Emojis sind aus dem Alltag der Digitalen Kommunikation nicht mehr wegzudenken. Nicht wenige halten die bunten Sinnbildchen für eine eigene Sprache. Aber sind sie das wirklich? Eher nicht!
Beinahe alle machen heute fleißig von den bunten Minibildchen namens Emoji Gebrauch. Ob im Messenger, in Sozialen Medien, mittlerweile teilweise sogar in E-Mails. Selbst im Kino sind Emojis zu sehen. Es gibt mittlerweile mehr als 1.800 Emojis, viele von ihnen sogar in verschiedenen Varianten, etwa dunkle, helle und gelbe Hand – und schon bald sollen 72 weitere Sinnbildchen dazu kommen (Unicode 9), darunter eine Selfie-Hand, Speck und ein schwarzes Herz – das hat ein Konsortium unlängst beschlossen. Aber bringt das wirklich was? Können wir dann mehr in „Emojisch“ sagen als vorher?
Keine eigene Sprache
Viele sind der Ansicht, Emoji wäre längst eine eigene, international funktionierende Sprache, weil ein Lachgesicht mehr oder weniger überall verstanden wird – oder ein gelbes Gesicht mit einem Tränchen. Zweifellos. Diese doch recht überschaubare Aussage – happy oder traurig – bekommt man mit Emojis problemlos hin, so wie viele weitere Aussagen auch.
Aber eine eigene Sprache ist Emoji deswegen noch lange nicht. Denn in einer Sprache muss man alles(!) sagen können. Unmissverständlich. Emojis jedoch bilden keine Laute oder Silben nach, sondern stehen für sich. Das hat zweifellos seinen Charme und manchmal auch seinen Vorteil, rückt die Emojis aber nicht in den Rang einer eigenen Sprache.
Moby Dick mit Emojis erzählt
Klar, es gibt den Klassiker „Moby Dick“ mittlerweile als „Emoji Dick“, vollständig in Emoji-Zeichen erzählt. Aber mehr als ein Gag ist das nicht. Verstehen und erfassen lässt sich der Text nur, wenn man die Geschichte ohnehin schon kennt. Aber wie will man in Emoji fragen: „Hast Du gestern Abend Deine Schwester getroffen oder hattest Du doch mehr Lust auf ein gutes Buch?“ Unmöglich.
Der Zeichensatz ist bei weitem nicht umfangreich genug. In der Praxis nutzen wir sowieso vor allem einige wenige Emojis, und die immer wieder. Davon zeugt der Online-Ticker emojitracker.com: Hier kann man sehen, welche Emojis gerade in diesem Augenblick in Tweets auftauchen. Es sind mehr oder weniger stets dieselben.
Hieroglyphen der Neuzeit – nur eine Modeerscheinung?
Emojis dienen also im Wesentlichen dazu, unsere textlichen Aussagen bildhaft zu erweitern oder zu ergänzen. Aber keineswegs nur durch Emotionen. Zwar könnte man meinen, das „Emo“ in „Emoji“ stehe für „Emotionen“ – doch das ist falsch. Emoji kommt aus dem japanischen und bedeutet bildhafte (e) Schriftzeichen (moji). Und genau das sind Emojis schließlich auch: Bildhafte Schriftzeichen, die mehr oder weniger beschreibend sind – durch die Kraft ihrer Bilder. Damit lässt sich einiges ausdrücken, aber eben längst nicht alles sagen.
Alle, die Chinesisch sprechen und lesen können, wissen: Die chinesische Zeichensprache bildet auch keine Laute nach. Um Chinesische zu verstehen muss man gut und gerne 3.000 unterschiedliche Schriftzeichen beherrschen. Von der komplexen Grammatik mal ganz zu schweigen. Wohl unnötig zu erwähnen, dass das nur nach einem erheblichen Lernprozess möglich ist. Ebenso viele Emojis bräuchte es also, um eine halbwegs sinnvolle Kommunikation hinzubekommen. Und es bräuchte eben nicht nur die Zeichen, man müsste sie auch alle memorieren, um fließend lesen und schreiben zu können.
Man kann wohl getrost davon ausgehen, dass die „Emoji“ genannten Hieroglyphen der Neuzeit eher eine Modeerscheinung darstellen. So wie wir noch vor wenigen Jahren auch schon mal *schmunzel* oder <grins> in unsere SMS oder Chats gestreut haben, um Emotionen auszudrücken. Macht heute aber praktisch niemand mehr. Die Emojis haben sie verdrängt. Mal sehen, was als nächstes kommt.