WikiLeaks: Öffentliche Plattform für sensible Informationen

von | 09.06.2010 | Tipps

Ein 22-jähriger Soldat soll geheimes Bildmaterial aus dem Irakkrieg über die Onlineplattform Wikileaks (www.wikileaks.org) öffentlich gemacht haben und wurde deswegen vor zwei Wochen festgenommen. Im April dieses Jahres war bei Wikileaks ein Video aus dem Irakkrieg zu sehen, das aus einem US-Kampfhubschrauber aufgenommen wurde. Hier ist zu sehen, wie US-Soldaten aus den Hubschraubern Iraker auf der Straße erschießen. Ein Dutzend Zivilisten starben bei dem Vorfall, der sich 2007 in einem Vorort von Bagdad ereignet hatte, darunter auch zwei Fotografen der Nachrichtenagentur Reuters.

Besonders heikel sind die Funksprüche der Besatzung, der Soldaten, die hämisch, herablassend, menschenunwürdig sind. Solche Dokumente vertuscht das Militär gerne – und in der Regel auch erfolgreich. Traditionelle Medien berichten kaum kritisch über den Krieg.

Ein Onlineportal wie Wikileaks lässt sich nicht kontrollieren, so sind die Informationen nach außen gedrungen. Man könnte Wikileaks als Enthüllungs-Wiki bezeichnen. „Leak“ steht im Englischen für „Loch“ oder „undichte Stelle“. Hier können Menschen anonym Missstände öffentlich machen. Sie nutzen dazu die vorhandene Plattform, ein Wiki (wie Wikipedia), veröffentlichen Artikel, Fotos oder Videos – aber eben nicht unter dem echten, richtigen Namen, sondern unter einem Pseudonym.

Diese Möglichkeiten hat der 22-jährige US-Soldat genutzt, der über eine hohe Sicherheitsfreigabe verfügte und so Zugang zu geheimen Computernetzwerken hatte. Dort hat er auch das Video entdeckt, das er, neben zahllosen weiteren Dokumenten, Texten, Fotos und Videos an Wikileaks weitergeleitet hat. Davon soll er einem ehemaligen Hacker erzählt haben. Der allerdings schaltete schließlich die Behörden ein. Derzeit wird der Soldat in Kuwait festgehalten, bislang ohne Anklage. Noch steht nicht fest, ob der Soldat die Taten tatsächlich begangen hat – oder sich nur damit brüstete.

WikiLeaks ist im Januar 2007 gestartet und versteht sich als Webseite, die Insidern eine Möglichkeit bietet, Geheimnisse auszuplaudern, die für die Öffentlichkeit wichtig oder relevant sein können. Wer WikiLeaks betreibt, ist nicht bekannt. Es sollen unter anderem von chinesischen Dissidenten und Hackern aus aller Welt betrieben werden.

Das Video aus dem Irakkrieg ist vielleicht das bekannteste, aber keineswegs das einzige Dokument, das von sich reden macht. Andere Themen sind zum Beispiel die Giftmüll-Verklappung in Afrika oder Enthüllungsberichte über Scientology. 2008 wurde die Seite vom britischen „Economist“ sogar mit dessen Preis für Neue Medien ausgezeichnet.

www.wikileaks.org

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