Blackout Day: Online-Proteste gegen SOPA und PIPA zeigen Wirkung

Diese Woche war eine ganz besondere Woche, denn diverse Onlineportale haben sich dem „Blackout Day“ angeschlossen. Wikipedia und hunderte andere Onlineportale blieben diese Woche einen Tag lang schwarz – aus Protest. Eine öffentliche Demonstration gegen zwei geplante US-Gesetze, die es vorsehen, Webseiten aus dem Ausland auf richterliche Anordnung zu sperren, wenn Urheberrechtsverstöße vorliegen oder vorliegen könnten. Ein Unding, sagen Netzexperten unisono – und warnen vor den Gesetzen. Völlig zu Recht.

Ein Tag lang kein Wikipedia – und die halbe Welt steht Kopf. Zumindest die Online-Welt. Man kann es nur als gelungenen Coup von Wikipedia-Gründer Jimmy Wales bezeichnen, das beliebte Online-Lexikon für 24 Stunden aus Protest abzuschalten. Denn Wikipedia konnte so mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Gegen eine völlig zu Recht kritisierte Gesetzesinitiativen protestieren, die Öffentlichkeit auf die Problematik hinweisen und auch noch Sympathiepunkte in der Community einsammeln.

Dem Ansehen und Bekanntheitsgrad von Wikipedia hat es ganz sicher nicht geschadet, einen Tag lang nicht erreichbar zu sein. Im Gegenteil. Und in der Sache hat es auch eine Menge bewirkt: Wikipedia war zweifellos das Zugpferd in dem breit aufgestellten Protest gegen SOPA und PIPA. Und der Protest hat etwas bewirkt: Es gibt eigentlich kaum noch Unterstützer für die Gesetzesinitiativen, außer natürlich im Lager der Rechteverwerter der Musik- und Filmindustrie. Aber die stehen mittlerweile allein auf weiter Flur. Selbst konservative Politiker haben gemerkt, dass die geplanten Einschnitte ins Internet zu weit gehen, viel zu weit.

Es müssen andere Lösungen her, um gegen Urheberrechtsverstöße im Web vorzugehen. Gesetze, die sich allzu leicht missbrauchen lassen und in Zensur enden sind jedenfalls vollkommen untauglich – und wären zudem ein schlechtes Vorbild. Totalitäre Staaten wären natürlich dankbar, wenn die USA solche Zensurmaßnahmen rechtlich legitimiert. Dann könnten sie auch zensieren. Bedenkenlos. Und das will doch wohl keiner – ich jedenfalls nicht.

Vatikan schreibt bei Wikipedia ab

Wer sagt’s denn: Auch der Vatikan geht schon mal mit der Zeit und schlägt nicht in ehrwürdigen, in Leder gebundenen Büchern nach, sondern dort, wo heute eben alle nachschlagen – bei Wikipedia. Als der Vatikan jüngst 22 Kardinäle gekürt hat, waren das offensichtlich einfach zu viele Namen für die Pressestelle des Papstes.

Der Vatikan hat sich großzügig bei der italienischen Ausgabe von Wikipedia bedient und ohne Nennung der Quelle viele Biografien aus dem Online-Nachschlagewerk entnommen, nicht einzelne Sätze, sondern teilweise komplette Paragrafen. Und eben, ohne Wikipedia als Quelle zu nennen. Dabei wurden sogar kuriose, skurrile und teilweise selbstverständliche Erläuterungen übernommen, die Texte wurden kaum bis gar nicht bearbeitet.

Derzeit wird in sozialen Netzwerken und auf Twitter diskutiert: Ist das Kopieren von Wikipedia-Texten ohne Quellangaben eine Sünde oder nicht? Gut möglich, dass man sich das mittlerweile auch im Vatikan fragt.

Steve Jobs als Actionfigur, Wikipedia sammelt Spenden ein und Microsoft wiederbelebt den Flusi

Steve Jobs war und ist zweifellos Kult. Aber muss man deswegen eine Actionfigur bauen, die ihm haargenau gleicht? Der chinesische Spielzeughersteller In Icons hat tatsächlich eine Figur in der Produktion, die Steve Jobs bis aufs letzte Haar zu gleichen scheint. Fast schon ein bisschen beängstigend. Haare, Brille, Rollkragenpullover, Blue-Jeans – kennt man alles. Rund 80 Euro soll die Figur kosten. Man bekommt auch zwei Äpfel ausgehändigt, einer ist angebissen.

Apple findet das gar nicht witzig und unternimmt alles, was juristisch möglich ist, um den Vertrieb der Figur zu unterbinden. In den USA werden bereits Händler abgemahnt. In den USA wäre die Herstellung auch verboten, in China sieht das anders aus. Auf dem weltweiten Markt wird man den Verkauf also wohl kaum stoppen können… Stellt sich nur die Frage, wer 99 Dollar für so etwas ausgibt.

Apropos Moneten: Auch Wikipedia braucht Geld. Zwar sind 100.000 fleißige Helfer rund um den Erdball damit beschäftigt, Artikel für Wikipedia zu schreiben und bestehende zu redigieren, und das vollkommen gratis. Aber es braucht auch Infrastruktur, Server zum Beispiel, Techniker, Juristen. Die wollen oder müssen bezahlt werden – und darum braucht Wikipedia Kapital. Deshalb sammelt Wikipedia immer wieder Spenden ein. Auch jetzt wieder. Diesmal kamen innerhalb kürzester Zeit 20 Millionen Dollar zusammen, rund 3,8 Millionen Euro allein aus Deutschland. Rekord. Wer Wikipedia regelmäßig nutzt, sollte vielleicht auch mal den Spenden-Button anklicken.

Doch nicht nur Wikipedia ist kostenlos, auch der ehrwürdige Flugsimulatorvon Microsoft, dem viele als Meisterwerk der Software-Handwerkskunst betrachten, wird neu aufgelegt – und soll kostenlos verteilt werden. 2006 ist die letzte Version herausgekommen, 2009 hat Microsoft die Entwicklungsabteilung geschlossen. Seitdem gab es eigentlich kaum noch Hoffnung, dass der beliebte Flugsimulator noch mal neu aufgelegt wird.

Doch jetzt hat sich Microsoft doch dazu entschlossen: Flight soll die neue Version heißen und im Frühjahr fertig sein. Microsoft verkauft Flight nicht, sondern bietet das Programm zum kostenlosen Download an. Free2play: Jeder darf kostenlos spielen. Aber nur die Basisversion, mit einem Flugzeugtypen, mit dem man über Hawaii fliegen kann. Wer andere Flugzeuge, andere Flughäfen, andere Landschaften oder andere Extras will, kann sie kaufen – und muss dafür bezahlen. Die Rechnung wird für Microsoft garantiert aufgehen.

Wikipedia sammelt Rekord-Summe ein

Fast alle nutzen heute Wikipedia. Das kostenlose und komplett werbefreie Online-Nachschlagewerk hat sich zweifellos als Standard etabliert. Doch nur wenige User machen sich Gedanken darüber, wie das alles finanziert wird. Stimmt schon: Die Artikel werden von Freiwilligen geschrieben und redigiert – kostenlos. 100.000 Menschen von überall helfen mit. Aber auch die Infrastruktur muss bezahlt werden, vor allem die vielen Server, auf denen Wikipedia läuft. Und das kostet.

Darum ist Wikipedia auf freiwillige Spenden angewiesen. Jedes Jahr sammelt die Wikimedia Foundation Spenden ein. Diesmal war die Stiftung besonders erfolgreich: Über eine Million Menschen aus aller Welt haben in den letzten acht Wochen gespendet. Dabei sind über 20 Millionen Dollar zusammen gekommen. In Deutschland wurden rund 3,8 Millionen Euro gespendet. Die bislang erfolgreichste Sammelaktion der Stiftung. Gute Nachrichten für alle, die Wikipedia gerne nutzen. Wer auf Wikipedia nicht verzichten möchte, sollte einfach auch mal den Spenden-Button anklicken.

Streit um Wikipedia-Eintrag zum Attentat in Norwegen

Auch die Macher der Online-Enzyklopädie Wikipedia haben sich mit dem Doppelanschlag in Norwegen beschäftigt. Der entsprechende Eintrag in der englischsprachigen Ausgabe von Wikipedia wurde im Blitztempo erweitert. Neue Nachrichten und Erkenntnisse sind unverzüglich in die Onlineausgabe des Lexikons eingeflossen.

Doch nicht allen gefiel, dass sich die Beiträge zum Bombenanschlag in Oslo, zum Massaker auf der Insel Utöya und zum mutmaßlichen Täter Anders B. so rasch füllten. Jeder kann bei Wikipedia mitmachen, eigene Erkenntnisse und Sichtweisen einbringen. Viele Aspekte wurden ausführlich diskutiert, unter anderem, wie ausführlich auf Details eingegangen werden soll, wie zeitnah Informationen berücksichtigt werden und welche Informationen dauerhaft interessant sind. Auch die Bewertung und Beurteilung von Tat und mutmaßlichem Täter ist mitunter unterschiedlich ausgefallen.

Bei derartigen Themen, die emotional hochgeladen sind, versagt Wikipedia oft: Wer hier nachschlägt, bekommt jede Minute andere Informationen präsentiert. Das ist für ein seriöses Lexikon eigentlich unangebracht.

Die Qualität und Glaubwürdigkeit von Wikipedia-Artikeln prüfen

Die Qualität und Glaubwürdigkeit von Wikipedia-Artikeln prüfen

Der größte Vorteil von Wikipedia ist gleichzeitig der größte Kritikpunkt: Da jedermann Artikel hinzufügen, verändern oder löschen kann, müssen Wikipedia-Artikel immer kritisch hinterfragt werden. Hilfestellung bietet die Firefox-Erweiterung „WikiTrust“, die farblich zeigt, wie glaubwürdig einzeln Passagen sind.

Ist die Firefox-Erweiterung „WikiTrust“ installiert, gibt es (leider nicht bei allen weltweiten Wikipedias) das neue Register „wikitrust“, etwa bei den Wikipedia-Ablegern aus Italien, Portugal, Polen, Dänemark und Frankreich. Weitere Länder sollen folgen.

Das Prinzip: Nach einem Klick auf die „wikitrust“-Registerkarte wird der Artikel farblich unterlegt. Passagen eines Artikels werden umso dunkler orange unterlegt, je niedriger die Vertrauenswürdigkeit des Autors eingestuft wird. Wikitrust bewertet zum Beispiel, wie oft und welche Autoren Artikel oder Passagen gelöscht haben. Schade, dass es die Farbmarkierungen noch nicht für deutsche oder englische Wikipedia-Seiten gibt.

Infos und Add-Ons zu Wikitrust:
https://wikitrust.soe.ucsc.edu

Wikimindmap: Aus Wikipedia-Artikeln automatisch eine Mindmap erzeugen

Wikimindmap: Aus Wikipedia-Artikeln automatisch eine Mindmap erzeugen

Komplexe Themen lassen sich am besten mit einer Mindmap darstellen. Um einen Schlüsselbegriff werden Beziehungen zu weiteren Begriffen, Themen oder Personen geknüpft. Zum Brainstorming, Sammeln von Ideen oder für Vorträge ideal. Der Clou: Mit „Wikimindmap“ lassen sich auf Knopfdruck Mindmaps rund um Wikipedia-Begriffe erzeugen.

Das geht verblüffend einfach: Die Webseite https://www.wikimindmap.org aufrufen, im Feld „Select a Wiki“ den Eintrag „de.wikipedia.org“ (für die deutsche Wikipedia-Ausgabe) auswählen und den Schlüsselbegriff eingeben, etwa „Schnee“. Nach einem Klick auf „Search“ dauert es nicht lange, bis die fertige Mindmap rund um den Schlüsselbegriff fertig ist. Per Klick auf die Pluszeichen lässt sich die Mindmap beliebig erweitern. Über den Link „Download this map as a Freemind file“ wird sie als Mindmap-Datei auf den Rechner kopiert.

Wikimindmap macht aus Wikipedia-Artikeln sofort einsetzbare Mindmaps:
https://www.wikimindmap.org

Wikipedia als Personensuchmaschine verwenden

Wikipedia als Personensuchmaschine verwenden

Rund 300.000 der knapp eine Millionen Artikel des Wikipedia-Lexikons drehen sich um Personen der Zeitgeschichte. Doch wie lassen sich gezielt Personen suchen, die etwa einen runden Geburts- oder Todestag feiern oder an einem bestimmten Datum oder einer Stadt geboren wurden? Mit der Wikipedia-Personensuche.

Die gibt es unter der Adresse https://toolserver.org/~apper/pd/. Das Suchformular durchforstet ausschließlich die in Wikipedia aufgenommenen Personen. Ideal ist die Personensuchmaschine für die Suche nach Geburts- und Sterbedatum, Geburts- und Sterbeort, Nationalität oder das Geschlecht. Für runde Geburts- und Todestage gibt es in der linken Navigationsspalte Direktlinks.

Die Daten werden nicht live aus der Wikipedia-Datenbank entnommen, sondern in regelmäßigen Abständen aus dem frei zugänglichen Datenbestand extrahiert und in eine eigene Datenbank eingespielt. Etwa einmal im Monat wird sie auf den neuesten Stand gebracht.

js-personensuche