Fake Artikel die aussehen wie echte Artikel

Vorsicht: Fake Infos im Gewand etablierter Medien

Im Augenblick bekommen Menschen auf Facebook, Twitter, WhatsApp und Telegram häufig Links präsentiert, die Artikel als Belege für steile Behauptungen enthalten. Doch es handelt sich um geschickt manipulierte Fake-Artikel.

Es gibt sie überall: Steile Behauptungen, die Unfrieden stiften. Zum Beispiel, ukrainische Flüchtlinge hätten in Deutschland das Haus ihrer Gastgeber angezündet, weil sie in der Wohnung eine russische Flagge verbrennen wollten. Oder die Behauptung, das ganze Wirtschaftssystem drohe zu kippen, weil die deutsche Regierung versagt. Meldungen, die nicht komplett erfunden klingen – und viele neugierig machen.

Auf Telegram, WhatsApp, aber auch auf Facebook, Twitter und anderswo werden Links verteilt, die zu den Webseiten von Spiegel, T-Online, Bild oder anderen tradierten Medien verlinken. Dort zu finden: Artikel, die die steilen Behauptungen belegen sollen. Doch das alles ist perfide geplant: Fake-Artikel, die genau so aussehen wie auf den Webseiten der jeweiligen Medien. Gesteuert und verteilt von russischen Fake-Zentralen, um Unfrieden zu stiften.

Auf die Internetadressen achten
Domain gekapert: Auf die Internetadressen achten

Fake-Belege in anerkannten Medien

Es scheint ein zunehmendes Problem zu sein: Behauptungen werden mit Links zu originären Medien belegt.

Was ist besser, als eine Behauptung mit einer Quelle zu belegen? Das ist ja genau das Prinzip, mit dem auch wir Journalisten arbeiten. Und wenn die Belege dann kein pro-russicher Blog oder ein Youtube-Kanal einer Putin-Tochter sind, sondern bekannte Medien wie Spiegel, BILD oder Portale wie t-online, die alle kennen, ist die Strahlkraft natürlich besonders groß.

Die Macher gehen so vor: Sie betreiben unzählige Profile auf Facebook, Twitter, Telegram und Co. und verteilen dort gezielt ihre Unwahrheiten und hängen dann – als Beleg – Links zu seriösen Medien an. Klickt jemand drauf, bekommt er oder sie eine Webseite zu sehen, die genau so aussieht wie bei dem Medium üblich – weil alles perfekt nachgeahmt ist –, aber eben mit Fake-Artikeln. Das fällt kaum auf, weil das Layout perfekt stimmt, sogar die Links zu anderen Artikeln sind alle korrekt. Nur wer ganz genau hinschaut, erkennt vielleicht mal eine Bildunterschrift in kyrillischer Schrift.

So gehen die Trolle vor

Stellt sich die Frage: Wie machen die das: Eine BILD oder Spiegel Internetadresse und genau das Layout, das auch diese Publikationen verwenden…

Es lohnt sich, ganz genau hinzuschauen – und zwar auf die Internetadresse. Das ist dann nicht spiegel.de oder bild.de, sondern nur so ähnlich: spiegelr.de oder bild.pic  oder bild.asia. Das sind Domains, die ganz ähnlich klingen, aber nicht den Verlagen gehören. Diese Domains haben sich die Fake-Publizisten gesichert. Man muss wissen, dass es heute Dutzende von Endungen gibt, also nicht nur .de, .com oder .info, sondern auch .vip, .shop, .pic, .biz, .ebay, .company. Wirklich Dutzende.

Niemand kann alle Domains auf seine Marke reservieren. Sinnlos und teuer. Das machen sich die Betrüger zunutze und blockieren eben Adressen, die sehr ähnlich zu den Originalen sind. Es hilft also, auch wenn es lästig ist, sich ganz genau die Internetadresse anzuschauen, die im Browser steht. Die sollte man überprüfen, ob es die richtige, eine plausible Adresse ist. Wieso sollte ein aktueller Artikel zum Beispiel unter spiegel.asia stehen?

Die Betrüger kapern vertraute Domains mit ungewöhnlicher Top Level Domain
Die Betrüger kapern vertraute Domains mit ungewöhnlicher Top Level Domain

Nicht alle Verlage reagieren

Einige Verlage wie Spiegel oder T-Online scheinen hinterher zu sein und besorgen sich die missbrauchten Domains, also Internetadressen. Das läuft dann über die Rechtsabteilung, die ihr Markenrecht einklagen. Das machen sie effektiv – und dann gehen die gekaperten Domains den Betrügern verloren. BILD macht das nach meiner Beobachtung allerdings nicht so energisch. Hier sind gekaperte Domains länger im Einsatz.

Das Layout zu kopieren ist einfach – das können sogar Bots machen, also Computerprogramme: Sie holen sich die aktuelle Webseite eines Artikels, dann stimmen sogar die aktuellen Wettervorhersagen und anderen Headlines – und ersetzen nur den aktuellen Artikel durch den Fake-Artikel. Fertig. Der steht dann unter der gekaperten Internetadresse und wird verlinkt. Das bekomme ich in einer Stunde programmiert, das ist also keine große Sache. Das Ganze ist nur dreist, kein Rocket Science.

So erkennt Ihr Fake-Medien

Wir können nicht erwarten, dass die Menschen die einzelnen Medien so gut kennen, dass ihnen auffällt, dass eine Headline zu lang ist oder ein Foto ungewöhnlich gut oder schlecht gemacht ist. Das wäre wirklich zu viel verlangt. Aber ein ganz einfacher Trick hilft weiter: Einfach die Headline markieren und kopieren und dann zu Google gehen.

Dort die Headline einfügen, um danach zu suchen – und noch „+spiegel“ oder „+t-online“ hinzufügen oder noch besser „site:spiegel.de“. Denn dann sucht Google nach einem Artikel mit dieser Headline auf genau dieser Webseite. Gibt es einen Artikel, bekommt man den auch präsentiert. Gibt es den Artikel nicht, war das andere eine Fake-Seite. Auch das ist in Sekunden erledigt, mit etwas Übung.

 

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