Google Buzz will auch bei Social Networks erfolgreich sein

Das ist so eine Sache, wenn man größer wird – und erfolgsverwöhnt ist. Irgendwann wird man träge und fett, hat zu sehr mit sich selbst zu tun, mit dem Wachstum zu kämpfen, muss ständig neue Produkte und Ideen entwickeln und die bestehenden weiter pflegen. Alle zeigen mit den Fingern auf einen und warten nur darauf, dass man über die eigenen Beine stolpert. Das ist IBM so gegangen, das ist Microsoft so gegangen, auch Yahoo hat diese Geschichte hinter sich – und Google steckt mittendrin. Noch kann man sich nicht vorstellen, dass Google mal ins Straucheln gerät, aber so war das lange Zeit auch bei IBM und Microsoft – definitiv.

Google ist innovativ wie kaum eine zweite Firma, die ich kenne. Der Output ist enorm. Nicht alles ist gut und erfolgreich, aber doch verhältnismäßig viel. Wer nun sagt, Google hätte die Social Networks verschlafen und würde jetzt erst auf den fahrenden Zug aufspringen, hat Recht – und auch wieder nicht. Denn zum einen kann natürlich keine (bestehende) Firma jeden neuen Trend setzen (und nur dann ist man von Anfang an dabei), zum anderen hat Google sehr wohl immer wieder Versuche unternehmen, die Aspekte der sozialen Netzwerke bei sich einzubinden. Die Suchmaschine, immerhin das Kerngeschäft von Google, berücksichtigt längst Twitter-Nachrichten und versucht, zur Live-Suchmaschine zu werden (was sich aber noch deutlich verbessern ließe).

Google-Produkte wie Orkut konnten sich nicht durchsetzen. Auch Google Wave ist keine schlecht Idee und bietet durchaus Aspekte, die man bei Google Buzz jetzt gut findet, ist aber irgendwie ein „Satellit“, technisch zu komplex und interessiert nur wenige. Es gibt nur andere Versuche, die Google unternommen hat, Facebook, Twitter und Co. in die eigenen Serviceleistungen einzubauen, auch Funktionen, um Freunde an sich zu binden – aber eben immer ein bisschen halbherzig.

Google Buzz wird nicht halbherzig angegangen und von den meisten als direkter wie unverfrorener Angriff auf Facebook und Co verstanden. Ein waghalsiger Vergleich, denn Facebook ist dann doch deutlich mehr als das, was Google mit Buzz bietet – und Twitter wiederum ist deutlich weniger und lässt sich obenfrein nahtlos in Buzz integrieren (und ist damit keineswegs überflüssig geworden). Aber Headlines müssen einfach und kompakt sein, deswegen ist halt vom Angriff auf Facebook und Twitter die Rede – und im Kern stimmt es dann doch wieder, denn natürlich geht es darum, wer die meiste Aufmerksamkeit bekommt und wem es gelingt, die Leute auf seine Webseiten, seine Onlinedienste (auch im Handy) zu locken, und das möglichst regelmäßig.

Denn, Hand aufs Herz, das ist das einzige was zählt – und das einzige, was Kohle bringt. Anders als Facebook und Twitter ist Google hier extrem erfolgreich und auch erfahren. Wie man im Web Geld verdient, das weiß Google nur zu gut. Außer bei Youtube klappt das eigentlich überall hervorragend. Apropos Youtube: Einer der ersten Social Network Dienste, die es gegeben hat. Wird gerne vergessen. Hier kann man sich auch in Gruppen zusammenfinden, sich gegenseitig kommentieren (in Wort oder im Video), annotieren, verlinken, eigene Homepages bauen. Es ist also keineswegs so, dass Google „den Trend verschlafen hat“, Google hat den Trend durchaus mit gesetzt.

Kommt Google Buzz zu spät? Vielleicht ein bisschen spät, aber in meinen Augen nicht zu spät. Es scheint gut durchdacht und handlich zu sein, auch wenn es nichts Revolutionäres bietet. Bislang. Kann ja noch kommen. Den Geist des Social Networks befeuert der neue Service zweifellos, weil nun vielleicht auch Menschen diese Funktionen nutzen, die bislang nie daran gedacht hätten… Facebook und Twitter bekommen dadurch ein bisschen Gegenwinder, aber gleichzeit auch Wind unter die Flügel, denn das Thema insgesamt nimmt an Bedeutung zu.

Ob die Menschen Google Buzz annehmen werden, ob es Facebook, Twitter und Co. schaden wird, das lässt sich derzeit noch nicht seriös voraussagen. Ich könnte es mir aber gut vorstellen.

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