Mensch oder Maschine: Was ist eigentlich der Turing Test?

von | 08.03.2023 | Digital

Seitdem Chatbots wie ChatGPT und andere so populär geworden sind, hört man wieder häufiger vom berühmten Turing Test. Den gibt es bereits seit den 60er Jahren – und ChatGPT hat ihn bestanden.

Kommuniziere ich gerade mit einem Menschen oder einer Maschine?

Die Frage stellt sich bei persönlichem Gegenüber nicht. Gewöhnlich sehen wir unseren Gesprächspartnern, während wir uns mit ihm oder ihr unterhalten. Egal, ob in einem „echten“ Gesprächs, also vis-à-vis oder in einem Video-Chat. Und auch, wenn manche Menschen – Politiker etwa oder Manager – manchmal wie eine Maschine zu reden scheinen, so reicht der schiere Anblick der Biomasse, dass wir uns sicher sind: Wir reden mit einem Menschen.

Eine Frage wird wichtiger: Mensch oder Maschine?

Doch Gesprächssituationen haben sich verändert. Seit Corona haben sich so ziemlich alle – selbst die Kleinsten unserer Gesellschaft – daran gewöhnt (gewöhnen müssen), mit anderen über Video-Meetings zu sprechen. Das ist schon etwas völlig anderes. Erst recht, wenn wir mit anderen chatten. Per Messenger zum Beispiel. Dann lesen wir nur noch, was der oder die andere am anderen Ende der virtuellen Leitung schreibt.

Aber ist das ein Mensch oder eine Maschine?

Im Zeitalter von „intelligenter“ werdenden Chat-Bots bekommt diese Frage eine erfrischende Aktualität. Wie können wir wissen, ob wir gerade mit einem Menschen oder einem Chat-Bot kommunizieren?

Eine Frage, die wir uns in Zukunft öfter werden stellen müssen – und werden

Originalaufnahme Alan Tring; gemeinfrei.

Alan Turing und sein Test

 Aber wer hätte gedacht, dass diese Fragestellung gar nicht neu ist? Schon im Jahr 1950 ist der britische Mathematiker, Logiker und Kryptoanalytiker Alan Mathison Turing, dem der wunderbare und in jeder Hinsicht sehenswerte Film „The Imitation Game“ gewidmet ist, auf den heute so aktuell wie zwingenden wirkenden Gedanken gekommen, genau diese Frage zu stellen: Besitzt ein Computer ein dem Menschen gleichwertiges Kommunikationsvermögen?

Wer das herausfinden möchte, vollzieht den nach dem Erfinder benannten Turing Test. Im Zuge dieses Tests führt ein menschlicher Fragesteller, über eine Tastatur und einen Bildschirm – ohne jeden Sicht- und Hörkontakt –, eine Unterhaltung mit zwei ihm unbekannten Gesprächspartnern.

Der eine Gesprächspartner ist ein Mensch, der andere eine Maschine. Kann der Fragesteller nach der intensiven Befragung nicht sagen, welcher von beiden die Maschine ist, hat die Maschine den Turing-Test bestanden. Der Maschine wird dann ein dem Menschen ebenbürtiges unterstellt.

Der Turing-Test gilt quasi als die Hürde schlechthin, ob ein Computer (oder ein KI-System) eindeutig als am Ende Maschine, die sie ist, identifiziert werden kann – oder eben auch nicht. Die Fähigkeit eines Modells, kohärente und kontextgerechte Antworten auf eine Vielzahl von Fragen zu geben, zeigt, dass es die menschliche Sprache auf einem Niveau versteht, das mit dem eines Menschen vergleichbar ist.

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ChatGPT besteht den Turing Test

ChatGPT hat den Turing-Test bereits erfolgreich bestanden.

Das verwundert nicht, hat ChatGPT mittlerweile sogar ein Medizinexamen und die Zulassung als Rechtsanwalt geschafft Viele Menschen würden den Unterschied nicht gleich erkennen, ob sie gerade mit einem Menschen „reden“ oder mit einer Maschine. Die mitunter recht formale Sprache gibt erste Hinweise, aber die Art und Weise, wie ChatGPT antwortet, lässt nicht zwingend den Gedanken aufkommen, mit einer Maschine zu kommunizieren.

Alan Turing wäre zweifellos beeindruckt, könnte er sehen, wozu KI-Systeme heute fähig sind. Es hat allerdings über 70 Jahre gedauert, bis der Turing-Test erstmals bestanden wurde.

Unbedingt!