Soziale Netzwerke werden zunehmend synthetisch

von | 21.03.2024 | KI, Social Networks

Soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter, Youtube oder TikTok wollen angeblich Menschen miteinander verbinden – deswegen „sozial“. Doch in Wahrheit sind immer mehr Inhalte durch KI erzeugt.

Sie nennen sich „soziale Netzwerke“, weil sie doch versprechen, dass sich Menschen über Facebook, Twitter, Instagram und Co. miteinander verbinden und austauschen können. Ein „soziales“ Netzwerk eben – Mensch zu Mensch.

Ohne künstliche Grenzen, über jeden Ozean hinweg. Und das „in no time“. Das war vielleicht mal die Idee. Wenn überhaupt. Heute sind diese Plattformen voll mit Müll, mit Hass und Hetze, mit Fake und Lügen, generiert von Bots.

Doch das ist nichts im Vergleich dazu, was uns jetzt bevorsteht. Denn die Technik verdrängt uns Menschen mehr und mehr aus diesen Netzwerken. KI übernimmt.

Marck Zuckerberg als Avatar

Facebook: Vor 20 Jahren gestartet – und heute?

Facebook gilt als Mutter der sogenannten „Sozialen Netzwerke“ – und ist ziemlich genau vor 20 Jahren gestartet. Wie viel ist noch übrig von der Idee, Menschen mit Menschen zu verbinden?

Ehrlich gesagt nicht viel. Wer sich viel Mühe gibt, kann damit zwar noch mit Menschen interagieren – mit ein wenig Glück sind sie auch nicht mies gelaunt und besserwisserisch. Aber solche Begegnungen – außerhalb des Kreises der eigenen Freunde und Kollegen – werden jedoch immer mehr zur Ausnahme.

Und das hat auch einen konkreten Grund: Gewinnmaximierung und Gier. Unternehmen wie Meta oder Twitter oder Bytedance (Tiktok) unternehmen alles, um die Menschen so lange wie möglich in den Netzwerken zu halten.

Wir kennen das als „Erregungsökonomie“: Gut ist, was aufregt – der Preis sind Missgunst, Hass, Hetze, gespaltene Gesellschaften. Auf den Plattformen wird vor allem gelogen und betrogen. Sie triefen vor direkter und indirekter Werbung. Die einen immerhin als Anzeigen gekennzeichnet, die anderen in Form von Influencern unehrlich verpackt. Die Bilanz fällt wahrlich ernüchternd aus.

Avatare sind das digitale Alter Ego im Metaverse (und in Games)

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Meta will überall Avatare

Doch nun wird die nächste Stufe gezündet. Konzerne wie Meta setzen auf Avatare statt echter Menschen.

Das ist nur eine erste Stufe in die komplette Künstlichkeit. Wie wir wissen, hat sich Meta – das Unternehmen hinter Facebook, Instagram und WhatsApp – dem „Metaverse“ verschrieben. Eine komplett künstliche virtuelle Welt, in die Menschen eintauchen können. Vor allem mit VR-Brille auf der Nase.

Aber damit das auch ohne geht, hat Meta bereits eingeführt, dass man „Avatare“ von sich erstellen kann, in Facebook, Instagram oder WhatsApp – also grafische Figuren, die als Stellvertreter für einen selbst stehen sollen.

Apple hat vor einigen Jahren aus Spaß auch eingeführt, sogar bewegt und animiert. Das bedeutet: Der erste Schritt ist getan. Freunde oder Fremde sehen nicht mehr uns, sondern eine schillernde Grafik, die wir uns selbst gestalten. Mit der echten Welt hat das nichts mehr zu tun.

Künstliche Influencerinnen gibt es auf Instagram schon länger

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KI erzeugt immer mehr Inhalte auf Social Media

Dazu passt, dass nun auch KI in diese Plattformen einzieht und immer häufiger komplette Konten betreibt. Was kommt da auf uns zu?

Wer sich – wie ich – regelmäßig und intensiv umschaut in den Sozialen Netzwerken, der kann beobachten, wie Heerscharen von Super-Smarten erzählen, wie easy es ist, mit virtuellen Figuren auf Instagram und Co. viel Geld zu verdienen.

Da werden Accounts gezeigt, die meist halbnackte junge Frauen zeigen, die sich in allen möglichen Posen rekeln und an allen möglichen Stellen der Erde. Es gibt tatsächlich immer mehr solcher Accounts – und sie haben, es ist unfassbar, oft Heerscharen von Followern und verdienen tatsächlich viel Geld.

Vom komplett verdrehten Beauty-Filter, der aus einem ganz normalen Gesicht nahezu eine Comic-Figur macht, ist es eben nicht mehr weit zur echten Comic-Figur. Es wird immer leichter, mit KI Fotos und nun sogar Videos zu erzeugen, die echt aussehen.

Aber man muss keine teuren Shootings veranstalten, sondern alles entsteht im Computer. KI sei Dank. Künstlich erzeugte Inhalte und Personas überfluten gerade die angeblich „Sozialen Netzwerke“. Es ist ein Albtraum. Wir steuern auf eine umfassende Fake-Welt zu. Mit der Realität hat das rein gar nichts mehr zu tun.

Wir steuern auf ein synthetische Plattformen zu

Mir fällt es schwer zu glauben, dass solche Inhalte verfangen und da die Zukunft liegt. Wie geht es weiter?

Ich fürchte, das was wir derzeit beobachten, ist erst der Anfang.

Die Tatsache, dass sich die KI rasant weiter entwickelt und wirklich jeder sie bedienen kann, macht diesen Trend zwingend. KIs wie Midjourney und Dall-E3 sind jetzt in der Lage, einen einmal gestalteten Charakter jederzeit wiederzuverwenden.

Für 20 EUR im Monat entstehen so endlos viele Fotos in jeder nur denkbaren Version. Mit Sora von AI und Lumiere von Google kommen die ersten Video-KIs, die ebenso funktionieren. Der nächste Schritt ist, dass diese KIs sogar mehr oder weniger live Inhalte erzeugen – und die Follower persönlich mit Namen ansprechen und die Eigenschaften kennen.

Das simuliert Nähe und Freundschaften. Und für Menschen, die mit der künstlichen Welt der „Sozialen Netzwerke“ groß werden, ist das vielleicht sogar erstrebenswert. Mit der Realität haben sie ja ohnehin immer weniger zu tun. Es wirkt wie ein absurder Albtraum – der unbedingt gestoppt gehört.

 

 

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