tl;dr: Wie können lange Inhalte erfolgreich werden?

tl;dr: Wie können lange Inhalte erfolgreich werden?

Die re:publica ist die größte und wichtigste Digitalisierungs-Konferenz in Europa. Diskutiert wurde dieses Jahr unter anderen, wie anspruchsvolle Inhalte (Texte, Podcasts, Videos) so hergestellt werden, dass sie von den Leuten auch wahrgenommen werden – und nicht unter der Welle der Belanglosigkeiten untergehen.

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re:publica: Der Kampf gegen die Verflachung

re:publica: Der Kampf gegen die Verflachung

Die re:publica. Was vor 12 Jahren als Klassentreffen deutscher Blogger begonnen hat, ist mittlerweile eine der wichtigsten Digital-Konferenzen weltweit. In Europa auf alle Fälle. Das Motto der diesjährigen Konferenz: tl;dr. Internet-Sprech für: Too long, didnt read. Die Macher wollen dazu aufrufen, wieder in die Tiefe zu gehen.

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eBooks: Flatrate und kostenlos schmökern

eBooks: Flatrate und kostenlos schmökern

eBooks werden auch in Deutschland immer populärer. Zwar machen eBooks in Deutschland bislang nur 5% des Marktumsatz aus, doch immer mehr Menschen lesen eBooks. Jetzt kann man eBooks sogar komplett kostenlos lesen – legal. Wer das nicht will, kann sich heute mit einer eBook-Flatrate Zugang zu unzähligen Titeln verschaffen.

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re:publica: Mehr Geld für die Guten im Netz

re:publica: Mehr Geld für die Guten im Netz

Die re:publica: Drei Tage lang haben rund 6000 Menschen, die sich mit dem Internet beschäftigen, in Berlin die Köpfe zusammengesteckt und über die Zukunft des Internet diskutiert. Wie soll man mit der Gewissheit umgehen, dass das Internet so stark überwacht wird? Mehr Widerstand – oder mehr Kompromissbereitschaft? Gleichzeitig nehmen sich Onlinekonzerne immer mehr Rechte raus, der Datenschutz ist gefährdet. Eine echte Lobby für ein freies Internet gibt es nicht. Doch genau das fordert Netzaktivist Sascha Lobo auf der re:publica: Eine schlagkräftige Lobby.

  • Sascha Lobo ist kein Mann der leisen Töne. Auf der re:publica hat einer eine „Rede zur Lage der Nation“ gehalten. Und dann hat er den Zuhörern den Kopf gewaschen. Was war da los?

In der Tat: Sascha Lobo hat in seiner Rede einen Missstand angesprochen, für den viele der Anwesenden durchaus eine gewisse Verantwortung tragen. Dass zu wenig unternommen wird, um die Rechte der Internetnutzer zu stärken. Lobo hat süffisant und anschaulich erklärt, dass sich mehr Menschen aktiv für bedrohte Tierarten wie die Bekassine einsetzen als für die Freiheit im Internet. Die Bekassine – offizieller Vogel des Jahres 2013 – wird aktiv vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern unterstützt. Und allein der hat 120 Festangestellte – und ein siebenstelliges Budget.

Und wie viele Festangestellte kümmern sich um die Werte im Internet, die den meisten Netzaktivisten so wichtig sind? Es sind zwei Festangestellte. Die meisten Netzaktivisten betreiben ihre Arbeit zwar mit Leidenschaft, aber nebenher, neben dem Beruf. Es sind zahlenmäßig viel zu wenige. Es reiche nicht, sagt Lobo, regelmäßig eine Onlinepetition auf den Weg zu bringen oder auch nur anzuklicken. Es müsse mehr passieren.

  • Wieso soll es ein Problem sein, wenn sich Menschen ehrenamtlich und nebenbei für Dinge engagieren?

Das ist grundsätzlich völlig in Ordnung und auch sinnvoll. Aber es entsteht ein ungeheures Ungleichgewicht. Denn Regierungen, Geheimdienste und Onlinekonzerne haben fast schon naturgemäß eine ungeheuer potente, starke Lobby. Menschen, die sich um nichts anderes kümmern als um ihr Anliegen. Wenn „die andere Seite“, also die Netzaktivisten, die sich um ein freies Internet bemühen, für Bürgerrechte im Netz eintreten zahlenmäßig unterlegen sind und nicht ihre komplette Energie in ihr Anliegen stecken können, dann ist das so, als würde man mit einer Nagelschere bewaffnet in den Kampf ziehen – während der Gegner mit Flugzeugträgern und Kanonen anrückt.

Das sind völlig ungleiche Machtgefüge. So gesehen muss man sich fast schon wundern, dass den Netzaktivisten doch immer wieder ein Coup gelingt. Sie schlagen sich gut, aber die anderen lernen dazu und rüsten auf. Das ist das Problem.

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  • Und wie sieht die Lösung für dieses Dilemma aus?

Ganz klar: Es muss mehr Geld her, um die Sache, an die so viele glauben finanziell zu unterstützen. Sascha Lobo fragt: Wieso spenden Eure Eltern Millionen für Umwelt- und Naturschutz – und Ihr nicht? Um beim Bild der Bekassine zu bleiben: Der Vogel ist den Eltern der Internet-Generation mehr wert als das freie Internet. Sascha Lobo fordert, auch mal bereit zu sein, für die eigenen Interessen was zu investieren.

Doch die Gratis-Mentalität überwiegt. Zigtausende Menschen haben zum Beispiel ein eBook bei der Digitalen Gesellschaft heruntergeladen, um sich zu informieren. Die Macher des eBooks haben aktiv um Spenden gebeten. Doch es wurde praktisch nichts gespendet, obwohl es wirklich für einen guten Zweck gewesen wäre und man sogar etwas heruntergeladen hat, ein eBook.

  • Die Deutschen sind also zurückhaltend beim Spenden? Sonst sind die Deutschen doch Spenden-Weltmeister…

Das Stimmt. Die ältere Generation spendet auch. Aber die Jüngeren, um die es hier geht, die gerne ein freies Internet hätten, die sind äußerst zurückhaltend, sie spenden eigentlich so gut wie gar nicht. „Ihr twittert, aber Ihr überweist nicht!“, hat Sascha Lobo provokativ in Berlin gesagt. Und dieses Verhalten hat Folgen.

Wäre der finanzielle Unterbau anders, könnten sich Interessensverbände ausschließlich und intensiv um das Thema Freies Internet kümmern – in Vollzeit. Das würde den Argumenten zweifellos zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Das scheint zwingend nötig, will man künftig nicht mit den Positionen untergehen.

  • Und jetzt: Wie geht’s weiter?

Die Netzgemeinde diskutiert jetzt die Vorwürfe und auch Vorschläge von Sascha Lobo. Gut möglich, dass seine Vorschläge und Anregungen fruchten und was bringen. Lobbyvereine wie Netzpolitik oder die Digitale Gesellschaft machen schon eine ganz gute Arbeit, aber sie könnten eindeutig auch Geld gebrauchen, um sich zu professionalisieren. Warten wir’s ab, ob sich was ändert. Ich bin skeptisch.

 

re:publica: Mehr Spenden für die gute Sache

Sascha Lobo gilt als Gallionsfigur der deutschen Netzaktivisten. Auf seiner Rede zur Lage der Nation hat sich Lobo mal das Publikum vergeknöpft. Sonst setzt er sich unermüdlich für ein freies Internet ein, beklagt die Spähaktionen der Geheimdienste und die Untätigkeit der Regierung – und das auch völlig zu Recht.

Diesmal scheltet Sascha Lobo alle, die ebenfalls ein freies Internet wollen, aber nicht allzu viel dafür tun. „Es reicht nicht, eine Online-Petition ins Leben zu rufen oder da mitzumachen“, sagt Lobo. Er ruft auf, sich stärker zu engagieren – vor allem finanziell.

Denn eine straff organisierte Lobby für das freie Internet gibt es nicht. Es gibt viele Aktivisten, viele investieren eine Menge Zeit und Herzblut – aber fast immer nebenbei, neben der normalen Arbeit. Es gibt nur eine Handvoll Vollzeitkräfte. Doch wer es mit den starken Lobbys von Staat, Geheimdiensten und Konzernen aufnehmen möchte, der braucht auch die nötigen Mittel.

Man kann nicht mit einer Nagelschere in der Hand in den Krieg ziehen, wenn der Gegner mit einem Flugzeugträger anrückt. Es müssen mehr finanzielle Mittel her bedeutet: Die User müssen spenden für die gute Sache. Sie müssen Vereine und Initiativen unterstützen, die sich für ihre Sache einsetzen. So wie Tierschutz und Naturschutz im großen Stil Geld einsammelt. Fürs Internet spendet niemand. Bislang. Gut möglich, dass sich das jetzt ändert – nach dem Aufruf von Lobo.

Die Social Books kommen (Sobooks)

Die Social Books kommen (Sobooks)

Auf der Frankfurter Buchmesse wurden diese Woche nicht nur jede Menge neuer Bücher vorgestellt und auch einige Autoren geehrt, es wurde durchaus auch über die Zukunft des Buchs diskutiert.

Das eBook ist schon Realität und findet immer mehr Käufer: Rund 6% aller Deutschen kaufen mittlerweile ausschließlich eBooks, rund 13% kaufen eBooks und gedruckte Bücher. In den USA sind eBooks bereits viel populärer. Doch jetzt kommt bereits die nächste Generation von eBook auf den Markt: Das Social Book. Und das stellt wieder alles auf den Kopf. Darüber spreche ich jetzt mit unserem Netzkenner Jörg Schieb.

  • Auf der Messe wurde ganz konkret das Konzept des Social Books vorgestellt. Was dürfen wir uns darunter vorstellen?

Social Books sind eine ganz besondere Form von eBooks. Es gibt sie nicht gedruckt, sondern ausschließlich digital – aber eben nicht als starres digitales Buch für den eBook-Reader, jedenfalls nicht ausschließlich, sondern als digitale Buch, das bequem in jedem internetfähigen Gerät gelesen werden kann und dabei eng mit den sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter verzahnt ist. Die sozialen Netzwerke werden zu einem Lesenetzwerk. Man liest nicht mehr alleine, sondern in der Gruppe, gemeinsam mit anderen, zumindest wenn man möchte.

Um ein Sobook zu lesen, braucht man keinen eBook-Reader, also kein spezielles Lesegerät. Denn jedes Buch steht komplett im Netz, ohne DRM (Digital Rights Management) oder Kopierschutz. Das ist ein Novum: Technisch gesehen ist jede Buchseite eines Social Books eine Webseite.

  • Das stellt ja einiges auf den Kopf, was wir über eBooks wissen. Welche Vorteile bringt das?

Es gibt mehrere Vorteile. Zum einen können Leser mit jedem internettauglichen Gerät das Social Book lesen, egal ob PC, Notebook, Tablet oder Smartphone. Selbst auf einer Spielekonsole kann man Social Books lesen.

Doch das Besondere ist die Handhabung. So ist es zum Beispiel mühelos möglich, Lesezeichen zu setzen oder in jede beliebige Stelle des Werks zu verlinken, direkt in die Stelle des Buchs, die interessant sein soll. Man kann Texte oder Textstellen teilen. Außerdem können User Texte kommentieren, komplette Bücher oder einzelne Seiten oder Textstellen liken, sharen oder verteilen.

  • Aber nervt das nicht, wenn man beim Lesern über Dutzende vom Kommentaren, Lesezeichen oder Hinweisen stolpert? Manchmal will man doch einfach nur lesen…

Das wird natürlich die Praxis zeigen. Aber natürlich kann man die Kommentare jederzeit ein- oder abschalten, je nachdem, ob man ungestört lesen oder ob man sich mit anderen austauschen möchte. Was aber auch möglich sein soll: Dass nur Kommentare von Freunden angezeigt werden, also nicht alle Kommentare. Das ist eine schöne Idee, um die Flut an Kommentaren einzudämmen.

  • Mit Sascha Lobo hat ein prominenter Internet-Promi eine eigene Plattform für Social Books an den Start gebracht: Sobooks genannt. Ein eigener Verlag – oder nur eine Verkaufsstation?

Sobook ist definitiv kein Verlag, es werden keine Autoren akquiriert oder betreut. Sobook ist eine Plattform, um digitale Bücher anders als bisher zu vermarkten, im Web zu vermarkten. Sobooks kooperiert mit klassischen Verlagen, darunter auch größere Verlage wie Random House, Hoffman & Campe oder Rowohlt, die allerdings mitunter schwer zu überzeugen waren. Denn nicht jeder Verlag oder Autor ist glücklich bei dem Gedanken, dass Texte freie im Netz verfügbar sind.

Sobooks ist jetzt in einer geschlossenen Beta gestartet, in einem Testbetrieb – mit erst mal 20 Buchtiteln. Zur Buchmesse in Leipzig im März 2014 will Sobooks dann offiziell starten, mit einer größeren Zahl an Büchern – und für alle offen.

  • Damit Social Books funktionieren, landen die kompletten Texte eines Buchs im Netz. Wie soll denn das funktionieren, wie wird Geld verdient?

Geld verdient wird mit den Werken, die zum Download angeboten werden, in klassischen Formaten wie PDF oder ePub für elektronische Lesegeräte. Das sind dann klassische eBooks, die dann nicht mit den Social Networks verzahnt sind. Die kostenlos im Netz zugänglichen und mit den sozialen Netzwerken verknüpften Inhalte sorgen für Aufmerksamkeit und sollen potenzielle Käufer anlocken.

Auch eine schöne Idee: Bei Sobooks soll man ganz einfach eBooks verschenken können. Das ist bislang eher schwierig. Bei Sobooks soll es ausreichen, die E-Mail-Afresse des zu Beschenkenden einzugeben, schon bekommt der Beschenkte das Social Book zugeschickt, mit virtueller Schleife drum.

  • Da drängt sich die Frage auf: Gehört Social Books die Zukunft?

Abwarten. Erst mal hat Sascha Lobo für frischen Wind im Buchgeschäft gesorgt, und das will schon was heißen. Die Idee ist erfrischend und innovativ. Bei jüngeren Leuten kommt die Idee ganz sicher gut an. Funktionieren kann es nur, wenn sich genügend Verlage finden, die mitmachen – und genügend Menschen auch für die Social Books bezahlen. Aber die Chancen stehen nicht schlecht.

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