Mit iOS 17.5 Beta wird es für iPhone-Nutzer möglich sein, Apps direkt aus Webseiten herunterzuladen – eine Revolution im App-Ökosystem. Welche Vor- und Nachteile bringt diese Veränderung mit sich?
Apple vollzieht mit iOS 17.5 einen wegweisenden Schritt hin zu mehr Offenheit. Die Tore sind geöffnet für das Laden von Apps direkt aus Webseiten. Eine bahnbrechende Neuheit mit Licht und Schatten.
Apple steht vor einem Wendepunkt. Mit der Betaversion von iOS 17.5 wird das iPhone-Ökosystem weiter geöffnet und ermöglicht Nutzern künftig, Apps nicht nur über den App Store, sondern auch direkt aus Webseiten zu installieren. Diese als Sideloading bekannte Methode kommt auf Drängen der EU, die mit dem Digital Markets Act (DMA) faire Wettbewerbsbedingungen schaffen will.
Vorteile der neuen Freiheit
Die Möglichkeit, Apps direkt aus Webseiten zu laden, bringt einige Vorteile mit sich:
- Mehr Auswahl: Nutzer haben Zugriff auf eine größere Vielfalt an Apps, auch solche, die nicht im offiziellen App Store verfügbar sind.
- Direkter Zugang: Entwickler können ihre Apps unmittelbar an Nutzer ausliefern, ohne Umweg über den App Store.
- Flexiblere Bezahlmodelle: Apps können eigene Bezahlmethoden integrieren und müssen nicht die üblichen 30% Provision an Apple abtreten.
Entwickler profitieren also von mehr Freiheit und können die Beziehung zu ihren Nutzern direkter gestalten. Kreativität und Innovation könnten dadurch gefährdet werden.
Nachteile und Risiken
Doch die neue Offenheit bringt auch Schattenseiten mit sich:
- Sicherheitsbedenken: Ohne die Prüfung durch Apple könnten verstärkt schadhafte Apps in Umlauf kommen.
- Komfort-Einbußen: Nutzer müssen nun selbst entscheiden, welchen Quellen sie vertrauen. Updates müssen ggf. manuell installiert werden.
- Zersplitterung: Bei Installation aus verschiedenen Quellen droht schnell der Überblick verloren zu gehen.
Apples durchdachte User Experience und hohe Sicherheitsstandards werden durch das Sideloading also aufs Spiel gesetzt. Viele sehen darin einen zu hohen Preis für die gewonnene Freiheit.
Hohe Hürden für Web-Downloads
Apple scheint die Bedenken zu teilen und legt die Latte für App-Downloads aus dem Web hoch. Entwickler müssen strenge Kriterien erfüllen:
- Langes Entwickler-Programm: Anbieter müssen seit mind. 2 Jahren ununterbrochen Teil des Apple-Entwicklerprogramms sein
- Erfolgreiche Apps: Im Vorjahr muss mind. 1 Mio. Erstinstallationen einer App in der EU erreicht worden sein
- Prüfung: Apps müssen sich Apples „Notarisierung“ unterziehen
- Hohe Transparenz: Es gelten strikte Auflagen bzgl. Datenerfassung und Nutzerinformation
Anders als bei alternativen App-Stores gibt es keine Option, die geforderte Erfolgsschwelle durch eine Kaution zu ersetzen. Effektiv können damit nur große, etablierte Entwickler den Web-Download anbieten.
Die technische Umsetzung
Apple stellt für den Web-Download eine spezielle API bereit. Apps können darauf aufbauend heruntergeladen, gesichert und aktualisiert werden. Bei Downloads müssen sich Nutzer per Face ID autorisieren und dem Entwickler einmalig die Erlaubnis zur Installation erteilen.
In einem dreistufigen Prozess wird der Nutzer über die App informiert, inklusive Name, Entwickler, Beschreibung und Altersfreigabe. Nach erfolgter Freigabe können weitere Apps dieses Anbieters ohne erneute Autorisierung geladen werden.
Trotz Auflagen: Gebühren kaum zu vermeiden
Der Web-Download erlaubt es Entwicklern zwar, App-Store-Provisionen zu vermeiden. Ab 1 Mio. Downloads pro Jahr greift jedoch Apples „Core Technology Fee“ von 0,50€ pro Installation. Selbst kostenlose Apps können dadurch schnell unrentabel werden. Die EU prüft die Rechtmäßigkeit dieser Gebühr noch.
iOS 17.5 wird voraussichtlich im Mai für alle verfügbar sein. Mit dabei sind dann noch kleinere Designänderungen und eine gemeinsam mit Google entwickelte Anti-Stalking-Funktion für AirTags.
Fazit: Warten auf Praxistest
iOS 17.5 läutet eine neue Ära ein. Wie weitreichend die Folgen des Sideloadings aus Webseiten letztlich sein werden, muss sich aber erst zeigen. Die hohen Zugangshürden werden den Kreis der Anbieter zunächst klein halten.
Ob die Balance zwischen Freiheit und Sicherheit im Sinne der Nutzer gelingt, wird die Praxis zeigen müssen. Vielleicht reichen Apples Vorkehrungen aus, um die befürchtete Schwemme an Schad-Software zu vermeiden. Sicher ist: Spannende Zeiten stehen bevor im App-Ökosystem von iOS.