Wieso Vectoring durchaus was bringen könnte

von | 24.11.2015 | Tipps

Die Deutsche Telekom will unbedingt eine neue Technologie namens Vectoring einführen: Das würde das DSL-Tempo auch im Kupferkabel auf nahezu 100 MBit/Sekunde verdoppeln, vor allem in Städten und Ballungsgebieten. Doch der Wettbewerb ist dagegen – Kritiker befürchten eine Re-Monipolisierung der Telekom aus technischen Gründen. Dabei müsste sich das Problem doch nun wirklich lösen lassen.

Wir alle wollen schnelles Internet. Je schneller der DSL-Anschluss, desto bessern. Dabei ist der Begriff „schnell“ antürlich relativ, denn die Ansprüche nehmen zu: Waren vor ein paar Jahren 16 MBit/Sekunde für einen Privathaushalt purer Luxus, scheint das heute eher bescheiden zu sein. Denn wenn Mama, Papa und die Kinder gleichzeitig netflixen, youtuben, skypen und streamen, dann kann es durchaus eng werden im Familiennetz.

Der Grund für immer größere Bandbreiten liegt auf der Hand: Wir saugen immer mehr multimediale Inhalte aus dem  Netz, darum muss auch die Leitung entsprechend ausgerüstet werden. Dda kommt das Vectoring ins Spiel: Eine vergleichsweise simple Technologie, die es erlaubt, ganz normalen Kupferleitungen – und davon gibt es jede Menge – mühelos bis zu 100 MBit/Sekunde zu entlocken.

Vectoring

Warum Vectoring Probleme löst – und neue schafft

Klingt verlockend. Die Telekom will den DSL-Turbo namens Vectoring unbedingt einführen. Das würde das Tempo der Anschlüsse mal eben verdoppeln. Trotzdem meckern viele darüber – vor allem die Konkurrenz. Nicht, weil die Anschlüsse dann schneller würden, das begrüßen erst mal alle. Sondern, weil sich die Telekom dadurch erhebliche Vorteile erschleichen würde.

Technische Gründe machen das Problem: Wenn auf VDSL2-Vectoring umgestellt wird, dann muss die Konkurrenz abgeknipst werden. Denn alte und neue Technik verstehen sich nicht gleichzeitig an einem Hauptverteiler. Die Konkurrenz könnte dann in den Verteilern keine eigene Technik mehr installieren.

Endlich mal aktiv werden statt „Nein“ schreien

Das Argument sticht – auf den ersten Blick. Dann müssen die möglichen Vorteile eben ausgeglichen werden. Nur „Nein“ schreien, das hilft uns nicht weiter. Denn wir brauchen dringend eine schnellere Netz-Infrastruktur in Deutschland. Wir sind in Deutschland zwar allgemein betrachtet ganz gut versorgt, aber längst nicht optimal aufgestellt – andere sind besser dran.

Und wir werden im Vergleich immer langsamer. Deshalb müssen neue Technologien her. Die Frage ist daher nicht: Ob Vectoring oder Glasfaser. Die Forderung muss vielmehr lauten: Vectoring für alle und Glasfaser.

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Wir schaffen das!

Die richtige Frage lautet also: Wie machen wir das? Natürlich kann man der Telekom nicht erlauben, durch die Hintertür wieder eine Quasi-Monopolstellung einzunehmen. Doch es muss was passieren. Die Bundesregierung hat schon mehrfach versprochen, die Netz-Infrastruktur in Deutschland aufzubohren – was wirklich dringend nötig ist. Also bitte: Loslegen. Dann soll die Telekom auf der letzten Meile VDSL2-Vectoring einführen, aber bitte in ganz Deutschland. Auch auf dem Land. Auch dort, wo man bislang von 50 oder gar 100 MBit/Sekunde nur träumen kann, wo selbst 16 MBit/Sekunde nicht erreicht werden. Kostet das viel Geld? Natürlich! Aber es gibt nichts geschenkt.

Die Telekom will Geld verdienen, der Wettbewerb auch. Die Bundesregierung will die Netz-Infrastruktur ausbauen. Früher oder später brauchen wir Glasfaser überall – so wie heute in vielen Städten schon. Also müssen die unterschiedlichen Interessen unter einen Hut gebracht werden. Und zwar schnell. Es kann nicht sein, dass nichts passiert, bloß weil es mühsam oder schwierig ist. Wer Entscheidungen fällt, geht Risiken ein. Wer keine Entscheidungen fällt, macht alles nur schlimmer.