Streaming ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Egal ob Netflix-Serien, YouTube-Videos oder Spotify-Podcasts – die ständige Verfügbarkeit von Inhalten macht das Leben komfortabler. Doch was viele nicht wissen: Streaming verbraucht jede Menge Energie und trägt zum CO₂-Ausstoß bei.
Doch wie groß ist der ökologische Fußabdruck wirklich? Und gibt es Alternativen, um klimafreundlicher zu streamen?

Die unsichtbare Infrastruktur hinter dem Streaming-Boom
Beim Streamen merken wir meist nur, dass unser Akku etwas schneller leer wird. Doch hinter jedem Klick auf „Play“ steckt eine gigantische Infrastruktur: Rechenzentren, Serverfarmen, Glasfasernetze und Mobilfunkstationen arbeiten im Hintergrund, um die Datenströme weltweit zu verteilen.
Laut einer Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) entfallen rund 60 bis 80 Prozent des globalen Internetdatenverkehrs auf Video-Streaming. Rechenzentren, die diese Daten verwalten, benötigen nicht nur immense Mengen an Strom, sondern auch Energie für Kühlung und Wartung. Die Server laufen rund um die Uhr, um Millionen von Nutzern jederzeit Inhalte bereitstellen zu können.
Allein die Rechenzentren der großen Streaming-Anbieter wie Netflix, Amazon oder YouTube verbrauchen jährlich so viel Energie wie mittelgroße Industrieländer. 200 Terawattstunden pro Jahr fließen allein ins Video-Streaming – das entspricht dem Stromverbrauch von ganz Argentinien.

Wie viel Energie verbraucht Streaming wirklich?
Der tatsächliche Energieverbrauch hängt von vielen Faktoren ab:
• Datenmenge: Ein Musikstream über Spotify benötigt deutlich weniger Bandbreite als ein 4K-Film bei Netflix.
• Endgerät: Ein großer Smart-TV verbraucht mehr Strom als ein Smartphone oder Tablet.
• Netzwerk: Streaming über WLAN ist deutlich effizienter als über mobile Daten.
Beispiele für den Energieverbrauch:
• Podcast hören auf dem Smartphone: Rund 0,1 kWh pro Stunde, das entspricht etwa 10 g CO₂.
• Netflix in 4K auf einem Smart-TV: Bis zu 0,6 kWh pro Stunde und 150 g CO₂ – vergleichbar mit einem Kilometer Autofahrt.
Eine Stunde Musikstreaming erzeugt also etwa so viel CO₂ wie eine Energiesparlampe, während eine Stunde hochauflösendes Video-Streaming schnell dem Betrieb eines Haushaltsgeräts gleichkommt.
Warum ist mobiles Streaming besonders problematisch?
Wer unterwegs streamt, belastet die Umwelt oft stärker als nötig. Der Grund: Mobilfunknetze sind wahre Stromfresser.
• Mobilfunkmasten: Diese benötigen konstant Energie, um Datenpakete zu übertragen.
• Datenübertragung: Videos und Musik müssen durch viele Knotenpunkte im Netz geleitet werden – jede Station verbraucht Strom.
• Signalstärke: Je weiter man vom Sendemast entfernt ist, desto mehr Energie benötigt das Smartphone, um die Verbindung zu halten.
Laut Schätzungen verbraucht das Streaming über mobile Daten bis zu zehnmal mehr Energie als im WLAN. Besonders bei modernen 4G- und 5G-Netzen, die viele kleine Datenpakete in hoher Geschwindigkeit übertragen, steigt der Energiebedarf enorm.
Traditionelles Fernsehen vs. Streaming: Was ist umweltfreundlicher?
Eine spannende Frage ist, wie sich klassisches Fernsehen und Radio im Vergleich zu Streamingdiensten schlagen.
• Lineares Fernsehen: Das Signal wird einmal gesendet – egal ob eine Person oder eine Million Menschen zuschauen. Das macht das klassische Fernsehen extrem effizient. Laut einer Studie der BBC verbraucht lineares Fernsehen pro Stunde etwa 0,1 kWh, was sogar niedriger ist als bei vielen Streaming-Angeboten.
• Radio: Klassische UKW-Radios sind ebenfalls sparsam. Sie benötigen nur wenige Watt. Selbst wenn Millionen Menschen gleichzeitig Radio hören, bleibt der Energieverbrauch gering.
Im Gegensatz dazu müssen bei Streamingdiensten individuelle Datenpakete an jedes Gerät gesendet werden. Besonders bei Live-Events mit hoher Zuschauerzahl wie Fußballspielen oder Konzerten ist der Stromverbrauch enorm.
Der ökologische Fußabdruck des globalen Streamings
Einzelne Streams mögen unbedeutend erscheinen, doch weltweit betrachtet sind die Auswirkungen enorm. Jährlich werden weltweit über 300 Millionen Tonnen CO₂ allein durch Video-Streaming erzeugt. Das ist vergleichbar mit dem gesamten globalen Flugverkehr vor der Pandemie!
Ein besonderes Problem: Viele Rechenzentren nutzen immer noch fossile Brennstoffe zur Stromerzeugung. Zwar investieren große Anbieter wie Google, Amazon und Microsoft zunehmend in erneuerbare Energien, doch die Umstellung geht nur langsam voran.
Wie kann ich umweltfreundlicher streamen?
Es gibt viele einfache Möglichkeiten, den eigenen Streaming-Fußabdruck zu reduzieren:
1. WLAN statt mobile Daten: Nutze wenn möglich immer WLAN. Das spart Energie und schont den Akku.
2. Inhalte herunterladen: Lade Serien, Filme und Podcasts im WLAN herunter, bevor du das Haus verlässt. So vermeidest du das energieintensive Streaming unterwegs.
3. Videoqualität anpassen: Auf kleinen Bildschirmen reicht oft SD-Qualität statt 4K. Die geringere Datenmenge spart Energie.
4. Autoplay ausschalten: Viele Plattformen spielen automatisch die nächste Folge oder das nächste Video ab. Deaktiviere diese Funktion, um unnötigen Datenverbrauch zu vermeiden.
5. Musik-Apps statt YouTube: Wer Musik hören möchte, sollte lieber auf spezialisierte Apps wie Spotify oder Apple Music zurückgreifen, statt YouTube-Videos im Hintergrund laufen zu lassen.

Die Verantwortung der Streaming-Anbieter
Nicht nur Verbraucher können etwas tun – auch die Anbieter selbst sind gefragt. Viele Unternehmen arbeiten bereits daran, ihren CO₂-Fußabdruck zu reduzieren:
• Netflix hat sich das Ziel gesetzt, bis 2025 klimaneutral zu werden.
• YouTube investiert in grüne Energieprojekte und optimiert seine Rechenzentren.
• Amazon betreibt viele seiner AWS-Rechenzentren bereits mit erneuerbaren Energien.
Darüber hinaus könnte eine effizientere Datenkomprimierung helfen, den Energiebedarf zu senken. Ein weiterer Ansatz: Inhalte lokal zwischenspeichern, um sie nicht bei jedem Stream neu laden zu müssen.
Fazit: Streaming bewusst nutzen
Streaming ist aus unserem digitalen Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch es lohnt sich, den eigenen Medienkonsum zu überdenken und gezielt Anpassungen vorzunehmen, um den ökologischen Fußabdruck zu minimieren.
Obwohl ein einzelner Stream nur geringe Emissionen verursacht, macht die Masse den Unterschied. Wer WLAN nutzt, die Videoqualität reduziert und Inhalte herunterlädt, kann bereits viel bewirken.
Letztlich geht es darum, die Vorteile des Streamings zu genießen – aber eben bewusst und nachhaltig.