehrere Tausend Zuschauer.
Wieso? Zum einen, weil Facebook YouTube-Videos weniger freudig verteilt. Zum anderen, weil ein Facebook-Video schon nach drei Sekunden als angeschaut registriert (und damit von Edgerank bevorzugt) wird, während ein YouTube-Video dafür 30 Sekunden lang angeschaut werden muss. Mal ganz zu schweigen davon, dass Facebook-Videos durch den automatischen Preroll (die ersten Sekunden des Videos laufen ohne Ton in Endlosschleife automatisch an, sobald das Video in der Timeline erscheint) sowieso mehr Aufmerksamkeit erzeugen.
Während sich mit YouTube-Videos Geld verdienen lässt (Google beteiligt YouTuber an den Werbeeinnahmen), ist das bei Facebook bislang nicht möglich (oder besser: nur für sehr wenige Anbieter).
Facebook schämt sich nicht
Facebook gesteht diese Missetaten weitgehend ein und rechtfertigt das Handeln sogar. Wundern darf man sich nicht, dass Facebook das macht. Man darf sich allerdings wundern, dass Facebook es noch nicht mal peinlich ist, dabei erwischt zu werden (vielleicht sollte man sich doch nicht wundern, denn Facebook ist wirklich nichts peinlich).
Ich finde: Da Facebook als Marktführer bei sozialen Netzwerken gelten darf, lassen sich davon auch gewisse Pflichten ableiten. Unter anderem die Pflicht, sich fair zu verhalten – und dieses Verhalten ist ganz sicher nicht fair.