Noch kommt WhatsApp ohne Werbung aus – aber irgendwie muss WhatsApp früher oder später Geld abwerfen. Jetzt testet WhatsApp eine spezielle Business-Version: In Indien sollen kleine Händler über WhatsApp Kontakt zu ihren Kunden herstellen und sogar Geldbeträge einkassieren können. Ein Test für den Weltmarkt.
Mehr als eine Milliarde Benutzer weltweit: Geld verdient Facebook mit dem Messenger-Dienst, für den Mark Zuckerberg immerhin 20 Milliarden Dollar hingeblättert hat, bislang nicht. Schließlich werden keine Gebühren (mehr) berechnet – und Werbung gibt es auch keine. Zumindest bislang. Doch offensichtlich plant WhatsApp ein „WhatsApp for Business“ – und damit soll dann tatsächlich Geld verdient werden.
Spezielle WhatsApp-Version fürs Geschäft
Geplant und auch offiziell angekündigt ist eine spezielle Version von WhatsApp, die sich vor allem an Kleinunternehmer richtet, die weniger als zehn Mitarbeiter, aber durchaus einen ansehnlichen Kundenstamm haben, etwa kleine Geschäfte oder kleine Lokale. WhatsApp for Business soll ihnen die Möglichkeit geben, bequem Kontakt zu den Kunden aufzubauen.
Das könnten zum Beispiel Schnell-Restaurants sein, die einen mit Essen beliefern – man bestellt bequem per WhatsApp. Oder ein Nagelstudio, man reserviert per WhatsApp. Oder man bekommt Support über den Messenger, zum Beispiel bei PC-Fragen. Das sind konkrete Beispiele, die die Verantwortlichen von WhatsApp genannt haben.
Dazu wird es ein separates „WhatsApp for Business“ geben, das die besonderen Bedürfnisse von Geschäftsleuten (Small Businesses) berücksichtigt. Sie sollen die Möglichkeit bekommen, mit dem Messenger ihren eigenen Kundenstamm aufzubauen und zu pflegen. Die Kunden müssen sich als Kunden registrieren können, damit die Geschäftsinhaber sie anschreiben können.
Bezahlen mit der App
Die Kommunikation muss sicher und verschlüsselt erfolgen, vertrauenswürdig. Offensichtlich ist auch geplant, dass man über WhatsApp for Business bezahlen kann. Der Händler oder Anbieter kann also Preisangaben machen – und der Kunde kann mit der App bezahlen. Noch ist Facebook zwar in diesem Bereich nicht intensiv unterwegs, aber sicher gibt es keine Scheu, auch in dieses Marktsegment einzutreten.
Getestet wird in Indien – danach weltweit?
Interessanterweise wird WhatsApp for Business erst mal in Indien getestet. Das ist ein ganz eigener Markt: Hier wird viel und gerne mit Mobilgeräten kommuniziert, und es werden auch gerne online Geschäfte gemacht. Indien ist ein guter Markt, um so etwas zu testen.
Was man auch wissen muss: Facebook hat längst einen Dienst am Start, der sich „Facebook at Work“ nennt und sich an große Unternehmen richtet. Hier geht es darum, die Kommunikation in wirklich großen Unternehmen zu organisieren. Mit WhatsApp for Business versucht Facebook nun, sich von unten zu nähern und gezielt kleine Unternehmen anzusprechen.
Es sind verschiedene Methoden denkbar, wie das zu Geld gemacht werden könnte. Zum einen könnte WhatsApp für die Benutzung von „WhatsApp for Business“ Gebühren verlangen, ob nun pauschal oder zum Beispiel nach Anzahl der verwalteten Nutzer bleibt abzuwarten. WhatsApp könnte aber auch für das Versenden von Werbenachrichten Geld verlangen: Immer dann, wenn ein Geschäftsinhaber seine Kunden kontaktiert, werden Gebühren fällig.
Werbung durch die Hintertür
WhatsApp hatte ein ganz ähnliches Konzept schon vor Wochen angekündigt, als plötzlich auf die Jahresgebühr verzichtet wurde und die Nutzung der WhatsApp-Daten eingeführt werden sollte. Ziel von Facebook und WhatsApp war es da, vor allem großen Unternehmen wie Fluggesellschaften, Banken oder Versandhäusern die Möglichkeit zu geben, ihre Kunden über WhatsApp zu kontaktieren anstatt über SMS oder E-Mail. Noch gibt es das nicht, aber die geplanten Experimente mit „WhatsApp for Business“ gehen klar in diese Richtung.
WhatsApp ist heute ein derartig selbstverständliches Werkzeug zur Kommunikation geworden, dass sich die Menschen nicht scharenweise abwenden werden, wenn unerfreuliche Funktionen dazu kommen – etwa Werbung. Früher oder später wird WhatsApp definitiv versuchen, die Möglichkeiten auszuschöpfen, die sich durch die große Zahl der ansprechbaren User ergeben.
Es wird nicht „Werbung“ heißen, sondern Kontaktpflege, Kunden-Support oder Infotainment – aber es wird bezahlt sein. Wir werden sehen, welche Möglichkeiten wir an die Hand bekommen werden, uns davor zu schützen, wenn wir das nicht wollen. Wir sollten uns darauf besser schon mal vorbereiten.