Vernetzter Protest und Widerstand

von | 22.09.2010 | Tipps

Ob es um Stuttgart 21, die Verlängerung der AKW-Laufzeiten oder die aktuellen Sparpläne der Bundesregierung geht: Politische Themen werden heute auch im Web diskutiert. Das Web ist dafür wie gemacht. Die oft gut gemachten Angebote informieren und klären auf, natürlich in der Regel aus einer bestimmten Perspektive. Mit vergleichsweise geringem Aufwand lassen sich online Massen mobilisieren. Genau das machen sich Bürgerbewegungen, Bürgerinitiativen oder auch schon mal einzelne Bürger zunehmend zunutze.

Einfachstes Beispiel: Ein fertig geschriebener Protestbrief, der online zur Verfügung steht und den Besucher nur noch kopieren, ausdrucken und abschicken müssen. Oft wird die Protestnote sogar gleich per E-Mail verschickt. Das ist bequem und erhöht die Zahl der verschickten Protestnoten enorm. Oft können sich die Besucher auch in digitale Unterschriftenlisten oder Petitionslisten eintragen.

Soziale Netzwerke spielen in diesem Zusammenhang eine wachsende Rolle. Denn zum einen lassen sich in sozialen Netzwerken besonders schnell und einfach zu jedem beliebigen Thema „Gruppen“ eröffnen, zum anderen eignen sich soziale Netzwerke wunderbar, um die eigenen Interessen auch publik zu machen. Darum hat heute praktisch jede Protestbewegung, jede Bürgerbewegung eine eigene Facebook-Seite. Wer so eine Facebook-Seite besucht, sieht gleich, wie viele Unterstützer es bereits gibt, selbst ob bereits die eigenen Freunde mitmachen, lässt sich erkennen.

Außerdem kann es wohltuend sein, sich durch Anklicken von „Gefällt mir“ zu einer Sache zu bekennen. Nicht zuletzt können soziale Netzwerke besonders gut Menschen vernetzen. Nachrichten, Meldungen und Meinungen lassen sich hier besonders einfach und bequem verteilen, weiterreichen, vervielfältigen – der berühmte Schneeballeffekt.

Praktisch alle derzeit relevanten, öffentlich debattierten Themen spielen auch im Web und auf Facebook eine Rolle. Stuttgart-21 ist ein schönes Beispiel, im Web sind sowohl Befürworter wie Gegner aktiv. Beide haben gut gemachte Facebook-Seiten, beide in etwa dieselbe Zahl an Anhängern. Die Gegner zählen knapp 8.400 Unterstützer, die Befürworter rund 7.800. Beide bieten umfangreiche Angebote auf Facebook, mit Diskussionen, Fotos, Angaben zum Projekt, Infos zu Veranstaltungen und vieles andere mehr. Bei der Atomkraftdebatte sieht es etwas anders aus: Da sind die Gegner und AKWs und AKW-Laufzeitverlängerung deutlich besser vertreten und präsenter in den sozialen Netzwerken.

Die Zukunft liegt in der Online-Bewegung. Die Menschen kommunizieren verstärkt im und über das Internet, sie organisieren sich über das Netz. Zu Hause, im Büro, vor Ort: Das Netz ist heute überall erreichbar. Zudem kostet es wenig oder gar nicht, online präsent zu sein und die Möglichkeiten zu nutzen. Es kann deshalb keinen Zweifel geben, dass das Internet auch in Zukunft eine große, sogar eine größere Rolle spielen wird.

Das Internet ist ein Instrument, das zur Demokratisierung beiträgt. Anders als früher kann heute praktisch jeder, unabhängig von der finanziellen Ausstattung, eine Bewegung auslösen, Ideen präsentieren, Menschen mobilisieren. Das war früher viel aufwändiger, vor allem, wenn das bundesweit oder sogar weltweit passieren sollte. Heute ist das eher eine Frage des Willens.

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