GuttenPlat: Online nach Plagiaten fahnden

von | 21.02.2011 | Tipps

Prominent zu sein ist zuweilen kein Spaß. Wäre Theodor von Guttenberg nicht zufällig Bundespolitiker und Verteidigungsminister, würde sich die Öffentlichkeit wohl kaum für seine Dissertation interessieren. Denn eine Doktorarbeit mit dem Titel „Verfassung und Verfassungsvertrag“ verspricht keine spannende Lektüre.

Aber von Guttenberg ist prominent. Er steht außerdem auf einem hohen Sockel. Monatelang war er der Liebling der Medien. Doch der Wind hat gedreht: Jetzt wird seine Doktorarbeit online zerpflückt. Im eigens eingerichteten Wiki GuttenPlag untersucht die Online-Community jede einzelne Seite seiner 475 Seiten umfassenden Werks und weist auf vermeintliche Plagiate hin. Bislang hat die Community über 250 Seiten ausfindig gemacht, die mögliche Plagiate enthalten.

Das sind stolze 62 Prozent, auf denen von Guttenberg sich angeblich in anderen Quellen bedient hat. So mancher Plagiatsvorwurf dürfte jeder Grundlage entbehren, schließlich kann jeder Einträge im Wiki vornehmen. Immerhin weist das Wiki auch gleich auf der ersten Seite darauf hin: „Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es werden automatisch alle im Wiki aufgeführten und korrekt benannten Plagiatsseiten gelistet.“

Aber die Idee ist interessant: Eine stattliche Zahl von Helfern untersucht in kollaborativer Arbeit von Guttenbergs Dissertation, fahndet nach möglichen Plagiaten. Klar, dass eine Gruppe da schneller ans Ziel gelangt als ein einzelner. ich finde es spannend zu sehen, was da im einzelnen alles entdeckt wurde – und was am Ende tatsächlich das Etikett „Plagiat“ verdient. Ganz ohne fachmännischen Blick und ohne Endkontrolle geht es aber nicht. Deshalb ist es gut, dass die Betreiber des Wikis die im Wiki gemaldeten Fundstellen nochmal überprüfen lassen.

Der Fall Guttenberg hat eine neue Form der Kontrolle im Web etabliert: Per Wiki lassen sich innerhalb kürzester Zeit mit bewährten technischen Mitteln (hier: Wiki) Arbeitsgruppen organisieren und Inhalte kontrollieren. Ein knapp 500 Seiten starkes Werk auf Herz und Nieren zu überprüfen, so etwas hätte früher Monate gedauert. Heute hat man, dank Internet, schon nach Tagen interessante Ergebnisse.

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